Учимся рисовать. В. Г. Дмитриева

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Учимся рисовать - В. Г. Дмитриева Многоразовая тетрадь-тренажёр

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nur, sondern musste wissen, ob es in Romys Leben einen Mann gab, eine Frage, die ihm bis zur Konfrontation mit dem Foto nicht in den Sinn gekommen war.

      Stumm tranken sie ihren Kaffee. Romy stellte die leeren Tassen auf das Tablett zurück und stand auf. „Ich hole Nachschub. Nach der langen Fahrt ist mir danach.“

      Als sie zurückkam, hatte sie außer den Tassen mit frischem Kaffee zwei gefüllte Cognacschwenker auf dem Tablett. „Sie trauen sich nicht, danach zu fragen, warum mein Vater so jung gestorben ist, nicht wahr.“

      „Ich will Ihnen nicht weh tun.“

      „Das können Sie gar nicht. Es tut weh, immer, Tag für Tag.“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie freiwillig fortfuhr. „Er war bei der Polizei. Schon als Kind hatte er davon geträumt, Polizist zu werden. Er liebte seinen Beruf. Eines Tages klingelten zwei Kollegen an unserer Tür und sagten meiner Mutter, dass er während eines Einsatzes erschossen wurde.“

      „Sie hingen an Ihrem Vater?“

      „Sehr. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man einen Menschen verliert, den man über alles liebt? Den man für das Beste in seinem Leben gehalten hat?“

      Erik nickte. „Bei mir war es die Mutter. Ein Autounfall.“

      Romys Augen wurden feucht, aber sie hatte sich im nächsten Moment wieder im Griff. „Das tut mir leid“, murmelte sie und nahm die beiden Cognacschwenker mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit vom Tablett. „Hier, nehmen Sie. Den können wir jetzt gebrauchen.“

      Während sie ihren Cognac nippten, tauchte die Abenddämmerung das Zimmer langsam in ein Halbdunkel. „Haben Sie ein Mobilphone dabei?“ Als wisse sie die Antwort bereits, setzte Romy ihren Schwenker auf das Tablett zurück und griff nach dem Festnetzapparat auf dem Beistelltisch.

      Erik schüttelte den Kopf. „Liegt zu Hause. Bei kurzen Wegen brauche ich es nicht.“

      „Von kurzen Wegen kann inzwischen keine Rede mehr sein, Mr. Crazy.“ Entschlossen hielt sie ihm das schnurlose Telefon hin. „Es ist neun Uhr vorbei, und Ihre Freundin macht sich bestimmt Sorgen. Sagen Sie ihr, wo sie stecken und dass Sie morgen nach Hause kommen werden.“

      Erik schüttelte energisch den Kopf. „Ich bleibe in Berlin. Und anrufen kann ich morgen noch.“

      „Sie Sturkopf! Ist Ihnen denn nicht klar, was Sie auslösen können?“

      „Was denn?“

      „Ihre Freundin wird überall anrufen und nach Ihnen fragen, aber niemand weiß etwas. Also wird sie die Polizei alarmieren und Sie als vermisst melden. Vielleicht hat sie es bereits getan und eine Fahndung ausgelöst. Nicht nur Nadja, sondern alle ihre Freunde, Bekannte und Familienmitglieder sind beunruhigt und werden …“

      „Hören Sie auf!“

      Zornig warf sie das Telefon neben Erik auf die Couch. Als er es nach einigem Zögern in die Hand nahm, stellte sie die leeren Tassen und die beiden Cognacschwenker auf das Tablett und begab sich damit in die Küche, um die Diskretion zu wahren. Erik tippte seine Hanauer Festnetznummer ein und hoffte inbrünstig, Nadja möge nicht zu Hause sein.

      Sie weinte. „Wo steckst du? Ich habe mir deinetwegen fürchterliche Sorgen gemacht. Gerade wollte ich die Polizei anrufen.“

      Mit allem hatte er gerechnet, mit einem Wutanfall, Vorwürfen, Drohungen, Unterstellungen – aber nicht mit angstvollem Schluchzen. Das passte nicht zu Nadjas Temperament. Er war von ihrer Reaktion dermaßen überrascht, dass es ihm die Sprache verschlug.

      „Erik?“

      Er nahm sich zusammen. „Tut … tut mir leid, Schatz. Du musst nicht weinen. Mit mir ist alles in Ordnung. Es ist nur so, dass ich … Also, ich bin in Berlin.“

      Einige Sekunden lang hörte er nur Nadjas Schniefen, ehe sie konsterniert fragte: „Berlin? Was machst du denn in Berlin?“

      Erik beherzigte Romys Ratschlag, die Wahrheit zu sagen. „Ich bin einer Frau nachgegangen.“

      „Einer Frau? Weswegen?“

      „Sie hatte dein Kleid an. Das aus der Reinigung.“

      „Was hat das mit Berlin zu tun?“

      „Sie wohnt in Berlin. In Hanau hatte sie nur beruflich zu tun. Als ich sie zufällig auf dem Markt sah, war sie auf dem Weg zum Bahnhof, um nach Berlin zurückzufahren.“

      Nadja hatte aufgehört zu weinen. „Du Ärmster. Du wolltest mir mein Kleid zurückbringen und musstest deswegen bis nach Berlin fahren?“

      „Ich konnte von dieser Frau schlecht verlangen, dass sie es am Hauptbahnhof in aller Öffentlichkeit auszieht.“

      „Sie hätte in die Damentoilette gehen können.“

      „Und womöglich ihren Zug verpasst …“

      Nadja wirkte jetzt spürbar entspannter. „Wann kommst du nach Hause?“

      „Morgen, Schatz, gleich morgen. Mit dem Kleid.“

      „Ich liebe dich.“

      Erik schluckte. „Bis morgen.“

      Er stellte das Telefon auf die Ladestation zurück und ging in die Küche. Romy war nicht mehr hier. Die beiden Schwenker hatte sie auf einem Servierwagen abgestellt, auf dem auch die Cognac-Flasche stand. Erik nahm die Flasche und einen der Schwenker, goss sich einen ordentlichen Schwung ein und nahm einen tiefen Zug. Besser fühlte er sich danach nicht. Er hatte sich nicht nur von Nadjas Weinen im Handumdrehen entwaffnen lassen, sondern sie auch „Schatz“ genannt, und seitdem beherrschte ihn ein vages Unbehagen, als habe er eine nicht greifbare Schuld auf sich geladen.

      Er fand Romy in ihrem Arbeitszimmer. Sie saß am Computer und bewegte die Maus hin und her.

      „Der Zarenhof in der Schönhauser Allee hat Zimmer zu akzeptablen Preisen frei. Ich habe online für eine Nacht gebucht.“

      Romy schrieb ihm die Reservierungsnummer auf einen Zettel. „Zu Fuß braucht man von hier bis zum Hotel etwa zwanzig Minuten. Ich werde Sie begleiten.“

      „Und dann alleine nach Hause zurückgehen? Das kommt nicht in Frage.“

      „Machen Sie sich keine Sorgen, wir sind hier nicht im Wilden Westen, sondern in Berlin. Ich bin an das Nachtleben dieser Stadt gewöhnt, und für Berliner Verhältnisse ist es noch früh am Tag.“

      „Schreiben Sie mir Ihre Telefonnummer auf?“

      „Wozu?“

      „Ich will anrufen, um sicherzugehen, dass Sie unbehelligt nach Hause gekommen sind.“

      Romy lächelte nachsichtig. „Hören Sie, Mr. Crazy: Ich brauche schon lange kein Kindermädchen mehr. Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen und absolut sicher. Kommen Sie morgen zum Frühstück, sagen wir um neun Uhr. Wenn wir damit fertig sind, übergebe ich Ihnen Nadjas Kleid und bestelle ein Taxi, das Sie zum Hauptbahnhof bringen wird.“

      „Also gut, keine Telefonnummer. Dann machen wir es halt umgekehrt, und Sie rufen mich im Hotel an, wenn Sie wieder zu Hause sind. Bitte

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