Dirk Nowitzki - So weit, so gut. Jürgen Kalwa

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Dirk Nowitzki - So weit, so gut - Jürgen Kalwa

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Teenager in Würzburg Vorbilder gab, die er verehrt hatte, ohne jemals auch nur im Traum daran zu denken, gegen solche Leute auf dem Platz zu stehen.

      Seine sportliche Laufbahn ging dann doch in Amerika weiter, wo er immer wieder Niederlagen und Rückschläge verkraften musste und gleichzeitig einer tiefschürfenden Beschäftigung mit der ganz offensichtlichen Frage auswich, die jeden umtrieb, der den Verdacht hatte, dass die ganze Chemie in Dallas nicht stimmte, um etwas wirklich Herausragendes zu erreichen. Wieso setzt sich jemand angesichts der Misserfolge nicht aus einem solchen Milieu ab? Wieso glaubt er einem monomanischen Clubbesitzer wie Mark Cuban, dass der schon alles Notwendige tun werde? Wieso lässt einer nicht mittelmäßige Mitspieler und Trainer hinter sich und sucht woanders den Erfolg?

      Dirk Nowitzki war offensichtlich nicht daran interessiert, intensiv über Alternativen nachzudenken. Er probierte lieber das aus, was der Schriftsteller und Existenzialist Albert Camus in seiner Schrift „Der Mythos des Sisyphos“ als „Philosophie des Absurden“ bezeichnet hatte. Er machte weiter, trainingsfleißig, unermüdlich und mit einer störrischen Lakonie. Wozu es unter anderem gehörte, die vielen Verballhornungen zu akzeptieren, die amerikanische Wortspiel-Artisten mit seinem Namen veranstalteten.

      Hier wurde er zum Bespiel Dork genannt statt Dirk – ein Slangwort, das eine unbeholfene und gesellschaftlich nicht akzeptierte Person beschreibt. Man nannte ihn Irk, was gleich auf zwei Sprachebenen funktionierte. Denn einerseits heißt „irk“ ärgern und andererseits charakterisierte das Wort auf bestechende Weise die Defensivschwächen des Power Forward, der in der Nähe des eigenen Korbs oft ziemlich verloren aussah: „There is no D in Dirk“. Was darauf abzielte, dass das „D“ im Sprachgebrauch der Basketballer die Abkürzung für Defense war, die Defensivarbeit.

      Am härtesten aber war wohl das Etikett No-win-ski. Das streifte er erst im Juni 2011 ab. Seitdem nannte man ihn lieber No-quit-ski. Der Mann, der niemals aufgegeben hatte. Ein Typ wie geschnitzt aus der Denkwelt von Albert Camus: „Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. […] Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf.“

      Das gilt in einem sehr viel bescheideneren Rahmen auch für mich. Ich habe seit dieser Begegnung in Dallas nie mehr aufgehört, ihn und seine Weggefährten so genau wie möglich zu beobachten und in fast jeder Saison mindestens einen Text zu schreiben, der sein Schicksal und seine Karriere nachzeichnete. Eine Perspektive aus der Halbdistanz und unbeeindruckt von irgendwelchen Emotionen.

      In diesem Buch finden sich die markantesten Einzelbeispiele. Diese Texte – die wie ein Scheinwerfer auf die einzelnen sportlichen Entwicklungsphasen eingehen – skizzieren nicht nur seinen Weg, sondern werfen auch ein Licht auf die Leistungsgesellschaft NBA, die zwar amerikanische Wurzeln, aber längst einen globalen Zuschnitt hat. Etwa zwanzig Prozent der knapp 450 Profis in der Liga kommen wie Nowitzki aus dem Ausland.

      Ich habe ihn Jahre später nach dem Gewinn der Meisterschaft noch einmal in Dallas getroffen und interviewt. Was ich von dem Abstecher mitnahm: Dirk Nowitzki war eine Persönlichkeit geworden. Jemand, der irgendwann angefangen hatte, sein Basketballer-Leben deutlich mehr zu genießen.

      Verständlich. Seine Philosophie und seine kompromisslose, unermüdliche Einsatzbereitschaft hatten schließlich Erfolg gezeigt. Er wirkte nicht nur älter und klüger, sondern auch entspannter und sehr viel geübter im Umgang mit Leuten wie uns.

      Wir – das sind Leute, deren Arbeitsergebnisse sich erheblich unterscheiden. Weshalb dieses Buch auch eine ureigene Perspektive illustriert, um das Besondere am besten Basketballer, den Europa je hervorgebracht hat, herauszufiltern. Aufbauend auf eine umfangreiche (und in diesem Fall tatsächlich sogar geordnete) Sammlung von Reportagen und Einlassungen über Nowitzki und die NBA, die seit meinem ersten Interview entstanden sind und hauptsächlich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung erschienen sind.

      Obwohl es sich dabei nur um eine Auswahl handelt, dokumentieren sie, einem Fotoalbum ähnlich, Schritt für Schritt, Schlaglicht für Schlaglicht, das Kontinuum der gesamten Nowitzki-Karriere und das Auf und Ab der mitschwingenden Erwartungen. Ergänzt um eine ganze Reihe unveröffentlichter Texte.

      In einer solchen Arbeitsweise ähnelt das Projekt ein wenig der Denkweise des Cinéma vérité und ihrem Ethos des dokumentarischen Filmens. Ein Versuch, sich nicht einfach von der heutigen Perspektive auf das Thema gefangen nehmen zu lassen und der Tendenz zu entgehen, die enorme Zeitspanne von 21 Jahren der NBA-Karriere von Dirk Nowitzki einfach schick aufzubügeln und ihn mit einer solchen Darstellung aus dem Kontext des Alltags seiner Mannschaftssportart herauszulösen.

      Deshalb gibt es auch einen Abschnitt über Weggefährten wie den Besitzer der Dallas Mavericks, Texte über einem Teil von Nowitzkis Mitspielern, über seine Trainer und über seine schlechten Erfahrungen mit einer Frau, die er beinahe geheiratet hätte.

      Das Buch ist also bewusst keine Biographie im klassischen Sinne. Es ist aber mehr als ein bloßes scrap book ohne jede innere Bindung der einzelnen Elemente. Es geht aus meiner Sicht bei solchen umfangreichen Betrachtungen unter anderem darum, der hektischen Rezeption von Sport eine zusätzliche tiefer schürfende Dimension hinzuzufügen. Eine Reflexion über das, was unter der Oberfläche stattfindet, hinter der Fassade eines ständigen Wettstreits alter und neuer Ideen.

      Deshalb kann es auch keine abschließende Betrachtung sein über einen, der die Anforderungen seiner Sportart gemeistert und den harten Weg auf den sportlichen Gipfel gepackt hat. Allenfalls ein erster nachdenklicher Blick auf eine bemerkenswerte Laufbahn voller Höhen und Tiefen. Ein Erklärungsversuch. So weit. So gut.

      Ein schüchterner junger Mann mit Ohrring – Dirk Nowitzki im Frühjahr 1999. (imago/Camera 4)

      P.S. Die Tonbandkassette befand sich in einer großen Kiste mit anderen Aufnahmen. Die Aufzeichnung unseres Gesprächs ist also erhalten geblieben. Aber damit auch die sehr nüchterne Erkenntnis: Viel Erhabenes hat Dirk Nowitzki damals nicht gesagt. Und all das wurde in jener Kneipe zusätzlich von lästigen Hintergrundgeräuschen begleitet, die mir ein miserables Tondokument beschert haben. Künstlerpech.

      Barack Obama war als junger Mann ein guter Basketballspieler. Er steht in einer langen Reihe von sportlichen Präsidenten, die Golf spielen oder Tennis. Ihre Sportbegeisterung ist einer der Gründe, weshalb sie traditionell jedes Jahr die Besten des amerikanischen Sports empfangen – als Gastgeber einer Feierstunde im Weißen Haus. Im Januar 2012 kamen die Dallas Mavericks vorbei. Das Protokoll einer Visite.

      Die 23 – aber von den Dallas Mavericks und nicht den Chicago Bulls. (imago/UPI Photo)

      Das Weiße Haus

      Das Büro des Pressesprechers. Für die sofortige Veröffentlichung. 9. Januar 2012

      Bemerkungen des Präsidenten zu Ehren der Dallas Mavericks, den NBA-Meister von 20111

      East Room 12:09 Uhr

      DER PRÄSIDENT: Hallo! Jeder soll bitte Platz nehmen. Nehmt Platz. Willkommen im Weißen Haus und Glückwunsch an die Dallas Mavericks, den Weltmeister (Applaus). Wie man sieht, es sind Leute aus Texas hier (Applaus).

      Das war der erste Titel der Mavericks, deshalb möchte ich

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