Briefe an Ludwig Tieck 4. Various

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Briefe an Ludwig Tieck 4 - Various

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die sich ein halbes Jahrhundert hindurch schlugen, in handschriftlicher Form drucken zu lassen, und so ist die Sonetten-Samlung entstanden, deren beiliegendes Exemplar wohlwollend anzunehmen ich Sie freundschaftlich bitte. Entschuldigen Sie geneigt, daß es später geschieht, als billig. Es kam mir aber vor, als ob solche kunstlose Herzens-Ergießungen, die nur der bis zum lezten Hauch angebeteten Freundin gefallen wollten, in ihrer zum Theil veralteten Erscheinung sich unter die Augen von Kennern schicklich nicht wagen sollten. Auch haben die rühmenden Anzeigen in einigen Zeitblättern meine Scheu keineswegs beseitigt, da ich sehr wohl weiß, was davon zu halten ist, wohl aber hat ein Brief von Schlegel aus der neuesten Zeit mich ermuthigt, auch in Ihre Erinnerung durch diese Mittheilung mich um so mehr zurückzurufen, als meine selige Frau sich zu Ihren Freundinnen zählte, und dessen besonders würdig war. Ich habe von jeher eine Abneigung gehabt, von meinen poetischen Productionen etwas drucken zu lassen, weil ich die Stunden, die ich daran gewendet, fast jederzeit den drückendsten Amtsverhältnissen habe abringen müssen, woraus niemals etwas Rechts werden kann, und nur der Haß gegen die Napoleonische Zeit und der Widerwille gegen die konstitutionellen Himmelsstürmer hat mich, zu meinem eigenen, nachmaligen Aerger, in Bewegung bringen können, da mein Gemüth ganz andre Neigungen hat, wie ich unter den Gedichten an meine selige Frau noch aus dem December 1805 eines vorgefunden habe, worin es heist:

      mein Kriegs-Lied ist ein zart Sonett

      Auf Amors sanfte Macht;

      mein Feldgeschrei: „Elisabeth“

      Bei Tag’ und stiller Nacht.

      Die Zeit hat es anders gefügt, bald nach jenem December.

      Meine Tochter Hedwig empfiehlt sich mit mir Ihrem wohlwollenden Andenken. Unter Versicherung der treusten Verehrung und Ergebenheit

Staegemann.

      Steffens, Henrik

      Geboren am 2. Mai 1773 zu Stavanger in Norwegen, gestorben am 13. Febr. 1845 in Berlin.

      Ueber die Idee der Universitäten (1809.) – Ueber geheime Verbindungen auf Universitäten (1835.) – Die gegenwärtige Zeit und wie sie geworden, 2 Bde. (1817.) – Die Carrikaturen des Heiligsten, 2 Bde. (1819–21.) – Anthropologie (1822.) – Von der falschen Theologie und dem wahren Glauben (1824.) – Wie ich wieder Lutheraner wurde (1831.) – Was ich erlebte, 10 Bde. (1840–45.)

      Romane: Die Familien Walseth und Leith, 3 Bde. (1827.) – Die vier Norweger, 6 Bde. (1828.) – Malcolm, 2 Bde. (1831.) – Novellen &c. &c.

      Daß der edle Norweger niemals ganz richtig deutsch lernte, und dennoch einer der begeisterndsten Redner in deutscher Sprache gewesen ist, wissen Alle die einst so glücklich waren, seine collegia zu hören. Was er für den Druck schrieb, ist durch nähere Freunde, oder durch den Hrn. Verleger von allerlei „physisch statt psychisch, Muscheln statt Muskeln, mir’s – mich’s – ihm’s – die’s“ &c. &c. gesäubert worden, wie’s recht und billig war. Seine Briefe, aus denen der Mensch zum Menschen aus der Ferne spricht, wollten wir nicht korrigiren. Mögen sie gedruckt werden, wie sie sind; mögen sie Lesern, die seine Hörer gewesen zu sein sich heute noch freuen, das lebendige Bild des theuren, edlen Verstorbenen recht lebhaft in’s Gedächtniß rufen, mit seinen Schwächen, – mit seiner Größe, seiner unwiderstehlichen Persönlichkeit; ja, mit all’ den Erinnerungen aus einer mit ihm begrabenen Zeit!

      Hatte er sie – und sich doch fast schon überlebt, bevor er starb. Wohl ihm, daß er noch zu rechter Stunde die Augen schloß! Wir hätten sonst wohl gar auch hören können, wie der erste Freiwillige von 1813 fünfunddreißig Jahre später mit splendiden Katzenmusiken bedacht worden wäre! Derselbe Steffens, der im Jahre 1809 als Professor in Halle die Idee der Universitäten jener napoleonischen Zwingherrschaft in den Bart geworfen.

      I

Tharand, d. 22. Jul. 1801.Theuerster Freund!

      Da das Wetter Ihnen kaum erlauben wird, sobald hier hinauszukommen, auch mir in Tharand gefangen hält, so muß ich nothwendig ein Mittel ersinnen, mir wenigstens, so gut es gehen will, von ihrem Treiben und von dem Befinden ihrer Familie kurze, jedoch gründliche Nachricht zu verschaffen. Ich kenne in der That nichts grausameres, als einen Mantel in solchem Wetter zu behalten, und schicke Ihnen daher den Ihrigen, mit dem verbindlichsten Dank (NB. Lebensart) zurück. – Auch drey Strausfedern folgen hiermit. Bitte mich gehorsamst ein paar Volksmärchen aus, welche richtig, nachdem ich sie consumirt habe, wieder zurückgeschickt werden sollen.

      Uebermorgen erhalten Sie einen cabbalistischen Aufsatz. Mein Genius hat mir wieder angesprochen und mir – wahrlich sonderbare Dinge von 1–2–3–5 aus 7 zu 3–7 aus 2 zu 5 – das vernünftige Decimal- und das mystische Duodecimalsystem entdeckt. Ich glaube, daß sie selbst sich ergözen werden über das Zählen der Natur – das bedeutender ist, als man glaubt. – Ich werde recht zum Schreiben getrieben und bin jetzt, natürlich, nur wenig gestört. Wie wünschte ich bey Ihnen zu seyn. – Vieles würde sich in Gesprächen leicht entwickelt, was mir jetzt entgeht. —

      Sie können – alle Tage – mit der Botenfrau, die diesen Brief bringt – ein paar Zeilen nach Tharand spediren. —

      Diesmahl bitte ich mir wirklich aus, daß Sie mir mit ein paar Zeilen schreiben: wie Sie und Ihre Familie sich befindet: ob Gustav noch krank ist.

      Grüßen Sie die Madem. Hanna, Dorothea, Elisabeth Reichard, und sagen Sie Ihr, daß mein Genius mich ihre Hand im Traume gezeigt hat, daß ich ihr ganzes zukünftiges Schicksal kenne und – daß Sie erstaunen wird – so wenig hilft es sich zu sträuben. – Ich freue mich darauf die Hände, die ich nicht sehen darf, wenigstens mit zugemachte Augen, küssen zu dürfen.

      Leben Sie wohl und grüßen Sie Ihre Frau recht sehr.

Steffens.

      II

Halle, d. 3. Junii 1802.Bester Freund!

      Ich muß Ihnen nothwendig von hier aus schreiben, und wähle dazu lieber einen jungen Menschen, der wenigstens nicht stören wird, wenn er einige Stunden in Ihrem Hause zubringt, und mancherley sagen kann, was zu schreiben zu weitläufig wäre. Die bewußte Sache, die ihm, wie ich glaube, unbekannt ist – (obgleich man hier in Halle feine Nasen zu haben scheint), erwähne ich nur, um Ihnen zu sagen – daß ich jetzt überaus glücklich bin. – In ein paar Tage reise ich weg, um Tag und Nacht nach Copenhagen zu eilen. Ich erwarte – wenigstens in Copenhagen ein paar Zeilen von Ihnen zu finden, um zu erfahren, wie Sie und Ihre Familie sich befindet. Sie werden mir verzeihen, wenn die neue Freude – die ich erst seit gestern kenne – mich verhindert weitläuftig zu seyn. Aus Hamburg schreibe ich einmahl einen Brief. Grüßen Sie Ihre Frau – Mamsel Alberti und Dorothea. Ich habe mir vorgesezt alles so in Ordnung zu bringen, daß ich in ein 5–6 Monathe wieder in Deutschland sein kann. Wie freue ich mich darauf, Sie und Ihre Familie dann wieder zu sehen. An den nordischen Sachen werde ich gleich Hand legen. Sie sollen mir in dem fremden Vaterlande in Ihre Gesellschaft bringen. Ihre Schwester und Bruder sind doch noch in Dresden – und kennen mich doch hinlänglich um einen Gruß von mir annehmen zu können?

      Verzeihen Sie mir die Verworrenheit des Briefes und leben Sie nochmahls wohl.

H. Steffens.

      Sie wissen wohl daß Fr. Schlegel die Aufführung des Alarcos noch abgewartet hat bey Goethe? – Der Teufel hole sonst die vornehme Art, mit welche man hier über Kunst urtheilt. – A. W. Schlegel ist wohl abgereist? Der Ueberbringer dieses Briefs heißt Rotte, ist aus Lübeck und ein Stiefsohn der Doctorin oder der Doctor Schlösser. —

      III

Hildesheim, d. 24. December 1806.Lieber Tieck!

      Auf

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