Held, Verräter, Tochter . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Held, Verräter, Tochter - Морган Райс страница 4
Dazu riss Irrien an einer Kette, die an seinem Stuhl befestigt worden war. Das andere Ende hielt ein Möchtegernkrieger dieser Rebellion, der eingeknickt war anstatt zu sterben.
„Wir sind bald da“, sagte er.
„J-ja, gnädiger Herr“, antwortete der Mann.
Irrien zerrte erneut an der Kette. „Halt die Klappe, außer, man befielt dir anderes.“
Irrien ignorierte den Mann, als dieser begann, ihn inständig um Vergebung zu bitten. Er blickte nach vorne, auch wenn er die Metallseite seines Schilds so aufgestellt hatte, dass er mögliche Mörder, die sich ihm von hinten näherten, bemerken konnte.
Ein kluger Mann tat stets beides. Die anderen Steine von Felldust hielten Irrien wahrscheinlich für verrückt, dass er zu diesem staublosen Land aufbrach und sie zurückließ. Sie dachten wahrscheinlich, dass er ihre Intrigen und Machenschaften nicht bemerken würde.
Irriens Grinsen wurde noch breiter, als er sich vorstellte, wie ihre Gesichter aussehen mussten wenn sie erkannten, was wirklich vor sich ging. Seine Freude wurde noch größer als er sich der Küste zuwandte und die Feuer erkannte, die entflammten, als seine wüsten Truppen dort an Land gingen. Normalerweise hasste Irrien die verschwenderische Art, Häuser niederzubrennen, doch zu Kriegszwecken war es eine nützliche Waffe.
Nein, die wahre Waffe war die Angst. Feuer und drohende Gebärden waren nur Wege, um diese weiter anzuspitzen. Die Angst war eine Waffe, die genauso mächtig war wie langsam wirkendes Gift so gefährlich wie eine Klinge. Die Angst konnte einen starken Mann dazu bringen, davonzulaufen oder kampflos einzuknicken. Die Angst brachte Feinde dazu, dumme Entscheidungen zu treffen, in übereilter Kühnheit anzugreifen oder abzuwarten, wenn es eigentlich Zeit war, anzugreifen. Die Angst versklavte die Menschen und hielt sie klein, auch wenn sie zahlenmäßig überlegen waren.
Irrien war nicht so einfältig zu glauben, dass er völlig frei von Angst war, doch hatte er weder seine erste noch sein fünfzigste Schlacht so erlebt wie die Männer es immer berichtet hatten. Er hatte gegen Männer auf brennendem Sand gekämpft und auf den Pflastersteinen kleiner Gassen. Doch während er von Wut, Begeisterung und sogar Verzweiflung ergriffen war, hatte er nie die Angst der anderen Männer gespürt. Das trug dazu bei, dass es ihm so leicht fiel, sich stets das zu nehmen, was er wollte.
Gerade trat das, was er jetzt wollte, in Sichtweite so, als hätten seine Gedanken es gerufen. Die unablässigen Ruderschläge sorgten dafür, dass Irrien nun den Hafen von Delos zu Gesicht bekam. Er hatte auf diesen Moment gewartet, aber es war nicht derjenige, von dem er geträumt hatte. Der würde sich erst einstellen, wenn das hier vorbei war und er all das an sich gerissen hatte, was von Wert war.
Seines Ruhms ungeachtet, war die Stadt so wie jede von Menschen erbaute Stadt ein stinkendes Loch. Sie besaß nicht die Größe des endlosen Staubs oder die übermächtige Schönheit der Bauten der Uralten. So wie in allen Städten brachten genügend zusammengepferchte Menschen ihre wahre Niedrigkeit, Grausamkeit und Hässlichkeit ans Licht. Keine elegante Steinkunst der Welt konnte das verbergen.
Dennoch war das Reich, dessen Dreh- und Angelpunkt diese Stadt war, ein erstrebenswerter Preis. Irrien fragte sich, ob die anderen Steine ihren Fehler, nicht mitzukommen, bereits erkannt hatten. Dass sie die Steinstühle besetzten, zeugte schließlich von ihrem Ehrgeiz und ihrer Macht, ihrer Durchtriebenheit und Fähigkeit, die politischen Strippen zu ziehen.
Angesichts dessen dachten sie allerdings immer noch zu klein. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, dann wäre das hier eine ruhmreiche Plünderung geworden, wo es doch so viel mehr sein konnte. Eine Flotte von dieser Größe war jedoch nicht hier, um Gold und Sklaven mitzubringen, auch wenn das sicherlich Teil des Ganzen sein würde. Sie waren gekommen, um zu nehmen, zu besetzen und sich niederzulassen. Was war schon Gold im Vergleich zu fruchtbarem staubfreien Land? Warum sollten sie Sklaven in ein vom Krieg gegen die Uralten zerrüttetes Land bringen, wenn sie doch auch den Boden, auf dem sie standen, an sich reißen konnten? Und wer würde sonst sicherstellen, dass er den größten Teil des neuen Lands erhielt?
Warum plündern und wieder verschwinden, wenn man doch das, was da war, auslöschen konnte, um selbst die Macht zu ergreifen?
Doch zunächst mussten sie noch einige Hindernisse überwinden. Eine Flotte hatte sich vor der Stadt postiert, wenn man sie überhaupt so nennen konnte. Irrien fragte sich, ob das Spähboot, das sie zurückgeschickt hatten, schon im Heimathafen angekommen war. Ob sie die Dinge, die sie erwarteten, bereits gesehen hatten. Vielleicht spürte er keine Angst vor der Schlacht, aber er wusste, wie man sie in schwächeren Männern schürte.
Er stand auf, um einen besseren Überblick zu bekommen und um den Beobachtern am Ufern anzuzeigen, wer hier das Sagen hatte. Nur die mit den schärfsten Augen würden ihn ausmachen, doch wollte er ihnen zu verstehen geben, dass dies hier sein Krieg war, seine Flotte und bald schon seine Stadt.
Seine Augen erspähten die Vorbereitungen, welche die Verteidiger zu treffen begannen. Die kleinen Boote würden zweifellos bald in Flammen stehen. So wie die Flotte sich in kleinen Gruppen formierte, waren sie zum Angriff bereit. Die Waffen im Hafen waren bereit, sie ins Visier zu nehmen sobald sie näher kamen.
„Euer Kommandeur weiß, was er tut“, sagte Irrien und zerrte seinen neusten Gefangenen an seinen Ketten auf die Füße. „Wer ist er?“
„Akila ist der beste lebende General“, sagte der frühere Matrose, bevor ihn Irriens Blick traf. „Vergebt mir, gnädiger Herr.“
Akila. Irrien hatte diesen Namen bereits gehört und hatte mehr noch von Lucious erfahren. Akila, der Haylon davor bewahrt hatte, dem Reich in die Hände zu fallen und der das Reich mit seinen eigenen Flotten geschlagen hatte. Der, wie man hörte, mit allen Wasser gewaschen war, der zuschlug, wo kein Feind es erwartete.
„Ich habe starke Gegner schon immer zu schätzen gewusst“, sagte Irrien. „Ein Schwert braucht Eisen, an dem es gewetzt werden kann.“
Er zog sein Schwert aus seiner schwarzen Lederhülle so, als wollte er das Gesagte veranschaulichen. Die Klinge war schmierig und schimmerte schwarz-bläulich. Die Kante war so scharf wie eine Rasierklinge. Für einen anderen Mann wäre es vielleicht das Instrument eines Henkers gewesen, doch er hatte genügen Kraft erlangt, um es zu führen und damit umzugehen. Er besaß noch andere Waffen: Messer und Strangulationsseile, eine sichelförmige Klinge und einen bedornten Sonnendolch. Aber das war jenes, das die Menschen kannten. Es hatte keinen Namen, weil Irrien solche Dinge für idiotisch hielt.
Er konnte die Angst in den Augen sehen, die es seinem neuen Sklaven einflößte.
„In alten Zeiten opferten die Priester vor der Schlacht das Leben eines Sklaven und hofften, dass dies den Blutdurst stillen würde bevor er die Massen ergriff. Später boten sie den Kriegsgöttern den Sklaven in der Hoffnung an, sie mögen zu ihren Gunsten walten. Knie dich hin.“
Irrien sah, wie der Mann seinem Entsetzen zum Trotz reflexartig tat, was ihm befohlen wurde. Vielleicht gerade deshalb.
„Bitte“, flehte er.
Irrien versetzte ihm einen Tritt, sodass der Sklave auf den Bauch fiel. Sein Kopf ragte über den Bug des Schiffes. „Ich habe dir gesagt, still zu sein. Bleib dort und sei dankbar,