Briefe an Ludwig Tieck 4. Various

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Briefe an Ludwig Tieck 4 - Various

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      XI

Breslau, d. 17. Junii 1821.Lieber Tieck!

      In großer Eile empfehle ich Dir den Ueberbringer – den Schauspieler Löwe5 den jüngern aus Prag – nicht zu verwechseln mit dem carricaturmäßigen ältern Bruder. – Er ist in der That ein liebenswürdiger Mensch und Du wirst, irre ich nicht, auch den Künstler, wenigstens gewiß sein schönes Streben und seine Bescheidenheit ehren. Er wünscht Dich lesen zu hören. – In der That nicht aus müßiger Neugierde. Ich habe ihm zwar nur wenig gesehen, aber er hat für mich etwas außerordentlich einnehmendes.

      Noch hoffe ich Dich im Herbst zu sehen. Grüß alle.

Steffens.

      XII

Breslau, d. 14t. April 1822.Lieber Tieck

      Ich befürchte fast, daß Du böse bist – und zwar mit Recht. – Was konnte mich dazu bringen, einen solchen elenden Sudler mit seinen Marktschreiereien zu empfehlen? – Ich würde mich sehr freuen, wenn Du diese Zeilen nicht verstündest. – Es wäre ein Zeichen, daß der Mensch den Brief nicht abgegeben hätte.

      Dieser soll Dich dafür wieder mit mir versöhnen. Ich bin überzeugt, daß Du diesen meinen Landsmann, Hrn. Nilsen, sehr lieb gewinnen wirst. Ich kenne wenige Menschen, die mir in kurzer Zeit so lieb wurden. Er ist ein Freund von Möller – ohne seinen anachoretischen Starrsinn zu theilen – wie von Dahl, und obgleich Kaufmann ein sehr vielseitig gebildeter Mann mit einer seltenen Empfänglichkeit und er versteht einem, was immer seltener wird.

      Ich gebe ihm ein Exemplar meiner Anthropologie mit. – Ich soll ein Schellingianer seyn, behaupten die Leute und die Recensenten haben schon den Titel gesehen und geschimpft. Ich möchte wohl wissen, ob Du mich auch so nennen willst. Ueberhaupt meine übrige Schriften gebe ich Dir preis. – Dieses möchte ich eben in Deinen Augen gerettet wissen.

      Daß ich nicht nach Dresden kommen kann, ist mir unbeschreiblich fatal.

      Ganz vertraulich kann ich Dir sagen, daß die philos. Facultät hier Dich dem Ministerio zu einer Professur der englischen, italienischen, spanischen u. s. w. Literatur vorgeschlagen hat. – Noch haben wir keine Antwort. Ich würde mich über alle Maßen freuen, wenn nicht eine doppelte Besorgniß da wäre. – Erstens, daß das Ministerium kaum einen großen Gehalt bestimmt hat, und zweitens – daß Du selbst in diesem Falle die Stelle nicht annimmst. Habe ich mich in beiden geirrt – wer wäre glücklicher als ich. – Grüß Gräfin Henriette, Malchen, Dorothea, Agnes von mir und Hanne recht herzlich.

DeinSteffens.

      XIII

Breslau, d. 9t. Juni 1822.Lieber Tieck!

      Ich schreibe Dir wieder ein paar Zeilen durch einen Freund. Es ist der Dr. Loebell, der Dich schon aus Heidelberg kennt. Es ist ein sehr gescheuter Mensch und wirklich gründlicher Geschichtsforscher. Ueber mein Leben und Verhältniß kann er Dir Vieles mittheilen, denn er gehört seit 8 Jahren zu meinem vertrautesten Umgang. Er ist genöthigt Preußen zu verlassen und eine, freilich äußerlich günstige Lage als Redacteur des Conversationsblattes anzunehmen, um leben zu können. Obgleich man ihm, als ein kenntnißreichen und vielfältig gebildeten Mann kennt und schäzt, kann er dennoch keine Anstellung hier erwarten, nicht etwa wegen demagogischer Gesinnung, vielmehr umgekehrt, weil das demagogische Consistorium hier, während Untersuchungen gegen ihre Umtriebe, Cabinetsordre die dem Minister eine unerhört willkührliche Gewalt giebt, sich jagen, allein alle Stellen vergiebt und das Ministerium trozt. – Eine Verwirrung die einen verrückt machen kann.

      Von Berlin ist keine Antwort auf unsern Antrag Dich hier anzustellen gekommen. Loebell weiß von Allem und kann Dich über alle hiesige Verhältnisse völlig orientiren. So auch über die Lage des Theaters. Vertrauen verdient er durchaus.

      Grüß die Gräfin Henriette, Deine Frau, Dorothea, Agnes. – Könnte ich Euch nur besuchen! Vier Monathe dauert das unglückliche Rectorat noch.

DeinSteffens.

      XIV

Breslau, d. 5t. Sept. (Keine Jahreszahl.)

      Du nimmst mir nicht übel, lieber Tieck! daß ich Dir einen jungen Mann auf seiner Durchreise nach Göttingen zu empfehlen wage. Ich werde es gewiß sehr selten thun und habe es bis jetzt immer ausgeschlagen. Dieser junge Mensch, Hermann Frank, ist aber in der That brav, gescheut und weiß recht viel und sein Vater hat mir Geld geliehen. Er gehört zu denen, die mich öfters besuchen. Morgen reise ich nach Berlin; weil ich muß. Wieder eine Reise, die wenn auch Gottlob! nicht so unangenehm, doch auch mich einer seltsamen Lage versetzt. Ich hoffe mit dieser Reise auf immer mit der verfluchten politischen Welt abzuschließen. Alles ekelt mir darin an.

      Die Frau und Clärchen grüßen alle – und wenn Gott will hoffen wir gewiß Euch künftigen Sommer in Dresden zu sehen.

DeinSteffens.

      XV

Berlin, d. 6t. Octbr. 27.Lieber Tieck!

      Nachdem ich Dir solange nicht geschrieben habe, nehme ich die Gelegenheit wahr, indem ich Dir einen jungen Mann empfehle, dessen Bekanntschaft Dir ohne allen Zweifel sehr angenehm seyn wird. Es ist Hr. Ampère aus Paris, der eine sehr genaue Bekanntschaft unserer ganzen Literatur besizt, und sich ihr mit großer Neigung, ja mit Leidenschaft widmet. Er wird, wie ich denke, Dir schon bekannt seyn.

      Ueber dasjenige, was uns – hoffentlich doch nur scheinbar – in der letzten Zeit getrennt hat – schreibe ich Dir jetzt nicht. Daß eine solche Aeußerung die erste war, die von Deiner Seite über mich laut ward, mir nicht angenehm seyn konnte, doch, besonders was meine Ansicht der Religion betrifft, ein seltsames, mir völlig unbegreifliches Mißverständniß von Deiner Seite stattfand, und daß, besonders in Breslau, Dummheit und moderne Verfolgungssucht, als Deine Kritik erschien, triumphirend über mich herfiel – ist leider nur zu gewiß. Indessen gehören Dinge der Art, wie man sie auch betrachten mag – zu den vorübergehenden Erscheinungen des Lebens und dürfen das Unveränderliche, was allein einen Werth hat, Freundschaft und Vertrauen nicht berühren. Daß ich Tadel verdiente, weiß ich sehr wohl – Genug davon.

      Ich behalte Dich und die Deinigen unveränderlich lieb, wenn ich auch, wenn diese Seite berührt wird, manchmahl, nach meiner, eben nicht lobenswerthen Art, in einer Art von Wuth gerathe und das albernste Zeug mit bewunderungswürdiger Beredsamkeit schwazte.

      Grüß alle – vor Allem Dorothea, die sich meiner so freundlich erinnert hat.

DeinSteffens.

      XVI

Berlin, d. 10t. Apr. 1833.Lieber Tieck!

      Ich grüße Dich durch den Ueberbringer dieses Briefs, den Herrn Cand. Kreis aus Strasburg, der erste bedeutende Zuhörer, der sich hier innig an mich anschloß. Ich trenne mich mit Schmerzen von ihm und er wird, ich darf es mit Zuversicht erwarten, auch Dir lieb werden.

      Es war meine Absicht in diesen Osterferien nach Dresden mit Frau und Kind zu reisen. Aber leider muß ich es jetzt bis Pfingsten aussetzen. Dann aber komme ich gewiß, wenn gleich nur auf wenige Tage – vor Allem freue ich mich dann Dich, lieber alter Freund zu sehen. – Du glaubst – ich wäre Dir feindlich gesinnt – glaube es nicht. – Ich habe mich nie von einem Freund getrennt, der es einmahl im wahren Sinne war. Ich kann es nicht, wenn ich auch wollte und die Mißverständnisse, die mir bis jetzt noch unbegreiflich,

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Ludwig Löwe, der damals auf seiner ersten Kunstreise begriffen war.