Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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an vielen anderen Orten des Königreichs zu drei und einhalb, vier, und vier und einhalb Prozent.

      Seit der Zeit Heinrichs VIII. hob sich der Reichtum und das Einkommen des Landes ohne Unterbrechung, und ihr Fortschritt scheint im weiteren Verlaufe eher beschleunigt als aufgehalten worden zu sein. Sie haben, wie es scheint, nicht nur zugenommen, vielmehr ist diese Zunahme schneller und schneller erfolgt. Der Arbeitslohn war während dieser Periode stets im Steigen, und der Kapitalgewinn war in den meisten Zweigen des Handels und Gewerbes im Fallen.

      Es erfordert in der Regel ein größeres Kapital, ein Geschäft in einer großen Stadt als in einem Landstädtchen zu betreiben. Die in Geschäften aller Art angelegten großen Kapitalien und die Menge der reichen Wettbewerber verringerten in der Regel den Gewinnsatz in der großen Stadt mehr als in der Landstadt. Der Arbeitslohn aber ist in einer großen Stadt gewöhnlich höher als in einem Landstädtchen. In einer lebhaften Stadt können diejenigen, die große Kapitalien anzulegen haben, oft nicht so viel Arbeiter erhalten als sie brauchen, und überbieten einander, um so viele als möglich zu erhalten: hierdurch steigt der Arbeitslohn und der Kapitalgewinn sinkt. In den entlegenen Teilen des Landes fehlt es häufig an Kapital, alle Leute zu beschäftigen, und diese unterbieten einander, um Arbeit zu erhalten, wodurch der Arbeitslohn sinkt und der Kapitalgewinn steigt.

      Obgleich in Schottland der gesetzliche Zinsfuß derselbe ist, wie in England, so ist doch der marktgängige etwas höher. Leute mit bestem Kredit erhalten dort selten Geld unter fünf Prozent. Selbst Privatbankiers in Edinburgh geben auf ihre trockenen Wechsel, deren Zahlung im Ganzen oder teilweise zu jeder beliebigen Zeit gefordert werden kann, vier Prozent. In London geben Privatbankiers keine Zinsen für das Geld, das bei ihnen niedergelegt wird. Es gibt nur wenige Gewerbe, die nicht in Schottland mit einem geringeren Kapital betrieben werden können als in England. Deshalb muss dort der gewöhnliche Gewinnsatz etwas größer sein. Der Arbeitslohn ist, wie schon bemerkt, in Schottland niedriger als in England. Auch ist das Land nicht nur viel ärmer, sondern der Fortschritt zu einem besseren Zustande – denn Fortschritte macht es offenbar – scheint auch weit langsamer und träger zu sein.

      Der gesetzliche Zinsfuß in Frankreich ist im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts nicht immer nach dem marktgängigen geregelt worden5. Im Jahre 1720 wurde der Zins vom zwanzigsten auf den fünfzigsten Pfennig, oder von fünf auf zwei Prozent heruntergesetzt. 1724 wurde er auf den dreißigsten Pfennig oder 3 ⅓%, 1725 wieder auf den zwanzigsten Pfennig oder 5% gesteigert. 1766 unter Laverdys Administration wurde er auf den fünfundzwanzigsten Pfennig oder 4% herabgesetzt. Der Abbé Terray erhöhte ihn nachher auf den alten Satz von fünf vom Hundert. Der beabsichtigte Zweck vieler dieser gewaltsamen Zinsherabsetzungen war der, den Weg zu einer Zinsverminderung der Staatsschulden zu bahnen, ein Zweck, der zuweilen auch erreicht worden ist. Frankreich ist jetzt vielleicht kein so reiches Land als England, und obgleich der gesetzliche Zinsfuß dort oft niedriger war als in England, so war der Marktsatz doch in der Regel höher; denn, wie in andern Ländern, hat man dort sichere und leichte Mittel, das Gesetz zu umgehen. Der Gewerbsgewinn ist, wie mir britische Kaufleute, die in beiden Ländern Geschäfte trieben, versicherten, in Frankreich höher als in England, und hierin liegt ohne Zweifel der Grund, warum viele britische Untertanen es vorziehen, ihre Kapitalien in einem Lande anzulegen, wo der Handel verachtet wird, anstatt in einem Lande, wo er in hoher Achtung steht. Der Arbeitslohn ist in Frankreich niedriger als in England. Wenn man von Schottland nach England kommt, so deutet der Unterschied, den man zwischen der Kleidung und dem Aussehen der gewöhnlichen Leute in dem einen und in dem anderen Lande bemerkt, hinlänglich auf die Ungleichheit ihrer Lage hin. Aber der Gegensatz ist noch größer, wenn man aus Frankreich zurückkehrt. Frankreich, obwohl ohne Zweifel ein reicheres Land als Schottland, scheint nicht so schnell vorwärts zu schreiten. Es ist eine verbreitete und sogar populäre Meinung im Lande, dass es rückwärtsgehe; eine Meinung, die, wie ich glaube, selbst in Bezug auf Frankreich unbegründet ist, in Bezug auf Schottland aber unmöglich von jemand gehegt werden kann, der dieses Land jetzt sieht, und es vor zwanzig oder dreißig Jahren gesehen hat.

      Holland andrerseits ist nach Verhältnis seiner Gebietsausdehnung und Volkszahl ein reicheres Land als England. Die Regierung borgt dort zu zwei, und Privatleute mit gutem Kredit zu drei Prozent. Der Arbeitslohn soll in Holland höher als in England sein, und der Holländer handelt, wie bekannt, mit geringerem Gewinn als irgendjemand in Europa. Manche haben behauptet, dass Hollands Handel im Verfall sei, und von einigen Geschäftszweigen mag dies vielleicht richtig sein. Allein jene Symptome scheinen hinreichend dafür zu sprechen, dass der Verfall kein allgemeiner ist. Wenn der Gewinn sich verringert, so sind die Kaufleute sehr geneigt, über Verfall der Geschäfte zu klagen, obwohl die Verminderung des Gewinns die natürliche Folge ihres Gedeihens, oder einer umfangreicheren Kapitalienverwendung in den Geschäften ist. Im letzten Kriege gewannen die Holländer den ganzen Speditionshandel Frankreichs, und sie haben noch jetzt einen großen Teil davon in Händen. Ihr großer Besitz in französischen und englischen Staatspapieren – von den letzteren haben sie etwa vierzig Millionen, wie es heißt – wobei ich jedoch eine starke Übertreibung vermute, die großen Summen, welche sie in Ländern, wo der Zinsfuß höher als in dem ihrigen steht, an Privatpersonen ausleihen, sind Umstände, welche ohne Zweifel Überfluss an Kapital beweisen, indem dieses größer geworden ist, als dass sie es mit erträglichem Gewinn in den Geschäften ihres eigenen Landes anlegen könnten; aber sie beweisen nicht, dass diese Geschäfte abgenommen haben. Wie das Kapital eines Privatmannes, das bei einem Geschäfte gewonnen worden ist, für das Geschäft zu groß werden und das Geschäft sich doch vergrößern kann, so auch das Kapital einer großen Nation.

      In unseren nordamerikanischen und westindischen Kolonien ist nicht nur der Arbeitslohn, sondern auch der Geldzins, und folglich der Kapitalgewinn höher als in England. Sowohl der gesetzliche als der marktgängige Zinsfuß schwankt in den verschiedenen Kolonien zwischen sechs und acht Prozent. Hoher Arbeitslohn und hoher Kapitalgewinn sind indessen vielleicht Dinge, die sich selten zusammenfinden, außer unter den ganz besonderen Umständen in neuen Kolonien. Eine neue Kolonie muss immer eine Zeit lang im Verhältnis zu ihrer Gebietsausdehnung kapitalärmer und im Verhältnis zum Umfang ihrer Kapitalien dünner bevölkert sein als andere Länder. Man hat mehr Land, als Kapital vorhanden ist, es anzubauen. Was man hat, wird deshalb nur auf die Kultur des fruchtbarsten und günstigst gelegenen Landes, des Landes an der Seeküste und an den Ufern schiffbarer Flüsse, verwendet. Auch solches Land wird oft zu einem Preise verkauft, der selbst unter dem Werte seiner wildwachsenden Produkte steht. Das zum Kaufe und zur Verbesserung solchen Landes angewandte Kapital muss einen sehr reichen Gewinn abwerfen und dadurch ermöglichen, sehr hohe Zinsen zu zahlen. Seine rasche Anhäufung bei so gewinnreichen Anlagen macht es dem Pflanzer möglich, die Zahl der arbeitenden Hände rascher zu vermehren, als sie in einer neuen Niederlassung aufzutreiben sind. Deshalb werden die vorhandenen Arbeitskräfte sehr reichlich bezahlt. Wächst die Kolonie, so werden die Kapitalgewinne stufenweise geringer. Wenn die fruchtbarsten und bestgelegenen Ländereien alle in Besitz genommen sind, so lässt sich aus der Kultur der an Boden und Lage minder begünstigten nur ein geringerer Gewinn ziehen, und für das in ihnen angelegte Kapital kann nur geringerer Zins gezahlt werden. In den meisten unserer Kolonien ist deshalb der gesetzliche wie der marktgängige Zinsfuß während des gegenwärtigen Jahrhunderts viel niedriger geworden. Je mehr der Reichtum, die Kultur und die Bevölkerung zunahmen, desto mehr fiel der Zins. Der Arbeitslohn aber sinkt nicht mit dem Kapitalgewinn. Die Nachfrage nach Arbeit wächst mit der Vermehrung des Kapitals, welchen Gewinn dasselbe auch erzielen mag; und obgleich der letztere sinkt, kann das Kapital dennoch nicht nur ohne Unterbrechung, sondern sogar noch schneller zunehmen als vorher. Es ist mit fleißigen Völkern, die in der Erwerbung von Reichtümern fortschreiten, wie mit fleißigen Einzelwesen; ein großes Kapital mit geringen Gewinnen wächst in der Regel schneller als ein kleines Kapital mit großen Gewinnen. Geld, sagt das Sprichwort, macht Geld. Hat man erst etwas gewonnen, so ist es oft leicht, mehr zu gewinnen. Die große Schwierigkeit besteht darin, etwas zu gewinnen. Der Zusammenhang zwischen der Zunahme des Kapitals und der der Gewerbstätigkeit oder der Nachfrage nach nützlicher Arbeit ist zum Teil bereits erklärt worden, soll aber später bei der Besprechung der Kapitalanhäufung noch ausführlicher behandelt werden.

      Die

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<p>5</p>

Siehe Denisart, Article: Taux des lntérêts, tom. III. p. 18.