Salvator. Александр Дюма
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»Schlecht,« antwortete kalt der junge Arzt.
»Schlecht?« wiederholte der Creole. »Ei! Sie haben den Monat April auf dem Backen!«
»Gleichviel, mein Herr, wenn ich den December im Herzen habe!«
»Sie haben Kummer?«
»Mehr als Kummer: Schmerz!l«
»Einen Schmerz?«
»Einen tiefen!«
»Mein Gott! mein armer Ludovic, sollten Sie einen Verwandten verloren haben?«
»Ich habe Jemand verloren, der mir theurer war, als ein Verwandter!«
»Was gibt es Theureres, als einen Verwandten?«
»Ein Freund . . . weil dies seltener ist.«
»Kannte ich ihn?«
»Genau.«
»Einer unserer Kameraden aus dem Collége?«
»Ja.«
»Ah! der arme Junge!« sagte Camille mit der höchsten Gleichgültigkeit. »Und wie hieß er?«
»Colombau,« antwortete trocken Ludovic, indem er Camille grüßte und ihm den Rücken zuwandte.
Der Creole hätte beinahe Ludovic an der Gurgel gepackt; doch wir sagten anderswo, er habe Geist besessen: er sah ein, daß er einen falschen Weg eingeschlagen hatte, pirouettirte auf den Absätzen und verschob seinen Zorn auf eine bessere Gelegenheit.
In der That, war Colombau todt, so hatte Ludovic das Recht, sich zu wundern, daß Camille ein solches Ereigniß nicht mehr betrübte.
Doch wie konnte er über dieses Ereigniß betrübt sein? Er wußte es nicht.
Armer Colombau, so jung, so schön, so stark, woran hatte er sterben können? "
Camille suchte mit den Augen Ludovic, um ihm zu sagen, er wisse von Allem nichts, und von ihm die Einzelheiten über den Tod ihres gemeinschaftlichen Freundes zu verlangen, doch er war verschwunden.
Während er Ludovic suchte, fielen die Blicke von Camille auf einen jungen Mann, dessen sympathetisches Gesicht er zu erkennen glaubte; nur war es ihm unmöglich, einen Namen auf dieses Gesicht zu setzen. Er hatte ihn gesehen, dessen war er sicher; er hatte ihn gekannt, er glaubte dessen sicher zu sein. War es in der Rechtsschule, – was wahrscheinlich, – so könnte ihm dieser junge Mann die gewünschte Auskunft geben.
Er ging auf ihn zu und sagte zu ihm:
»Verzeihen Sie« mein Herr, ich komme heute Morgen von Louisiana an, was ungefähr halb Weges von den Antipoden ist; ich habe natürlich zweitausend Meilen zur See gemacht, und in Folge hiervon bleibt in meinem Gehirne eine Art von intellectuellem Stampfen und Schlingern, was mir zugleich die Unterscheidungskraft und das Gedächtniß raubt. Verzeihen Sie mir also die Frage, welche ich an Sie zu richten die Ehre haben werde.«
»Ich höre, mein Herr,« antwortete ziemlich artig, aber dennoch mit einer gewissen Trockenheit derjenige, welchen er angeredet hatte.
»Mein Herr, ich glaube Sie unter verschiedenen Umständen bei meiner letzten Reife nach Paris gesehen zu haben, und als ich Sie so eben erblickte, fiel mir Ihr Gesicht als das eines alten Bekannten auf . . . Haben Sie mehr Gedächtniß als ich, und habe ich die Ehre, Ihnen bekannt zu sein ?«
»Sie haben Recht, ich kenne Sie vollkommen, Herr von Rozan,« antwortete der junge Mann.
»Ah! Sie kennen meinen Namens« rief Camille freudig.
»Wie Sie sehen.«
»Und werden Sie mir das Vergnügen machen, mir den Ihrigen zu sagen?«
»Ich heiße Jean Robert.«
»Ah! so ist es, Jean Robert . . . Bei Gott! Ich wußte wohl, daß ich Sie kannte, einen unserer berühmtesten Diener, und einen der besten Freunde meines Kameraden Ludovic, wenn ich mich nicht täusche . . . «
»Der selbst einer der besten Freunde von Colombau war,« erwiderte Jean Robert, indem er den Creolen trocken grüßte und sich umwandte.
Camilla hielt ihn aber zurück.
»Mein Herr, ich bitte!« sagte er: »Sie sind die zweite Person, die mir vom Tode von Colombau spricht . . . Könnten Sie mir wohl einzelne Umstände über diesen Tod mittheilen?«
»Welche?«
»Ich wünschte zu wissen, an welcher Krankheit Colombau gestorben ist.«
»Er ist nicht an einer Krankheit gestorben.«
»Sollte er im Duell getödtet worden sein?«
»Nein, mein Herr, er ist nicht im Duell getödtet worden.«
»Aber wie ist er denn gestorben ?«
»Er hat sich mit Kohlendampf erstickt.«
»Und diesmal grüßte Jean Robert Camille so kalt, daß dieser, – übrigens ganz von Erstaunen ergriffen, – nicht daran dachte, ihn ferner zurückzuhalten.
»Todt!« murmelte Camille, »gestorben durch Erstickung! Wer hätte das von Colombau denken können? er, der so fromm! Ah! Colombau!«
Und Camille erhob die Hände zum Himmel als ein Mensch, der, um die Sache, die man ihm gesagt, zu glauben, nöthig hätte, daß man sie ihm zweimal wiederholen würde.
Indem er die Hände erhob, erhob Camille auch die Augen, und die Augen erhebend erblickte er einen jungen Mann, der in die tiefsten Reflexionen versunken zu sein schien.
Er erkannte in ihm einen Künstler, den man ihm während der Unruhe, die auf die Ohnmacht von Carmelite gefolgt war, gezeigt, und von dem man ihm gesagt hatte, es sei einer der ausgezeichnetsten Maler. Das Gesicht des jungen Mannes drückte die lebhafteste Bewunderung aus.
Es war Petrus, den die erhabene Anstrengung von Carmelite zugleich mit Traurigkeit und mit Stolz erfüllte . . . Die Künstler hatten also ein anderes Herz als die übrigen Menschen? Die Künstler hatten also eine andere Seele? Die Künstler waren also vielleicht privilegierte Wesen für den Schmerz? Da sie so königlich den Schmerz besiegten, so waren sie besondere Wesen.
Camille täuschte sich im Gesichtsausdrucke von Petrus: er hielt ihn einfach für einen Dilettanten in Entzückung, und auf ihn zugehend, um ihm ein äußerst angenehmes Compliment zu machen, sagte er:
»Mein Herr, wäre ich Maler, ich würde keine andere Physiognomie als die Ihrige wählen, um das Entzücken eines großen Herzens bei Anhörung der göttlichen Musik des großen Meisters auszudrücken.«
Petrus schaute Camille mit einer verächtlichen Kälte an und verbeugte sich, ohne zu antworten.
Camille fuhr fort:
»Ich weiß nicht genau, wie weit die Begeisterung der Franzosen für die Musik des göttlichen Rossini geht; doch in unsern Colonien macht sie Furore: das ist Leidenschaft, Wuth, Fanatismus! Ich hatte einen Freund, einen Liebhaber der deutschen Musik, der