Die Vampirschwestern – Bissgeschick um Mitternacht. Franziska Gehm

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Die Vampirschwestern – Bissgeschick um Mitternacht - Franziska Gehm Die Vampirschwestern

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Brustbeule gesehen hatte, würde sie auch allen anderen gleich auffallen.

      Mit einem Satz verschwand Daka hinter dem Globus. Sie warf Helene und Ludo verzweifelte Blicke zu.

      „Das war richtig, Daka. Du brauchst dich nicht zu verstecken“, sagte Martin Graup, der von Dakas plötzlichem ganz persönlichen Gipfelsturm nichts mitbekommen hatte. Er nahm einen Schluck aus seiner Hund-Katze-Kuscheltasse und fragte: „Und wie heißt der zweithöchste Berg?“

      „Das würde ich Ihnen wirklich gerne sagen, Herr Graup“, piepste Daka und schob sich und den Globus mit seitlichen Tippelschritten Richtung Tür, „aber leider muss ich ganz dringend mal wohin. Wissen Sie, ich hab an den ganzen Schnee auf dem Mount Everest gedacht und die Kälte und den langen Weg zum Gipfel und deswegen … na ja“, fuhr Daka fort, bis sie die Tür erreicht hatte, „muss ich jetzt ganz dringend für kleine Geografieschülerinnen.“ Mit diesen Worten riss Daka die Tür auf, huschte hinter dem Globus hervor, zur Tür hinaus und verschwand auf dem Gang. Dabei presste sie den Arm über die Brust.

      Herr Graup sah Daka verstört nach.

      Doch nicht so verstört wie Lucas Glöckner.

      Sorgen sondergleichen

      Elvira Tepes saß mit einer Tasse Tee in der Hand auf einer Klobrille. Die Klobrille war mit graublauem Samt überzogen und lag auf einem Stuhl. Der Stuhl stand in einem kleinen Laden in der Innenstadt von Bindburg. Der Laden hieß „Die Klobrille“ und war Frau Tepes’ ganzer Stolz. Sie hatte den Laden erst vor ein paar Monaten eröffnet. Das Klobrillen-Geschäft boomte. Frau Tepes gestaltete Klobrillen ganz nach den Wünschen ihrer Kunden. Schon längst hatte sie die Produktpalette erweitert und bot auch Stühle mit Klobrillensitzen oder Klobrillen als Autositzbezüge an. Ihr eigener Vater, Gustav Wagenzink, hatte sich schon welche für seinen Mercedes bestellt.

      Auf der Klobrille gegenüber (sie war mit Jeansstoff bezogen) saß Mihai Tepes. Er holte gerade ein Blutröhrchen aus der Innentasche seines Jacketts und tröpfelte sich etwas Blut in den Kaffee. Mihai Tepes arbeitete im rechtsmedizinischen Institut, wo zum Glück immer genügend Blutproben im Kühlschrank lagerten. So viele, dass keiner merkte, wenn das eine oder andere Blutröhrchen fehlte.

      „Nun erzähl doch schon! Was ist passiert? Wieso musstest du sie mitten am Tag in der Schule abholen?“, fragte Elvira Tepes und rutschte bis an die Kante der Samtklobrille.

      „Moment. Die Zeit muss sein. Oder willst du, dass ich deinen nächsten Kunden leer sauge?“ Mihai Tepes nahm einen kräftigen Schluck von seinem Blutkaffee. Er fuhr sich über den Schnauzbart, der sich kringelte wie zwei Lakritzschnecken. „Beruhige dich, es ist nichts Schlimmes“, begann er. „Sie sind weder über den Schulhof geflogen noch haben sie einen Lehrer ausgesaugt.“

      Frau Tepes atmete auf.

      Ihr Mann schlug die Beine schwungvoll übereinander und verkündete: „Silvania hatte einen Oberlippenbart und Daka eine Brust.“

      „Potztausend!“ Frau Tepes fiel beinahe die Teetasse aus der Hand. „Aber das ist ja furchtbar!“

      „Keine Panik, El Virus“, sagte Herr Tepes, der seine Frau immer nur so nannte, wenn sie wütend war oder sich aufregte. Was selten genug vorkam. Aber Herrn Tepes wäre es am liebsten gewesen, wenn die nachthimmelblauen Augen seiner Frau immer strahlen würden. „Silvania sah gar nicht so schlecht aus mit dem Schnauzer. Ich glaube, sie wäre auch ein zensatoi futzi Junge geworden. Und Dakas Brust … na ja, beim Fliegen wirkt sich das vom Gleichgewicht her natürlich ungünstig aus. Aber mit etwas Training … Zur Not müssen wir Daka eben eine Orange auf die andere Seite binden.“

      „Mihai! Die Lage ist ernst! Wie sollen Daka und Silvania denn jemals wieder vor die Tür gehen?“

      Herr Tepes winkte ab. „Der Bart ist schon längst wieder verschwunden und Dakas Brust löst sich sicher auch in den nächsten Stunden in Nichts auf. Aber in der Schule bleiben wollten die beiden trotzdem partout nicht. Sie haben Angst, was ihnen alles noch plötzlich wachsen könnte.“

      „Das kann ich sehr gut verstehen, bei all den seltsamen Sachen, die mit ihnen in den letzten Tagen geschehen sind“, erwiderte Frau Tepes.

      Herr Tepes nickte. „Silvanias meterlange Achselhaare.“

      „Dakas Mammutzahn“, sagte Frau Tepes.

      „Und ihre Pickelpiste“, ergänzte Herr Tepes.

      „Die Heißhungerattacken.“

      „Die Stimmungsschwankungen.“

      „Und Stimmen-Schwankungen“, fügte Frau Tepes hinzu.

      „Elvira“, sagte Herr Tepes und sah seine Frau ernst an. „Die Sache ist so klar wie ein guter Karpovka. An all diesen Dingen kann nur eins schuld sein.“

      Frau Tepes nickte.

      „Die Pubertät“, sagten Mihai und Elvira wie aus einem Mund. Dazu machten sie ein Gesicht, als hätten der Gerichtsvollzieher, Gevatter Tod und ein Staubsaugervertreter gleichzeitig an ihre Tür geklopft.

      Elvira Tepes seufzte, lehnte sich an den Klodeckel und starrte aus dem Schaufenster. „Ich erinnere mich noch, dass ich genauso launisch und aufgekratzt war. Und dann diese Pickel! Dazu hatte ich noch eine Zahnspange. Ich sah aus wie der Schrecken der Stadt.“

      „Ich bin sicher, du warst damals schon schön wie ein Nachtfalter im Mondschein.“ Herr Tepes schlürfte von seinem Blutkaffee und lächelte seine Frau an. Ein Tropfen Kaffee hing am linken Lakritzschnauzerkringel. „Ist bei dir auch die rechte Brust zuerst gewachsen?“

      „Nein!“

      „Die linke?“

      „Mihai, Brüste wachsen gleichzeitig.“ Nach einem Moment fügte Elvira Tepes hinzu: „Meistens zumindest. Und bevor du fragst: Ich hatte keinen Oberlippenbart. Ich weiß auch nicht, was mit Daka und Silvania los ist. Selbst wenn bei ihnen die Pubertät eingesetzt hat – ihre Hormone spielen ja völlig verrückt. Oder ist das bei Vampiren etwa normal?“

      Mihai Tepes überlegte eine ganze Weile. Schließlich sagte er: „Ich glaube nicht. Das Problem ist, ich kann mich leider nicht mehr so genau an meine Pubertät erinnern. Immerhin ist die schon fast 2000 Jahre her. Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Der 13. Geburtstag ist einer der wichtigsten im Leben eines Vampirs. Denn beim Übergang vom 13. zum 14. Lebensjahr entpuppen sich die Vampire sozusagen voll und ganz. Sie entwickeln ihre gesamten Kräfte und aus den Vampirchen werden schließlich echte Vampire.“

      „Aber Mihai.“ Elvira sah ihren Mann besorgt an. „Silvanias und Dakas 13. Geburtstag ist doch schon in zwei Tagen. Wenn Vampire an ihrem 13. Geburtstag so eine Wandlung durchmachen, was passiert dann mit Halbvampiren?“

      „Das habe ich mich auch schon an so manch schlaflosem Tag gefragt. Ich weiß es nicht. Aber ich kenne jemanden, der es herausfinden kann, und habe ihn bereits kontaktiert. Ich rechne jeden Moment mit seinem Rückruf.“

      Transsilvanisches Telefonat

      Ungefähr 1000 Kilometer südöstlich von Elvira Tepes’ Klobrillenladen griff Dr. Liviu Chivu in der unterirdischen Stadt Bistrien zum Telefonhörer. Der Hörer sah aus wie ein Knochen und auf der altertümlichen Wählscheibe standen statt Zahlen Buchstaben. „Schwester Slatina, verbinden Sie mich bitte mit Mihai Tepes, und zwar rapedadi … ja, ganz recht, ein

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