Waldröschen II. Der Schatz der Mixtekas. Karl May
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Waldröschen II. Der Schatz der Mixtekas - Karl May страница 13
In seiner Stimme klang jene unbeschreibliche Modulation, die nur eine Folge echter, wahrer Liebe ist. Dieser Ton fand Widerhall in ihrem Herzen. Sie antwortete:
»Sagen Sie es!« – »Sie – Sie sind es!« sprach er da, indem er ihre Hand ergriff. »Glauben Sie das?« – »Ja, ich glaube es!« erwiderte sie einfach und innig. »Klingt das nicht wie eine Anmaßung, Señor? Aber es ist die Wahrheit, denn auch ich fühle es, daß man ein Menschenherz höher schätzen kann als alle Reichtümer dieser Erde! Ich selbst kenne ja auch einen solchen Schatz.«
Es durchzitterte ihn in süßer, wonniger Ahnung bei diesen Worten, und er fragte:
»Welcher Schatz ist es, Señorita?« – »Sie sind es – nein, du bist es, Antonio!«
Bei diesen Worten schlang sie die Arme um seinen Nacken und legte das Köpfchen an seine Brust.
»Ist‘s wahr, ist‘s möglich?« fragte er. – »Ja. Ich habe dich bewundert von dem Augenblick an, wo du meine Fesseln zerschnittest und mich mit starker Hand auf dein Pferd schwangst, und ich habe dich geliebt von dem Augenblick an, wo ich dir in dein gutes, treues Auge blicken konnte. Ich bin dein, du starker, du guter, du lieber Mann, und jeder Moment meines Lebens soll nur dir allein gewidmet sein.«
Da legte auch er seine Arme um sie und flüsterte fast betend:
»Herrgott, ich danke dir! Das ist des Glücks fast zu viel für einen armen Jägersmann.«
Ihre Lippen suchten sich, und als sie sich in einem langen, seligen Kuß fanden, da hörten sie beide nicht, daß sich an der anderen Seite des Bassins etwas zu bewegen begann. Es war Mokaschimotak, der Häuptling Büffelstirn, der sich an die Palisaden zurückschlich, um sich über dieselben hinüberzuschwingen und sich zur Ruhe zu legen.
7. Kapitel
Um diese Zeit saß in einem abgelegenen Tal, vielleicht zwei Stunden von der Hacienda del Erina entfernt, eine Anzahl von ungefähr zwanzig Männern um ein Feuer. Es waren lauter wilde, verwegene Gestalten, deren jeder man zutrauen konnte, daß sie einen Mord oder so etwas Ähnliches auf dem Gewissen habe. Das Viertel eines Kalbs briet am Spieß, und die Reste des Tiers, die daneben lagen, bewiesen, daß man bereits seit längerer Zeit tüchtig geschmaust habe.
»Also wie wird‘s, Capitano?« fragte einer mit unmutiger Stimme. »Warten wir noch länger?«
Der Gefragte lag neben ihm auf dem Ellbogen. Er hatte ein echtes Banditengesicht, und sein Gürtel strotzte von Waffen.
»Wir warten«, sagte er finster und bestimmt. – »Aber wie lange noch?« – »So lange es mir gefällt.« – »Oho, ich habe es satt!« – »Schweig!« – »Du wirst mir wohl erlauben, zu reden. Wir liegen bereits seit vier Tagen hier und wissen nicht, ob man uns nur für Narren hält.« – »Hältst du dich für einen Narren, so habe ich nichts dagegen. Wie ich mit mir daran bin, das weiß ich glücklicherweise ganz genau.« – »Aber wie wir mit diesem sogenannten Grafen daran sind, weißt du das auch?« – »Auch das weiß ich.« – »Nun, wie denn?« – »Er bezahlt uns gut, und wir warten also, bis er erklärt, was wir tun sollen.« – »Das halte der Teufel aus! Was hätten wir während dieser Zeit tun und verdienen können!« – »Schweig!« – »Oho! Ich bin ein Mann und habe zu reden!« – »Und ich bin der Capitano und verbiete es dir!« – »Wer hat dich zum Capitano gemacht? Doch erst wir!« – »Richtig! Und weil ich es nun einmal bin, so weiß ich es auch zu sein. Iß dein Fleisch und halte deinen Mund, sonst kennst du die Gesetze!« – »Du willst drohen?« fragte der andere, indem er an das Messer griff. – »Drohen? Nein, sondern handeln!«
Der Capitano sagte dies in kaltem, gleichgültigem Ton, aber mit blitzschnellem Griff riß er die Pistole aus dem Gürtel und drückte ab. Der Schuß krachte, und der widersetzliche Sprecher stürzte mit zerschmettertem Kopf zu Boden.
»So; das gehört dem Ungehorsam. Schafft ihn zur Seite!«
Mit diesen Worten begann der Capitano, seine Pistole gleichgültig wieder zu laden.
Es erhob sich ein leises, mißbilligendes Gemurmel, doch verstummte es sofort, als der Hauptmann den Kopf erhob.
»Wer murrt?« fragte er. »Ich habe noch mehrere Kugeln. Was soll werden, wenn es keinen Gehorsam mehr gibt? Dieser Graf Rodriganda zahlt einem jeden von uns ein Goldstück pro Tag. Ist dies nicht genug? Er läßt uns warten, ja, aber er wird uns schon noch Arbeit bringen, denn eine solche Summe gibt selbst ein Graf nicht umsonst aus.«
Die Leute beruhigten sich, und der Tote wurde zur Seite geschafft. Das Feuer warf seine ungewissen Schatten über die Gruppe. Man verzehrte den Rest des Fleisches, stellte eine Wache aus und hüllte sich in die Decken.
Schon begann der Schlaf die Männer zu umfangen, als man den Hufschlag eines Pferdes hörte. Sofort erhoben sich alle aus ihrer liegenden Stellung. Ein Reiter nahte.
»Wer da?« fragte die Wache. – »Der Richtige.« – »Kann passieren.«
Der Angekommene gab sein Pferd der Wache und kam dann herbei. Es war Graf Alfonzo de Rodriganda. Er ließ sich neben dem Capitano nieder, zog seinen Tabak hervor und drehte sich eine Cigarrita. Man sah ihm schweigend zu, als er aber die Cigarrita angebrannt hatte und noch immer schwieg, fragte der Hauptmann:
»Bringen Sie uns endlich Arbeit, Don Rodriganda?« – »Ja.« – »Was für welche? Wir tun alles, was uns gut bezahlt wird.«
Der Capitano deutete dabei mit einer sprechenden Gebärde auf seinen Dolch. Der Graf schüttelte den Kopf und antwortete:
»Es ist nichts Derartiges. Ihr sollt mir nur als Arrieros – Maultiertreiber – dienen.« – »Als Arrieros?« sagte der Capitano. »Señor, wir sind keine solchen Lumpen!« – »Das weiß ich. Hört, was ich euch sage!«
Die Männer rückten neugierig zusammen, und Graf Alfonzo begann:
»Ich habe etwas nach Mexiko zu schaffen, wovon kein Mensch etwas erfahren darf; das ist es. Kann ich auf euch rechnen?« – »Wenn Sie zahlen, ja.« – »Ihr sollt haben, was ihr verlangt. Habt ihr Packsättel mit?« – »Ja.« – »Säcke und Kisten?« – »Ja.« – »Gut. Pferde nehmen wir uns von der Estancia del Erina, so viele wir brauchen. Morgen um die Zeit bin ich wieder hier, und mit Tagesgrauen brechen wir auf.« – »Wohin?« – »Das weiß ich jetzt selbst noch nicht. Ich werde euch führen.« – »Was ist es, was wir zu transportieren haben?« – »Das geht euch nichts an. Ich bringe meine zwei Diener mit, die euch irgendwo und irgendwann die Säcke und Kisten füllen. Dann geht es unter meiner Aufsicht nach Mexiko, und ihr habt den Transport zu verteidigen, wenn wir vielleicht belästigt werden sollten.« – »Das ist ein geheimnisvolles Ding, Don Rodriganda. Wir werden den Preis danach richten müssen.« – »Tut es! Was verlangt ihr?« – »Drei Goldstücke pro Mann und Tag.« – »Zugestanden!« – »Mir als Anführer aber sechs.« – »Auch das!« – »Die ganze Beköstigung und Verpflegung.« – »Versteht sich.« – »Und wenn wir den Transport glücklich nach Mexiko bringen, dreihundert Goldstücke als Extrabelohnung.« – »Ihr sollt fünfhundert haben, wenn ich mit euch zufrieden bin!« – »Hurra, das klingt gut! Señor, verlaßt Euch auf