Das Festival der Liebe . Sophie Love
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„Der Artikel war Mist“, sagte Elliot.
Keira spürte, wie ihre Aufregung wuchs. Das war ihr Moment. Ihre Chance zu glänzen.
Sie ignorierte die aufkommende Nervosität und hob lässig ihre Hand. „Ich stehe für den Auftrag zur Verfügung.“
Alle schauten sie an. Sie bemühte sich, nicht den Kopf zwischen die Schultern zu ziehen, sondern aufrecht zu sitzen.
„Wer bist du?“, fragte Elliot.
Keira schluckte. „Keira Swanson. Ich bin Joshuas jüngste Autorin. Er hatte mich damit beauftragt, die Recherche für den Irland-Auftrag zu machen.“
„So, hat er das?“, fragte Elliot. Es schien ihm egal zu sein, dass Joshua seine Arbeit an Untergebene delegierte. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Du warst noch nie in Übersee für einen Auftrag?“
Keira schüttelte den Kopf. „Bisher nicht“, antwortete sie. „Aber ich freue mich drauf.“ Sie hoffte, man würde das Zittern in ihrer Stimme nicht hören.
Sie spürte die Irritation ihrer Kollegen am Tisch. Wahrscheinlich fanden sie es unfair und dachten, Keira hätte einen solchen Auftrag nicht verdient. Sie ärgerten sich bestimmt, dass sie in den vergangenen Wochen weniger interessante Aufträge angenommen hatten und nun damit beschäftigt waren. Die einzige Person, die auf ihrer Seite zu sein schien, war Nina, die sie wissend anlächelte. Innerlich lächelte Keira zurück. Dies war ihre Chance. Sie hatte abgewartet, hinter Joshua aufgeräumt, seine Texte überarbeitet, viele Überstunden ohne Vergütung gemacht. Jetzt würde sie aus den Schatten heraus ins Licht treten.
Elliot trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. „Ich bin nicht sicher“, sagte er. „Du hast dich noch nicht bewiesen. Und das ist eine große Aufgabe.“
Nina meldete sich am anderen Ende des Tisches zu Wort. Sie hatte sich bereits Vertrauen und Respekt erarbeitet. Als erfahrene Herausgeberin hochwertiger Magazine hatte sie die nötige Härte. „Ich glaube nicht, dass du eine andere Wahl hast.“
Elliot hielt inne, als müsse er die Worte erst einmal verdauen. Dann glättete sich die gerunzelte Stirn und er antwortete mit zögerlicher Akzeptanz. „Also gut. Swanson, du hast den Auftrag. Aber nur, weil wir in einer echten Notlage sind.“
Das war vielleicht nicht die beste Art, um solche guten Nachrichten zu bekommen, aber Keira war das egal. Sie hatte den Auftrag. Das war alles, was zählte. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht die Faust gen Himmel zu recken.
„Es handelt sich um eine vierwöchige Reise“, erklärte Elliot. „Zum Lisdoonvarna Festival in Irland.“
Keira nickte. Das wusste sie bereits alles. „Das Festival der Liebe“, sagte sie etwas säuerlich.
Elliot schmunzelte. „Bist du immer so zynisch?“
Das ließ Keira nervös werden. Hatte sie das Falsche gesagt? Ihre Verachtung war ihr einfach so heraus gerutscht. Aber dann sah sie, dass Elliots Gesicht eher Zustimmung ausdrückte.
„Das ist genau der Blickwinkel, den ich haben will“, sagte er.
Alle am Tisch sahen so aus, als hätten sie in eine Zitrone gebissen. Lisa starrte Keira eifersüchtig an.
„Die Wahrheit“, fügte Elliot hinzu. Seine Augen funkelten plötzlich vor Aufregung. „Ich will, dass du diese Albernheit über das romantische Irland entlarvst. Widerlege den Mythos, dass man bei so einem sentimentalen Festival mit einem Partner fürs Leben verbunden wird. Ich erwarte, dass du mutig den Unsinn aufzeigst, dass Liebe so nicht in der realen Welt funktioniert. Ich will die ganze ungeschminkte Wahrheit.“
Keira nickte. Sie war eine zynische New Yorkerin, und der Blickwinkel des Auftrags kam ihr sehr entgegen. Es war, als wäre ihr der perfekte Auftrag zum richtigen Zeitpunkt praktisch in den Schoß gefallen. Dies war ihre Chance, sich zu beweisen, ihre Stimme und ihr Talent zu zeigen, allen klar zu machen, dass sie sich ihren Platz bei Viatorum wahrlich verdient hatte.
„Damit ist die Besprechung beendet“, sagte Elliot. Als Keira aufstand, fügte er hinzu, „du nicht, Miss Swanson. Wir müssen noch ein paar Details des Auftrags mit meiner Assistentin besprechen. Gehen wir doch in mein Büro.“
Als die Anderen nach und nach den Raum verließen, machte Nina ein Daumen-hoch-Zeichen. Dann ging Keira an Elliots Seite quer durch das Büro. Ihre Absätze klackerten auf den Kacheln und eifersüchtige Blicke folgten ihr.
*
In dem Moment, als sich die Tür zu Elliots Büro hinter ihnen schloss, wusste Keira, dass die wirkliche Arbeit jetzt erst begann. Elliots Assistentin Heather war bereits da. She runzelte verwirrt die Stirn, als sie sah, dass Keira den Auftrag bekommen hatte, aber sie sagte nichts.
Eine weitere Person, der ich zeigen werde, dass sie falsch liegt, dachte Keira.
Sie und Elliot setzten sich hin. Heather reichte ihr eine Mappe.
„Deine Flugtickets“, erklärte sie. „Und Details zur Unterkunft.“
„Ich hoffe, du bist ein Frühaufsteher, denn du wirst morgen früh aufbrechen“, fügte Elliot hinzu.
Keira lächelte, aber im Geiste ging sie all die Termine in ihrem Kalender durch, die sie absagen musste oder verpassen würde. Ihr brach der kalte Schweiß aus, als ihr bewusst wurde, dass sie die Hochzeit von Ruth, Zacharys Schwester, verpassen würde. Die war morgen. Er würde ziemlich sauer sein.
„Das ist kein Problem“, sagte sie und warf einen Blick auf die Flugtickets in der Mappe. 6 Uhr. „Überhaupt kein Problem.“
„Wir haben dir ein Zimmer in einem idyllischen kleinen Bed & Breakfast in Lisdoonvarna gebucht“, erklärte Elliot. „Kein Schnickschnack. Wir wollen, dass du alles ganz hautnah erlebst.“
„Großartig“, antwortete sie.
„Versau es nicht, okay?“, sagte Elliot. „Ich gehe mit dir ein echt großes Risiko ein. Wenn du den Auftrag versaust, dann war es das hier für dich. Klar? Es gibt Hunderte von Autoren, die nur darauf warten, deinen Platz einzunehmen.“
Keira nickte, bemüht, ihre Anspannung nicht zu zeigen. Sie wollte einen zuversichtlichen Eindruck machen, während sie in Wirklichkeit Schmetterlinge im Bauch hatte.
KAPITEL ZWEI
Als Keira spät am Abend in ihr Apartment heimkehrte, das sie gemeinsam mit ihrem Freund bewohnte, zitterte sie noch immer vor Aufregung und konnte es kaum fassen. Sie hatte Schwierigkeiten, den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken, um die Tür aufzuschließen.
Schließlich gelang es ihr und sie trat ein. Der Duft von Essen hing in der Luft, vermischt mit dem Geruch von Putzmittel. Zachary hatte sauber gemacht. Das bedeutete, dass er wütend war.
„Ich weiß, ich weiß, ich weiß“, sagte sie, noch bevor sie ihn überhaupt sah. „Du bist sauer und es tut mir leid.“ Sie warf ihre Schlüssel in die Schale neben dem Eingang und schloss die Tür.