Bestimmt . Морган Райс
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»So viele Fragen«, erwiderte er schließlich lächelnd. »Ich verstehe, dass all das viel für dich ist. Nun, fangen wir damit an, dass du in Umbrien bist, in der kleinen Stadt Assisi.«
Sie zerbrach sich den Kopf und versuchte sich zusammenzureimen, wo das sein konnte.
»In Italien?«, fragte sie schließlich.
»Ja, in der Zukunft wird diese Region Teil eines Landes namens Italien sein«, entgegnete er, »aber jetzt noch nicht. Wir sind zurzeit noch unabhängig. Vergiss nicht«, fuhr er lächelnd fort, »du bist nicht mehr im einundzwanzigsten Jahrhundert – wie du wahrscheinlich schon aus der Kleidung und dem Verhalten dieser Dorfbewohner geschlossen hast.«
»Welches Jahr ist denn jetzt?«, fragte Caitlin leise – beinahe fürchtete sie sich vor der Antwort. Ihr Herz schlug deutlich schneller.
»Du bist im achtzehnten Jahrhundert«, antwortete er. »Genauer gesagt, im Jahr 1790.«
1790. In Assisi. In Umbrien. In Italien.
Der Gedanke überwältigte sie. Alles fühlte sich unwirklich an – so, als würde sie träumen. Sie konnte kaum glauben, dass das wirklich passierte, dass sie tatsächlich hier war, an diesem Ort und zu dieser Zeit. Und dass das Zeitreisen wirklich funktionierte.
Außerdem war sie ein bisschen erleichtert: Italien im Jahr 1790 klang nicht so übel – wenn man bedachte, wo und in welchem Jahrhundert sie sonst noch hätte landen können. Schließlich war das achtzehnte Jahrhundert nicht in der Urzeit.
»Warum wollten diese Leute mich umbringen? Und wer sind Sie?«
»Trotz des Fortschritts ist diese Zeit immer noch ein wenig primitiv und abergläubisch«, erklärte er. »Sogar in dieser Epoche des Luxus' und der Dekadenz gibt es leider immer noch eine Menge gewöhnlicher Bürger, die in großer Angst vor uns leben.
Siehst du, das kleine Bergdorf Assisi ist für uns immer schon eine Hochburg gewesen. Es wird häufig von Vampiren aufgesucht, das ist immer schon so gewesen. Unsere Gattung ernährt sich nur von ihrem Vieh. Doch im Laufe der Zeit fällt das den Dorfbewohnern dann auf.
Manchmal entdecken sie einen von uns, und dann wird die Lage unerträglich. Also lassen wir uns hin und wieder von ihnen beerdigen. Wir lassen sie ihre dummen, kleinen Menschenrituale durchführen und geben ihnen das Gefühl, sie wären uns losgeworden. Und wenn sie nicht hinsehen, erheben wir uns einfach wieder und kehren in unser Leben zurück.
Doch manchmal erhebt sich ein Vampir zu früh oder wird dabei beobachtet – dann kommt der Mob. Das geht vorüber, wie immer. Zwar lenkt ein solcher Zwischenfall unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns, aber zum Glück immer nur vorübergehend.«
»Es tut mir leid«, sagte Caitlin, die jetzt ein schlechtes Gewissen hatte.
»Mach dir keine Gedanken«, erwiderte er. »Das war deine erste Zeitreise, du hattest noch nicht alles unter Kontrolle. Man braucht ein paar Versuche, bis man sich daran gewöhnt hat. Selbst die Besten von uns können ihr Wiederauftauchen nicht perfekt steuern. Es ist immer schwer zu sagen, wann und wo genau man landet. Aber du hast deine Sache gut gemacht«, fügte er hinzu und legte ihr sanft eine Hand auf den Arm.
Sie bogen in einen Gang mit einer niedrigen Gewölbedecke ein.
»Außerdem hast du dich auch gut aus der Affäre gezogen«, fuhr er fort. »Schließlich bist du in die Kirche gekommen.«
Caitlin erinnerte sich, wie sie die Kirche gesehen hatte, als sie über das Feld gerannt war.
»Es ist mir einfach nur logisch erschienen, zur Kirche zu laufen«, antwortete sie. »Sie war das erste Gebäude, das mir ins Auge gefallen ist, außerdem wirkt sie wie eine Festung.«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. »In der Welt der Vampire gibt es keine Zufälle«, sagte er. »Alles ist vorherbestimmt. Ein Gebäude, das auf dich sicher wirkt, kann einem anderen durchaus unsicher vorkommen. Nein, du hast dich aus einem bestimmten Grund für diesen Ort entschieden. Aus einem ganz bestimmten Grund. Du solltest mich finden.«
»Aber Sie sind doch ein Priester.«
Er schüttelte ganz leicht den Kopf. »Du bist noch so jung, du hast noch so viel zu lernen. Wir haben unsere eigene Religion, unsere eigene religiöse Überzeugung. Sie unterscheidet sich gar nicht mal so sehr von der der Kirche. Man kann ein Vampir sein und trotzdem ein Leben im Dienste der Religion führen. Vor allem unsere Vampirgattung«, fügte er hinzu. »Ich unterstütze sogar täglich das Seelenleben der Menschen. Schließlich verfüge ich im Gegensatz zu den Menschenpriestern über die Weisheit von Jahrtausenden auf diesem Planeten. Glücklicherweise wissen die Menschen nicht, dass ich kein Mensch bin. Sie halten mich einfach für den Gemeindepriester.«
In Caitlins Kopf drehte sich alles, während sie versuchte, diese Informationen zu verarbeiten. Das Bild eines Vampirpriesters war in ihren Augen widersinnig. Die Vorstellung, dass es eine Vampirreligion gab, die innerhalb der Kirche praktiziert wurde, kam ihr sehr seltsam vor.
Doch so faszinierend das Ganze auch war, so war es trotzdem nicht das, was sie wirklich interessierte. Sie wollte Informationen über Caleb haben. Hatte er die Reise überlebt? Wo war er jetzt?
Und sie wollte unbedingt wissen, was mit ihrem Kind war. War sie noch schwanger, hatte das Baby überlebt?
In der Hoffnung, dass der Priester ihre unausgesprochenen Fragen beantworten würde, dachte sie sehr intensiv daran.
Doch er ging nicht auf ihre Gedanken ein.
Obwohl sie ganz sicher war, dass er wusste, was sie dachte, zog er es vor, ihre Fragen nicht zu beantworten. Damit zwang er sie, ihre Fragen laut zu stellen. Doch wahrscheinlich wusste er auch, dass sie Angst vor den Antworten hatte.
»Und was ist mit Caleb?«, fragte sie schließlich mit bebender Stimme. Um sich nach ihrem Kind zu erkundigen, war sie zu nervös.
Sein Lächeln verblasste, als er ganz leicht zusammenzuckte.
Furcht breitete sich in ihr aus.
Bitte, dachte sie. Bitte keine schlechten Nachrichten.
»Manche Dinge musst du selbst herausfinden«, antwortete er schließlich. »Manche Dinge darf ich dir nicht sagen. Du musst diese Reise unternehmen, ganz allein du.«
»Aber ist er hier?«, fragte sie voller Hoffnung. »Hat er es geschafft?«
Der Priester presste die Lippen zusammen. Er ließ die Frage unbeantwortet im Raum stehen – für eine gefühlte Ewigkeit.
Als sie schließlich vor einer weiteren Treppe stehen blieben, drehte er sich zu ihr um und sah sie an. »Ich wünschte, ich könnte dir mehr sagen«, erklärte er. »Wirklich.«
Dann hob er seine Fackel höher und stieg die Stufen hinunter.
Sie betraten einen langen Gewölbegang, dessen Decken mit Gold verziert und exquisit gestaltet waren. Sie waren vollständig mit Fresken in leuchtenden Farben überzogen, und die Bögen dazwischen waren vergoldet. Die Decken leuchteten förmlich.
Das Gleiche traf auf den Boden zu. Er bestand aus wunderschönem, rosa Marmor und sah aus, als wäre