Maria Stuart / Мария Стюарт. Фридрих Шиллер
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Maria Stuart / Мария Стюарт - Фридрих Шиллер страница 5
Beglückt und Eurer angestammten Krone.
Konnt’ er vergessen, daß sein prangend Los
Der Liebe großmutsvolle Schöpfung war?
Und doch vergaß er’s, der Unwürdige!
Beleidigte mit niedrigem Verdacht,
Mit rohen Sitten Eure Zärtlichkeit,
Und widerwärtig wurd’ er Euren Augen.
Der Zauber schwand, der Euren Blick getäuscht,
Ihr floht erzürnt des Schändlichen Umarmung
Und gabt ihn der Verachtung preis – Und er —
Versucht’ er’s, Eure Gunst zurückzurufen?
Bat er um Gnade? Warf er sich bereuend
Zu Euren Füßen, Besserung versprechend?
Trotz bot Euch der Abscheuliche – Der Euer
Geschöpf war, Euren König wollt’ er spielen,
Vor Euren Augen ließ er Euch den Liebling,
Den schönen Sänger Rizzio, durchbohren —
Ihr rächtet blutig nur die blut’ge Tat.
Maria.
Und blutig wird sie auch an mir sich rächen,
Du sprichst mein Urteil aus, da du mich tröstest.
Kennedy.
Da Ihr die Tat geschehn ließt, wart Ihr nicht
Ihr selbst, gehörtet Euch nicht selbst. Ergriffen
Hatt’ Euch der Wahnsinn blinder Liebesglut,
Euch unterjocht dem furchtbaren Verführer,
Dem unglücksel’gen Bothwell – Über Euch
Mit übermüt’gem Männerwillen herrschte
Der Schreckliche, der Euch durch Zaubertränke,
Durch Höllenkünste das Gemüt verwirrend,
Erhitzte —
Maria.
Seine Künste waren keine andre
Als seine Männerkraft und meine Schwachheit.
Kennedy.
Nein, sag ich. Alle Geister der Verdammnis
Mußt’ er zu Hilfe rufen, der dies Band
Um Eure hellen Sinne wob. Ihr hattet
Kein Ohr mehr für der Freundin Warnungsstimme,
Kein Aug’ für das, was wohlanständig war.
Verlassen hatte Euch die zarte Scheu
Der Menschen; Eure Wangen, sonst der Sitz
Schamhaft errötender Bescheidenheit,
Sie glühten nur vom Feuer des Verlangens.
Ihr warft den Schleier des Geheimnisses
Von Euch; des Mannes keckes Laster hatte
Auch Eure Blödigkeit besiegt, Ihr stelltet
Mit dreister Stirne Eure Schmach zur Schau.
Ihr ließt das königliche Schwert von Schottland
Durch ihn, den Mörder, dem des Volkes Flüche
Nachschallten, durch die Gassen Edinburgs
Vor Euch hertragen im Triumph, umringtet
Mit Waffen Euer Parlament, und hier,
Im eignen Tempel der Gerechtigkeit,
Zwangt Ihr mit frechem Possenspiel die Richter,
Den Schuldigen des Mordes loszusprechen —
Ihr gingt noch weiter – Gott!
Maria.
Vollende nur!
Und reicht’ ihm meine Hand vor dem Altare!
Kennedy.
O laßt ein ewig Schweigen diese Tat
Bedecken! Sie ist schauderhaft, empörend,
Ist einer ganz Verlornen wert – Doch Ihr seid keine
Verlorne – ich kenn Euch ja, ich bin’s,
Die Eure Kindheit auferzogen. Weich
Ist Euer Herz gebildet, offen ist’s
Der Scham – der Leichtsinn nur ist Euer Laster.
Ich wiederhol es, es gibt böse Geister,
Die in des Menschen unverwahrter Brust
Sich augenblicklich ihren Wohnplatz nehmen,
Die schnell in uns das Schreckliche begehn
Und, zu der Höll’ entfliehend, das Entsetzten
In dem befleckten Busen hinterlassen.
Seit dieser Tat, die Euer Leben schwärzt,
Habt Ihr nichts Lasterhaftes mehr begangen,
Ich bin ein Zeuge Eurer Besserung.
Drum fasset Mut! Macht Friede mit Euch selbst!
Was Ihr auch zu bereuen habt, in England
Seid Ihr nicht schuldig, nicht Elisabeth,
Nicht Englands Parlament ist Euer Richter.
Macht ist’s, die Euch hier unterdrückt; vor diesen
Anmaßlichen Gerichtshof dürft Ihr Euch
Hinstellen mit dem ganzen Mut der Unschuld.
Maria.
Wer kommt?
(Mortimer zeigt sich an der Türe.)
Kennedy.
Es ist der Neffe. Geht hinein.
Fünfter Auftritt
Die Vorigen. Mortimer scheu hereintretend.
Mortimer (zur Amme).
Entfernt Euch, haltet Wache vor der Tür,
Ich habe mit der Königin zu reden.
Maria (mit Ansehn).
Hanna, du bleibst.
Mortimer.
Habt keine Furcht, Mylady.
Lernt mich kennen.
(Er überreicht ihr eine Karte.)
Maria (sieht sie an und fährt bestürzt zurück).
Ha! Was ist das?
Mortimer (zur Amme).
Geht, Dame Kennedy.
Sorgt, daß mein Oheim uns nicht überfalle!
Maria (zur Amme, welche zaudert und die Königin fragend ansieht).
Geh! Geh! Tu, was er sagt.
(Die Amme entfernt sich mit Zeichen der Verwunderung.)