Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen. Rosette
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Читать онлайн книгу Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen - Rosette страница 10
Unbestreitbar.
„Ich gehe nach oben“, sagte ich. „Wie lange dauern in der Regel die Arztbesuche?“
Die Gouvernante lachte fröhlich. „Länger als Herr Mc Laine ertragen kann.“ Sie begann mit einer Litanei von Geschichten über die Arztbesuche. Ich erstickte ihre Versuche im Keim, da ich felsenfest davon überzeugt war, dass, wenn dies mir nicht rechtzeitig gelungen wäre, ich mich am folgenden Dienstag immer noch mit dem fortlaufenden Anhören ihrer Geschichten an der gleichen Stelle befunden hätte.
Ich war auf dem Treppenabsatz, meine Schritte wurden von den weichen Teppichen gedämpft, als ich sah, dass Kyle aus einem Schlafzimmer auftauchte. Es schien mir das unseres gemeinsamen Arbeitgebers zu sein.
Er bemerkte mich und blinzelte mir vertraulich zu. Ich blieb für mich, da ich entschlossen hatte, ihn zu ignorieren. Mrs. Mc Millian hatte schon Recht, dachte ich, während er zu mir aufschloss. Er hatte etwas zutiefst beunruhigendes an sich.
„Jeden Dienstag die gleiche Geschichte. Ich wünschte, McIntosh würde mit diesen unnötigen Arztbesuchen aufhören. Das Ergebnis ist doch immer dasselbe. Sobald er weg ist, muss ich die schlechte Laune seines Patienten ausbaden.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Und du“. Ich zuckte mit den Achseln. „Das ist unsere Aufgabe, oder nicht? Wir werden auch dafür bezahlt?“
„Vielleicht nicht genug. Er ist wirklich unerträglich.“ Sein Ton war so respektlos, dass ich mich darüber entsetzte. Ich war nicht sicher, ob es nur die typische Offenheit der Leute vom Land war, die in ihrem gnadenlosen Urteil echt war. Da war noch etwas andere dabei, so eine Art Neid gegenüber denjenigen, die sich es leisten konnten, nicht zu arbeiten, oder wenn schon, dann als ein Hobby, wie Mc Laine. Neid ihm gegenüber, auch wenn er an den Rollstuhl gefesselt ist, und somit noch gefangener als ein Sträfling im Zuchthaus war.
„Du solltest nicht so reden“, ermahnte ich ihn, meine Stimme wurde immer leiser. „Und wenn er dich hört?“
„Es ist nicht einfach, hier Personal zu finden. Es wäre schwer, mich zu ersetzen.“ Er stellte dies als eine Tatsache hin, in herablassendem Ton, so als ob er ihm einen Gefallen täte. Die Worte waren genau dieselben, die Mc Laine verwendet hatte, und ich wurde mir bewusst, dass sie der Wahrheit entsprachen.
„Hier gibt es keine Gelegenheiten für ein bisschen Vergnügen“, fuhr er in anzüglich schmeichelnden Ton fort. Wie zufällig, so schien es zumindest, strich er mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Sofort zuckte ich zurück, sein heißer Atem auf meinem Gesicht war mir äußerst unangenehm.
„Vielleicht wird es dir das nächste Mal, wenn ich dich berühre, besser gefallen“, sagte er, ohne gekränkt zu sein.
Die Sicherheit, mit der ich sprach entfesselte meine Wut. „Es wird kein nächste Mal geben“, zischte ich. „Ich suche keine Ablenkungen, und ganz bestimmt nicht solche.“
„Ist schon gut. Sicher. Vorerst.“
Ich schwieg stoisch, auch wenn ich ihm nur allzu gern ihm eine vors Schienbein getreten oder ein Ohrfeige ins Gesicht gegeben hätte.
Ich marschierte den Gang entlang und ignoriere sein verhaltenes Lachen.
Ich war gerade dabei, die Tür zu meinem Zimmer zu öffnen, als die von Mc Laine aufgerissen wurde und ich deutlich seine bei weitem nicht mehr unterdrückte Stimme hören konnte.
„Raus! Verlassen Sie dieses Haus, McIntosh! Und wenn Sie mir wirklich einen Gefallen tun wollen, dann lassen Sie sich hier nicht mehr blicken.“
Der Arzt reagierte ruhig, als ob er solche Zornesausbrüche gewohnt wäre.
„Ich komme am Dienstag zur gleichen Zeit wieder, Sebastian. Ach, ich bin froh zu sehen, dass Du kerngesund bist. Dein Aussehen und Dein Körper können es ohne Probleme mit einem Zwanzigjährigen aufnehmen.“
„Was für eine gute Nachricht, McIntosh.“ Die Ironie in der Stimme des Anderen war nicht zu überhören. „Das sollte ich doch glatt feiern. Vielleicht gehe ich auch eine Runde tanzen.“
Der Arzt schloss die Tür, ohne zu antworten. Als er sich umdrehte, erblickte er mich und bemühte sich um ein müdes Lächeln. „Sie werden sich schon noch an seine Stimmungsschwankungen gewöhnen. Er ist liebenswürdig, wenn er will. Und das heißt, sehr selten.“
Ich übernahm eilig die Verteidigung meines Chefs. „An seiner Stelle würde jeder...“
McIntosh lächelte weiterhin. „Nicht jeder. Jeder Mensch reagiert auf seine eigene Weise, Miss. Denken sie daran. Nach fünfzehn Jahren sollte er sich zumindest damit abgefunden haben. Aber ich fürchte, dass Sebastian die Bedeutung dieses Wortes nicht kennt. Er ist so…“ Er hielt kurz inne. „…leidenschaftlich. Im weitesten Sinne des Wortes. Er ist hitzköpfig, ein Vulkan, impulsiv, stur. Es ist eine schreckliche Tragödie, die ausgerechnet ihm wiederfahren ist.“ Er schüttelte den Kopf, so als ob er sich die göttliche Bestimmung nicht erklären könnte, dann grüßte er mich kurz und ging.
An diesem Punkt wusste ich nicht, was tun. Ich liebäugelte mit der Tür zu meinem Zimmer. Sie strahlte so süß, dass mir fast schwindlig wurde. Ich hatte Angst, Mc Laine nach seinem jüngsten Wutausbruch entgegenzutreten. Auch wenn er nicht gegen mich gerichtet war. Und erneut wurde mir die Entscheidung abgenommen.
„Miss Bruno! Kommen Sie sofort her!"
Um diese dicke Eichentür zu durchdringen, musste er aus voller Kehle rufen. Das war für meine schon angekratzten Nerven zu viel. Ich öffnete seine Türe, die Füße setzten sich automatisch einer vor den anderen.
Es war das erste Mal, dass ich sein Schlafzimmer betrat, aber der Einrichtung brachte ich kein Interesse entgegen. Meine Augen wurden wie von einem Magneten von der auf dem Bett liegenden Figur angezogen.
„Wo ist Kyle?“, herrschte er mich streng an. „Er ist das nachlässigste Wesen, dem ich je begegnet bin.“
„Ich werde nach ihm suchen“, bot ich an und war froh eine plausible Ausrede dafür zu haben, diesem Raum, diesem Mann, diesem Augenblick so schnell wie möglich zu entkommen.
Er betäubte mich allein mit der Kraft seines kalten Blickes. „Nachher. Jetzt kommen Sie herein.“
Irgendwie ließ der Schrecken nach, genau rechtzeitig, dass ich mit erhobenem Haupt in sein Zimmer trat.
„Kann ich etwas für Sie tun?“
„Und was könnten Sie für mich tun?“ Ein leichtes Zittern, ein Anzeichen von Ironie, glitt über seine vollen Lippen. „Mir Ihre Beine geben? Würden Sie das tun, Melisande Bruno? Wenn es möglich wäre? Was sind Ihnen Ihre Beine wert? 1 Million, 2 Millionen, 3 Millionen Pfund?“
„Ich würde es nie für Geld tun“, antwortete ich zügig.
Er stützte sich auf seine Ellbogen, und schaute mich durchdringend an. „Und aus Liebe? Würden Sie es aus Liebe tun, Melisande Bruno?“
Er machte sich über mich lustig, wie immer, sagte ich mir. Und doch hatte ich für ein paar Momente den Eindruck, dass mich unsichtbare Windböen in seine Arme trieben. Dieser Augenblick des plötzlichen Wahnsinns ging vorüber, ich nahm mich zusammen und erinnerte mich wieder daran, dass