Salvator. Александр Дюма
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»Man hat das Gerücht in Umlauf gebracht, die Legionen beabsichtigen zu rufen: »»Es lebe der König! Nieder mit den Ministern! Nieder mit den Jesuiten!«« Das können nur Böswillige sein, welche ein Interesse dabei haben, die Nationalgarde ihrem edlen Charakter widersprechen zu sehen.«
Die Ermahnung war mehr klug der Form, als elegant der Abfassung nach; wir geben sie aber, so wie sie ist« hier als historisches Actenstück.
Ein paar Augenblicke konnte man glauben, die Ermahnung werde pünktlich befolgt werden; an der ganzen Front der Schlachtordnung erscholl, wie gesagt, nur der Ruf: »Es lebe der Königs Es lebe die Charte! Es lebe die Preßfreiheit!« doch so wie der König in die Linien eindrang, als nöthigte seine Gegenwart die Herzen, sich zu öffnen, fing an mit dem Rufe: »Es lebe der König! Es lebe die Charte! Es lebe die Preßfreiheit!« sich der: »Nieder mit den Jesuiten! Nieder mit den Ministern!« zu vermengen.
Bei diesem Rufe hielt der alte König unwillkürlich sein Pferd an. Der Mensch war stetig wie das Thier.
Das Geschrei, das ihm mißfallen hatte, erlosch; das wohlwollende Lächeln, das den Grund seiner Physiognomie bildete, erschien, einen Augenblick abwesend, wieder. Er setzte seinen Marsch durch die Legionen fort; doch zwischen der dritten und vierten Reihe begann das aufrührerische Geschrei wieder, obgleich die Nationalgardisten, ganz schauernd, einander Vorsicht empfohlen ; nur entschlüpftem ohne daß sie selbst wußten wie es kam, die Rufe: »Nieder mit den Ministern! Nieder mit den Jesuiten!« die sie in ihre Herzen zu verschließen sich anstrengten, unwillkürlich ihren Lippen.
Es war in den Reihen der Nationalgarde etwas wie ein fremdes, unbekanntes, electrisches Element; das war das Volkselement, welches sich unter dem Einflusse der Carbonarichefs für diesen Tag mit dem bürgerlichen Elemente vermischt hatte.
Der König war aufs Neue verletzt in seinem Stolze durch diese Rufe, die ihm eine Regel politischen Verfahrens vorzuschreiben schienen.
Er hielt zum zweiten Male an: er befand sich einem Nationalgardisten von hoher Gestalt und von einer herculischen Stärke gegenüber; das war wohl der Typus, den Barye für den Löwen-Menschen oder für das Löwen-Volk gewählt hatte.
Dieser Mann war unser Freund Jean Taureau. Er schwang sein Gewehr, wie er es mit einem Strohhalme gethan hätte, und rief, er, der nicht lesen konnte:
»Es lebe die Preßfreiheit!«
Die Energie dieser Stimme, die Kraft dieser Geberde setzten den alten König in Erstaunen. Er ließ sein Pferd zwei Schritte machen und ritt auf den Mann zu. Dieser seinerseits trat zwei Schritte aus den Reihen vor, – es gibt Organisationen, welche die Gefahr anzieht, und immer sein Gewehr schüttelnd, rief er:
»Es lebe die Charte! Nieder mit den Ministern! Nieder mit den Jesuiten!«
Wie alle Bourbonen, sogar Ludwig XVI, hatte Karl X. zuweilen eine große Würde.
Er winkte, daß er seinerseits etwas zu antworten habe: diese zwanzigtausend Mann schwiegen wie durch Zauber.
»Meine Herren,« sagte er, »ich bin hierher gekommen, um Huldigungen, und nicht um Lectionen zu empfangen.«
Sodann sich gegen den Marschall Qudinot umwendend:
»Commandiren Sie das Defilé, Marschall!«
Und er setzte sein Pferd in Galopp, verließ die Reihen der Nationalgarde, und nahm Platz auf der Seite, und vor der dichten, stürmischen Masse.
Das Desilé begann.
Jede Compagnie, wenn sie am König vorüberzog, gab einen Ruf von sich: die Mehrzahl dieser Rufe war: »Es lebe der König!l« Das Gesicht von Karl X. heiterte sich wieder auf.
Als das Defilé beendigt war, sagte der König zum Marschall Qudinot:
»Das hätte besser gehen können; es gibt einige unruhige Köpfe, doch die Masse ist gut. Im Ganzen bin ich zufrieden.«
Und man schlug im Galopp wieder den Weg nach den Tuilerien ein.
Ins Schloß zurückgekehrt, näherte sich der Marschall dem König und fragte:
»Sire, darf ich in einem Tagsbefehle der Zufriedenheit Eurer Majestät Erwähnung thun?«
»Ich sehe nichts dagegen einzuwenden,« erwiderte der König. »Nur möchte ich die Worte kennen, in denen diese Zufriedenheit ausgedrückt sein wird.«
Hiernach meldete der Haushofmeister, es sei dem König serviert, Seine Majestät bot den Arm der Frau Herzogin von Orleans, der Herzog von Orleans der Herzogin von Angoulême, der Herzog von Chartres der Herzogin von Berry, und man ging in den Speisesaal.
Mittlerweile kämen die Nationalgarden in ihre Quartiere zurück; doch ehe sie in ihre Quartiere zurückkamen, hatten sie die Antwort von Barthélemy Lelong: »Ich bin hierher gekommen, um Huldigungen, und nicht um Lectionen zu empfangen,« ausgelegt.
Man fand das Wort ein wenig stark aristokratisch für den Ort, wo es gesagt worden war: Karl X. als er dieses Wort sprach, verweilte gerade auf dem Platze, wo sich siebenunddreißig Jahre früher jener Altar des Vaterlands erhob, an welchem Ludwig XVI. der französischen Constitution den Eid leistete. – Es ist wahr, Karl X., damals Graf d’Artois, hatte diesen Eid nicht gehört, weil er schon 1789 nach dem Auslande abgereist war. – Das Resultat war, daß, als der König kaum außer dem Marsfelde, das bis dahin zurückgehaltene Geschrei losbrach und die ganze Arena unter einem allgemeinen Hurrah des Zornes und der Verwünschungen zu zittern schien.
Doch das war nicht Alles: jede Legion als sie den Weg nach ihrem Arrondissement wieder einschlug, nahm eine gewisse Summe Aufregung aus dem allgemeinen Herde geschöpft mit sich und verbreitete sie in Geschrei ihren ganzen Weg entlang. Hätte dieses Geschrei kein Echo in der Bevölkerung gehabt, so wäre es wohl erloschen wie eine Kohlenglut ohne Nahrung, aber es schienen im Gegentheile nur Funken zu sein auf Herde fallend, welche ganz bereit, sich zu entzünden.
Das Geschrei wurde in der Menge zurückgeworfen wie ein verstärktes Echo; die Männer schwangen vor den Thüren ihre Hüte, die Frauen ließen von den Fenstern ihre Sacktücher flattern und schrien nicht mehr: »Es lebe der König! Es lebe die Charte! Es lebe die Preßfreiheit!« sondern: »Es lebe die Nationalgarde! Nieder mit den Jesuiten! Nieder mit den Ministern!« Man war von der Begeisterung zur Protestation übergegangen, und man ging von der Protestation zum Aufstande über.
Das war aber noch viel schlimmer für die Legionen, welche von der Rue de Rivoli und über die Place Vendôme zurückkehrend der dem Finanzministerium und dem Justizministerium zu passieren hatten. Hier war es nicht mehr Geschrei, sondern Gebrüll. Trotz des von den Obersten gegebenen Befehle, weiter zu marschieren, machten die Legionen Halt, die Gewehrkolben schlugen geräuschvoll auf das Pflaster, und das Gebrüll: »Weder mit Villèle! Nieder mit Peyronnet!« erschütterte die Fensterscheiben der zwei Hotels.
Einige Obersten, nachdem sie den Befehl, weiter zu marschieren, wiederholt hatten, zogen sich, als sie sahen, daß man ihnen nicht gehorchte, protestierend zurück; doch die anderen Officiere waren geblieben. Und weit entfernt, daß sie ihre Soldaten zu besänftigen suchten, schrien sie, dem allgemeinen Schwindel ergriffen wie die Anderen: Einige sogar stärker als die Anderen.
Die Demonstration war ernste das war keine Volksmasse, kein Vorstädterhaufen, keine