Pitaval des Kaiserreichs, 3. Band. Hugo Friedländer
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Zeuge: Es wurde von allen Seiten auf mich eingedrungen und immer gesagt: Ihr Mittäter war doch Knitelius. Ich habe es deshalb zugegeben, um das viele Fragen endlich loszuwerden. Ich sagte mir auch: Knitelius soll in Brasilien sein, da ist es schließlich gleichgültig, wenn ich ihn als Täter bezeichne.
Vors.: Sie haben doch aber durch Ihre früheren Angaben Knitelius in eine große Gefahr gebracht.
Zeuge: Da kann ich mir auch nicht helfen. Ich bemerke, es ist ein großer Unterschied, ob man als Angeklagter oder als Zeuge vernommen wird.
Vors.: Können Sie den »schwarzen Artur« näher beschreiben?
Zeuge: Es ist ein großer, hübscher Mensch von jetzt etwa 31 bis 32 Jahren. Er hat schönes schwarzes Haar und einen hübschen schwarzen Schnurrbart.
Vors.: Kennen Sie den Namen des »schwarzen Artur«?
Zeuge: Nein, man kennt von den Verbrechern, die hauptsächlich in den Berliner Kaschemmen verkehren, nur immer den Spitznamen.
Staatsanwalt: Und mit solchem Menschen verkehrten Sie?
Zeuge: Der Herr Staatsanwalt hat mir ja schon bei meiner Verhandlung die Ehre angetan, zu sagen, ich sei ein ganz gemeiner Mensch. (Große allgemeine Heiterkeit.)
Vors.: Wo lernten Sie den »schwarzen Artur« kennen?
Zeuge: In irgendeinem Berliner Café.
Vors.: Wissen Sie, in welchem Café?
Zeuge: Das weiß ich wirklich nicht mehr, ich glaube, es war im Café Mohr in der Elsasser Straße in Berlin. Es ist aber auch möglich, daß es in einer Kaschemme war.
Vors.: Sie scheinen sich in allen Verbrecherkreisen bewegt zu haben?
Zeuge: Das gebe ich zu, ich muß aber erwähnen, daß ich volle drei Monate Detektiv war. Ich war deshalb beruflich genötigt, mich in Verbrecherkreisen zu bewegen.
Vors.: Trafen Sie mit dem »schwarzen Artur« oftmals zusammen?
Zeuge: Jawohl.
Vors.: In welchen Kneipen trafen Sie sich hauptsächlich?
Zeuge: Zumeist in der Friedrichstraße, bisweilen auch im Café Friedrichshof, Ecke Koch- und Friedrichstraße.
Hierauf wurde der Angeklagte wieder auf die Anklagebank geführt. Der Angeklagte und der Zeuge tauschten verständnisvolle Blicke aus.
Vors.: Angeklagter, sehen Sie nicht fortwährend zu Nitter.
Der Vorsitzende teilte dem Angeklagten die Aussage des Zeugen mit und fragte ihn, ob er dabei bleiben wolle, daß er noch niemals in Magdeburg war.
Angekl.: Ich kann nur noch einmal versichern, daß ich noch niemals in Magdeburg war.
Vors.: Nitter, Sie hören, der Angeklagte bestreitet, jemals in Magdeburg gewesen zu sein.
Nitter: Knitelius hat ja, als er in seine Wohnung einzog, den Anmeldezettel ausgefüllt, da brauchte man ja bloß seine Handschrift zu vergleichen.
Vors.: Nitter, wollen Sie wirklich dabei bleiben, daß nicht Knitelius, sondern der große Unbekannte, der Ihnen unter dem Namen »der schwarze Artur« bekannt war, Ihr Komplice bei dem Einbruch in die Magdeburger Hirsch-Apotheke gewesen ist?
Nitter: Jawohl.
Vors.: Und das behaupten Sie, obwohl Sie bisher stets mit größter Bestimmtheit sagten, Knitelius war Ihr Komplice, der auch geschossen hat?
Zeuge: Herr Vorsitzender, ich soll einen Eid leisten, da muß ich doch die Wahrheit sagen. Die Berliner Kriminalkommissare Weiland und Klinghammer bekundeten auf Befragen, daß sie einen »schwarzen Artur« nicht kennen.
Kommissar Klinghammer: Nitter, Sie haben mir doch erzählt. Sie seien einmal mit Knitelius die Berliner Friedrichstraße nachts entlang gegangen. Da habe Knitelius Ihnen gesagt, daß er mit einem Dietrich sämtliche Häuser aufschließen könne?
Nitter: Das ist richtig.
Klinghammer: Sie sagten mir, Sie haben es selbst gesehen?
Nitter: Es ist mir nur erzählt worden.
Klinghammer: Von dem »schwarzen Artur« haben Sie mir nie etwas gesagt.
Nitter: Das mag sein.
Vors.: Angeklagter, kennen Sie den »schwarzen Artur«?
Angekl.: Nein, ich habe einmal gehört, daß der Mannheimer Karl der Mittäter in Magdeburg war.
Die Berliner Kriminalkommissare erklärten, daß sie einen »Mannheimer Karl« nicht kennen.
Nitter: Ich kenne den »Mannheimer Karl«.
Vors.: Wo verkehrte dieser?
Zeuge: Teils in der »Neun«, teils im »Dalli«, bisweilen auch im »Café Westminster« und im »Café Opera«.
Kommissar Klinghammer: Das stimmt nicht. Im »Dalli« verkehren die proletarisierten Verbrecher mit dem Knüpftuch; die Leute, die in der »Neun« und in den Cafés Unter den Linden verkehren, haben zu den Gästen vom »Dalli« keine Beziehungen.
Vors.: Nitter, wer hat Ihre Sachen aus Ihrer Wohnung geholt?
Zeuge: Das war der »schwarze Artur«.
Vors.: Wo haben Sie Ihren Regenschirm?
Zeuge: Der ist in Groß-Strehlitz.
Staatsanwalt: Was sagen Sie dazu, wenn Sie hören, daß den Schirm Knitelius aus Ihrer hiesigen Wohnung geholt hat?
Zeuge: Das kann ich mir nicht gut erklären.
Nitter unterbrach mehrfach seine Aussage mit der Bitte, ihm ein Glas Wasser zu bringen.
Am dritten Verhandlungstage nahm nach dem Zeugenaufruf das Wort Staatsanwalt Schütte: Meine Herren! Die Verhandlung ist heute später eröffnet worden, weil es gelungen, ist, den »schwarzen Artur«; zu ermitteln. (Große allgemeine Bewegung.) Wir werden versuchen, den Mann hierher zu schaffen. Der »schwarze Artur« ist ein Arbeiter, namens Artur Peters, in Berlin, 1873 geboren, bei der Mutter in der Pappelallee wohnhaft. Der Mann leidet augenblicklich an einem Fußübel, es ist deshalb fraglich, ob es möglich sein wird, ihn hierher zu schaffen. Anderenfalls wird zu erwägen sein, ob Peters kommissarisch zu vernehmen sein wird. Bemerken will ich bereits, daß Peters bestreitet, jemals Berlin verlassen zu haben. Ob der »Mannheimer Karl« und der »Franzosen-Willi« nötig sein werden, wollen wir noch erwägen. Allerdings sind diese beiden heute noch nicht ermittelt. Ich beantrage außerdem, den Kriminalwachtmeister Milke aus Frankfurt a.M. als Zeugen zu laden. Dieser wird bekunden: Der Angeklagte Knitelius war, als er in Frankfurt a.M. lebte, eines