Die Taube. Александр Дюма

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Die Taube - Александр Дюма

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und in dem Maße, als sie an dem Himmel aufsteigt, erwacht auf der Erde Alles wieder zu dem Leben; der Gipfel der Pyrenäen geht von einem matten Weiß zu dem feurigsten Silberscheine über, ihre schwarzen Seiten erleuchten sich allmälig, indem sie von dem Schwarz zu dem Violett, von dem Violett zu dem Hellblau übergehen. Wie eine Ueberschwemmung von Licht, welche von den hohen Gipfeln herabfiele, verbreitet sich der Tag in der Ebene. Dann glänzen die Bäche wie Silberfäden, des Fluß windet sich und wogt wie ein gewässertes Band; die kleinen Vögel singen in den Oleandergebüschen, in den Reihen der Granatbäume, in den Myrthengesträuchen, und ein Adler, der König des Firmamentes, kreist an dem Himmel, indem er mit seinem unermeßlichen Fluge einen Kreis von mehr als einer Weile beschreibt, in welchem ich ihn abwechselnd verschwinden und wieder erscheinen sehe.

      Um Mittag verwandelt sich das ganze Becken, das ich soeben beschrieben habe,in eine heiße Gluth; von Oben nach Unten erleuchtet, vermögen die Gebirge ihre nackten Seiten nicht mehr zu verbergen, welche die Granitgebeine der Erde durchziehen, man sieht von den leuchtenden Oberflächen des Felsens die gebrochenen Strahlen der Sonne zurückprallen; die Bäche und der Fluß gleichen Strömen geschmolzenen Bleies, die Blumen verwelken, das Laub neigt sich, die Vögel schweigen; die unsichtbaren Grillen. zirpen auf den Zweitgen der Olivenbäume, welche knistern, und auf der Borke der Fichten, welche krachten, und die einzigen lebendigen Wesen, welche diese Einöde der Flammen beleben, sind bald eine grüne Eidechse, welche an dem Gitter meines Fensters aufsteigt, bald eine marmorirte Schlange, die, in ein Spiral gerollt, mit ihrem halbgeöffneten Rachen, in welchem ein schwarzer und unschädlicher Stachel spielt, die Mücken einathmet, die im Bereiche ihres Athems vorüberkommen.

      Am Abend erwacht das Leben wieder für einen Augenblick, wie das Licht der Lampe, die auszugehen im Begriffe steht, wieder für einen Augenblick erwacht, dann schweigen die Grillen eine nach der andern, und der klagende und eintönige Ruf des Heimchens folgt ihrem Gezirpe; die Eidechsen fliehen, die Schlangen verschwinden, die Gebüsche bewegen sich unter dem unruhigen Fluge der Vögel, die eine Herberge. suchen, um die Nacht darin zuzubringen, die Sonne geht an dem Horizonte unter, der mir verborgen ist, und in dem Maße, als sie untergeht, sehe ich den Schnee der Pyrenäen von dem zarten Rosa, roth zu dem Purpurrosaroth übergehen, während die auf dem Grunde der Ebene hereingebrochene Finsterniß jede Stufe der Riesentreppe ersteigt, welche das Licht verläßt, bis daß dem Naturgesetze gemäß die ganze Welt ihr angehört; dann hört alles Geräusch auf, alles irdische Licht erlöscht, die Sterne erscheinen schweigend an dem Himmel, und in Mitte des nächtlichen Schweigens erwacht eine einzige Melodie in dem Raume, das ist der Gesang der Nachtigall, der Geliebten der Sterne, die Improvisatrice der Dunkelheit.

      Sie haben mich gefragt,was ich von meinem Fenster aus sehe,ich habe es Ihnen gesagt; prägen Sie diese dreifache Aussicht Ihrem Gedanken ein, beschäftigen Sie Ihren Geist, um Ihr Herz zu zerstreuen; Ihr Heil auf dieser Welt und in der anderen liegt ganz in dem Worte: Vergessen Sie!

      Neunter Brief,

13.Mai.

      Sie sagen mir zu vergessen. Hören Sie, was in mir vorgeht, sobald die Dunkelheit sich verbreitet; dann, begreifen Sie etwas Entsetzliches, Unerhörtes, Unnatürliches? Nämlich daß während meines Schlafes der Todte nicht mehr Todt ist, der Gestorbene zum Leben zurückgekehrt,er ist bei mir mit seinem langen schwarzen Haaren, seinem bleichen und männlichen Gesichte; voll von dem Gepräge des Adels seines Geschlechts. Er ist da, ich spreche mit ihm, ich strecke die Hand aus, ich rufe aus; Du lebst also noch! Du liebst mich also immer noch! Und er antwortet mit Ja, daß er noch lebt, daß er mich immer noch lieb, und dieselbe unaufhörliche, regelmäßige, fast materielle Erscheinung erneuert sich jede Nacht,um erst mit den ersten Strahlen der Tages zu verschwinden.Ei! mein Gott,was habe ich nicht gethan,damit diese Erscheinung, ohne Zweifel das Werk des Engels der Finsterniß,aufhöre, mich zu Quälen! Ich habe mich unter geweihtem Buchsbaum begraben, ich habe geweihte Rosenkränze um meinen Hals und um meine Handgelenke geschlungen, ich habe ein Kruzifix auf meine Brust gelegt, und bin mit über die Füße des göttlichen Märtyrers gefalteten Händen eingeschlafen: Alles ist eitel, vergebens, fruchtlos gewesen; der Tag führt mich zu Gott zurück, aber die Dunkelheit zu ihm, ich bin wie jene Königin, von welcher der Dichter Homer spricht, und von der jede Nacht die Arbeit jeden Tages wieder auflöste.

      Wenn es keine Nacht, keinen Schlaf, keine Träume mehr gäbe, so würde ich vielleicht vergessen.

      Können Sie das von Gott erlangen?

      Zehnter Brief

14. Mai.

      Alles, was man von Gott durch das Gebet erlangen kann, werde ich für Sie erlangen, denn Sie sind wirklich verwundet, und die Wunde ist tief und blutend.

      Lassen Sie uns beten.

      Elfter Brief

15. Mai.

      Ich weiß nicht, ob ich, seitdem ich Ihnen schreibe, mehr Ruhe empfinde, aber zuverlässig empfinde ich mehr Erleichterung.

      Das kommt daher, weil mein Leben eine mächtige Zerstreuung erhalten hat; ich war ohne Familie, allein in der moralischen und in der materiellen Welt, bald auf den Knieen, bald auf einem Grabe liegend, bald weinend, immer verzweifelnd, und jetzt finde ich plötzlich einen Bruder wieder.

      Denn es scheint mir, daß Sie für mich ein Bruder sind. Es scheint mir, daß dieser Bruder, den ich nicht kannte, Frankreich verlassen hat, bevor ich geboren wurde. Es scheint mir, daß ich ihn erwartet, ihn ohne Unterlaß gesucht habe. Jetzt ist er zurückgekehrt. Jetzt, ohne sich durch die Gegenwart zu offenbaren, offenbart er sich durch die Stimme. Ich sehe ihn nicht, aber ich höre ihn. Ich berühre ihn nicht, aber ich verstehe ihn.

      Sie haben keinen Begriff, wie sehr diese so glänzend von ihrer Feder ausgemalte Landschaft meine Gedanken beschäftigt hat. Man leugne mir nicht die Wunder des doppelten Gesichts: das doppelte Gesicht besteht. Durch die beharrliche Kraft meines Willens ist diese Landschaft mir gegenwärtig, in meinem Geiste wie in einen Spiegel zurückgegeben. Ich sehe Alles, von dem rosenfarbigen Dunste des Morgens, der sich hinter dem Hügel erhebt, bis zu dem Hereinbrechen der grauen Schatten des Abends, ich höre Alles, von dem Geräusche der Blume an, die ihren Kelch dem Morgenthaue öffnet, bis zu dem Gesange der Nachtigall, der sich in der Einsamkeit und in dem Schweigen der Nacht verlängert.

      Und ich sehe Alles das auf eine solche Weise, daß wenn ich mich jemals in dem Kreise befände, den Ihre Blicke übersehen, ich sagen würde: Da sind die entflammten Hügel, hier sind die Schneegebirge, hier sind die Silberbäche, hier sind die Flüsse, hier sind die Olivenbäume, hier sind die Granatbäume, hier sind die Oleander, hier sind die Myrthen, hier ist es, hier ist es!

      Dann sehe ich noch Ihre Einsiedelei, wie sie sich über die Mauern des Gartens mit ihrem mit Jasmin und Reben verschleierten Fenster erhebt; dann sehe ich Sie selbst in Ihrer weißen Zelle, zu den Füßen Ihres schönen Christus knieend, indem Sie für sich und besonders für mich beten.

      Sagen Sie mir, wer dieser König ist, dessen Porträt sich in Ihrer Zelle befindet, dieser König, für den Sie eins besondere Verehrung haben, damit auch ich ein Porträt dieses Königs habe, damit ich eine Verehrung mehr habe, welche Ihre Verehrung ist.

      Dann möchte ich auch Sie sehen. . . o! nur durch den Gedanken; beruhigen Sie sich. Sie haben mir gesagt, daß die Vergangenheit für Sie nicht mehr Bestände, und daß ich Sie nur über die Gegenwart und über die Zukunft befragen sollte. Lassen wir die Vergangenheit in dem Nichts und sagen Sie mir, wie alt Sie sind, unter welchen Zügen ich mir ein dem Ihrigen ähnliches Bild entwerfen muß, sagen Sie mir, seit welcher Zeit Sie in diese Einsiedelei eingezogen sind, sagen Sie mir, wann Sie gänzlich von der Welt Abschied zu nehmen gedenken.

      Ich möchte auch wissen, in welcher Entfernung wir von einander. sind. Ist es möglich, das zu berechnen?

      Sie scheinen

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