Dirk Nowitzki - So weit, so gut. Jürgen Kalwa

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Dirk Nowitzki - So weit, so gut - Jürgen Kalwa

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Weinhauer, lassen Sie uns zunächst einmal darüber sprechen, wie das 1998 im Detail ablief. Wer hat damals wen angerufen und den Tausch initiiert?

      Ich habe in den Wochen vor der Draft vermutlich mit fast jedem Team über mögliche Szenarios gesprochen. Wer macht was? Wer ist an wem interessiert? Dabei mit Dallas und in diesem Fall mit Don Nelson zu reden, war nichts Ungewöhnliches. Ob wir nur einmal oder mehrmals miteinander gesprochen haben, weiß ich nicht mehr. Aber er war es, der vorschlug, dass wir uns auf einen Tausch verständigen, bei dem wir beide für einander ziehen.

      Sie dürfen aber nicht vergessen: Zu dem Zeitpunkt haben wir in Milwaukee eine Reihe von unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten gesehen. Unser europäischer Scout hatte Nowitzki spielen gesehen und uns einen Bericht übermittelt. Wir waren auf Platz 9 und hatten ihn nicht auf unserer Liste. Unser Bedarf bestand aus zwei Spielertypen. Wir brauchten einen Power Forward, der gut rebounden konnte. Und wir brauchten einen Guard, der sowohl als Aufbauspieler als auch als Korbschütze fungieren konnte.

      Ich hatte Larry Hughes aus St. Louis als Guard identifiziert nach dem Vorbild von Spielern, wie sie die Detroit Pistons eingesetzt hatten: Isiah Thomas und Vinnie Johnson. Wir hatten bereits Ray Allen, einen großartigen Korbschützen. Und wir hatten Sam Cassell. Ich wollte Larry Hughes für diese Rolle. Bei den großen Spielern hatten wir Glenn Robinson, ein exzellenter Schütze aus Purdue, Spitzname „Big Dog“. Wir hatten Armen Gilliam, ebenfalls ein exzellenter Schütze als Power Forward, aber kein guter Rebounder. Wir hatten Tim Thomas, auch ein guter Schütze, aber kein guter Rebounder. Wir hatten Scott Williams aus North Carolina, der das ganze mehr oder weniger komplettierte. Wir hatten Sorge, dass Robert Traylor an Draft-Platz 9 schon von jemand anderem gezogen sein könnte.

      Wie muss man sich das vorstellen, wenn Sie in der Phase mit anderen Clubs reden? Wie vorsichtig gibt man zu erkennen, was man vorhat? Wie offen ist man? Die Teams sind schließlich Konkurrenten.

      Man kann eigentlich niemandem wirklich glauben, was er sagt. Gewöhnlich machst du das in der frühen Phase folgendermaßen: Du achtest nicht auf die Namen, die sie erwähnen, sondern auf die, die sie nicht erwähnen. Die schreibst du dir auf. Denn das sind gewöhnlich die Personen, für die sie sich vermutlich interessieren. Man lügt einander nicht an, aber man versucht, möglichst wenig von den eigenen Plänen durchblicken zu lassen, wenn man jemandem einen Tausch anbietet.

      Nellie hat mit einem Szenario angerufen, in dem wir Robert Traylor an Draft-Platz 6 bekommen konnten. Sie waren daran interessiert, Nowitzki an Platz 9 zu bekommen, weil der Besitzer der Mavericks ihm nicht das höhere Gehalt bezahlen wollte, das ihm mit dem sechsten Platz zugestanden hätte. Ich sage das mit dem Hinweis darauf, dass Dallas vermutlich Nowitzki am besten und am gründlichsten gescoutet hatte und eine Idee davon hatte, wer er ist.

      Also kamen Sie an einen Punkt, an dem Sie das Gefühl hatten, Sie können Nelson vertrauen und sie verstehen beide, um was es bei diesem Tauschgedanken für beide Seiten geht?

      Nellie und ich haben diesen Punkt schon ziemlich früh erreicht. Ich wusste, was er wollte.

      Sie konnten ihm also offen sagen: Ich will Traylor, aber mache mir Sorgen, dass er an Platz 9 nicht mehr zu haben ist?

      Ja, wir konnten das zugeben, einen Tag vor der Draft oder am Draft-Tag, so genau weiß ich das nicht mehr. Wir hatten das auch mit unserem Club-Besitzer [Herb Kohl] abgesprochen, mit dem wir immer alles geklärt haben. Wir waren alle einer Meinung. Wir wollten einen Power Forward. Und wir hatten nichts dagegen, das Nellie zu sagen. Denn wir wussten: Er will Nowitzki. Er würde nicht Traylor an 6 ziehen und ihn dann behalten. Das Ganze basierte natürlich auf der Prämisse, dass Traylor an 6 und Nowitzki an 9 beide noch zu haben waren. Und dass Pat Garrity an 19 noch nicht weg war. Ich dachte damals, dass es für Dallas am wichtigsten war, Nowitzki zu bekommen. Mir war nicht klar, dass Nelson versuchen wollte, Garrity in einem Paket an Phoenix weiterzugeben, um Steve Nash zu holen. Das hat uns auch nicht weiter interessiert. Aber im Blick zurück denke ich, wir hätten Dallas nur einen Zweit-Runden-Draft-Platz anbieten sollen und nicht unseren 19. Platz in der ersten Runde.

      Weil die Chance, von Platz 9 auf Platz 6 vorzurücken, keinen so großen Unterschied bedeutete?

      Das hängt davon ab, wen man an 6 bekommen kann. Lassen Sie uns nochmal diese Draft anschauen. An eins wurde Michael Olowokandi von den Los Angeles Clippers gezogen. Er hat in seiner ganzen Karriere nichts in der NBA bestellt. Nummer 2, Mike Bibby, der ging an Vancouver. Drei: Raef LaFrentz aus Kansas war ebenfalls in seiner Karriere kein bedeutender NBA-Profi. Zwei der Topspieler, die vor Robert gezogen wurden, stellten sich als nicht viel wert heraus.

      Aber das gehört doch immer zur Draft dazu, dass man vorher nicht weiß, was aus den Spielern wird, und dass sich die Teams bei ihren Entscheidungen in 50 Prozent der Fälle verschätzen.

      Ja. Das gehört zur Draft. Das kann man auch anhand der Zahl der Spieler belegen, die nach nur einem oder zwei Jahren von den Teams abgegeben werden. Weil es mit ihnen in der Mannschaft, von der sie gedraftet wurden, nicht funktioniert hat. Manchmal passen sie woanders besser hinein. Aber was ich schon gesagt habe: Nellie hat das damals vorgeschlagen. An Nowitzki waren wir nicht interessiert. Ehrlich gesagt, in den ersten beiden Jahren in der Liga war er allenfalls ein durchschnittlicher Spieler. Es gab keine Anzeichen dafür, dass er ein so großartiger Spieler werden würde. Und so hatte es auch nichts mit meinem Abgang in Milwaukee zu tun.

      Völlig unabhängig von der Entscheidungslage 1998 – wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, dass Nowitzki ein vielversprechender Spieler war?

      Vielleicht zwei oder drei Jahre später. Wir haben ihn in der Summer League nach der Draft gesehen. Ehrlich gesagt, er war so gut wie kein Faktor. Er war langsam und sah aus wie ein großgewachsener Typ, den man sich als Distanzschütze ausmalen konnte. Aber von denen hat es schon immer jede Menge gegeben. Niemand kann wirklich abschätzen, was in jemandem steckt, wieviel Zeit und Energie er in etwas steckt. Aber er hat das getan und hat aus sich ein Spitzenspieler in der Liga gemacht. Und das für mehr als die letzten zehn Jahre.

      Er wirkte damals nicht wie ein Typ, der in ein nach klassischen Kriterien zusammengestelltes Team gepasst hätte?

      Das gilt sicher für die ersten Jahre. Ich glaube nicht, dass damals jemand gesagt hat, er würde gerne um Nowitzki herum ein komplettes Team aufbauen. Man war 1998 auf gewisse Weise fasziniert, weil es vor ihm bereits ein paar erfolgreiche europäische Spieler in der NBA gegeben hatte. Wie sich herausstellte, war das für die Mavericks eine exzellente Entscheidung. Er spielt noch immer in Dallas.

      Nachdem Mark Cuban den Club gekauft hatte, zeichnete sich in Dallas ab, dass man um Nowitzki als zentraler Figur herum eine komplette Mannschaft aufbauen kann.

      Als Mark Cuban kam, wusste man bereits, dass Nowitzki ein sehr, sehr guter Spieler werden würde. Und man wusste, dass man um ihn herum Spritzigkeit und Athletik brauchen würde, um ein gutes Team aufzubauen. Das haben sie sehr gut hinbekommen.

      Haben Sie sich seit 1998 jemals mit Don Nelson oder seinem Sohn Donn, der damals ebenfalls beteiligt war, über ihre Erinnerungen an die Draft unterhalten?

      Nein. Wir kannten uns gut, aber waren keine engen Freunde. Ich hatte aber die Gelegenheit, in Nellies Haus auf Maui zu wohnen. Zwei Wochen lang. Er war so nett, meiner Frau und mir das anzubieten. Über diesen Trade haben wir noch nie gesprochen. Ich will ihm auch nicht die Chance geben, sich allzu diebisch zu freuen.

      Die NBA ist so etwas wie eine Zunft oder eine Burschenschaft, korrekt?

      Auf dem Platz kämpft man gegeneinander. Abseits vom Spielfeld geht man freundschaftlich miteinander um. Man macht miteinander Geschäfte. Es gibt Kollegen, die man im Laufe der Zeit besser kennenlernt. Und andere nicht. Aber ich habe Nellies Basketballverstand immer

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