Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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man aus dem sehr mäßigen Gewinne der Versicherer. Soll das Versichern gegen Feuers- oder Seegefahr überhaupt ein Geschäft sein, so muss die gewöhnliche Prämie hinreichen, die gewöhnlichen Verluste zu decken, die Kosten der Verwaltung zu tragen und einen solchen Gewinn zu liefern, wie ihn ein in jedem andern Geschäft angelegtes gleiches Kapital abwerfen müsste. Wer nicht mehr als dies bezahlt, bezahlt offenbar nur den wirklichen Wert der Gefahr, oder den niedrigsten Preis, zu welchem diese zu versichern er billiger Weise erwarten kann. Wenn nun aber auch viele durch Versicherung einiges Geld gewonnen haben, so haben doch nur sehr wenige ein großes Vermögen damit gemacht; und schon aus diesem Umstande ergibt sich klar genug, dass die gewöhnliche Bilanz von Gewinn und Verlust in diesem Geschäft nicht vorteilhafter ist als in anderen gewöhnlichen Gewerben, durch die so viele Leute Vermögen erworben. So mäßig auch die Versicherungsprämie gewöhnlich ist, so schätzen doch viele die Gefahr zu gering, als dass sie Lust hätten, sie zu bezahlen. Im ganzen Königreich sind durchschnittlich unter zwanzig Häusern neunzehn, oder vielleicht unter hundert neunundneunzig gegen Feuersgefahr nicht versichert. Die Seegefahr ist für die meisten Leute beunruhigender, und das Verhältnis der versicherten zu den unversicherten Schiffen ist weit größer. Dennoch gehen zu allen Jahreszeiten und selbst in Kriegszeiten viele ohne Versicherung in See. Mitunter geschieht dies vielleicht nicht aus Unvorsichtigkeit. Wenn eine große Gesellschaft oder auch ein reicher Kaufmann zwanzig oder dreißig Schiffe auf dem Meere hat, so versichert sozusagen eines das andere. Die auf alle gesparte Prämie kann Verluste, wie sie im gewöhnlichen Laufe der Dinge wahrscheinlich eintreten, reichlich ausgleichen. Aber in den meisten Fällen ist die Vernachlässigung der Versicherung der Schiffe, gleich der der Häuser, nicht der Effekt einer so feinen Berechnung, sondern lediglich gedankenlose oder vermessene Verachtung der Gefahr.

      Die Verachtung der Gefahr und die vermessene Hoffnung auf Erfolg sind in keiner Periode des Lebens reger als in dem Alter, in welchem junge Leute ihren Beruf wählen. Wie wenig dann die Furcht vor Missgeschick imstande ist, der Hoffnung auf gutes Glück die Waage zu halten, zeigt sich noch klarer in der Bereitwilligkeit gewöhnlicher Leute, sich als Soldaten oder zum Seedienst einschreiben zu lassen, als in dem Eifer junger Leute besseren Standes, in die sogenannten freien Berufsarten einzutreten.

      Was ein gemeiner Soldat verlieren kann, ist deutlich genug. Dennoch lassen sich junge Freiwillige, ohne der Gefahr zu achten, zu keiner Zeit so gern anwerben als beim Beginn eines neuen Krieges; und obgleich sie kaum irgendwelche Aussicht auf Beförderung haben, spiegeln sie sich in ihrer jugendlichen Phantasie doch tausend Gelegenheiten, Ehre und Auszeichnung zu gewinnen, vor, die niemals eintreffen. Diese romantischen Hoffnungen sind der ganze Preis, für den sie ihr Blut verkaufen. Ihr Sold ist geringer als der Lohn gewöhnlicher Arbeiter, und im aktiven Dienst sind ihre Beschwerden weit größer.

      Die Lotterie der Marine ist nicht ganz so unvorteilhaft als die des Landdienstes. Der Sohn eines geachteten Arbeiters oder Handwerkers geht oft mit väterlicher Einwilligung zur See; lässt er sich aber als Soldat an werben, so geschieht es immer ohne sie. Auch andere Leute sehen einige Möglichkeit, im ersten Beruf Glück zu machen; im andern sieht keiner als allein der Betreffende eine solche Chance. Der große Admiral ist weniger ein Gegenstand öffentlicher Bewunderung als der große General, und der glücklichste Erfolg im Seedienst verspricht ein weniger glänzendes Vermögen und Ansehen als ein gleicher Erfolg auf dem Lande. Derselbe Unterschied zieht sich durch alle unteren Rangstufen beider Dienste. Nach den Ranglisten steht ein Kapitän in der Flotte einem Obersten in der Armee gleich; aber in der gemeinen Schätzung steht er ihm nicht gleich. Da die großen Gewinne in der Lotterie geringer sind, müssen die kleineren desto zahlreicher sein. Daher gewinnen auch gemeine Matrosen öfter einiges Vermögen und Beförderung als gemeine Soldaten; und die Hoffnung auf diese Gewinne ist es, was dieses Gewerbe hauptsächlich empfiehlt. Obgleich die Geschicklichkeit und Fertigkeit der gemeinen Matrosen weit größer ist als die fast jedes Handwerkers, und obgleich ihr ganzes Leben eine fortlaufende Reihe von Mühseligkeiten und Gefahren ist, erhalten sie doch, so lange sie gemeine Matrosen bleiben, für alle diese Geschicklichkeit und Fertigkeit, für alle diese Mühseligkeiten und Gefahren kaum eine andere Belohnung als das Vergnügen, jene üben und diese überwinden zu können. Ihr Lohn ist nicht größer als der gemeiner Arbeiter an dem Hafen, in dem der Lohn des Matrosen bedungen wird. Da sie beständig von Hafen zu Hafen gehen, so gleichen die monatlichen Löhne derer, welche aus allen Häfen Großbritanniens absegeln, einander viel mehr als der Lohn anderer Arbeiter an diesen verschiedenen Orten; und der Lohnsatz des Hafenplatzes, von und nach welchem die meisten segeln, d. h. des Hafens von London, bestimmt den Satz für alle übrigen. In London beträgt der Lohn der meisten Arbeiterklassen etwa das Doppelte des Lohns, den sie in Edinburgh erhalten. Aber die Matrosen, die aus dem Hafen von London segeln, verdienen selten über drei oder vier Schilling monatlich mehr als die, welche aus dem Hafen von Leith abfahren, und oft ist der Unterschied nicht einmal so groß. In Friedenszeiten und in der Handelsmarine schwankt der Londoner Preis zwischen einer Guinee und etwa siebenundzwanzig Schilling für den Kalendermonat. Ein gemeiner Arbeiter kann in London, nach dem Satze von neun oder zehn Schilling die Woche, zwischen vierzig und fünfundvierzig Schilling im Kalendermonat verdienen. Freilich erhält der Matrose außer seinem Lohn noch Kost; aber ihr Wert wird wohl nicht immer den Unterschied zwischen seiner Bezahlung und der gemeiner Arbeiter übersteigen, und wenn es mitunter der Fall, ist dieses Mehr doch für den Matrosen kein reiner Gewinn, weil er es nicht mit Weib und Kind teilen kann, die er daheim von seinem Lohne erhalten muss.

      Die dem Abenteurerleben so eigenen Gefahren und Errettungen bei eines Haares Breite scheinen, anstatt die jungen Leute zu entmutigen, ihnen vielmehr oft ein Gewerbe reizvoll zu machen. Eine zärtliche Mutter aus den unteren Volksklassen fürchtet oft schon, ihren Sohn in einer Hafenstadt zur Schule zu schicken, aus Besorgnis, dass der Anblick der Schiffe und die Gespräche und Abenteuer der Matrosen ihn zum Seedienst verlocken möchten. Die entfernte Aussicht auf Gefahren, aus denen wir durch Mut und Gewandtheit uns zu befreien hoffen können, ist uns nicht unangenehm, und steigert den Arbeitslohn in keinem Geschäfte. Anders verhält es sich mit Gefahren, gegen die Mut und Gewandtheit nichts nützen. In Gewerben, die als sehr ungesund bekannt sind, ist der Arbeitslohn immer ziemlich hoch. Ungesundheit ist eine Widerwärtigkeit, und ihr Einfluss auf den Arbeitslohn ist unter diese allgemeine Rubrik einzureihen.

      Bei allen Kapitalanlagen schwankt der gewöhnliche Gewinnsatz mehr oder weniger, je nach der Gewissheit oder Ungewissheit des Wiedereingangs. Dieser ist im Allgemeinen im inneren Handel weniger ungewiss als im auswärtigen, und in einigen Zweigen des auswärtigen weniger als in anderen: so z. B. in dem Handel nach Nordamerika weniger als in dem nach Jamaika. Der gewöhnliche Gewinnsatz steigt stets mehr oder weniger mit der Gefahr; doch scheint er nicht in genauem Verhältnis mit ihr oder so, dass er sie völlig ausgleicht, zu steigen. Bankrotte sind in den gefährlichsten Handelszweigen am häufigsten. Das gefährlichste aller Gewerbe, das eines Schmugglers, führt, obgleich es im Falle des Gelingens wahrscheinlich das gewinnreichste ist, ganz sicher zum Bankrott. Die vermessene Hoffnung auf Erfolg scheint hier ebenso zu wirken, wie in allen anderen Fällen, und in diese gefährlichen Gewerbe so viele Abenteurer zu verlocken, dass der Wettbewerb ihren Gewinn tiefer drückt als zur Ausgleichung der Gefahr geschehen dürfte. Um sie vollständig auszugleichen, müsste der gewöhnliche Ertrag außer dem üblichen Kapitalgewinn nicht nur alle zufälligen Einbußen decken, sondern den Abenteurern auch eine Art Versicherungsprämie als Überschuss abwerfen. Wäre der gewöhnliche Ertrag für dies alles zureichend, so würden Bankrotte in diesem Gewerbe nicht häufiger sein als in anderen.

      Von den fünf Umständen, welche den Arbeitslohn verschieden gestalten, berühren also nur zwei den Kapitalgewinn: nämlich die Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit des Geschäfts und die Gefahr oder Sicherheit, welche mit ihm verbunden ist. Was die Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit betrifft, so ist der Unterschied in dem bei weitem größeren Teile der Kapitalanlagen gering oder fällt ganz fort, ist aber beträchtlich in den verschiedenen Arbeitszweigen; und wenn der übliche Kapitalgewinn auch mit der Gefahr steigt, so scheint er doch nicht immer genau im Verhältnis zu ihr zu steigen. Aus allem diesem dürfte folgen, dass in ein und derselben Gesellschaft oder Gegend der Durchschnittssatz des Gewinnes in den verschiedenen Kapitalanlagen eher auf die gleiche Höhe kommen müsste als der Geldlohn der verschiedenen Sorten von Arbeit. Und so ist es auch. Der

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