Pitaval des Kaiserreichs, 3. Band. Hugo Friedländer

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Pitaval des Kaiserreichs, 3. Band - Hugo Friedländer

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es noch einen »schwarzen Artur« in der Berliner Verbrecherwelt gebe. Es ist aber gar nicht ausgeschlossen, daß es noch mehr »schwarze Arturs« gibt. Es ist mir auch mitgeteilt worden, daß der »Mannheimer Karl« im »Café Skandinavia« in Berlin verkehrt, es ist mir aber nicht gelungen, diesen »Mannheimer Karl« festzustellen.

      Der Vorsitzende forderte nun Nitter auf, seinen Lebenslauf zu erzählen. Nitter erzählte, wie immer in gewähltem, fließendem Deutsch: Ich bin der Sohn eines Zahnkünstlers. Ich bin am 20. Juli 1886 in Berlin, Kochstraße 40, geboren. Ich besuchte die Gemeindeschule in Berlin und habe die Schule nach zurückgelegtem 14. Lebensjahr verlassen. Ich habe die oberste Klasse der Gemeindeschule absolviert, nachdem ich 2 1/2 Jahre in der ersten Klasse gesessen hatte. Ich war kein hervorragender, aber ein sehr guter Schüler. Schon als Schulknabe spielte ich kleine Rollen im Kgl. Schauspielhaus. Ich empfand große Lust, zur Bühne zu gehen. Mein Vater wollte das aber nicht. Ich kam zu Haasenstein & Vogler als Schreiberlehrling. Nach einem halben Jahre verließ ich diese Stellung, da ich dort in der Hauptsache Laufburschendienste verrichten mußte. Ich kam alsdann in eine Holzhandlung als Bureaugehilfe. Diese Stellung mußte ich nach einiger Zeit aus Gesundheitsrücksichten verlassen. Ich ging auf ein Jahr zu Verwandten aufs Land zur Erholung und wurde dort mit Handarbeiten beschäftigt. Meine Verwandten hatten ein kleines Landgut. Nach Ablauf eines Jahres mußte ich nach Berlin zurück, da mein Vater einen Schlaganfall erlitten hatte. Ich wollte alsdann Reisender werden. Ich nahm eine Stellung bei der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« als Abonnentensammler an und hatte als solcher auch große Erfolge. Nach einiger Zeit ging die Zeitung ein, da die Aktionäre kein Geld mehr geben wollten. Ich wurde darauf vom »Hannoverschen Anzeiger« als Abonnentensammler engagiert. Nach einiger Zeit ging ich nach Berlin zurück und wurde dort Abonnentensammler für das »Deutsche Blatt« und den »Hannoverschen Anzeiger«. Da das aber zu wenig einbrachte, nahm ich eine Stellung als Bureaugehilfe im Ostmarkenverein an. Ich erhielt ein Gehalt von monatlich 80 Mark. Später wurde ich nochmals, Abonnenten – und Inseratenagent verschiedener Berliner und auswärtiger Tageszeitungen. Schließlich nahm ich eine Stellung in dem Detektivbureau des ehemaligen Kriminalkommissars Grützmacher in Berlin als Detektiv an. Ich hatte schon lange große Lust, Detektiv zu werden, zumal ich viele Kriminalromane gelesen hatte. Kriminalkommissar Grützmacher hat mir mehrfach seine große Befriedigung bezüglich meiner Tätigkeit ausgedrückt und mir gesagt: ich eigne mich ganz vorzüglich| zum Detektiv. Ich wurde von Grützmacher auch zu seiner silbernen Hochzeit eingeladen. Ich wurde sehr bald zwecks Recherchierens in einer großen Diebstahlssache nach auswärts gesandt. Ich hatte auch in dieser Sache großen Erfolg. Nach dieser Sache wurde ich mit einer großen Ehescheidungssache betraut. Es gelang mir, den Ehemann des Ehebruchs mit einer Dame, die ich nicht nennen will, zu überführen. Ich erhielt dafür 1000 Mark Belohnung. Später wurde ich mit der Beaufsichtigung von Kollidieben beauftragt. Infolge dieser Tätigkeit war ich genötigt, in Berliner Kaschemmen und Cafés, in denen die noble Berliner Verbrecherwelt verkehrt, mich zu bewegen. Ich war auch ein leidenschaftlicher Billardspieler und verkehrte deshalb viel im »Café Westminster«. Dort lernte ich verschiedene Pfandscheinschieber, Wechselschieber, Falschspieler, Juwelenschieber und so weiter kennen. Ich machte auch dort die Bekanntschaft des Knitelius. Ich wußte, daß Knitelius nur mit Juwelen und Pfandscheinen handelte. In augenblicklicher Ermangelung einer Beschäftigung unternahm ich es, von Knitelius auch Pfandscheine zum Verkauf zu übernehmen. Es gelang mir, eine Anzahl solcher Pfandscheine zunächst in Berlin und auch in der Provinz unterzubringen. Ich fuhr mit Knitelius nach Breslau und besuchte auch Oberschlesien. Einige Zeit hielt ich mich in Gleiwitz auf. In Breslau gelang es mir einige Male, Pfandscheine, und auch Juwelen zu verkaufen.

      Vors.: Sind Sie denn Kenner von Juwelen?

      Nitter: Jawohl.

      Vors.: Sie begingen in Breslau zwei Einbrüche und wurden deshalb hier bestraft?

      Nitter: Jawohl, aber unschuldig.

      Vors.: War Knitelius an diesen Einbrüchen beteiligt?

      Nitter: Nein, Knitelius war an den Breslauer Einbrüchen in keiner Weise beteiligt.

      Vors.: Wo verkehrten Sie in Breslau?

      Nitter: Im »Residenz-Café« nachmittags, abends im »Café Hammonia«, wo die weibliche Breslauer Halbwelt stark vertreten ist. Ich lernte auch Fräulein Bethge und Fräulein Zimmermann kennen. Knitelius verkehrte mit noch einer anderen Dame; er ersuchte mich einmal, diese zu beobachten, da er sie im Verdacht habe, daß sie auch mit anderen Herren verkehre. Ich lehnte das aber mit der Bemerkung ab: Du bist der Dame ja auch nicht treu. Eines Tages traf ich Fräulein Zimmermann in Berlin in der Friedrichstraße. Sie klagte mir, daß Knitelius ihr untreu sei, und sie verlange jetzt von ihm 2000 Mark Abstandsgeld. (Heiterkeit.) Nachdem ich aus Breslau kam, fuhr ich auf einige Tage nach Braunschweig, um eine mir befreundete Dame zu besuchen. Ich verlor infolgedessen meine Stellung bei Grützmacher. Ich spielte alsdann gewissermaßen va banque. Ich wollte die Maßnahmen der Kriminalpolizei kennenlernen. Ich meldete mich, im Einverständnis mit Knitelius, telephonisch bei Herrn Kriminalkommissar Klinghammer und sagte ihm, daß ich ihm wichtige Mitteilungen machen könnte. Der Kriminalkommissar schlug mir vor, uns im »Café Opera« zu treffen. Ich erwiderte: Im »Café Opera« bin ich bekannt, ich möchte einen andern Treffpunkt. Darauf schlug der Kriminalkommissar die »Konditorei von Baumgarten« am Belle-Alliance-Platz vor. Ich sagte zu dem Kriminalkommissar, ich könnte ihm gegen Bezahlung über einen Juwelenschieber Turban Auskunft geben. Ich kannte bis dahin Knitelius nur unter dem Namen Turban. Der Kriminalkommissar sagte mir sofort: Sie meinen Knitelius. Ich bemerkte: Es ist möglich, daß dieser Turban Knitelius heißt. Ich sagte zu dem Kriminalkommissar: Knitelius bewegt sich viel in Einbrecherkreisen.

      Vors.: Wie kamen Sie zu dieser Behauptung?

      Nitter: Mir war bekannt, daß Knitelius wegen Verdachts eines Einbruchs in einen Juwelierladen in Frankfurt a.M. verhaftet worden war. Ich muß bemerken, daß ich ein Doppelspiel spielte. Ich wollte einmal von Kriminalkommissar Klinghammer erfahren, welche Maßnahmen von der Polizei gegen Knitelius und das Fräulein Bethge getroffen wurden, zumal mir bekannt war, daß die Bethge von der Kriminalpolizei beobachtet wurde. Andererseits wollte ich wissen, was Knitelius unternimmt.

      Vors.: Haben Sie das, was Sie von Herrn Kriminalkommissar Klinghammer über Knitelius gehört, letzterem mitgeteilt?

      Zeuge: Jawohl, wenigstens zum Teil.

      Vors.: Was haben Sie Knitelius verschwiegen?

      Zeuge: Das weiß ich nicht mehr.

      Vors.: Erhielten Sie von Knitelius Bezahlung?

      Zeuge: Jawohl, ich erhielt von Knitelius 20 M.

      Vors.: Sie spielten also ein Doppelspiel. Sie wollten von der Kriminalpolizei und von Knitelius Bezahlung erhalten?

      Zeuge: Jawohl.

      Vors.: Wenn Sie von der Kriminalpolizei Bezahlung erhalten hätten, dann wären Sie in den Dienst der Kriminalpolizei getreten?

      Zeuge: Es wäre auf die Bezahlung angekommen. Für 10 oder 20 Mark wäre ich nicht in den Dienst der Kriminalpolizei getreten.

      Vors.: War Ihnen bekannt, daß Knitelius stets eine geladene Browningpistole bei sich trug?

      Zeuge: Jawohl, das war aber nichts Außergewöhnliches. Juwelenpfandscheine, mit denen Knitelius handelte, wurden von anständigen Bürgersleuten nicht gekauft. Knitelius war daher genötigt, wenn er Geschäfte machen wollte, in Lokalen wie »Café Opera« und »Café Westminster« zu verkehren. In diesen Cafés hat mindestens jeder dritte Mann eine geladene Schießwaffe.

      Vors.:

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