Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld
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Sie räusperte sich und wich seinem direkten Blick aus. "Warum setzt Ihr Euch dieser Behandlung dann aus?", erkundigte sie sich.
"Was meint Ihr?"
"Ich meine damit, dass Ihr angeblich über Hilfsmittel verfügen sollt, mit denen Ihr wahre Wunder bewirken könnt. Einige davon habe ich ja schon kennengelernt. Ihr besitzt ein Schwert, mit dem Ihr Blitze schleudern könnt, und darüber hinaus könnt Ihr Euch unsichtbar machen. Deshalb gehe ich davon aus, dass es vermutlich auch nur eine Kleinigkeit für Euch wäre, eine solche Wunde zu heilen, und das auf wesentlich weniger schmerzhafte Weise. Warum also nehmt Ihr meine Hilfe in Anspruch?"
Er zögerte, und gleichzeitig schien in seinem Inneren eine Verwandlung vor sich zu gehen. Obwohl er weiterhin ruhig liegen blieb, wirkte er plötzlich angespannt, wie ein zum Sprung bereites Raubtier.
"Mir scheint, Ihr überschätzt meine Fähigkeiten", antwortete er mit deutlich kühlerer Stimme als zuvor. "Ich bin keineswegs allmächtig. Ich weiß nicht, was Maziroc Euch alles über mich erzählt hat, aber offenbar hat er hemmungslos übertrieben."
"So, hat er?" Die Antwort war Miranya zu einfach, und ihr Tonfall machte deutlich, dass sie ihm seine Worte nicht so ohne Weiteres abnahm. "Aber darüber können wir später noch sprechen, vorausgesetzt, Ihr zieht es nicht vor, unangenehme Fragen einfach zu ignorieren."
Für einen kurzen Moment blitzte Verärgerung in seinem Blick auf, verschwand aber gleich darauf wieder.
"Ich weiß nicht, warum Ihr mich offenbar ständig zu provozierend versucht", erwiderte er mit ruhiger, beherrschter Stimme. "Offenheit ist mir lieber als demütige Verehrung, wie sie mir vor allem früher des Öfteren entgegengeschlagen ist. Bei Euch jedoch scheint das genaue Gegenteil der Fall zu sein. Ich glaube nicht, dass ich Euch irgendwelchen Grund für ein solches Misstrauen und eine solche Ablehnung geboten habe."
"Lasst mich Eure Wunde erst fertig versorgen", sagte sie ausweichend und biss sich auf die Lippe. Es bedrückte sie ein wenig, dass er diesen Eindruck von ihr gewonnen hatte. Ihre Worte hatten weder Misstrauen noch Ablehnung ausdrücken sollen. Eher schon waren sie Zeugnis ihrer eigenen Unsicherheit. Inzwischen betrachtete sie Kenran'Del kaum noch als eine Legendengestalt, sondern sah in ihm in erster Linie einfach nur einen Menschen. Durch seine lockere, humorvolle Art hatte er selbst am meisten zu dieser Entwicklung beigetragen, aber wohl auch die Tatsache, dass sie ihm gerade hatte helfen müssen. Ein mythisches Überwesen war er also ganz sicher nicht.
Es war immer noch irritierend, ihn mental nicht spüren zu können, eigentlich der einzige Hinweis darauf, dass er eben doch nicht einfach nur ein normaler Mensch war. Aber auch das war nicht die Ursache für die Unsicherheit, die sie ihm gegenüber empfand. Aus irgendeinem Grund war es ihr unterbewusst ausgesprochen wichtig, seine Achtung und seinen Respekt zu erlangen. Vielleicht bemühte sie sich gerade deshalb zu demonstrieren, dass er sie nicht so ohne Weiteres einwickeln konnte. Allerdings stellte sie sich dabei offenbar reichlich ungeschickt an und hatte ihn lediglich verärgert.
Mit aller Macht versuchte sie, diese Gedanken für den Moment erst einmal zu verdrängen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Verletzung, tastete mit ihrem Geist nach dem wunden Fleisch und wirkte mit ihrer magischen Heilkraft darauf ein. Auf diese Art regte sie es zu einem um ein Vielfaches beschleunigten Heilprozess an, als dieser normalerweise ablaufen würde. Die Reizung und Entzündung ging zurück, Schorf bildete sich rasch, der in Windeseile neuem Fleisch wich.
Aber auch Miranyas Möglichkeiten waren Grenzen gesetzt, schließlich konnte sie nicht die Zeit schneller ablaufen lassen, sondern lediglich die Heilung beschleunigen. Aber als sie ihre geistigen Finger mit einem erschöpften Seufzer zurückzog, befand sich die Wunde bereits in einem fortgesetzten Stadium der Heilung. Sie hatte sich geschlossen, und selbst bei einer starken Belastung bestand kaum mehr Gefahr, dass sie noch einmal aufbrechen würde. Zur Sicherheit, und um auch weiterhin eine gute Heilung zu gewährleisten, strich sie eine Salbe auf, bedeckte sie mit einigen Heilkräutern und wickelte anschließend einen Verband um den Arm.
"So, das war es", verkündete sie abschließend. Kenran'Del wollte sich aufrichten, doch sie drückte ihn mit sanfter Gewalt auf das Bett zurück. "Es ist besser, wenn Ihr noch liegen bleibt und Euch etwas ausruht. Ihr seid geschwächt und habt viel Blut verloren."
"Ich habe nichts dagegen, wenn Ihr mir dabei Gesellschaft leistet", erklärte er. "Gerade bei dem Blutverlust dürfte ein Schluck Wein genau richtig sein, stimmt es nicht?"
"Nun, solange Ihr ihn nicht im Übermaß trinkt, dürfte etwas Wein wohl nicht schaden", bestätigte Miranya. "Soll ich Euch einen Becher holen?"
"Nein", antwortete Kenran'Del. Anscheinend zeigte sie vor Verwunderung einen nicht gerade intelligenten Gesichtsausdruck, denn er musste grinsen. "Bringt einen ganzen Krug und zwei Becher", sagte er. "Während wir ihn gemeinsam leeren, werde ich Euch dann Eure Fragen beantworten. Was haltet Ihr davon?"
Miranya brauchte nicht lange zu überlegen.
"Das klingt nach einer Einladung, die man eigentlich nicht ablehnen kann", entschied sie und stand auf. "Ich hole den Wein."
Der Seelenstein
"Gespenstisch", murmelte Pollus. "Als wäre das ganze Land verbrannt."
Maziroc nickte zustimmend. Über eine schier endlose Fläche schien das Land tatsächlich schwarz wie nach einem Feuer geworden zu sein. Stärker aber noch erinnerte ihn der Anblick an einen Zug von Wanderameisen, wie er ihn vor einigen Jahren bei einer seiner umfangreichen Reisen in den schwach besiedelten und deshalb noch weitgehend unerforschten Ostländern gesehen hatte. Obwohl die Ameisen einen völlig toten Landstrich ohne einen einzigen Grashalm oder irgendein lebendes Wesen zurückgelassen hatten, handelte es sich bei dem gigantischen Heer der Damonen, die tief unter ihnen in nordwestlicher Richtung dahinzogen, um noch weitaus schrecklichere und gefährlichere Kreaturen.
Wie schon bei dem Kampf bei dem Gehöft war er auch diesmal geradezu froh, dass es dunkel war und sie außerdem noch so hoch flogen, sodass er sie nur als eine riesige schwarze Fläche sah, statt als einzelne Wesen. Es mussten Millionen von ihnen sein. Die ungeheuerliche Zahl der Bestien überstieg seine schlimmsten Befürchtungen noch bei weitem. Er hatte gewusst, dass es viele von ihnen gab, aber mit so vielen hatte auch er nicht gerechnet.
Allmählich konnte er sich sogar das an sich Unbegreifliche vorstellen, wie Ai'Lith gefallen war. Dem Ansturm einer solchen Übermacht, bei der auf jeden einzelnen Verteidiger mehrere tausend Angreifer kamen, konnte selbst eine noch so stark befestige Burg mit noch so ausgeklügelten Verteidigungsanlangen nicht standhalten. Aber da der Kampf um die Hohe Feste den Damonen trotz ihrer Übermacht mit Sicherheit hohe Verluste abgefordert hatte, musste ihre ursprüngliche Anzahl sogar noch bedeutend höher gewesen sein. Gegen einen Gegner, den man nicht schwächen konnte, weil für jeden Gefallenen eine nahezu unbegrenzte Zahl neuer Krieger