Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen. Rosette

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Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen - Rosette

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Es war schön dort zu sein, Lichtjahre von der Hektik Londons entfernt, von seinem drängenden Rhythmus, immer am Rande der Hysterie. Die Nacht war eine schwarze Decke, abgesehen von der Helligkeit einiger Sterne hier und da. Ich mochte die Nacht, und dachte müßig, dass ich gern ein Geschöpf der Finsternis gewesen wäre. Die Dunkelheit war meine Verbündete. Ohne Licht ist alles schwarz, und meine genetische Unfähigkeit, Farben zu unterscheiden, verlor an Bedeutung. In der Nacht waren meine Augen identisch mit denen einer anderen Person. Für einige Stunden fühlte ich mich nicht anders. Eine momentane Erleichterung, die aber so erfrischend wie Wasser auf erhitzte Haut wirkte.

      Am nächsten Morgen wachte ich durch das Klingeln des Weckers auf und blieb ein paar Minuten gedankenverloren im Bett liegen. Nach einer ersten Benommenheit, erinnerte ich mich daran, was am Tag zuvor geschehen war, und erkannte den Raum.

      Ich kleidete mich an und ging die Treppe hinunter, die tiefe Stille um mich herum schüchterte mich fast ein bisschen ein. Doch der Anblick von Millicent Mc Millian, fröhlich und redselig wie immer, zerstreute alle trüben Gedanken und ließ meine wilden Gedanken wieder zur Ruhe kommen.

      „Haben Sie gut geschlafen, Miss Bruno?“. sagte sie.

      „Besser wie nie zuvor“, antwortete ich, und überraschte mich selbst über diese Auskunft. Seit Jahren hatte ich mich nicht mehr so unbeschwert dem Schlaf hingegeben und die negativen Gedanken wenigstens für ein paar Stunden verdrängt.

      „Möchten Sie Kaffee oder Tee?“

      „Tee, bitte“, antwortete ich, während ich am Küchentisch Platz nahm.

      „Gehen Sie ruhig ins Wohnzimmer, ich werde es Ihnen dort servieren.“

      „Ich frühstücke lieber mit Ihnen“, sagte ich während ich ein Gähnen unterdrückte.

      Die Frau schien zufrieden zu sein und begann in der Küche zu hantieren. Sie begann mit dem üblichen Geschwätz, und ich konnte somit uneingeschränkt an Monique denken. Was machte sie wohl um diese Zeit? Hatte sie bereits gefrühstückt? Der Gedanke an meine Schwester lud mir wieder die schwere die Last auf meine schmalen Schultern und so war ich froh als die dampfende Tasse Tee vor mir stand.

      „Danke, Mrs. Mc Millian.“ Ich nippte mit Vergnügen an der heißen und wohlduftenden Flüssigkeit, während die Haushälterin den Toast und eine Reihe von Schalen mit verschiedenen einladenden Marmeladen servierte.

      „Nehmen Sie die Himbeermarmelade. Sie ist phantastisch.“

      Ich griff nach dem Tablett, das Herz schlug mir bis zum Hals. Mein Anderssein überflutete mich erneut mit einer Welle von dunklem stinkendem Schlamm. Warum ich? Und gab es auf dieser Welt noch andere, die so waren wie ich? Oder war ich eine einzelne Anomalie? Eine Laune der Natur?

      Ich griff nach irgendeiner Schüssel, in der Hoffnung, dass die alte Frau zu konzentriert auf ihr Gespräch als meinen möglichen Fehler zu bemerken. Die Marmeladen waren fünf, so hatte ich eine Chance zu fünf, zwei zu zehn, zwanzig Prozent die richtige beim ersten Versuch zu erwischen.

      Sie war weit weniger abgelenkt als ich dachte und korrigierte mich schnell. „Nein, Miss. Das ist Orange.“ Sie lächelte und wurde sich der Aufregung, die sich in meinem Körper ausbreitete und der Schweißperlen, die sich auf meiner Stirn bildeten, nicht bewusst. Sie reichte mir eine kleine Schüssel. „Hier, man kann sie leicht mit der Erdbeermarmelade verwechseln.“

      Sie bemerkte mein gezwungenes Lächeln nicht, und nahm ihre Geschichte einer ihrer amourösen Abenteuer mit einem jungen Florentiner, der sie wegen einer Südamerikanerin verlassen hatte, wieder auf.

      Ich aß widerstrebend, immer noch wegen des kleinen Vorfalls zuvor angespannt, und ich hatte schon bereut, den Vorschlag alleine zu essen, nicht angenommen zu haben. In diesem Fall gäbe es keine Probleme. Potenziell kritische Situationen zu vermeiden: das war mein Mantra. Das war schon immer so. Ich durfte nicht zulassen, dass die herrliche Atmosphäre dieses Hauses mich in die Versuchung führt, die notwendige Vorsicht zu vergessen. Mrs. Mc Millian schien eine kluge Frau zu sein, intelligent und fürsorglich, aber viel zu gesprächig. Ich konnte nicht auf ihre Diskretion zählen.

      Sie machte eine kurze Pause um ihren Tee zu trinken, und ich nutzte die Gelegenheit, ihr einige Fragen zu stellen. „Arbeiten Sie schon lange bei Mr. Mc Laine?“

      Ihre Augen begannen zu leuchten, glücklich darüber neue Anekdoten zum Besten geben zu können. „Ich bin seit 15 Jahren hier. Ich kam ein paar Monate nach dem Unfall von Mr. Mc Laine. Der, bei dem er…. sie verstehen schon. Alle früheren Hausangestellten wurden weggeschickt. Es scheint, dass Herr Mc Laine ein sehr fröhlicher Mensch, voller Lebenslust und immer bester Laune war. Jetzt haben sich die Dinge leider geändert.“

      „Was ist passiert? Ich meine ... der Unfall? Das ist ... Verzeihen Sie meine Neugier, sie ist nicht zu entschuldigen.“ Ich biss mir auf die Lippen, aus Angst, missverstanden zu werden.

      Sie schüttelte den Kopf. „Es ist normal Fragen zu stellen, das ist Teil der menschlichen Natur. Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Im Dorf sagten sie mir, dass Herr Mc Laine genau einen Tag nach dem Autounfall heiraten sollte, aber natürlich wurde daraus nichts. Einige sagen, er war betrunken, aber das sind meiner Meinung nach einfach nur unfundierte Gerüchte. Was man ganz sicher weiß, ist, dass er von der Straße abkam, um einem Kind auszuweichen.“

      Meine Neugier war durch ihre Worte neu entfacht. „Ein Kind? Ich hatte online gelesen, dass der Unfall in der Nacht geschehen ist.“

      Sie zuckte mit den Achseln. „Ja, scheinbar handelte es sich um den Sohn des Lebensmittelhändlers. Er war von zu Hause weggelaufen, weil er sich entschlossen hatte, sich dem Zirkus, der in Gegend auf Tournee war, anzuschließen.“

      Ich verarbeitete diese Nachricht. Das erklärte den plötzlichen Stimmungswechsel von Mr. Mc Laine, seine ständige Unzufriedenheit, sein Unglücklich sein. Wie konnte man das nicht verstehen? Seine Welt war aufgrund eines unglücklichen Schicksals auseinandergefallen, in tausend Scherben zersplittert. Ein junger Mann, reich, gut aussehend, ein erfolgreicher Schriftsteller, der kurz davor stand, seinen Traum von der großen Liebe zu verwirklichen ... Und dann verlor er innerhalb von wenigen Sekunden all das, was er hatte. Ich hatte so ein Unglück nie erlebt, ich konnte es mir nur vorstellen. Man kann nicht verlieren, was man nicht hat. Mein einziger und ewiger Begleiter war schon das Nichts.

      Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr bestätigte mir, dass es Zeit war zu gehen. Mein erster Arbeitstag. Mein Herz schlug schneller, und in einem Moment von klarem Verstand fragte ich mich, ob dies von dem neuen Job, oder von dem geheimnisvollen Hausherrn abhing.

      Ich nahm zwei Stufen auf einmal, in der völlig unvernünftigen Angst zu spät zu sein. Im Flur traf ich auf Kyle, den Krankenpfleger und Mann für alle Fälle. „Guten Tag!“

      Ich verlangsamte meinen Schritt und schämte mich meiner Eile. Ich musste den Eindruck einer unsicheren oder, was noch schlimmer war, einer überspannten Person gemacht haben.

      „Guten Morgen!“

      „Miss Bruno, nicht wahr? Kann ich du sagen? Im Grunde genommen sitzen wir im selben Boot, auf Gedeih und Verderb einem verrückten Irren ausgesetzt.“ Die grobe und brutale Rohheit seiner Worte erstaunten mich.

      „Ich weiß, ich bin respektlos meinem Arbeitgeber gegenüber, und so weiter. Du wirst schon sehen und mir bald Recht geben. Wie heißt du?

      „Melisande.“

      Er mimte eine unbeholfene Verbeugung. „Es freut mich sehr, dich kennenzulernen,

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