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Keira zog sich ein Stück zurück. „Ich weiß, es tut mir leid. Alles ging irgendwie so schnell. Die Reise nach Irland, das Ende mit Zach, der Auszug aus der Wohnung. Ich hatte kaum Zeit, meine eigenen Gedanken zu sortieren.“
Bryn, die noch immer die Tür aufhielt, fügte spitz hinzu: „Es blieb nur Zeit für die Familie, ihr versteht das sicher.“
„Klar“, meinte Maxine mit einem erzwungenen Lächeln.
Keira zog ihre Freundinnen hinein in die Wohnung. „Kommt, wir trinken etwas. Und dann reden wir.“
„Und du packst“, fügte Bryn mit besonders erwachsenem Ton hinzu.
Sie gingen hinein und plapperten alle gleichzeitig. Bryn öffnete widerwillig eine Flasche Wein für sie alle und setzte sich dann schmollend an die Küchenzeile. Sie reichte jeder ein Glas, konnte sich aber eine finstere Miene nicht verkneifen.
„Du reist also nach Italien?“, fragte Shelby und grinste aufgeregt. „Für wie lange?“
„Drei Wochen.“ Keira faltete ihre Kleidung und verstaute sie im Koffer. „Das ist in der Redaktion aktuell mein Fachgebiet. Ich reise nach Übersee und schreibe über die Liebe. Sie nennen mich den Guru für Romantik.“
Shelby und Maxine tauschten einen Blick, den Keira sofort verstand.
„Ich weiß, ich bin ganz schlecht in Beziehungen. Zwei Trennungen in zwei Monaten, ich weiß. Aber ich kann ja so tun als ob.“
„Du meinst lügen?“, fragte Maxine lachend.
„Wenn es sein muss.“ Keira erinnerte sich daran, wie sehr sie mit dem letzten Artikel gerungen hatte. Damals war sie zynisch gewesen und hatte sich dagegen gewehrt, sich in Irland zu verlieben, und darüber hinaus auch in Shane. Jetzt musste sie die Sache genau anders herum angehen. Sie sollte hoffnungslos romantisch sein und sich der Liebe und der Leidenschaft ganz einfach hingeben. Sie fühlte sich wahrlich nicht danach.
„Du musst dich einfach in einen heißen Italiener vergucken“, fügte Shelby hinzu.
Keira schmunzelte. „Wäre doch nett, oder?“ Allerdings hatte sie das Gefühl, eine Nonne im Kloster hätte größere Chancen auf eine leidenschaftliche Affäre als sie derzeit.
„Du wirst Halloween verpassen“, meinte Maxine niedergeschlagen.
„Ich weiß, es ist ein Jammer“, gab Keira zu. „Das ist mein liebster Feiertag. Aber in Italien feiert man auch so etwas. Sogar vier Tage lang, glaube ich. Totensonntag, Allerseelen, Allerheiligen. Das ist eine große Sache. Eine Riesenparty.“
Shelby verschränkte spöttisch die Arme vor der Brust. „Du meinst also, dein Halloween wird um Längen besser als unseres?“
„Nein“, antwortete Keira lachend. „Na, vielleicht.“
Alle lachten, außer Bryn natürlich. Sie starrte in ihr Weinglas und schmollte.
„Wie dem auch sei“, sagte Keira, „wir können ja dann Thanksgiving zusammen feiern. Bis dahin bin ich längst zurück.“
Bryns Kopf ruckte hoch. „Wir verbringen Thanksgiving dieses Jahr bei unserer Mutter, vergiss das nicht. Nur wir drei.“
„Zum Essen“, wandte Keira ein. Sie verlor langsam die Geduld mit ihrer Schwester. „Den Rest des Tages darf ich aber mit meinen Freundinnen verbringen, oder?“
„Natürlich kannst du das“, maulte Bryn. Sie starrte wieder in ihr Glas.
Maxine hob fragend die Augenbrauen. Sie und Shelby waren Bryns Herumzickerei gewohnt, aber Keira verstand nicht, warum Bryn so besitzergreifend war. Sie hatte doch wohl das Recht auf andere Menschen in ihrem Leben. Bryn war selber sehr unabhängig und hatte ständig Freunde und Liebhaber, war permanent unterwegs, von einem Ereignis zum nächsten. Aber sobald Keira Zeit mit jemand anderem verbringen wollte, stellte sie sich an. Manchmal hatte Keira schon das Gefühl, sie sei die ältere der beiden. Bryn konnte sich manchmal wie eine verwöhnte Zicke aufführen.
„Thanksgiving ist noch so weit weg“, meinte Shelby.
„Ich weiß“, antwortete Keira. „Ich habe auch das Gefühl, kaum in New York angekommen zu sein. Es ist, als ob ich nur auf Urlaub hier gewesen wäre. Ich dachte, ich hätte mehr Zeit, um mit allem auf den neuesten Stand zu kommen. Ich habe noch nicht mal eine neue Wohnung gefunden.“
„Wo wir gerade von Wohnungen reden …“, sagte Bryn.
Sie schaute auf Keiras Handy, das auf dem Schrank lag. Der Bildschirm war erleuchtet, gerade war eine Nachricht eingetroffen. Zachs Name stand gut lesbar im Display.
„Wehe, das ist nicht wegen der Kaution, die er mir schuldet“, sagte Keira.
Shelby und Maxine tauschten einen schuldbewussten Blick und Keira bekam das unbestimmte Gefühl, die beiden hätten etwas zu verbergen.
„Was ist los?“, frage sie energisch.
Sie hatte von Überraschungen die Nase gestrichen voll.
Shelby gab schließlich alles zu. „Ich könnte mir vorstellen, dass es mit Julia zu tun hat. Sie haben sich getrennt.“
Keira hob überrascht eine Augenbraue. „Haben sie?“ Diese Affäre war der Grund für ihre Trennung gewesen und hatte nur ein paar Wochen angehalten?
Sie nahm das Telefon und las Zachs Nachricht. Shelbys Vermutung wurde bestätigt.
Hallo Keira. Lange nichts voneinander gehört. Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich mich von Julia getrennt habe, bevor du es durch die Gerüchteküche hörst. Hat einfach nicht gepasst mir ihr. Frage mich, ob du Lust auf einen Drink hast? Heute? Morgen? Lass es mich wissen. X
„Was für ein arroganter Drecksack“, murmelte Keira.
„Was hat er denn geschrieben?“, fragte Maxine.
„Nichts darüber, dass er meine Kaution als Geisel genommen hat“, meinte Keira angewidert. „Er will mich auf einen Drink treffen.“
Bryn fiel die Kinnlade runter. „Das machst du doch wohl nicht, oder?“
Keira schaute sie schockiert an. „Natürlich nicht. Es sei denn, es ist die einzige Möglichkeit, an mein Geld zu kommen.“
Bryn schüttelte tadelnd den Kopf. „Wenn er dich erpresst, damit du mit ihm ausgehst, dann kriegt er es mit mir zu tun.“
Shelby schaute sie irritiert an. „Er erpresst sie doch nicht, übertreib doch nicht so.“
Bryn sah beleidigt aus. „Entschuldige mal, wessen Freunde seid ihr doch gleich? Seine oder Keiras?“
„Beides“, antwortete Shelby und verschränkte