Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld

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Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Frank Rehfeld

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deren Ursprung Maziroc lieber gar nicht erst weiter nachdachte.

      Mit einem Mal erschien es ihm gar nicht mehr so unvorstellbar, dass ein Heer aus solchen Monstern der Hof innerhalb so kurzer Zeit erobert und den Großteil aller Spuren beseitigt haben könnte. Wahrscheinlich würden auch sie den Ungeheuern kaum länger als ein paar Minuten Widerstand leisten können, sobald diese sich erst einmal zu einem Angriff entschlossen. Noch aber hielten sie sich aus ihm unbekannten Gründen zurück.

      Auch Eibon und Charalon überwanden nun ihre Erstarrung.

      "Was ... was ist das?", krächzte der Elbenkönig. In seiner Stimme klangen Fassungslosigkeit und eine beginnende Hysterie mit. Hilflos starrte er Charalon an.

      "Ich weiß es nicht", murmelte der Magier. Auch seine Stimme klang brüchig und verriet, dass er nicht minder erschüttert war.

      "Das, werte Herren, sind Damonen", ertönte in diesem Moment eine unbekannte Stimme hinter ihnen. "Und wenn Ihr bislang noch keine Bekanntschaft mit Ihnen gemacht habt, so wird sich das nun sehr bald ändern. Sie haben bereits damit begonnen, auch diese Welt zu erobern, wie sie es schon mit so vielen anderen zuvor getan haben."

      Im Schneesturm

      Sowohl mit den Streitäxten der Zwerge und sogar mit Mazirocs magischen Kräften hatte es sich als unmöglich erwiesen, in dem gefrorenen Boden ein Grab auszuheben, um die gefallenen Gardesoldaten und die toten Hornmänner zu begraben. Um die Leichen trotzdem nicht einfach zum Fraß für Raubtiere herumliegen zu lassen, hatten sie sie in den hintersten Winkel der Höhle gebracht, die ihnen allen um ein Haar zum Verhängnis geworden wäre, und hatten sie notdürftig mit Geröll und Steinen bedeckt, ehe sie ihre Reise fortgesetzt hatten.

      Der Schneesturm dauerte noch mehrere Stunden an, nachdem sie die Höhle bereits verlassen hatten; schwere, nasse Flocken, die ihnen vom Wind entgegengepeitscht wurden und das Vorankommen zu einer Qual machten. Miranya hatte sich ein Tuch vor das Gesicht gebunden, das nur ihre Augen freiließ, dennoch schienen Wind und Kälte wie mit spitzen Zähnen in ihre Haut zu beißen. Bei jedem Atemzug brannte die eisige Luft in ihrer Kehle, und ihre Augen tränten so stark, dass sie selbst auf den paar Metern, die die Sicht nur betrug, alles lediglich stark verschwommen wahrnahm.

      Immerhin brauchten sie wenigstens nicht zu Fuß zu gehen. Sie hatten die Pferde der Hornmänner genau dort entdeckt, wo Scruul behauptet hatte, und es waren mehr als genug Tiere für sie alle, einschließlich der Zwerge. Wie diese ohne Reittiere so schnell hergekommen waren, darüber nachzudenken hatte Miranya längst aufgegeben. Zwar vermutete sie, dass Maziroc die Erklärung dafür kannte, doch als sie ihn danach gefragt hatte, war er einer direkten Antwort ausgewichen, und sie hatte eingesehen, dass sie von ihm nichts erfahren würde. Offenbar handelte es sich um ein Geheimnis, auf dessen Wahrung die Zwerge viel Wert legten, sodass auch er dies respektierte.

      Mittlerweile dachte Miranya kaum noch daran, es war ihr auch völlig gleichgültig. Es kam ihr vor, als würde die Kälte nicht nur durch ihre Kleidung kriechen und ihrem Körper immer mehr an Wärme entziehen, sondern als würde sie sich auch wie ein betäubender Schleier über ihren Geist legen und ihre Gedanken regelrecht einfrieren lassen. Sie wusste kaum noch, wer sie war, woher sie stammte, wie sie hierher gekommen war und wo sie hin wollte. Cavillon, der Hexenturm, in dem sie aufgewachsen war, Therion, der Luyan Dhor, Sharolan - zwar spukten die Namen noch durch ihren Kopf, doch es waren bloße Begriffe ohne Inhalt, mit denen sie nichts verband. Vielleicht existierten diese Orte in Wirklichkeit ja nicht einmal.

      Nicht zum ersten Mal fragte Miranya sich mittlerweile, ob es überhaupt noch eine Welt außerhalb dieser eisigen weißen Ödnis gab, oder ihre vermeintlichen Erinnerungen nicht in Wahrheit nur Traumfetzen waren, ob sie jemals etwas anderes getan hatte als zu frieren, sich mühsam im Sattel eines Pferde zu halten und in irgendwelchen kalten Höhlen auf dem Boden zu schlafen.

      Wenn ihr Zeitgefühl sie nicht völlig im Stich gelassen hatte, waren sie ziemlich früh am Morgen aufgebrochen, doch nach drei Tagen, die sie bei künstlichem Licht in der Höhle eingesperrt gewesen waren, ohne dass es draußen auch nur einmal hell geworden war, fiel es ihr schwer, das zu schätzen. Irgendwie quälte sie sich zusammen mit den anderen immer weiter vorwärts, ohne auch nur die geringste Orientierung zu haben, wo sie sich befand und in welche Richtung sie ritt.

      Alles in Miranya schrie nach einer Rast. Sie wollte sich einfach aus dem Sattel gleiten lassen und wenigstens ein paar Sekunden ausruhen, doch sie wusste, dass sie dann augenblicklich die Augen schließen und einschlafen würde, und es wäre ein Schlaf, aus dem es kein Erwachen mehr gäbe, weil sie unweigerlich binnen weniger Minuten erfrieren würde. Selbst das war ihr egal, doch irgendwo tief in ihrem Inneren gab es einen Teil von ihr, der immer noch am Leben hing und sie daran hinderte, der dunklen Verlockung ihrer Schwäche nachzugeben.

      Nach Stunden schließlich - Miranyas unsicherem Zeitgefühl zufolge musste es inzwischen Mittag sein - ließ das Unwetter merklich nach. Der Sturm flaute ab, und das Schneegestöber wurde weniger dicht, bis es bald darauf ganz aufhörte. Eine weitere halbe Stunde später riss vereinzelt sogar die dichte Wolkendecke auf und ließ einige wenige Sonnenstrahlen durch. Es war tatsächlich Mittag. Zum ersten Mal seit Tagen konnten sie nicht nur sehen, was sich in einem Umkreis von kaum einem halben Dutzend Schritte um sie herum befand, sondern hatten freie Sicht auf ihre gesamte Umgebung.

      Viel allerdings gab es nicht zu entdecken. Eine dichte Schneedecke hatte sich über das Land gelegt und alles unter sich begraben, es in eine weiße Wüstenlandschaft verwandelt, so weit man nur blicken konnte. Lediglich einige ebenfalls bis in die letzte Astspitze dick mit Schnee bedeckte Bäume ragten wie bizarre Skulpturen daraus empor.

      Dennoch schien es Miranya, als wäre eine schwere Last von ihr genommen worden. Es war nicht nur die Erleichterung, dem schmerzhaften eisigen Biss des Sturms nicht mehr länger ausgeliefert zu sein, obwohl auch dies einen Teil dazu beitrug. Wichtiger aber war es, nach drei Tagen Dunkelheit und Eingesperrtsein endlich wieder helles Tageslicht zu sehen und die schier endlose Weite um sich herum zu haben. Miranya hatte das Gefühl, als würde ihre Seele regelrecht aufatmen. Selbst ihre Gedanken begannen wieder schneller zu fließen, als hätten sie den Panzer aus Eis, der sie bislang umfangen hatte, gesprengt.

      An den Gesichtern der anderen, auch der Zwerge, konnte sie ablesen, dass es ihnen ebenso erging. Vielleicht waren gerade die Zwerge sogar am meisten erleichtert. Sie waren das feuchtwarme Klima der Todessümpfe gewohnt und mussten unter der Kälte hier ganz besonders leiden. Miranya konnte nicht anders, immer wieder glitt ihr Blick zu ihnen hinüber. Selbst nach den Stunden, die sie nun schon zusammen mit ihnen unterwegs war, stellten sie immer noch eine Besonderheit für sie dar. Sie benahmen sich ganz normal, lachten, scherzten, froren und fluchten über die Kälte. Abgesehen von ihrer geringeren Körpergröße, die beim Reiten allerdings ohnehin nicht so auffiel, benahmen sie sich also absolut menschlich, sodass sie sich fast gewaltsam ins Bewusstsein rufen musste, dass sie es hier wirklich und wahrhaftig mit Zwergen zu tun hatte, dem vielleicht geheimnisumwittertsten Volk Arcanas. Dies war eine einmalige Gelegenheit, mehr über sie herauszufinden, aber sie brachte es nicht fertig, auch nur eine einzige Frage an sie zu richten. Teils mochte es an ihrer Erschöpfung liegen, zum Teil aber auch daran, dass es

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