Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld

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Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Frank Rehfeld

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als zwei Stunden saß Miranya noch mit Kenran'Del in ihrem Zimmer zusammen, nachdem sie seine Wunde versorgt hatte, trank Wein und unterhielt sich mit ihm. Er erwies sich als ein angenehmer Gesprächspartner, der amüsant zu plaudern verstand, doch darin erschöpfte sich ihre Unterhaltung auch weitgehend. Als Maziroc sich schließlich wieder zu ihnen gesellte, kam es Miranya ein wenig vor, als hätte sie lediglich Nachhilfeunterricht in Diplomatie erhalten. Geradezu meisterhaft beherrschte Kenran'Del die Fähigkeit, mit vielen Worten so gut wie nichts zu sagen - aber das immerhin auf sehr unterhaltsame Art.

      Er war kaum einer Frage von ihr direkt ausgewichen. Solange diese nicht gerade seine Herkunft betrafen, über die er sich eisern ausschwieg, hatte er auf fast jede Frage geantwortet, aber dennoch hatte Miranya nach den zwei Stunden nicht das Gefühl, etwas nennenswert Neues erfahren zu haben, auch wenn sie alle erhaltenen Informationen zusammenzählte.

      So hatte Kenran'Del zugegeben, über besondere Hilfsmittel zu verfügen, von denen manche in ihrer Wirkung mit Skiils vergleichbar waren, dich jedoch auf einer völlig anderen Form der Magie beruhen sollten. Als sie ihn beispielsweise auf das Flammenschwert angesprochen hatte, hatte er zugegeben, dass einige dieser magischen Hilfsmittel auch von einem magisch völlig unbegabten Menschen benutzt werden könnten, wie dem Handwerker, der sich an der Mühle für ihn ausgegeben hatte. Dies widersprach allem bekannten Wissen über Magie, doch alle ergänzenden Fragen, mit denen sie versucht hatte, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, hatte er nur so oberflächlich und unverbindlich beantwortet, dass er ihr dabei praktisch keinerlei verwertbaren Informationen geliefert hatte.

      Ähnlich war es ihr bei fast allen anderen Themen ebenfalls ergangen, doch richtig war ihr dies erst bewusst geworden, als sie nach dem Gespräch allein und in Ruhe über alles nachdachte. Auch das verwunderte sie. Sie war allgemein wegen ihres scharfen Verstands geschätzt, und es entsprach gar nicht ihrer Art, sich so einfach etwas vormachen zu lassen. Kenran'Del aber hatte sie wie gebannt gelauscht, ohne dabei auch nur zu merken, dass er die ganze Zeit um den heißen Brei herumredete und kaum brauchbare Informationen preisgab.

      Er selbst hingegen hatte seinerseits kaum genug erfahren können. Maziroc hatte ihm während der Reise nach Therion offenbar bereits einiges Wissen über die bedeutsamsten Entwicklungen und Geschehnisse der vergangenen tausend Jahre vermittelt, doch Kenran'Dels Wissensdurst schien schier unerschöpflich zu sein. Sobald er eine ihrer Fragen wortreich und inhaltsleer umschifft hatte, stellte er ihr im Gegenzug direkt mehrere Fragen. Dabei schienen ihn weniger die großen politischen Ereignisse zu interessieren, als vielmehr die zahllosen kleinen Veränderungen im Alltag: Wissen, das man inzwischen gewonnen hatte, philosophische Konzepte, technische Neuentwicklungen und neue Fähigkeiten, die die Magie bot.

      "Politik ist bedeutungslos", hatte er behauptet. "Reiche steigen auf und versinken wieder in der Bedeutungslosigkeit, und auch Menschen kommen und gehen, sieht man mal von Maziroc und Charalon ab, aber das ist ein besonderer Fall. In der gesamten Entwicklung einer Zivilisation sind einzelne Menschen bedeutungslos, nur ihre Leistungen zählen und haben Bestand."

      "Eine sehr pragmatische Sicht der Dinge", hatte Miranya eingewandt.

      "Aber die einzige, die für mich zählt. Was bedeutet es schon, wenn der Tyrann von Aslan seine Nachbarländer vor dreihundert Jahren überfallen hat, und diese das Joch erst Jahrzehnte später wieder abschütteln konnten? Heute hat das keine Bedeutung mehr. Aber denkt nur daran, wie sehr beispielsweise die Entwicklung der Bronze oder des Stahls nahezu alles verändert haben, auch wenn die Namen derer, denen Arcana diese Leistungen verdankt, im Gegensatz zu denen von Tyrannen weitgehend vergessen sind. Ähnlich dürfte es sich mit den großen, dreimastigen Segelschiffe verhalten, die vor Kurzem entwickelt wurden, wie du erzählt hast. Durch sie wird die Schifffahrt einen neuen Aufschwung erleben, und die Entwicklung dieser ganzen Zivilisation wird weiter vorangetrieben."

      Diese Denkweise war bei ihm ständig zu spüren. Er hatte bestritten, ein Gesandter der Götter zu sein, und sich stattdessen als eine Art Beobachter bezeichnet, einen Wanderer durch Raum und Zeit. Dies war eine der wenigen Bemerkungen, die er über seine Herkunft und seine Identität gemacht hatte, doch erklärte sie seine Einstellung zum Teil.

      Wenn sie jetzt tausend Jahre lang schlafen und dann wieder aufwachen würde, wären auch für sie die Namen und Kriege irgendwelcher bereits toter Herrscher völlig bedeutungslos. Hätte jedoch jemand beispielsweise endlich etwas entwickelt, um die lästigen, mit den monatlichen Blutungen bei Frauen einhergehenden Beschwerden zu lindern oder gar zu beseitigen, dann würde sie das außerordentlich brennend interessieren.

      Wahrscheinlich hätte sie noch den ganzen Rest der Nacht mit Kenran'Del zusammengesessen und sich unterhalten, wenn nicht Maziroc nach einiger Zeit zu ihnen ins Zimmer gekommen wäre, um ihnen mitzuteilen, dass er sich zur Ruhe legen würde und, dass sie am nächsten Tag bereits früh aufbrechen würden, um Ravenhorst möglichst bald zu erreichen.

      Wenige Minuten später verabschiedete sich Kenran'Del und ging in sein eigenes Zimmer hinüber, und erst jetzt, als sie allein war und in Ruhe über alles nachdachte, wurde Miranya richtig bewusst, wie wenig er während des Gesprächs von sich preisgegeben hatte. Dennoch bedauerte sie die Plauderei mit ihm nicht, sie ärgerte sich höchstens über sich selbst, dass sie keine präziseren Fragen gestellt und entschiedener nachgehakt hatte. Aber schließlich würde sie dazu in den nächsten Tagen ja noch genügend Gelegenheit haben.

      Miranya zog sich aus und begab sich ebenfalls ins Bett, doch obwohl es bereits spät war, fand sie lange keinen Schlaf. Dafür war zu viel an diesem Tag passiert, weit mehr als nur die Begegnung mit Kenran'Del. Bis vor wenigen Stunden noch hatte sie sich in der Gewalt Scruuls und der anderen Caer-Sharuun befunden und kaum noch Hoffnung besessen, den Abend zu überleben. Immer wieder schrak sie zusammen, wenn sie ein paar Minuten lang die Augen geschlossen hatte, weil sie einen kurzen Moment lang glaubte, dass sie sich noch immer in Gefangenschaft befände. Erst wenn sie sich umgeblickt und sich im durch das Fenster hereinfallenden Mondlicht vergewissert hatte, dass sie sicher in ihrem Bett im Gasthaus lag, konnte sie sich entspannt wieder zurücksinken lassen. Wahrscheinlich würde sie auch noch einige Zeit an den psychischen Folgen dieser Entführung leiden.

      Sie bedauerte, dass es zumindest vorläufig keine Möglichkeit gab, Scruul seiner gerechten Strafe dafür zuzuführen. Sie wusste nicht, wo er sich befand, und in einer großen Stadt wie Therion wäre es ein langwieriges Unterfangen, sich auf die Suche nach ihm zu begeben. Zeit, die sich nicht hatte. Aus dem gleichen Grund hatte es auch keinen Sinn, sich an die Stadtwache oder gar den Statthalter zu wenden. Sie wusste nicht einmal, ob sich Scruul überhaupt noch in Therion aufhielt, aber selbst wenn man ihn finden und festnehmen sollte, wäre sie nicht mehr in der Stadt, um ihn zu identifizieren und vor einem Gericht als Zeugin gegen ihn auszusagen, sodass man gezwungen wäre, ihn schon bald wieder freizulassen. Ebenso verhielt es sich mit dem Rattengesichtigen, von dem sie noch nicht einmal den Namen kannte.

      Miranya verdrängte diese Gedanken nach Kräften. Sie wollte erst gar nicht länger über Scruul nachdenken. Später, wenn es gelang, die Gefahr durch die Damonen zu bannen, und das Verlangen nach Gerechtigkeit dann immer noch so stark in ihr war, konnte sie versuchen, ihn irgendwo aufzustöbern. Jetzt aber musste sie versuchen, die Erinnerungen an ihn aus ihrem Kopf zu verbannen.

      Die meiste Zeit jedoch wanderten ihre Gedanken ohnehin zu Kenran'Del. Mittlerweile sah sie in ihm längst schon nicht mehr eine mysteriöse Legendengestalt. Sicher, er war immer noch von zahllosen Rätseln umgeben, aber dennoch betrachtete sie ihn inzwischen in erster Linie als einen mehr oder weniger normalen Mann, ungeachtet seiner ungeklärten Herkunft, seines Wissens und seiner mächtigen magischen Kräfte. Durch seine humorvolle, offene Art hatte er ihr fast alle Scheu genommen, die sie anfangs vor ihm verspürt hatte. Selbst seine mentale Stille war ihr gegen Ende des Gesprächs kaum noch bewusst geworden, dabei war gerade sie es, die ihn noch am meisten von allen anderen Menschen unterschied, die sie kannte.

      Miranya verspürte ein

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