Die Vampirschwestern – Der Meister des Drakung-Fu. Franziska Gehm

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Die Vampirschwestern – Der Meister des Drakung-Fu - Franziska Gehm Die Vampirschwestern

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Die Transgiganten waren eine besonders blutrünstige und aggressive Vampirart. Keiner wusste so recht, ob es bei Murdo Liebe oder nur Appetit war.

      Vor ein paar Tagen waren Transgiganten auf ihren Riesenfledermäusen über Bindburg aufgetaucht. Sie hatten versucht, Helene zu entführen, denn sie duldeten keinerlei Beziehungen zwischen Transgiganten und Menschen. Mit geballten Kräften und Eckzähnen hatten sie es zwar geschafft, die Transgiganten zu vertreiben, aber eins hatte ihnen der Besuch der übergroßen und nimmersatten Vampire dennoch klargemacht: Wollte Helene mit Murdo Kontakt aufnehmen, musste sie sehr vorsichtig und unauffällig vorgehen.

      Silvania blätterte in dem dicken Buch vor und zurück. Sie leckte kurz und elegant ihren Zeigefinger an. Daran steckte ein großer knallroter Ring, der wie ein Bonbon aussah. Einer von Silvanias Milcheckzähnen war im Bonbon eingeschlossen. Sie hatte den Zahn zum Andenken aufgehoben und zum Ring verarbeitet. Silvania las ein Stück, blätterte weiter, las, stutzte, blätterte wieder zurück.

      „Weiß der Ratgeber nun einen Rat bei inniger, heimlicher, unglücklicher Liebe?“, fragte Helene. Sie sah auf ihre gelben Turnschuhe, auf die sie grinsende Totenköpfe gemalt hatte.

      „Wenn ich das alles richtig verstehe, empfehlen die hier Geduld, Zurückhaltung und einen starken Willen. Und sie verweisen auf tragische Liebesgeschichten aus Literatur und Geschichte, wie zum Beispiel Romeo und Julia.“

      „Von denen hab ich schon mal gehört.“ Helene stieß mit der Zunge von innen gegen ihre Wange, während sie nachdachte. „Die heiraten am Ende und bekommen Drillinge, stimmt’s?“

      „Die bekommen jede Menge Ärger und bringen sich am Ende um.“

      „Oh.“

      Silvania schlug das Buch mit einem lauten Knall zu. Es staubte etwas. „Dein Fall ist einfach zu speziell. Wir müssen nach einer eigenen Lösung suchen.“

      Helene stieß sich mit beiden Beinen vom Boden ab, schaukelte an der Leine und nickte entschlossener, als sie war. „Genau.“

      „Zunächst einmal musst du herausfinden, ob Murdo dein Blut will oder dein Herz. Ich meine, rein symbolisch, Herz ohne Blut, verstehst du?“

      Helene nickte. „Aber wie soll ich das herausfinden, ohne mit ihm zu reden? Und wie soll ich mit ihm in Kontakt treten, ohne dass es seine Eltern oder die Transgiganten merken?“ Bei dem Gedanken an die gewaltigen, kräftigen Vampire begann Helenes Unterlippe zu zittern.

      In dem Moment flog die Zimmertür auf. Sie war nicht das Einzige, was flog. Dakaria Tepes flog ins Zimmer. Sie hatte einen Arm ausgestreckt und die Hand zur Faust geballt. Unter dem anderen Arm klemmte ein flaches schwarzes Brett. Daka trug eine enge graue Hose und lila Schnürschuhe, die halb von dunkelgrauen Stulpen verdeckt wurden. Ihr schwarzer Pullover hatte Fledermausärmel und einige Löcher. „Superdaka im Anflug!“, rief sie. Sie gab Silvania und Helene im Vorbeifliegen eine Kopfnuss.

      „Hoi boi!“, sagte Silvania.

      „Autsch!“, sagte Helene.

      Daka blieb in der Luft stehen und betrachtete Helene. „Du hängst falsch herum ab“, stellte sie fest und hing sich selbst kopfüber an die Leine. Das Brett, das sie unter den Arm geklemmt hatte, legte sie in einem Regal neben der Leine ab.

      Erst jetzt erkannten Silvania und Helene, dass es ein Laptop war.

      Daka strich über den Laptop, legte den Kopf schräg und lächelte das Gerät versonnen an, wie sie es sonst nur bei Karlheinz tat. „Mein erster eigener funktionstüchtiger Portokulator.“

      „Wo hast du den denn her?“, fragte Silvania.

      „Von Ludo.“ Daka klappte den Laptop vorsichtig auf, als wäre er eine Schatztruhe. „Ludo hat gesagt, er braucht ihn grad nicht, da er einen neuen geschenkt bekommen hat. Außerdem hat er hellgesehen, dass ich den Portokulator dringend brauche.“

      Silvania zog die Augenbrauen hoch. „Wozu?“

      „Um genau drei Sachen zu machen“, erwiderte Daka. „Erstens: eine neue Bananenschneckenschleimseife für meine Haare aus Transsilvanien zu bestellen. Zweitens: mir die neuesten Songs von Krypton Krax herunterzuladen. Und drittens: an der Diskussion im Forum für Blutegelbesitzer teilzunehmen. Da erfährt man alles über die Pflege und richtige Haltung der Blutegel. Und man kann einen Taucher, ein Schiffswrack oder einen Sarg als Deko für das Aquarium bestellen.“

      „Und das ist dringend?“

      Daka reagierte nicht auf die Frage ihrer Schwester. Sie hatte den Laptop eingeschaltet und sah angestrengt auf den Bildschirm. „Fumpfs, hier ist alles verkehrt herum.“

      „Du bist verkehrt herum“, sagte Helene.

      „Gumox“, sagte Daka, nahm den Laptop in beide Hände und drehte ihn um. Jetzt lag der Monitor auf dem Regal und die Tastatur stand nach oben. „Na also, geht doch.“

      Silvania verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Ihre Haarspange mit den Geierfedern rutschte dabei ein Stück nach unten. „Und wie willst du jetzt tipp–“ Der Rest des Satzes blieb Silvania im Hals stecken. Sie starrte auf den Laptop. Dann wanderte ihr Blick langsam zu Helene. „Das ist DIE Lösung!“

      „Weiß ich.“ Daka grinste ihren Laptop zufrieden an.

      „Nein, ich meine für Helene und Murdo!“

      Daka und Helene sahen Silvania fragend an.

      „Ihr trefft euch im Internet“, fuhr Silvania fort. Vor Aufregung bildeten sich rote Kringel um ihre lindgrünen Augen. Sie war vom Bett aufgestanden und strich sich den dunkelroten Rock glatt, an dessen unterem Rand kleine Skelette tanzten.

      „Und wo da genau?“, fragte Helene.

      „Dort, wo euch keine Transgiganten finden. Dort, wo nur Auserwählte Zugang haben. In einem geheimen Netzwerk.“

      Daka atmete durch die Zähne ein. Sie sah kurz auf den Bildschirm, dann nickte sie ihrer Schwester verschwörerisch zu und flüsterte: „Ihr trefft euch im Vampir Vunio Zettercorda.“

      Das VampirVZ

      Daka, Helene und Silvania beugten sich über den Laptop. Er stand jetzt auf dem Schreibtisch im Zimmer der Vampirschwestern. Silvania hatte ihre Schwester schließlich davon überzeugen können, dass es sich mit nach oben stehender Tastatur etwas schwer tippen ließ und alle besser sehen konnten, wenn sie den Laptop einfach auf den Tisch stellten. So, wie es alle Menschen taten.

      Daka hatte ihre Schwester darauf hingewiesen, dass sie kein Mensch war, aber mal eine Ausnahme machen und sich zumindest in dem Punkt wie ein Mensch benehmen wollte.

      „Jetzt isser kaputt“, sagte Helene und zeigte auf den Laptop.

      „Alles schwarz“, stellte Silvania fest.

      „Alles znicnak“, hauchte Daka.

      „Vielleicht ist eine vampwanische Internetseite einfach zu viel für einen Portokulator von einem Menschen“, überlegte Silvania laut.

      „Oder die vampwanische Seite hat den Laptop zerstört wie ein bissiger Virus“, sagte Helene.

      Daka drückte alle möglichen Tasten. Der Bildschirm blieb schwarz. „Gumox. Das glaub ich nicht. Das Vampir Vunio Zettercorda

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