La San Felice. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу La San Felice - Александр Дюма страница 120
»Nein,« sagte Luisa, nachdem sie einen Augenblick nachgedacht; »es ist in der That besser, wenn ich ihn empfange, und Du hast recht gethan, mein Kind.«
Dann sagte sie zu Salvato, welcher sich abgewendet hatte, als er sah, daß Giovannina leise mit ihrer Herrin sprach:
»Ich komme sogleich wieder. Bleiben Sie mittlerweile ruhig. Die Audienz wird nicht lange dauern.«
Dann wechselte sie mit ihm noch einen Händedruck und ein Lächeln, erhob sich und verließ das Zimmer.
Kaum hatte die Thür sich hinter ihr geschlossen, so machte Salvato die Augen zu, wie er allemal zu thun pflegte, wenn Luisa nicht mehr im Zimmer war.
Michele glaubte, er wolle schlafen und näherte sich daher Giovannina.
»Wer kam denn?« fragte er in gedämpftem Tone mit der Neugier eines Halbwilden, dessen Instinkt nicht den gesellschaftlichen Convenienzen unterworfen ist.
Nina, welche mit ihrer Herrin sehr leise gesprochen, erhob die Stimme ein wenig, so daß Salvato, welcher das, was sie zu ihrer Herrin gesagt, nicht gehört, hören konnte, was sie zu Michele sagte.
»Es ist jener reiche, elegante junge Bankier,« sagte sie. »Du kennst ihn doch?«
»Nicht übel!« entgegnete Michele, »nun soll ich gar noch die Bankiers kennen.«
»Wie, Du kennst Signor Andreas Backer nicht?«
»Wer ist Signor Andreas Backer?«
»Wie, Du entsinnst Dich nicht? Es ist ja jener hübsche, blonde junge Mann – ein Deutscher oder ein Engländer, ich weiß es selbst nicht recht, der aber unserer Herrin, ehe sie den Chevalier heiratete, den Hof machte.«
»Ah, ganz recht. Ist es nicht derselbe, bei dem Luisa ihr ganzes Vermögen stehen hat?«
»Ja wohl, derselbe.«
»Schön, schön. Wenn ich Oberst sein werde, wenn ich die Epauletten und den mir von Signor Salvato versprochenen Säbel habe, wird es mir, um vollständig equipirt zu sein, nur noch an einem Pferde fehlen wie das, auf welchem dieser Signor Backer spazieren reitet«
Nina gab keine Antwort; sie hatte, während sie sprach, ihren Blick auf den Verwundeten geheftet und an dem beinahe unbemerkbaren Zucken seiner Gesichtsmuskeln bemerkt, daß der vermeinte Schläfer von dem, was sie zu Michele gesagt, kein Wort verloren.
Luisa hatte sich mittlerweile in den Salon begeben, wo der angemeldete Besuch wartete.
Im ersten Augenblick kostete es ihr Mühe Andreas Backer zu erkennen. Er war im Hofkostüm gekleidet und hatte seinen langen englischen Backenbart – eine Zierde, welche, beiläufig gesagt, König Ferdinand verabscheute – abgeschnitten; er trug das Comthurkreuz des Ordens vom heiligen Georg am Halse, den dazugehörigen Stern auf dem Frack, kurze Beinkleider und den Degen an der Seite.
Ein leichtes Lächeln umspielte Luisa’s Lippen. In welcher Absicht machte der junge Bankier ihr in diesem Kostüm einen solchen Besuch um halb zwölf Uhr Morgens?
Ohne Zweifel stand sie im Begriff es zu erfahren.
Uebrigens müssen wir uns beeilen zu sagen, daß Andreas Backer von angelsächsischer Abstammung und ein sehr hübscher junger Mann war. Er zählte sechs- bis achtundzwanzig Jahre, war blond, frisch, rosig und hatte den viereckigen Kopf der Rechnungsmenschen, das hervorragende Kinn des hartnäckigen Speculanten und die spatelförmige Hand des Geldzählers.
In der Regel anmuthig und ungezwungen, schien er in diesem Kostbar, welches er nicht gewöhnlich trug, sich ein wenig befangen zu fühlen.
Gleichwohl aber schien er auch stolz darauf zu sein, denn er hatte sich, wie rein zufällig, vor einen Spiegel gestellt, um die Wirkung zu sehen, welche das St. Georgs Kreuz an seinem Halse und der Stern desselben Ordens auf seiner Brust machte.
»Mein Gott, Signor Andreas»e sagte Luisa. nachdem sie ihn einen Augenblick betrachtet und ihm Zeit gelassen, sich ehrerbietig zu verneigen. »Sie nehmen sich ja heute ganz prachtvoll aus! Nun wundere ich mich nicht mehr, daß Sie mich heute besuchen. Ohne Zweifel wünschen Sie, daß ich das Vergnügen habe, Sie in Ihrer ganzen Glorie zu sehen. Was haben Sie denn vor? Denn um mir einen Geschäftsbesuch zu machen, haben Sie dieses Hofkostüm doch ganz gewiß nicht angelegt.«
»Wenn ich geglaubt hätte, Signora, daß es Ihnen mehr Vergnügen machte, mich in diesem Kostüm als in meinen gewöhnlichen Kleidern zu sehen, so hätte ich nicht erst den heutigen Tag abgewartet, um es anzulegen. Ich weiß aber, Signora, daß Sie zur Zahl jener intelligenten Frauen gehören, welche, stets die Kleidung wählend, welche ihnen am besten zusagt, sehr wenig die Art und Weise betrachten, auf welche Andere gekleidet sind. Mein Besuch ist eine Wirkung meines Willens, das Kostüm aber, in welchem ich bei Ihnen erscheine, ist das Ergebniß der Umstände. Der König hat vor drei Tagen geruht wich zum Comthur des St. Georg-Ordens zu ernennen und auf heute nach Caserta zur Tafel einzuladen.«
»Sie sind heute zur königlichen Tafel in Caserta eingeladen?« sagte Luisa mit einem Ausdruck von Ueberraschung, welcher einen eben nicht schmeichelhaften Grad von Erstaunen in Bezug auf die Rechte verrieth, welche der junge Mann sich vielleicht wegen dieser Einladung zur Tafel des Königs beilegte, welcher in den Straßen der tollste Lazzarone, in seinem Schlosse aber der aristokratischste König war. »Ich bringe Ihnen meinen aufrichtigsten Glückwunsch dar, Signor Backer,« setzte Luisa nach einer kleinen Pause hinzu.
»Sie haben Recht, wenn Sie sich wundern, Signora, daß dem Sohne eines Bankiers eine solche Ehre widerfährt,« entgegnete der junge Mann, der sich durch die Art und Weise, auf welche Luisa ihm Glück wünschte, ein wenig verletzt fühlte. »Sie haben wahrscheinlich noch nicht gehört, daß Ludwig der Vierzehnte von Frankreich, ein so großer Aristokrat er auch war, eines Tags den Bankier S. Bernard, welchem er fünfundzwanzig Millionen abborgen wollte, einlud, bei ihm in Versailles zu speisen. Wie es scheint, bedarf jetzt der König Ferdinand eben so nothwendig Geld als sein Ahn, Ludwig der Vierzehnte, und da mein Vater der Samuel Bernard von Neapel ist, so ladet der König seinen Sohn Andreas Backer ein, mit ihm in Caserta zu speisen, was das Versailles Sr. Majestät des Königs ist. Um sicher zu sein, daß die fünfundzwanzig Millionen ihm nicht entgehen, hat er dem Lump, den er zu seiner Tafel einladet, diese Halfter über den Hals geworfen, mit deren Hilfe er ihn dann zur Geldkasse zu führen hofft.«
»Sie sind ein Mann von Geist, Signor Andreas. Ich bemerke dies nicht erst heute und wenn der Geist genügte, um die Thore der königlichen Schlösser zu öffnen, so könnten Sie zur Tafel aller Könige eingeladen werden. Sie verglichen Ihren Vater mit Samuel Bernard und ich, die ich seine unverbrüchliche Rechtschaffenheit und coulante Geschäftsführung kenne, nehme für meine Person den Vergleich an. Samuel Bernard besaß ein edles Herz und leistete nicht blos unter Ludwig dem Vierzehnten, sondern auch unter Ludwig dem Fünfzehnten Frankreich wichtige und hohe Dienste. Nun, was sehen Sie mich so an?«
»Ich sehe Sie nicht an, Signora, ich bewundere Sie.«
»Und warum?«
»Weil ich glaube, daß Sie wahrscheinlich in Neapel die einzige Frau sind, die etwas von Samuel Bernard weiß, und welche das Talent besitzt, einem Manne, der recht wohl fühlt, daß er, da es sich um einen einfachen Besuch handelt, sich Ihnen in einem lächerlichen Aufzuge präsentiert, ein Compliment zu machen.«
»Soll ich mich deswegen bei Ihnen entschuldigen, Signor Andreas? Ich bin dazu bereit.«
»O nein, Signora, nein. Selbst der Spott würde in Ihrem Munde eine reizende Plauderei, welche der eitelste Mann,