Italienische Nächte . Sophie Love
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Читать онлайн книгу Italienische Nächte - Sophie Love страница 6
„Aber das wäre doch eine Degradierung für ihn, oder nicht?“, fragte Keira. „Er würde vom Besitzer zum Manager absteigen.“
Nina legte den Kopf schief. „So schlimm wäre das nun auch wieder nicht. Auf die Weise könnte er mehr Geld verdienen. Allerdings hätte er dann Vorgesetzte, denen er Rede und Antwort stehen müsste. Und er würde sicher seine kreative Freiheit ein Stück weit einbüßen.“ Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Das ist auf jeden Fall unvermeidbar.“
Keira kaute auf ihrer Unterlippe und bedachte Ninas Warnung. Warum mussten sich die Dinge nur immer so schnell ändern? Heute Morgen war sie mit einem liebenden Partner und einem tollen Job aufgewacht. Jetzt saß sie verheult und deprimiert in einem Coffeeshop, zurück auf dem Fleischmarkt und musste sich Sorgen um ihr Beschäftigungsverhältnis machen.
„Nun, das ist immerhin hilfreich, um nicht an Shane denken zu müssen“, sagte Keira trocken.
„Ach du meine Güte, tut mir echt leid“, meinte Nina. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich bin sicher, für uns beide wird sich nichts ändern, auch nicht für die Kollegen. Nur für Elliot. Ich habe schon andere Verkäufe mitgemacht, zahllose, um ehrlich zu sein. Die meisten Angestellten merken in der Regel nicht viel davon.“
Keira spitzte die Lippen. „Wir werden sehen“, meinte sie.
Nina schaute ein wenig besorgt, fand Keira. Ihre Freundin blickte hilfesuchend zu Bryn, damit diese das Gespräch übernahm. Bryns Gesicht leuchtete plötzlich auf, als habe sie einen Geistesblitz.
„Ich habe eine fabelhafte Idee“, sagte sie mit großen Augen.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass mir das nicht gefallen wird?“, meinte Keira und schaute sie aus schmalen Augen an.
„Bei Gino steigt heute Abend diese Wahnsinnsparty. Du weißt schon, dieser super Italiener. Er hat das Motto Halloween ausgegeben. Also, streng genommen ist das Motto Allerseelen, ein italienischer Feiertag, von dem ich noch nie gehört habe. Aber es klingt total gruselig und bei Gino nimmt man das wohl sehr ernst. Es wird eine Mischung aus Maskenball und Grufti-Essen. Klingt total verrückt, aber irgendwie auch super cool.“
Keiras Augen verengten sich noch mehr. Bryn faselte. „Und weiter?“, drängte sie ihre Schwester.
„Es ist so“, antwortete Bryn. „Ich bin dahin eingeladen worden, von einem Typen, mit dem ich neulich mal verabredet war. Malcolm. Er wollte dahin, weil er meinte, es klinge nach Abwechslung. Ich habe zugesagt, weil ich der Ansicht bin, man muss alles mal ausprobieren. Jedenfalls hat er mir heute mitgeteilt, dass er diesen Freund hat, der Single ist. Und er wollte wissen, ob ich nicht jemanden kenne, der als Date für diesen Freund mitkommen würde. Ich hätte Tasha gefragt, aber wieso kommst du nicht stattdessen mit? Immerhin bist du ja nun wieder zu haben.“
Keira brauchte keine Sekunde, um die passende Antwort für ihre Schwester zu haben. Sie schüttelte energisch den Kopf. „Auf gar keinen Fall.“
Nina beugte sich vor und klinkte sich wieder in das Gespräch ein. „Ich kenne da einen fantastischen Kostümshop“, meinte sie. „Da kriegst du ein echtes Ballkleid, Handschuhe, eine Maske und was weiß ich noch alles.“
Keira warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Wieso gehst du nicht mit, wenn du die Idee so toll findest?“
Nina schwieg. Bryn übernahm wieder.
„Komm wenigstens wegen des tollen Essens mit“, meinte sie. „Eine freie Mahlzeit. Sehr schickes Essen. Tanzen. Nimm es als eine gemeinsame Unternehmung von uns beiden Schwestern, die zufällig zwei Typen im Schlepptau haben, die später die Rechnung übernehmen sollen. Du musst ihnen ja nicht einmal deinen richtigen Namen nennen, wenn du nicht willst. Oder die Maske abnehmen. Könnte eine anonyme Nacht werden. Du denkst dir einfach eine neue Persönlichkeit aus.“
Keira lachte. „Lass mich raten, du hast das schon mal so gemacht.“
Nina mischte sich wieder ein. „Ich bitte dich, Schätzchen, jede hat das schon mal gemacht. Wenn du noch nie eine Verabredung hattest, bei der du dich als Agentin des FBI ausgegeben hast oder als reiche Erbin, dann hast du bisher nicht gelebt.“
Keira schaute kopfschüttelnd aus dem Fenster. Sie sah erneut die vielen Menschen in den Straßen. Einige Geschäfte hatten bereits Halloween-Deko in den Fenstern. Sie sah ein Grufti-Paar die Straße hinuntergehen. Die Frau trug ein schwarzes, spitzenbesetztes Kleid und einen passenden Schirm, den Mann führte sie an einer ledernen Leine mit sich. So etwas gab es nur in New York, musste sie schmunzelnd zugeben.
Man musste im Leben auch mal verrückte Sachen machen, ermahnte sie sich. Hatte sie sich das nicht erst heute Morgen selber eingeredet?
„Na gut“, sagte sie schließlich resigniert und wandte sich wieder Bryn zu. „Ich komme mit auf deinen Ball.“
*
Bryn hatte in einem Punkt auf jeden Fall recht gehabt, wie Keira später am Abend feststellte. Gino hatte sich mit der Deko mächtig ins Zeug gelegt. Das gesamte Restaurant sah aus wie eine gotische Burg, die Tische waren an den Rand geschoben worden, um in der Mitte Platz für die Tanzfläche zu schaffen. Durch die alte italienische Folkloremusik entstand eine gruselige Stimmung, die Kellner trugen Samtanzüge und natürlich trugen alle Masken.
Wäre sie nur mit ihrer Schwester unterwegs gewesen, hätte es ein toller Abend werden können. Aber leider mussten sie ihn auch mit Malcolm und dessen Freund Glen verbringen. Die beiden waren wahrscheinlich die mit Abstand langweiligsten Männer auf der ganzen Welt.
Keira schaufelte sich ihre Pasta rein und hatte Mühe, wach zu bleiben, während Glen in aller Ausführlichkeit seine Karriere in der Buchhaltung plante. Über die Arbeit zu reden, regte Keira sowieso schon auf, aber wenn es dann auch noch um so etwas Langweiliges ging, war sie mit ihrer Geduld am Ende. Zumal er nicht eine einzige Frage zu ihrem Job gestellt hatte.
Als das Gespräch etwas zum Erliegen kam, zuckte Keira hoch, als sei sie aus einer Trance erwacht.
„Was machst du denn so in deiner Freizeit?“, fragte sie Glen, in der Hoffnung, er ließe sich von seinem langweiligen Job ablenken.
Glen brauchte ziemlich lange für die Antwort, was Keira als schlechtes Zeichen wertete. Wie konnte man denn nicht wissen, welche Hobbys man hatte? Oder was einem außer dem Job noch so Spaß machte?
„Ich schaue mir Sport an“, sagte er schließlich.
„Anschauen? Nicht spielen?“
Glen lachte. „Himmel, nein. Ich will mich ja nicht verletzen. Ich bevorzuge die Rolle des Zuschauers.“
„Das ist …“, Keira suchte nach den richtigen Worten. Das, was sie schließlich fand, war sicher genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich meinte. „… interessant.“
„Was ist denn mit dir?“, fragte Glen.
Es war das erste Mal, dass er ihr eine Frage stellte und Keira war fast ein wenig überrascht. „Oh, nun, ich bin Journalistin und verbringe viel Zeit mit lesen“, fing sie an.
Glen