Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith страница 31

Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

Скачать книгу

ihrer Manufakturen angemessen sein.

      Die Einführung einer neuen Manufaktur, eines neuen Handelszweiges oder einer neuen Landwirtschaftsmethode ist immer eine Spekulation, von der sich der Unternehmer außergewöhnliche Gewinne verspricht. Diese Gewinne sind zuweilen sehr groß; manchmal aber, vielleicht sogar am häufigsten, gerade das Gegenteil davon: aber im Allgemeinen stehen sie zu den Gewinnen anderer alten Geschäfte der Umgegend in keinem regelmäßigen Verhältnis. Gelingt das Unternehmen, so ist der Gewinn im Anfang gewöhnlich sehr hoch. Wird das Gewerbe oder die Praxis aber erst einmal überall eingeführt und wohlbekannt, so führt der Wettbewerb den Gewinn auf das Niveau der übrigen Gewerbe zurück.

      Zweitens, jene Gleichheit in der Gesamtheit der Vorteile und Nachteile der verschiedenen Arbeits- und Kapitalanlagen kann nur in ihrem gewöhnlichen, oder sozusagen natürlichen Zustande platzgreifen.

      Die Nachfrage nach fast allen Arten von Arbeit ist einmal größer und ein andermal geringer als gewöhnlich. In dein einen Falle steigen die Vorteile des Geschäftes über, in dem anderen fallen sie unter das gewöhnliche Maß. Die Nachfrage nach ländlicher Arbeit ist zur Zeit des Mähens und der Ernte größer als während des übrigen Jahres, und der Lohn steigt mit der Nachfrage. Im Kriege, wo vierzig oder fünfzig tausend Matrosen aus dem Kauffahrteidienst für den Dienst des Königs ausgehoben werden, steigt notwendig die Nachfrage nach Matrosen für die Handelsmarine mit ihrer Seltenheit, und ihr Lohn steigt in solchen Fällen gewöhnlich von einer Guinee und siebenundzwanzig Schilling monatlich bis zu vierzig Schilling und drei Pfund hinauf. In einem verfallenden Gewerbszweige dagegen begnügen sich viele Arbeiter lieber mit einem geringeren Lohn, als er sonst der Natur ihres Geschäfts angemessen wäre, als dass sie ihr altes Gewerbe aufgäben.

      Der Kapitalgewinn schwankt mit dem Preise der Waren, in denen das Kapital angelegt ist. Steigt der Preis einer Ware über seinen gewöhnlichen oder Durchschnittssatz, so steigt auch der Gewinn wenigstens eines Teils vom Kapital, der im Markttransport Verwendung findet, über sein gehöriges Maß, und fällt der Preis, so sinkt auch der Gewinn darunter. Alle Waren sind Preisveränderungen ausgesetzt, aber die einen mehr, die anderen weniger. Bei allen Waren, welche durch menschlichen Fleiß hervorgebracht werden, wird die Menge des jährlich aufgewendeten Fleißes notwendig durch die jährliche Nachfrage bestimmt, und zwar so, dass das durchschnittliche Jahreserzeugnis dem durchschnittlichen Jahresverbrauch so nahe als möglich kommt. In einigen Gewerben wird, wie bereits bemerkt, mit der nämlichen Arbeitsmenge stets die nämliche oder doch beinahe die nämliche Warenmenge hervorgebracht. So wird in der Leinen- und Wollenmanufaktur eine gleiche Zahl von Händen jährlich so ziemlich die gleiche Menge Leinen- und Wollenzeuge herstellen. Die Veränderungen im Marktpreise solcher Waren können daher nur aus einer zufälligen Veränderung in der Nachfrage entspringen. Eine Landestrauer steigert den Preis der schwarzen Zeuge. Aber wie die Nachfrage nach den meisten Sorten glatter Leinen- und Wollenzeuge sich ziemlich gleich bleibt, so auch ihr Preis. Doch gibt es andere Gewerbe, in denen die gleiche Arbeitsmenge nicht immer die gleiche Warenmenge herstellen wird. So wird dieselbe Arbeitsmenge in verschiedenen Jahren sehr verschiedene Mengen Korn, Wein, Hopfen, Zucker, Tabak u. dgl. hervorbringen. Der Preis solcher Waren ändert sich mithin nicht bloß nach den Schwankungen der Nachfrage, sondern auch nach den weit größeren und häufigeren Schwankungen der Menge und ist folglich äußerst veränderlich. Der Gewinn der Händler aber muss notwendig mit dem Preise der Waren schwanken. Die Tätigkeit des Spekulanten wendet sich hauptsächlich solchen Waren zu. Er sucht sie aufzukaufen, wenn er voraussieht, dass ihr Preis wahrscheinlich steigen wird, und zu verkaufen, wenn er zu fallen droht.

      Drittens, diese Gleichheit in der Gesamtheit der Vorteile und Nachteile der verschiedenen Arbeits- und Kapitalanlagen kann nur in solchen Gewerben stattfinden, die das einzige oder doch hauptsächlichste Geschäft derer sind, welche sich damit befassen.

      Wenn jemand seinen Unterhalt aus einem Geschäft zieht, das nicht seine volle Zeit in Anspruch nimmt, so ist er oft in Stunden der Muße bereit, in einem anderen für einen geringeren Lohn zu arbeiten, als es sonst die Natur des Geschäfts erlauben würde.

      In vielen Teilen Schottlands kommen noch eine Art Leute vor, Cotters oder Cottagers (Häusler) genannt, die allerdings vor einigen Jahren noch häufiger waren als jetzt. Sie sind eine Art außer dem Hause beschäftigter Dienstleute der Grundherren und Pächter.

      Der übliche Lohn, den sie von ihren Herren empfangen, besteht in einem Hause, einem kleinen Gemüsegarten, Gras, um eine Kuh zu halten, und etwa einem oder zwei Morgen schlechten Ackerlandes. Hat der Herr ihre Arbeit nötig, so gibt er ihnen außerdem noch zwei Peck (etwas mehr als einen Scheffel) Hafermehl die Woche, im Werte von etwa sechzehn Pence. Während eines großen Teils des Jahres hat er wenig oder gar keine Arbeit für sie, und die Bestellung ihrer eigenen kleinen Besitzung ist nicht hinreichend, ihre verfügbare Zeit auszufüllen. Als diese Häusler noch zahlreicher waren als jetzt, sollen sie ihre erübrigte Zeit gern jedem für einen geringen Entgelt hingegeben und für weniger Lohn gedient haben als andere Arbeiter. In alten Zeiten scheinen sie über ganz Europa verbreitet gewesen zu sein. In schlecht kultivierten und spärlich bewohnten Ländern konnten die meisten Gutsbesitzer und Pächter sich die ungewöhnliche Zahl Hände, welche der Landbau zu gewissen Zeiten erheischt, auf keine andere Weise verschaffen. Der Tag- oder Wochenlohn, den solche Arbeiter gelegentlich von ihren Herren erhielten, war offenbar nicht der ganze Preis ihrer Arbeit. Ihre kleine Stelle machte einen beträchtlichen Teil davon aus. Doch scheint dieser Tag- oder Wochenlohn von vielen Schriftstellern, welche die Preise der Arbeit und der Lebensmittel in alten Zeiten gesammelt und beide als wunderbar niedrig darzustellen beliebt haben, als der ganze Lohn angesehen worden zu sein.

      Das Produkt solcher Arbeit kommt oft wohlfeiler zu Markt, als es sonst angemessen wäre. Strümpfe werden in vielen Teilen Schottlands weit billiger gestrickt, als sie anderwärts auf dem Stuhl gewirkt werden können. Sie sind die Arbeit von Dienstboten und Arbeitern, die ihren Hauptverdienst aus einer anderen Beschäftigung ziehen. Mehr als tausend Paar Strümpfe werden jährlich von den Shetlandsinseln nach Leith gebracht, deren Preis fünf bis sieben Pence das Paar beträgt. In Learwick, der kleinen Hauptstadt der Shetlandsinseln, sind, wie man mir versichert, zehn Pence täglich der gewöhnliche Preis für gemeine Arbeit. Auf denselben Inseln strickt man wollene Strümpfe zum Werte von einer Guinee das Paar und darüber.

      Das Spinnen des Leinengarns wird in Schottland fast ebenso wie das Stricken der Strümpfe von Dienstboten betrieben, die hauptsächlich zu anderen Zwecken gemietet werden. Wer mit dem einen oder anderen dieser Geschäfte seinen ganzen Lebensunterhalt gewinnen wollte, dürfte kaum das liebe Brot verdienen. In den meisten Teilen Schottlands ist die eine gute Spinnerin, die in der Woche zwanzig Pence verdienen kann.

      In reichen Ländern ist der Markt in der Regel so ausgedehnt, dass jedes Gewerbe hinreichend ist, die Arbeit und das Kapital derer, welche sich ihm widmen, ganz in Anspruch zu nehmen. Beispiele davon, dass Leute von einem Geschäfte leben und daneben aus einem anderen einen kleinen Gewinn ziehen, kommen hauptsächlich in armen Ländern vor. Folgenden ganz ähnlichen Fall jedoch findet man in der Hauptstadt eines der reichsten Länder. Ich glaube, es gibt keine Stadt in Europa, in welcher der Hauszins teurer wäre als in London, und doch kenne ich keine Hauptstadt, in der ein möbliertes Zimmer so wohlfeil zu mieten ist. Ein Zimmer in London ist nicht nur viel wohlfeiler als in Paris, sondern auch viel wohlfeiler als in Edinburgh, und zwar bei derselben Ausstattung, und befremdlicher Weise ist gerade die Höhe des Hauszinses der Grund jener Wohlfeilheit der möblierten Zimmer. Die Höhe des Hauszinses in London rührt nicht nur von den Ursachen her, die ihn in allen großen Hauptstädten teuer machen, – von der teuren Arbeit, den teuren Baumaterialien, die gewöhnlich aus weiter Ferne herbeigebracht werden müssen, und vor allem von der hohen Grundrente, da jeder Grundeigentümer als Monopolist verfährt, und oft für einen einzigen Morgen schlechten Bodens in der Stadt eine höhere Rente fordert als man für hundert Morgen des besten Bodens auf dem Lande erhalten kann, – sondern sie entspringt zum Teil aus den besonderen Gebräuchen und Gewohnheiten der Bewohner, wonach jeder Hausvater ein ganzes Haus von oben bis unten mieten muss. Eine »Wohnung« in England heißt so viel, wie alles, was unter demselben

Скачать книгу