Italienische Nächte . Sophie Love
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Bryn lehnte sich über den Tisch. „Wir sprachen gerade über unsere Pläne. Was wir in fünf Jahren erreicht haben wollen. Was ist mit dir, Keira?“
Hätte Bryn sie das gestern gefragt, wäre ihre Antwort eindeutig gewesen. So viel Zeit wie nur möglich mit Shane zu verbringen. Gemeinsam ein Traumhaus zu kaufen. Vielleicht zu heiraten und Kinder zu kriegen. Aber der Traum war ausgeträumt.
Keira zuckte daher nur mit den Schultern. „Ich reise gern. Ich möchte die Welt sehen. In fünf Jahren will ich wenigstens einmal auf jedem Kontinent gewesen sein.“
Bryn klatschte in die Hände. „Das ist eine gute Antwort, Schwesterherz.“
Glen schnaubte verächtlich. „Reisen wird heutzutage überbewertet. Man kann doch heutzutage alles online anschauen. Warum sollte man stundenlang eingepfercht in einer Aluminiumdose sitzen, um die halbe Welt fliegen, die Luft verpesten, wenn man sich das alles gemütlich von zu Hause aus anschauen kann? Die virtuelle Realität steckt jetzt noch in den Kinderschuhen, aber in den nächsten fünf Jahren wird sich das weiterentwickeln. Ein Gerät für fünfzig Dollar ersetzt dann einen vielfach so teuren Flug, der dann reine Geldverschwendung ist.“
Malcolm nickte zustimmend, er schien Glens Gedankengang überaus spannend zu finden. Bryn hingegen sah entsetzt aus und warf Keira einen entschuldigenden Blick zu. Keira erwiderte ihn mit einem vielsagenden Blick, als wollte sie sagen, sie hätte es ja gleich gesagt, wie furchtbar das enden würde.
„Was ist denn dann mit dir, Glen?“, fragte Bryn, bemüht, das Gespräch am Laufen zu halten. „Wenn du nicht gerne reist, wie sehen denn dann deine nächsten fünf Jahre aus?“
Alle schauten den Buchhalter an. Er knackte mit den Handknochen.
„Ich habe alles ganz genau geplant“, sagte er selbstbewusst. Er hob den Zeigefinger zum Abzählen. „Im ersten Jahr eine Frau.“ Er hob den zweiten Finger. „Im nächsten Jahr unser Traumhaus in der Vorstadt.“ Es folgten Finger drei und vier. „Zwei Kinder, im Abstand von achtzehn Monaten. Ein Junge, ein Mädchen.“ Schließlich hob er den Daumen. „Und einen Hund.“
Keira seufzte schwer. Schon bevor sie Bryns Wohnung verlassen hatte, war ihr klar gewesen, dass sie hier und heute keine Romantik erleben würde. Aber ein winziges Fünkchen Hoffnung hatte sie dennoch gehabt. Die vage Hoffnung, dass es außer Shane noch andere Männer gab, der ihre Welt wie aus dem Nichts auf den Kopf stellen konnte.
Aber das hier war eine bittere Enttäuschung. Wie hatte sie nur so naiv sein können, daran auch nur zu glauben. Shane war eine absolute Ausnahme gewesen. Eins zu einer Million. Oder Milliarde. Das Date mit Glen hatte gerade ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Sie würde niemals wieder eine solche Liebe finden.
KAPITEL DREI
Keira hatte keine Wahl, sie musste am nächsten Tag wieder im Büro erscheinen. Ein gebrochenes Herz war keine akzeptable Ausrede, nicht zur Arbeit zu gehen. Zwei Tage am Stück waren undenkbar. Außerdem wollte sie nicht noch einen weiteren Tag heulend in Coffeeshops verbringen. Noch weniger wollte sie von Bryn in einen weiteren ihrer dämlichen Pläne zur Ablenkung verwickelt werden. Das Date bei Gino hatte einen ziemlich faden Nachgeschmack hinterlassen.
Obwohl sie das Gefühl hatte, über ihr schwebe eine dunkelgraue Wolke, schaffte Keira es, sich anzuziehen und für den Tag fertigzumachen. Normalerweise gab es ihr ein gutes Gefühl, sich für die Arbeit zurechtzumachen. Aber heute fühlte es sich irgendwie unecht an, obwohl sie sich weniger geschäftsmäßig gekleidet hatte als üblich.
Als sie Bryns Wohnung verließ, sah sie, dass Nina ihr eine ermutigende Nachricht geschickt hatte.
Alle freuen sich darauf dich wiederzusehen.
Keira lächelte. Sie war froh, eine Freundin wie Nina zu haben. Trotz des Altersunterschieds zwischen ihnen, waren sie immer irgendwie im Einklang miteinander. Und Nina hatte eine so beeindruckende Karriere in der Branche gemacht, dass sie für Keira auch eine hervorragende Mentorin war.
Als Keira die Redaktion von Viatorum betrat, war sie erstaunt, wie sehr sich die Atmosphäre dort verändert hatte. Vorher war da immer ein Hauch von Panik spürbar, eine Art unsichtbarer Druck, der auf allen lastete. Wenn sie früher auch noch so gut gelaunt morgens reinkam, so ging sie abends doch immer müde, überlastet und erschöpft nach Hause.
Der Unterschied lang eindeutig darin, dass Joshua hier nicht mehr arbeitete. Dank Keira hatte Elliot in rausgeworfen. Es war unglaublich, welchen Unterschied das für die Arbeitsatmosphäre machte. Das Büro wirkte sogar gemütlicher, obwohl da noch immer dieselben kalten weißen Kacheln waren und das Echo nach wie vor durch das Großraumbüro hallte. Es gab nur einen optischen Unterschied, der Keira auffiel. Alle Türen, die zu den Besprechungsräumen und den kleineren Büros führten, standen offen. Sie konnte Elliots Assistentin Heather sehen, die in ihrem Büro an ihrem Computer saß und tippte. Im Konferenzraum besprachen sich ein paar Mitarbeiter und es sah so aus, als hätten sie Spaß dabei. Zu Joshuas Zeiten waren diese Türen immer alle zu gewesen, wie eine körperliche Barriere zwischen Angestellten und Vorgesetzten.
„Keira ist da!“, rief jemand und alle Köpfe fuhren zu ihr herum.
Zu ihrer Überraschung begann jemand zu applaudieren.
Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, als immer mehr Leute sich von ihren Stühlen erhoben und in den Beifall einstimmten. Hatte sich Dorothy im Zauberer von Oz so gefühlt, nachdem sie die Hexe besiegt hatte? Immerhin hatte wegen ihr jemand seinen Job verloren, auch wenn er das wahrlich verdient hatte.
Nina kam zu ihr herüber und umarmte sie.
„Du hast es geschafft“, sagte sie sanft. „Ich sagte dir doch, alle freuen sich, dass du wieder da bist.“
Denise, eine der Nachwuchsautorinnen, mit der Keira bisher kaum mehr als zwei Worte gewechselt hatte, kam ebenfalls und umarmte sie. Keira war überrascht.
„Oh, äh, hallo“, sagte sie verlegen.
„Ich wollte mich nur bedanken“, sagte sie. „Ich war kurz davor, wegen Joshua zu kündigen. Er gab mir das Gefühl, ich sei nutzlos, ich könnte nicht schreiben und hätte überhaupt kein Talent. Ich wollte den Journalismus an den Nagel hängen. Aber dank dir bin ich noch da und alles ist jetzt so unendlich viel besser als vorher.“
„Gern geschehen“, sagte Keira und verspürte einen Hauch von Stolz. Sich gegen Joshua aufzulehnen war nicht leicht gewesen, aber es hatte sich gelohnt. Und es hatte mehr Leuten geholfen als ihr vorher bewusst gewesen war. Falls sie noch einen Rest von Schuldgefühlen hatte, lösten die sich in Luft auf angesichts der Wirkung, die ihr Handeln für alle hier hatte. Josh war ein erwachsener Mann und daher verantwortlich für sein Handeln. Niemand hatte ihn gezwungen, den Kollegen gegenüber wie ein Arschloch aufzuführen. Er hatte es sich nur sich selbst zuzuschreiben, dass er gefeuert worden war. Keira hatte das Ganze nur ausgelöst.
Zum ersten Mal seit Shane ihr das Herz gebrochen hatte, empfand Keira so etwas wie Zuversicht. Sie ging zu ihrem Schreibtisch, bereit, sich wieder in die Arbeit zu stürzen. Da konnte sie auf jeden Fall glänzen. Selbst wenn ihr Liebesleben mal wieder in Scherben lag, so hatte ihre Karriere wenigstens Fahrt aufgenommen