Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld

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Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Frank Rehfeld

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Maziroc mit einer Stimme, die verriet, wie bestürzt er selbst darüber war, dass er sie so grob angefahren hatte. Er hob den linken Arm, als wollte er ihn ihr um die Schultern legen, ließ ihn dann aber wieder sinken. "Das ... das wollte ich nicht. Auch meine Nerven sind ziemlich angegriffen. Aber du kannst schließlich nichts dafür, dass es nicht so läuft, wie ich erhofft habe. Deine Neugier ist nur zu verständlich, jedem anderen würde es an deiner Stelle ebenso ergehen."

      "Nein, du hast völlig recht", entgegnete Miranya kühl. "Es geht hier um Wichtigeres als meine Neugier. Ich sollte endlich erwachsen werden. Schließlich bin ich eben nicht jeder andere sondern eine Vingala. So sollte ich mich auch benehmen, statt mich wie ein dummes kleines Mädchen aufzuführen."

      Ihr war bewusst, dass gerade diese Reaktion kindisch war, doch sie konnte nicht anders. Mazirocs Verhalten hatte ihr gezeigt, dass er sie nicht wirklich ernst nahm. Bis gerade hatte er es vermieden, sie wie ein Kind zu behandeln, aber offenbar war es genau das, was er in ihr sah. Sie wusste, dass ihre Worte ihn schmerzen mussten, aber schließlich hatte auch er ihr zuvor wehgetan, und wider besseres Wissen war sie von dem absurden Verlangen erfüllt, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.

      Nach kurzem Zögern stand sie auf, streifte die Decke ab und gab sie ihm zurück. Stattdessen schlüpfte sie wieder in ihren Mantel. "Ich werde mal nach meinem Pferd sehen", sagte sie, obwohl die Zwerge sich längst um alle Tiere gekümmert und sie versorgt hatten. Mit so hastigen Schritten, dass es genau wie die Flucht aussehen musste, die es in Wahrheit auch war, eilte Miranya davon.

      Der Fremde

      Erschrocken fuhr Maziroc beim Klang der unbekannten Stimme herum, ebenso wie Charalon und Eibon und auch die Elbenkrieger, die sich bei ihnen befanden. Drohend richteten sie ihre Pfeilspitzen auf den unverhofft wie aus dem Nichts nur wenige Schritte von ihnen entfernt auf dem Wehrgang aufgetauchten Fremden. Es handelte sich um einen schlanken, hochgewachsenen Mann in schwer zu schätzendem mittleren Alter. Halblanges dunkelblondes Haar umgab sein Gesicht. Es wirkte offen und sympathisch, doch der Blick seiner blauen Augen und sein etwas kantig vorstehendes Kinn verrieten Willenskraft und Durchsetzungsvermögen. Er schien keine Waffen zu tragen und machte einen im Grunde recht harmlosen Eindruck, vor allem als er die Arme mit den Handflächen nach oben ausbreitete, um zu zeigen, dass er in friedlicher Absicht gekommen war. Maziroc ließ sich davon jedoch nicht täuschen. Schon allein die geheimnisvolle Art seines Erscheinens verriet, dass er über starke unbekannte Kräfte verfügte.

      Darüber hinaus hatte er etwas Irritierendes an sich, ohne dass der Magier sofort erkannte, um was es sich handelte. Der Fremde schien irgendwie ungreifbar zu sein, irreal wie ein Trugbild, und nach ein paar Sekunden begriff Maziroc, dass er genau das war: ein Trugbild oder ein lebloses Geschöpf. Wäre er real, so müsste seine Präsenz auch mental spürbar sein, doch er sandte so wenig psychische Energie aus wie ein Stein.

      Oder wie eine der dämonischen Kreaturen vor den Mauern des Gehöfts. Diese übereinstimmende Eigenart und die Umstände seines Erscheinens gerade jetzt legten nahe, dass er trotz seines menschlichen Aussehens zu ihnen gehörte.

      "Wer bist du, und wie bist du hierhergekommen?", fuhr Eibon den Fremden barsch an. "Du ..."

      "Kenran'Del!", stieß in diesem Moment einer der Elbenkrieger hervor und unterbrach ihn damit. Seine Stimme klang ehrfürchtig, und er ließ seinen Bogen sinken. "Erkennt Ihr es denn nicht? Dieser Mann ist Kenran'Del!"

      Der Name kam Maziroc vage vertraut vor, doch er musste erst einen Moment nachdenken, bis ihm wieder einfiel, in welchem Zusammenhang er ihn schon einmal gehört hatte. Kenran'Del war keine reale Person sondern ein Mythos, der seit mehr als einem Jahrhundert existierte; die Legende von einem Gesandten der Götter, der von den Sternen herabgestiegen sein und im Laufe der Jahrzehnte mehrfach Reisenden in höchster Bedrängnis beigestanden haben sollte. Niemand, den Maziroc kannte, war diesem geheimnisvollen Retter tatsächlich jemals begegnet, doch das hatte der Legende keinen Abbruch getan. Nach und nach war Kenran'Del fast schon zu einem Schutzpatron der Reisenden und Karawanen geworden, dem so manches Gebet galt. Nichts als ein Aberglaube, aber wenigstens ein harmloser, auch wenn seine Existenz sich hartnäckig hielt, obwohl schon zahlreiche Prediger der verschiedenen Kirchen gegen diese heidnische Ketzerei zu Felde gezogen waren.

      "Unsinn!", entgegnete Eibon scharf und warf dem Krieger einen strafenden Blick zu, doch dieser dachte gar nicht daran, sich zu beruhigen.

      "Aber seht ihn Euch doch an, Herr, er sieht ganz genauso aus, wie Laron ihn beschrieben hat, als er von ihm vor dem Bären gerettet wurde. Und auch damals ist Kenran'Del auf die gleiche Art direkt aus dem Nichts ..."

      "Schweig!", donnerte Eibon. Selbst Maziroc zuckte unter der plötzlichen Schärfe in der Stimme des Elbenkönigs zusammen. "Das war vor fast dreißig Jahren, da muss dieser Mann noch ein Kind gewesen sein. Kenran'Del ist nichts als eine abergläubische Legende." Er trat einen Schritt auf den Fremden zu. "Und jetzt sag mir, wer du bist und was du willst, oder ich lasse dich auf der Stelle erschießen."

      Ein Lächeln glitt über das Gesicht des Mannes. Er schien keinerlei Angst zu haben.

      "Ihr habt selbst gerade gesagt, wer ich bin. Eine abergläubische Legende, wenn Ihr es so wollt. In den weiter entfernten Ländern im Norden und Osten denkt man das Gleiche über Euch, Eibon Bel Churio. Vereinzelt hört man sogar schon die Behauptung, es gäbe gar keine Elben, sie wären nur eine Sage."

      Die Augen des Elbenkönigs verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Mir scheint, du verstehst mit Worten umzugehen, doch ansonsten scheinst du nur ein Possenreißer zu sein. Meine Geduld ist begrenzt, und ich habe weit Wichtigeres zu tun, als meine Zeit mit dir zu vergeuden. Also sag endlich, wer du bist."

      Der Fremde nickte, während sich sein Grinsen noch mehr vertiefte. Die ganze Zeit über bemühte sich Maziroc weiter, auch nur einen einzigen mentalen Impuls von ihm aufzufangen, doch es gelang ihm nicht, und das war eine beunruhigende Erfahrung.

      "Ohne mich werdet Ihr bald nur noch die ewige Zeit des Todes haben", behauptete der Mann hochmütig. "Euer Krieger hat recht. Ich bin Kenran'Del, doch da Ihr mir offenbar nicht glaubt, werde ich es Euch beweisen müssen. Haltet nur Eure Leute zurück."

      Langsam zog er sein Schwert und richtete es auf eines der Ungeheuer vor der Mauer. Gleich darauf zuckte ein greller Flammenblitz aus der Klinge und erfasste das Monstrum. Es loderte in einer grellen Stichflamme auf und zerfiel fast augenblicklich zu Asche.

      Maziroc konnte kaum glauben, was er gesehen hatte, zumal keinerlei Magie zu spüren gewesen war, obwohl der Blitz zweifelsfrei magischen Ursprungs gewesen sein musste.

      Auch die Elbenkrieger waren nicht minder verblüfft. Alles war so schnell gegangen, dass keiner von ihnen einen Pfeil abgeschossen hatte, obwohl der Blitz auch ihnen oder ihrem König hätte gelten können. Erschrecken und ungläubiges Staunen stand in ihren Gesichtern geschrieben.

      "Das Flammenschwert!", keuchte einer von ihnen.

      "Er ist wirklich Kenran'Del!", ergänzte ein anderer aufgeregt.

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