Die Taube. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Taube - Александр Дюма страница 4
Ich werde Ihnen nicht sagen, daß ich eine geringe Frau bin; ich sage Ihnen: Ich bin von Adel gewesen, ich bin reich gewesen, ich bin glücklich gewesen; ich bin nichts von alle dem mehr, ich habe von ganzer Seele einen Mann geliebt, der auch mich von ganzer Seele liebte; dieser Mann ist gestorben; die eisige Hand des Schmerzes hat mich meiner weltlichen Kleider entledigt,und mich mit dem heiligen Gewande angethan, ein einstweiliges Gewand, ein Leichenschmuck derer, die nicht mehr leben, und die gleichwohl noch nicht gestorben sind.
Sehen wir jetzt,wo die Wunde ist.
Ich bin ins Kloster gegangen,um den zu vergessen der gestorben ist, und mich nur an Gott zu erinnern, und zuweilen vergesse ich Gott, um mich nur dessen zu erinnern, der todt ist
Deshalb beklage ich mich, deshalb jammere ich; deshalb rufe ich dem Herrn zu, Herr, habe Erbarmen mit mir! O! sagen Sie mir, wie Sie es angefangen haben, um Ihre Seele von diesem Schmerze zu leeren, der sie erfüllte. Haben Sie es ausgeschüttet, wie man einen Becher ausschüttet? Ich thue es so in meinen Gebeten, und nach jedem Gebete finde ich meine Seele noch immer mehr mit irdischer Liebe erfüllt, als vorher, wie als ob sie statt die Bitterkeit auszuschütten, welche sie enthält, nur eine neue Bitterkeit aus dem glühenden See zu schöpfen gewußt hätte, indem sie sich zu ihm neigte.
Ihre Antwort wird einfach sein und ich höre sie im Voraus: »Ich habe niemals geliebt.«
Mit welchem Rechte rühmen Sie sich dann, gelitten zu haben, wenn Sie niemals geliebt haben?
Sie hätten damit anfangen und mir sagen müssen: »Ich habe niemals geliebt.«
Dann hätte ich weder Beistand noch Trost von Ihnen verlangt; dann hätte ich Ihre Entfernung und Ihr Schweigen nicht allein angenommen, sondern ich wäre auch an Ihnen vorübergegangen, wie man an einem Marmor vorübergeht, dem,der Bildhauer eine menschliche Gestalt gegeben hat, in dessen Brust aber niemals ein Herz geschlagen hat.
Wenn Sie niemals geliebt haben, so bin ich es, die Ihnen dieses Mal sagt: Antworten Sie mir nicht, wir gehören nicht derselben Welt an, wir haben nicht dasselbe Leben gelebt. Ich habe mich durch den Schein getäuscht, wozu nutzt es, von nun an unnöthige Worte auszuwechseln. Sie werden das nicht verstehen, was ich sage; ich werde das nicht verstehen, was Sie sagen werden. Wir sprechen nicht dieselbe Sprache.
O! wenn Sie aber im Gegentheile geliebt hätten, so sagen Sie mir wo, sagen Sie mir wen, sagen Sie mir wie, oder, wenn Sie mir von alle dem nichts sagen wollen, so sprechen Sie mir von den gleichgültigsten Dingen, gleichviel von welchen, alle werden mir interessant sein, nichts wird mir nutzlos sein, sagen Sie mir, wie Ihr Zimmer ist, ob es sich nach Osten oder nach Westen, nach Süden oder nach Norden öffnet; ob Sie die Sonne begrüßen, wenn sie erscheint, ob Sie Abschied von ihr nehmen, wenn sie flieht, oder ob Sie, die Augen durch die glühenden Strahlen ihres Mittags geblendet, das Antlitz Gottes in Mitte ihres unauslöschlichen Ausstrahlens zu erkennen suchen. Sagen Sie mir Alles das, dann, sagen Sie mir noch das, was Sie v0n Ihrem Fenster aus sehen, Ebenen oder Berge Gipfel oder Thäler, Bäche oder Flüsse, einen See oder den Ocean; sagen Sie mir Alles das, ich werde meinen Geist mit allen diesen geheimnißvollen Problemen des durch den Willen sichtbar gemachten Unbekannten beschäftigen, und vielleicht wird es meinem Herzen, durch meine Gedanken zerstreut, gelingen zu vergessen, wäre es auch nur einen Augenblick lang.
Nein, nein, nein, sagen Sie mir Nichts von alle dem; ich will nicht vergessen.
Achter Brief
Der, den Sie geliebt haben, ist gestorben,deshalb haben Sie noch Thränen; die, welche ich geliebt habe, hat mich verrathen, deshalb habe ich keine mehr!
Sprechen Sie mir von ihm so lange als Sie wollen, verlangen Sie nicht, daß ich Ihnen von ihr spreche.
Seit vier Jahren bewohne ich ein Kloster, und doch bin ich noch nicht Priester!
Warum das? werden Sie mich fragen.
Als ihre Liebe, die das letzte Band war,welches mich an das Leben fesselte, mir gefehlt hat, bin ich in eine solche Verzweiflung versunken, daß es kein Verdienst von mir war, mich in Folge eines solchen Schmerzes Gott zu widmen. Nun habe ich abgewartet, daß diese Verzweiflung sich beruhigte, damit der Herr mich nicht empfing, wie der Abgrund den Blinden oder den Sinnlosen empfängt, der sich hineinstürzt,sondern wie in gastfreundlicher Wirth den ermüdenden Pilger empfängt, der ihn am Ende eines beschwerlichen Marsches, am Ende eines mühseligen Tages um die Ruhe der Nacht zu bitten kommt.
Ich wollte ihm ein inbrünstiges Herz und kein gebrochenes Herz, einen Körper und nicht eine Leiche darbringen.
Und es sind jetzt vier Jahre her, daß ich mich durch die Einsamkeit absondere,daß ich mich durch das Gebet reinige, und ich habe bis jetzt nicht gewagt,das Gewandt des Novizen mit der Kutte des Mönches zu vertauschen, so viel bleibt noch von dem alten Menschen in mir, so sehr finde ich, daß es eine Ruchlosigkeit wäre, mich dem Schöpfer so unvollständig zu widmen, nachdem ich mich dem Geschöpfe so vollständig hingegeben hatte.
Jetzt kennen Sie von meinem vergangenen und geheimen Leben alles das, was Sie von meinem gegenwärtigen und äußern Leben wissen können, hier ist das, was ich Ihnen sagen kann.
Ich bewohne nicht in einem Kloster, sondern in einer auf halber Höhe eines Hügels erbauten Einsiedelei, ein Zimmer mit weißen Wänden, ohne andere Verzierung als das Porträt eines Königs, für den ich eine ganz besondere Verehrung habe, und einen Christus von Elfenbein,ein Meisterstück des sechzehnten Jahrhunderts, den mir meine Mutter geschenkt hat. Mein ganz mit einem ungeheuren Jasmin eingefaßtes Fenster, dessen mit Blumen beladenen Zweige in mein Zimmer eindringen, das sie mit Duft erfüllen, öffnet sich gegen die aufgehende Sonne und wahrscheinlich auf den Punkt des Horizontes den Sie bewohnen, denn ich sehe von weitem und in einem geraden Fluge noch unsere Taube, die ich in derselbe Richtung wieder aufbrechen sehe und der ich in den Lüften bis auf die Entfernung von, ungefähr einer Viertelmeile weit folge; worauf der Punkt, der sie vorstellt und der beständig keiner geworden ist, sich, in dem blauen Firmament oder in der grauen Wolke verschmilzt, je nach dem der Himmel rein oder neblig, ist. Die Morgendämmerung hat für mich ganz besondere Reize, die von der Lage des Bodens herrühren, der die Landschaft bildet, die mein Blick übersehen kann und die ich Ihnen zu beschreiben versuchen will.
Mein Horizont ist im Süden durch die große Kette d«r Pyrenäen mit violetten Seiten, mit schneeigen Gipfeln geschlossen, im Westen durch eine Reihe von Hügeln, die, indem sie sich immer erheben, sich eine untergeordnete Kette an diese Hauptkette anschließen; im Norden erstreckt sie sich endlich so weit, als das Auge reichen kann, in ein Land von Ebenen, ganz mit Gruppen von Olivenbäumen bedeckt, ganz mit kleinen Bächen durchschnitten, in deren Mitte, wie ein Fürst, der den Tribut seiner Unterthanen empfängt, majestätisch einer der größten Flüsse dahinrollt, die Frankreich bewässern.
Die Anhöhe, welche ich übersehe, neigt sich von Süden nach Norden, von den Bergen in die Ebenen.
Sie bietet drei sehr verschiedene Aussichten: am Morgen, am Mittag, am Abend. Am Morgen geht die Sonne hinter der Hügelkette im Osten auf; zehn Minuten, bevor sie erscheint, sehe ich einen rosigen Dunst aufsteigen, der sich langsam, aber siegreich des Himmels bemächtigt, indem er den schwarzen Schattenriß der Hügel noch verfinstert, die sich auf ihm durch diesen Dunst zeigen, der durch alle Zwischentöne, von dem feurigen Rosa bis zu dem glühenden Gelb übergeht und durch dm wie Lanzenspitzen einige vorausgehende Strahlen der Sonne dringen, welche fortfährt, hinter den Hügeln aufzugehen, deren Umrisse an, fangen, sich mit ihren Strahlen zu vergolden. Bald wallt auf dem doppelten Gipfel, welchen der höchste Kamm dieser Kette bildet, etwas wie ein bewegliches Feuer, das sich immer mehr ausbreitet, bis das Gestirn selbst, glänzend,