Salvator. Александр Дюма
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»Aber was habe ich denn gethan?« rief der König.
»Sie haben nicht gethan, Sire, Sie haben thun lassen.«
»Marschall, ich schwöre Ihnen, daß ich voll guter Absichten bin.«
»Sire, es gibt ein Sprichwort, das behauptet, die Hölle sei damit gepflastert.«
»Marschall, sagen Sie mir Alles, was Sie hiervon denken.«
»Sire, ich wäre der Güte des Königs unwürdig, wenn . . . ich . . . nicht dem Befehle, den er mir gibt, gehorchen würde.«
»Nun?«
»Nun wohl, Sire, ich denke, Sie sind ein guter und redlicher Fürst ; Eure Majestät ist aber umgeben und hintergangen von blinden oder unwissenden Räthen, welche nicht sehen oder schlecht sehen.«
»Fahren Sie fort, fahren Sie fort!«
»Die öffentliche Stimme sagt Ihnen durch, mich, Sire, Ihr Herz sei ächt französisch, und in Ihrem Herzen und nicht anderswo müsse man lesen.«
»Man ist also unzufrieden ?«
Der Marschall verbeugte sich.
»Und worüber diese Unzufriedenheit?«
»Sire: das Preßgesetz verwundet tief und tödtlich Ihre Bevölkerung.«
»Sie glauben, diesem habe ich die heutige Kälte zu verdanken?«
»Sire, ich bin dessen sicher.«
»Einen Rath also, Marschall.«
»In welcher Hinsicht?«
»Hinsichtlich dessen, was ich zu thun habe.«
»Sire, ich habe dem König keinen Rath zu geben.«
»Doch, wenn ich einen verlange.«
»Sire, Ihre hohe Weisheit . . . «
»Was würden Sie an meiner Stelle thun, Marschall?«
»Ich spreche auf Befehl des Königs?«
»Besser als dies, Herzog,« erwiderte Karl X. mit einer Majestät, an der es ihm bei gewissen Gelegenheiten nicht gebrach: »auf meine Bitte.«
»Nun wohl, Sire, lassen Sie das Gesetz zurückziehen, berufen Sie für eine andere Revue die ganze Nationalgarde, und Sie werden durch ihre einstimmigen Acclamationen sehen, was die wahre Ursache ihres heutigen Stillschweigens war.«
»Marschall, das Gesetz soll morgen zurückgezogen werden. Bestimmen Sie selbst den Tag der Revue.«
»Sire, will Eure Majestät, daß es der letzte Sonntag des Monats sei, das heißt der 29. April?«
»Geben Sie selbst die Befehle; Sie sind General-Commandant der Nationalgarde.«
An demselben Abend war der Conseil in den Tuilerien versammelt, und unerachtet des hartnäckigen Widerstandes Einiger forderte der König die unmittelbare Zurücknahme des Liebesgesetzes.
Trotz der Glückseligkeiten, die sie sich von der Anwendung dieses Gesetzes versprochen hatten, waren die Minister genöthigt, sich der souverainen Gewalt zu unterwerfen. Die Zurücknahme des Gesetzes war übrigens nur ein Art der Klugheit, eine Vorsichtsmaßregel, die ihnen die sichere und entscheidende Niederlage vor der Pairskammer ersparte.
Am andern Tage nach dieser ersten Revue, das heißt nach dieser ersten Manifestation der Nationalgarde, deren Wirkungen der König so richtig geschätzt, deren Ursache der Marschall Qudinot so wohl beurtheilt hatte, verlangte Herr von Peyronnet das Wort am Anfange der Sitzung der Pairskammer, und verlas von der Tribune die Ordonnanz, welche den Gesetzesentwurf zurücknahm. Es war ein ungeheurer Freudenschrei an den vier Ecken Frankreichs und von allen Journalen ohne Unterschied, royalistischen oder liberalen, ausgestoßen.
Am Abend war Paris erleuchtet.
Lange Colonnen von Buchdruckergehilfen zogen in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen der Stadt umher und riefen: »Es lebe der König! Es lebe die Pairskammer! Es lebe die Preßfreiheit!«
Dieser Umzug, der wunderbare Zusammenfluß von Neugierigen, welche sich auf den Boulevards, den Quais, in den Seitenstraßen drängten, durch alle großen Arterien bis zu den Tuilerien strömend, wie das Blut zum Herzen strömt; das Geschrei dieser Menge, die Explosion der durch die Fenster geschleuderten Petarden, die flammende Aufsteigung der Raketen, die den Himmel mit ephemeren Sternen besäten, die Verschwendung der an allen Gebäuden, außer den öffentlichem aufgestellten Lichter, all dieses Geräusch, all dieser Glanz boten einen festlichen Anblick, ein freudiges Aussehen, wie es gewöhnlich die von der Regierung befohlenen officiellen Feierlichkeiten nicht bieten.
Der Jubel war nicht minder groß in den andern Städten des Königreichs; es schien, nicht als hätte Frankreich einen von den Siegen davon getragen, an die es gewöhnt war. sondern als hätte jeder Franzose individuell gesiegt.
Dieser Jubel gab sich in der That nicht nur unter den verschiedensten, sondern auch unter den individuellsten Formen kund; Jeder suchte eine persönliche Manier, seine Freude zu bezeigen.
Hier waren es zahlreiche Chöre, welche auf den Plätzen stationirten oder durch die Straßen liefen und ihre Nationalgesänge hören ließen; dort waren es improvisierte Kunstfeuerwerke, die sich durch alle Arten von Volkslaunen verlängerten, oder Tänze, welche die ganze Nacht hindurch währten; anderswo waren es Fackelzüge, wie die antiken Wettläufe, zu Fuße und zu Pferde ausgeführt; wieder anderswo Triumphbogen oder Säulen mit Inschriften beladen; überall waren es flammende Illuminationen; die von Lyon besonders waren bewunderungswürdig: die Ufer der zwei Flüsse, die Hauptplätze der Cité, die zahlreichen Terrassen seiner zahlreichen Vorstädte waren gleichsam durch lange Feuercordons verbunden, welche die Wasser der Rhone und der Saone reflektierten.
Marengo hatte nicht mehr Stolz eingeflößt, Austerlitz nicht mehr Begeisterung.
Der eine und der andere von diesen zwei Siegen war nur ein Triumphe der Fall des Liebesgesetzes war zugleich ein Triumph und eine Rache; es war eine Frankreich gegenüber übernommene Verbindlichkeit, es von diesem Ministerium zu befreien, welches es sich bei jeder neuen Session zur Aufgabe gemacht hatte, eine von den durch den Grundvertrag versprochenem garantierten, geheiligten Freiheiten zu zerstören.
Diese glänzende Manifestation des öffentlichen Bewußtseins, diese volksthümliche Demonstration, dieser freiwillige Jubel des ganzen Landes bei der Nachricht von der Zurücknahme des Gesetzes setzten; die Minister in Erstaunen, und sie beschlossen noch an demselben Abend, unter all diesem Geräusche und all dieser freudigen Bewegung, sich insgesamt zum König zu begeben.
Sie verlangten eingeführt zu werden.
Man suchte den König. Der König war nicht ausgefahren, und dennoch wer er weder im großen Solon, noch in seinem Cabinet, noch bei Monsieur dem Dauphin, noch bei der Frau Herzogin von Berry.
Wo war er denn?
Ein Kammerdiener sagte, er habe Seine Majestät, gefolgt vom Marschall Qudinot, nach der Treppe gehen sehen, welche auf die Terrasse des Pavillon de l’Horloge führte.
Man stieg diese Treppe hinauf.
Zwei Männer standen da, all dieses Geschrei, all