Italienische Nächte . Sophie Love

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Italienische Nächte  - Sophie Love Die Liebe auf Reisen

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      Keira lief es eiskalt den Rücken herunter. „Operiert?“

      „Ich bin schon den ganzen Tag in der Notaufnahme. Er hatte einen Herzinfarkt. Sie mussten ihm einen Stent setzen. Es ist ein Wunder, dass er noch lebt. Wenn nicht zufällig heute Morgen ein Herzchirurg hier gewesen wäre, dann hätte er es nicht mehr geschafft.“

      „Oh, Shane, das tut mir ja so leid.“ Keira spürte einen Kloß im Hals. Sie wünschte, sie könnte durch das Telefon hindurch greifen und Shane in den Arm nehmen, um ihn zu trösten. „Wie geht es deiner Mutter und deinen Schwestern?“

      „Uns geht es allen gut. Wir stehen alle noch unter Schock, um ehrlich zu sein. Vor allem Hannah.“

      Keira dachte an Shanes kleine Schwester, das 16-jährige Mädchen mit den goldenen Haaren. Sie hatte sich besonders gut mit ihr verstanden. „Armes Kind“, sagte sie. Auf einmal erschien es ihr ein unpassender Zeitpunkt, um über seine Reise nach New York zu reden. Alles, was sie sich an aufregenden Dingen vorgenommen hatten, war jetzt nicht wichtig, angesichts dessen, was Shane gerade durchmachte. „Wie geht es Calum denn jetzt?“

      „Er ist wach und albert herum. Aber ich sehe doch, dass er nur so tut, als sei alles halb so schlimm, damit wir uns keine Sorgen machen.“

      „Es tut mir so leid, Liebling. Ich wäre so gern bei dir, um dir beizustehen. Aber ich hebe mir all die Umarmungen für nächste Woche auf, wenn du herkommst.“

      Am anderen Ende der Leitung schwieg Shane. Keira konnte nichts hören außer die klingelnden Telefone des Krankenhauses, das Piepen von Maschinen und von fern das Heulen von Sirenen, eben die übliche Geräuschkulisse eines Krankenhauses.

      „Klingt ziemlich chaotisch im Hintergrund“, sagte sie, als Shane weiterhin schwieg.

      „Keira“, fiel er ihr schließlich ins Wort.

      Die Art, wie er ihren Namen sagte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie hatte die vage Vorahnung, dass Shane keine guten Neuigkeiten haben würde.

      „Was?“, fragte sie und klang schon vorauseilend unglücklich.

      „Ich werde die Reise absagen“, meinte Shane.

      Keira konnte hören, dass ihn das auch ziemlich mitnahm.

      „Wirklich?“ Ihre eigene Stimme war voller Schmerz.

      „Es tut mir leid. Aber ich muss jetzt hier sein. Für meine Mutter und die Mädchen. Sie sind alle ganz aufgelöst. Ich käme mir wie ein Schuft vor, wenn ich nach New York abrausche und sie damit allein lasse.“

      „Aber es ist noch eine Woche bis dahin“, widersprach Keira. „Vielleicht hat sich die Lage bis dahin entspannt? Calum wird wieder auf die Beine kommen. Und solange wärst du ja nicht weg. Nur eine Woche. Es ist ja nicht so, als würdest du einen ganzen Monat hier verbringen. Ein paar Tage werden sie sicher ohne dich zurechtkommen. Ich meine, sie kommen ja auch ohne dich aus, wenn du beim jährlichen Festival der Liebe in Lisdoonvarna arbeitest.“

      Sie konnte nicht aufhören zu reden und klang schon ziemlich verzweifelt. Aber sie hatte sich so darauf gefreut, Shane wiederzusehen. Sie wollte ihm ihre Welt zeigen, so wie er ihr seine gezeigt hatte. Das Warten fiel ihr schwer, die Trennung war hart. Ganz abgesehen von den teuren Flugtickets, die sie gekauft hatte, den Veranstaltungen, die sie im Voraus gebucht hatte, die man zwar absagen konnte, aber das Geld nicht zurückbekam. Sie hätte den Bonus, den Elliot ihr gezahlt hatte, besser in eine neue Wohnung investiert, anstatt sich auf Bryns Couch den Rücken zu ruinieren. Konnte sie es sich überhaupt leisten, die Reise umzubuchen? Shane hatte nicht viel Geld und konnte nichts dazu beisteuern.

      „Mein Vater wäre fast gestorben, Keira“, sagte Shane ganz direkt. „Das ist nicht dasselbe, wie ein Monat weg von zu Hause wegen des Festivals.“

      „Das weiß ich doch“, gab sie schnell nach. „Ich wollte mich nicht selbstsüchtig anhören. Du fehlst mir einfach so sehr.“

      „Du fehlst mir auch“, antwortete Shane und seufzte schwer.

      Keira fühlte sich hundeelend. Aber sie wollte sich nicht so runterziehen lassen, denn es war ja nicht einmal ihr Angehöriger da in der Notaufnahme. Sie entschied sich, munterer zu erscheinen als sie sich fühlte.

      „Ich schätze, da ist dann nichts zu machen“, sagte sie ruhig. „Lass uns lieber einen neuen Termin überlegen, damit die Tickets nicht komplett verfallen. Dann kann ich wenigstens wieder anfangen, die Tage zu zählen.“ Sie kicherte und bemühte sich, so zu tun, als wäre alles halb so schlimm.

      Wieder antwortete Shane nicht. Keira hörte nur eine Krankenschwester, die irgendjemanden zu Dialyse geleitete.

      „Shane?“ Sie hatte genug von der andauernden Stille.

      Endlich antwortete er.

      „Ich glaube nicht, dass ich einen neuen Termin ausmachen kann“, sagte er.

      „Wegen deines Vaters? Shane, es wird ihm bald wieder besser gehen. Dann kümmert er sich wieder um die Farm. Ich wette, spätestens im November ist alles wieder wie vorher. Oder wir können auch bis Dezember warten, wenn dir das lieber ist. Das gibt ihm reichlich Zeit, sich gut zu erholen.“

      „Keira“, unterbrach Shane.

      Sie klappte den Mund zu. Sie musste sich zwingen, den Wortfluss zu beenden, der unweigerlich kommen würde, weil sie nicht hören wollte, was er ohne Frage gleich sagen würde.

      „Ich werde nicht kommen“, sagte er. „Überhaupt nicht.“

      Keiras Hände begannen zu zittern. Das Telefon fühlte sich kalt an in ihrer Hand, sie hatte das Gefühl, es entgleite ihr.

      „Dann komme ich nach Irland“, sagte sie schwach. „Es macht mir nichts aus zu reisen, wenn du gerade nicht kannst. Ich liebe Irland. Ich kann dich besuchen kommen.“

      „Das ist nicht, was ich meinte.“

      Keira wusste, was er gemeint hatte, aber sie wollte es nicht wahrhaben. Sie wollte nicht, dass Shane gleich beim ersten Hindernis die Flinte ins Korn warf. Ihre Liebe war stärker als das, wichtiger. Etwas ganz Besonderes. Sie musste ihn einfach überzeugen, auch wenn das bedeutete, sich verzweifelt anzuhören oder, wie Bryn gesagt hatte, sich zu sehr von ihm abhängig zu machen.

      Sie hörte, wie Shane tief durchatmete. „Ich werde auf der Farm gebraucht. Irland ist meine Heimat. Ich kann nirgendwo anders leben.“

      „Niemand hat davon gesprochen, dass du umziehen sollst.“

      „Aber das kommt sicher bald. Wenn unsere Beziehung dauerhaft Bestand haben soll, werden wir im selben Land leben müssen. Ich kann nicht zu dir ziehen. Und du würdest nicht hierher ziehen.“

      „Ich könnte sehr wohl“, stammelte Keira. „Ganz bestimmt. Irgendwann.“

      Sie dachte an das wunderschöne Land, in das sie sich verliebt hatte. Bestimmt konnte sie da leben, wenn es bedeutete, mit Shane zusammen zu sein.

      „Auf der Farm?“

      „Sicher.“

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