Salvator. Александр Дюма
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Vom 26. bis zum 29. sprachen die liberalen Journale nur von dieser Revue, munterten die Bürger auf, dabei zu erscheinen, und empfahlen ihnen Vorsicht. Man weiß, was solche aus den der Regierung feindlichen Federn kommende Empfehlungen bedeuten: »Haltet Euch für jedes Ereigniß bereit, denn ein Ereigniß schwebt in der Luft, und ergreift die Gelegenheit!«
Die drei Tage waren nicht gleichgültig für die jungen Helden unserer Geschichte vorübergegangen. Diese Generation, welche die unsere ist, – ist es ein Vorzug, ist es ein Nachtheil? – hatte zu jener Zeit nach den Glauben, der nicht durch sie verloren gegangen ist, – er ist jung von Herzen geblieben, – sondern durch die auf sie folgende Generation, welche heute die der Menschen von dreißig bis fünfunddreißig Jahren ist. Diesmal ist es das Schiff, das Schiffbruch in den Revolutionen von 1830 und 1848 gelitten hat, welche noch in der Zukunft verborgen waren« wie ein Kind, das lebt und bebt, schon im Schooße der Mutter verborgen ist.
Jeder von unseren jungen Freunden hatte also den Einfluß dieser drei Tage gefühlt, die Einen activ, die Andern passiv.
Salvator, einer der Hauptchefs des Carbonarismus, dieser Religion der Zeit, die Seele der nicht nur in Paris, nicht nur in den Departements, sondern auch im Auslande organisierten geheimen Gesellschaften; Salvator hatte, wie wir gesehen, thätig zur Verstärkung der Reihen der Nationalgarde durch fünf bis sechstausend Patrioten beigetragen, welche bis dahin nicht dazu gehört hatten. Diese Patrioten waren uniformiert, hatten Gewehre: das war die Hauptsache; Patronen würde man sich leicht verschaffen können; an einem gegebenen Tage, in einem verabredeten Augenblicke würde man sich mit einer Uniform und mit Waffen wiederfinden.
Justin, ein gemeiner Voltigeur in einer Compagnie der elften Legion; Justin, der bis dahin die oberflächlichen Verbindungen, welche eine in der Wachtstube zugebrachte Nacht, zwei Stunden als Schildwache zugebracht zwischen zwei Bürgern anknüpfen, vernachlässigt hatte ; Justin, seitdem er im Carbonarismus ein Mittel gesehen hatte, diese Regierung umzustürzen, unter der ein Adeliger, von einem Priester unterstützt, ungestraft die Familien in Unruhe versetzen konnte, Justin hatte angefangen carbonaristische Propaganda mit um so größerer Thätigkeit zu machen, als diese bis dahin zurückgehalten worden war; und da er in seinem Quartier wegen seiner so wohl bekannten Familientugenden geschätzt, geliebt, sogar geehrt war, so hörten auf ihn wie auf ein Orakel die Leute, welche übrigens nichts lieber wollten, als überzeugt sein, und selbst der Ueberzeugung entgegenkamen.
Ludovic, Petrus und Jean Robert waren einfache Einheiten, von denen aber jede an ein Centrum hinwirkte. Ludovic inspirierte und leitete seine jungen Mitschüler, die Studenten des Rechts und der Medicin, deren Reihen er kaum am Abend vorher verlassen hatte; Petrus diese ganze Atelierjugend, welche damals voll künstlerischer Flamme und nationalen Glaubens; Jean Robert Alles, was eine Feder hielt, und, einem auf dem Terrain der Kunst anerkannten Chef folgend,, bereit war, ihm auch auf ein ganz anderes Terrain zu folgen, auf welches sich zu wagen ihm gefiele.
Jean Robert gehörte zur Nationalgarde zu Pferde; Petrus und Ludovic waren Lieutenauts bei der Nationalgarde zu Fuß.
Jeder von ihnen hatte, wenn auch in seinem Innern von Kunst, Wissenschaft oder Liebe in Anspruch genommen, – denn diese jungen Herzen waren für alle Gefühle offen, – Jeder von ihnen, sagen wir, hatte den Tag des 29. April kommen sehen, seinen Theil an diesem allgemeinen Beben fühlend, dessen Existenz wir constatirt haben, ohne die Ursache genau angeben zu können.
Am Abend des 28. war auf Berufung von Salvator Zusammenkunft bei Justin. Hier unterrichtete Salvator ernst und einfach seine vier Gefährten von dem, was vorging. Er glaubte, es werde am andern Tage eine Demonstration stattfinden, doch keine Bewegung; er bat sie, Herren über sich zu bleiben und nichts von Bedeutung zu thun, ohne daß sie von ihm erfahren hätten, der Augenblick sei gekommen.
Endlich erschien der großes Tag. Es war wahrhaft ein Sonntag, nach dem Anblicke der Straßen von Paris zu urtheilen ; mehr als ein Sonntag: es war ein Festtag.
Von neun Uhr Morgens durchfurchten die Legionen der verschiedenen Arrondissements Paris, Musik an der Spitze, und es folgte ihnen, entweder auf den Trottoirs oder auf den beiden Seiten der Boulevards, die Bevölkerung der verschiedenen Quartiere, die sie durchzogen.
Um elf Uhr waren zwanzigtausend Mann Nationalgarde vor der Ecole Militaire aufgestellt. Sie hatten unter ihren Füßen die Erde des Marsfeldes so voll von Erinnerungen, welche von ihren Vätern aufgewühlt worden war am großen Tage der Föderation, der aus Frankreich ein Vaterland und aus allen Franzosen Brüder machte. Das Marsfeld! das einzige Monument, das den der furchtbaren Revolution geblieben ist, deren Mission es war, nicht zu erheben, sondern zu zerstören. Was hatte sie besonders zu zerstören? Die alte Race der Bourbonen, den der ein Mitglied in jener Verblendung, welche die ansteckende Krankheit der Könige ist, es wagte, diese Erde niederzutreten, welche glühender als die Lava des Vesufs, beweglicher als der Sand der Wüste Sahara!
Seit mehreren Jahren war die Nationalgarde nicht mehr die Revue passirt. Es ist ein seltsamer Geist der Geist dieser Bürgersoldaten; laßt man sie die Wache beziehen, so Murren sie; löst man sie auf, so empören sie sich.
Müde ihrer Unthätigkeit, hatte also die Nationalgarde dem Rufe, der an sie ergangen war, entsprochen. Verstärkt durch sechstausend Mann in neuer Uniform, war sie vollzählig und, was die Haltung betrifft, herrlich.
In dem Augenblicke, wo sie sich in Schlachtordnung aufstellte, das Gesicht gegen Chaillot, das heißt gegen die Seite, von der der König kam, gewendet, nahmen dreimal hunderttausend Zuschauer Platz auf den Böschungen, welche die Manoeuvreterrains umschließen. Jeder von diesen dreimal hunderttausend Zuschauern schien durch seine beifälligen Blicke, durch seine anhaltenden Bravos, durch seine unablässig wieder entstehenden Vivats der Nationalgarde zu gratulieren wegen der Sorgfalt, die sie angewandt hatte, um die Hauptstadt würdig zu repräsentieren und durch ihre Gegenwart dem König zu danken, der das verfluchte Gesetz zurückziehend dem allgemeinen Wunsche der Nation entsprochen hatte; – denn, man muß sagen, ausgenommen im Herzen jener Verschwörer, welche sie von ihren Vätern empfangen und auf ihre Kinder übertragen, die von den Swedenborg und den Cagliostro gegründete große revolutionäre Tradition, gab es in diesem Augenblicke auf dem Marsfelde, in Paris, in Frankreich nur Dankbarkeit und Sympathie für Karl X. Man hätte müssen ein sehr scharfes Auge haben, um, in einer Entfernung von drei Jahren, den 29. Juli durch diesen 29. April zu sehen.
Wer wird das Räthsel dieser großen Volksumschläge lösen, welche in ein paar Jahren, in ein paar Monaten, in ein paar Tagen oft, niederstürzen, was erhaben war, aufrichten, was zu Boden lag?
Die Aprilsonne, diese noch junge Sonne, die, das Gesicht mit Thau bedeckt, mit der Liebe einer Braut die Erde anschaut, eine poetische, liebende Julia, welche aus ihrem Grabe aufsteht und Falte um Falte ihr Leichentuch fallen läßt; die Aprilsonne glänzte hinter dem Invalidendome und sollte die Revue begünstigen.
Um ein Uhr verkündigten die Salven der Kanonen und entferntes Geschrei die Ankunft des Königs, der zu Pferde, in Begleitung des Herrn Dauphin, des Herzogs von Orleans, des jungen Herzogs den Chartres und einer Menge von Generaloffccieren, herbeikam. Die Herzogin von Angoulême, die Herzogin von Berry und die Herzogin von Orleans folgten in offener Caleche.
Der Anblick dieses glänzenden Cortége machte einen Schauer die Welt von Zuschauern durchlaufen.
Was für eine Empfindung ist es denn, die, in gewissen Augenblicken, unser Herz mit ihren Feuerflügeln streift, uns dein Kopfe bis zu den Füßen schauern macht und uns zu extremen Dingen, mögen sie gut oder schlecht sein, antreibt?
Die Revue begann; Karl X. durchritt die ersten Linien unter dem Rufe: »Es lebe die Charte! Es lebe die Preßfreiheit!« doch noch viel zahlreicher ertönte der Ruf: »Es lebe der König!«
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