Кавказ и Чечня – обзор европейских ученых. Caucasus and Chechnya – a review of European scientists. Муслим Махмедгириевич Мурдалов
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D) Anthropologische Beobachtungen
Das tschetschenische Volk ist rassisch genau so wenig einheitlich wie irgend ein anderes. Ebenso aber wie bei den meisten Völkern ein bestimmter Typ herausgebildet wird, der als die charakteristische körperliche Erscheinungsform empfunden wird, so auch bei den Tschetschenen. Und zwar zählt dieser unstreitig zur vorderasiatischen Rasse. Die Tschetschenen machen darin keine Ausnahme von den übrigen kaukasischen Völkern, deren anthropologischer Grundstock ebenfalls von dieser Rasse gebildet wird. Deren Merkmale sind bekannt. Es handelt sich also um mittel- bis großwüchsige kräftige Menschen mit kurzem, steilem Kopf, starker Adlernase und gewöhnlich dunklem Haar und Augen.
Man muß jedoch auch innerhalb der hellen nordwesteuropäischen Rasse z. B. schon getan hat. Innerhalb der mir näher bekannten Völker mit vorderasiatischer Rassengrundlage – den Nordarmeniern, Ostgeorgiern mit Pschawen und Chewsuren, aserbeidschaner Tataren, einer Reihe daghestanischer Völker, Inguschen und in geringerem Maße Kumüken und Osseten – habe ich jedenfalls sehr deutlich unterschiedene Schläge dieser Rassen geglaubt feststellen zu können.
Um den tschetschenischen Vorderasiaten zu kennzeichnen, möchte ich mich zunächst negativ ausdrücken. Sein Profil hat nicht die übertriebene vorderasiatische Form, wie sie etwa bei den Armeniern so häufig beobachtet werden kann. Ein derartiges Profil, etwa wie das des von v. Luschan aufgenommenen Armeniers, um ein bekanntes, in viele rassenkundliche Bücher übergegangenes Bild zum Vergleich heranzuziehen, kommt bei den Tschetschenen überhaupt nicht vor. Freilich ist es auch nach meinen Beobachtungen unter den Armeniern durchaus eine Seltenheit. Der von mir aufgenommene Tschetschene, Abb. 5 und 6 rechts, dürfte innerhalb seines Volkes wohl das Extrem an vorderasiatischer Gesichtsbildung darstellen. Den tschetschenischen Normaltypus zeigt etwa Abb. 7. Es ist also ein durchaus gemildertes vorderasiatisches Profil mit zwar großer, doch mäßig geschwungener und nicht fleischiger Nase und mit leidlich gebildetem Kinn, letzteres besonders im Gegensatz zu Abb. 5, auf der, wie allgemein bei ausgesprochen vorderasiatischen Profilen, das Kinn weiter zurücktritt und flacher ausgebildet ist, als es unserem Schönheitssinne entspricht. Das Profil Abb. 7 wirkt nicht auffällig, sondern ausgeglichen und gefällt durch seinen Schwung und kühnen großen Schnitt. Auch der rechts sitzende Mann auf Abb. 8 ist ein guter Vertreter hierfür. Sein Gesicht wird man ohne Einschränkung als männlich schön bezeichnen können. Die Gesichter sind durchaus häufig, die an das Raubvogelhafte des vorderasiatischen Typs kaum noch erinnern, sondern eine fast gerade und schmale Nase haben und bei denen nur der kurze, steile Schädel des vorderasiatische Erbe andeutet. Diese ebenmäßigen Gesichter sind es, die den alten Ruhm kaukasischer Schönheit begründet und seiner Zeit wohl auch Blumenbach u. a. veranlaßt haben, seinen Begriff der kaukasischen Rasse aufzustellen. Man hat früher, besonders zur Zeit der kaukasischen Kriege, als Bodenstedt im Kaukasus weilte, die Kaukasusvölker zu sehr idealisiert, insbesondere ihre körperliche Schönheit vielleicht über Gebühr gerühmt. Später ist man in den umgekehrten Fehler einer allzu nüchterne Betrachtungsweise verfallen. Irreführend wirken hierbei oft Veröffentlichungen anthropologischer Aufnahmen, bei danen naturgemäß gern extreme Typen ausgewählt werden. Das gilt z. B. von dem in Günthers Rassenkunde veröffentlichen Bilde eines Imeretiners aus Kutais, das wohl einen der häßlichsten Männer darstellt, die in dieser Stadt zu finden waren. Demgegenüber muß wieder einmal betont werden, daß die Kaukasusvölker und unter ihnen besonders die Nordkaukasier an körperlicher Schönheit ihre Nachbarvölker auf jeden Fall übertreffen. Man braucht sich nur einmal von Rostow her dem Kaukasus zu nähern und man wird beobachten können, wie sich auf den Stationen die reinen Kaukasiergesichter mit ihren großen und geraden Zügen aus der Masse der unklareren russischen Physiognomien herausheben.
Was den Körperbau anbelangt, so fand ich bei Armeniern, Ostgeorgien, Chewsuren und Daghestanern in der Hauptsache mittelgroße, kräftige Gestalten, oft weniger schlank als untersetzt, auf keinen Fall großwüchsig; stellenweise ist der Menschenschlang ausgesprochen klein, wie in manchen Gebieten Daghestans, z. B. Kasikumuch, Gumbet. Ihnen gegenüber fallen die Tschetschenen entschieden durch höheren Wuchs auf. Man braucht nur einmal vom letzten Chewsurendorf Schatil nach dem Kistendorf Dscharego zu wandern und man staunt gerazedu über den plötzlichen anthropologischen Wechsel: bei den Chewsuren robuste, breite Gestalten, bei den Kisten hochgewachsene, schlanke, ja elegante Erscheinungen. Diese Beobachtung wird mir bestätigt durch die Berichte Radde’s. (Lit. Verz. 36).
Denselben Unterschied konstatierte ich zwischen Itschkerien einerseits und Andiern und Awaren, besonders Gumbetern, andererseits.
Die Schlankheit wirkt manchmal direkt übertrieben, so daß man von gertenschlank sprechen kann. In anderen Gegenden würden derartige Gestalten vielleicht als schwächlich bezeichnet werden; mit Unrecht, denn die Schultern sind gewöhnlich breit, schmal sind nur die Hüften. Der Körper erhält dadurch einen ungemein biegsamen, elastischen, manchmal etwas lässigen Zug. Sehr unterstrichen wird diese Linie noch durch die in der Ebene ziemlich allgemein getragene Tscherkesska. (Abb. 9). In den Bergen wird es weniger erkennbar, weil dort gewöhnlich der schwere Schafpelz die Glieder verhüllt, ausgenommen Mälchisti, so wieder die Tscherkesska vorherrscht.
Fettleibigkeit, die ich bei Armeniern und Ostgeorgiern sowohl bei Männern als auch bei Frauern oft beobachtete, besonders in vorgerückteren Lebensjahren, fehlt so gut wie ganz; Straffheit und Magerkeit herrschen vor.
Großgewachsen erscheinen die Tschetschenen vielleicht nur ihren Nachbarvölkern gegenüber; das Durchschnittsmaß erreicht kaum das des Norddeutschen. Größen über 1,85 m habe ich mit Sicherheit nur zweimal beobachten können. Der eine war ein Kiste aus Mälchisti, der andere, der größte Tschetschene überhaupt, war der schon erwähnte Großwesir des einstigen Emirats, Dischninski. Dieser Umstand trug übrigens nicht wenig dazu bei, sein Ansehen unter den einfachen Gebirglern zu festigen. Er war auch gleichzeitig eine durchaus aristokratische Erscheinung, die alle Vorzüge der Rasse in sich vereinigte, freilich auch die Fehler.
Im vorstehenden wurde die Rassengrundlage des tschetschenischen Volkes als vorderasiatisch bezeichnet, man könnte sie aber auch mit demselben Recht dinarisch nennen. Dinarische Menschen habe ich auf Wanderungen in Kärnten und Steiermark und unter serbischen Kriegsgefangenen in größerer Zahl beobachten können und wenn ich sie vergleiche mit dem vorherrschenden Menschenschlag bei den Tschetschenen, so finde ich keinen wesentlichen Unterschied, der dazu berechtigen würde, im Gegensatz zu ersteren hier von einer besonderen vorderasiatischen Rasse zu sprechen. Für Armenier und manche Daghestaner mag dies berechtigt sein, doch auch nur in dem Sinne, daß die kennzeichnenden Merkmale der dinarischen Rasse hier noch übertriebener ausgefallen sind; der Kopf wird leicht zum ausgesprochen Spitzkopf, die Nase unschön groß; der Wuchs stellenweise etwas kleiner. Bei den Tschetschenen ist das eben im all gemein nicht der Fall, ebenso wenig bei Inguschen und Osseten und auch nicht, nach der landläufigen Vorstellung, bei den Tscherkessen. In diesem einschränkenden Sinne spreche ich also bei den Tschetschenen von vorderasiatischer Rasse.
Die Sonderstellung des vorderasiatischen Tschetschenen wird noch erwiesen durch die Farben von Haar, Auge und Haut. Menschen mit rein schwarzen Haaren, ganz dunklen Augen, die bei Armeniern und auch stellenweise bei Georgiern vorherrschen, sind unter den Tschetschenen nicht allzu häufig, sofern sie beide Merkmale in sich vereinigen. Man kann nur von einem Typ sprechen, der im Gesamteindruck dunkel erscheint. Am ehesten ist noch das Kopfhaar dunkel, auch schwarz, die Augen dagegen braun oder von einer Farbe, die sich schlecht genau bestimmen läßt. Man kann sie vielleicht als ein helles Braun, das einen Stich ins grünliche auffällt, das ist die starke Verbreitung von Blonden und Helläugigen, hauptsächlich der letzteren. Welcher Helligkeitsgrad