Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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ein solcher sein, dass er in dem Preise der meisten Waren alles verschlingt, was der Grundrente zufallen sollte, und nur so viel übrig lässt als zur Bezahlung der Arbeit, durch welche die Waren hergerichtet und auf den Markt gebracht werden, erforderlich ist, und zwar zu so geringer Bezahlung, wie irgend möglich, nämlich wobei nur die nackte Existenz des Arbeiters bestritten wird. Der Arbeiter muss stets auf die eine oder andere Art so lange ernährt werden, wie er bei der Arbeit ist; aber der Grundbesitzer braucht nicht immer seine Rente zu erhalten. Die Gewinne der Geschäfte, welche die Bediensteten der ostindischen Kompagnie in Bengalen treiben, dürften nicht weit von diesem Satze entfernt sein.

      Das Verhältnis, in welchem der marktgängige Zinsfuß zu dem gewöhnlichen Satz des Reingewinns stehen muss, ändert sich notwendig je nach dem Steigen oder Fallen des Gewinns. Doppelte Zinsen werden von den Kaufleuten in Großbritannien als ein guter, mäßiger, billiger Gewinn angesehen, – Ausdrücke, mit denen man nur einen gewöhnlichen und üblichen Gewinn meint. In einem Lande, wo der gewöhnliche Satz des Reingewinns acht bis zehn Prozent beträgt, mag es billig sein, dass bei Geschäften, die mit erborgtem Gelde getrieben werden, die Hälfte des Reingewinns als Zins abgeht. Das Risiko der Kapitalseinlage trägt der Borger, der es dem Darleiher sozusagen versichert; und vier oder fünf Prozent können in den meisten Geschäften ein hinlänglicher Gewinn für die Gefahr dieser Versicherung, sowie eine ausreichende Entschädigung für die Mühe der Beschäftigung des Kapitals sein. Indessen kann das Verhältnis zwischen den Zinsen und dem Reingewinn in Ländern, wo der gewöhnliche Gewinnsatz entweder viel niedriger oder viel höher ist, nicht das Nämliche sein. Ist er viel niedriger, so kann für den Zins vielleicht nicht die Hälfte des Reingewinns bewilligt werden; ist er viel höher, so kann weit mehr gegeben werden.

      In Ländern, die schnell zu Reichtum gelangen, kann der niedrige Gewinnsatz dem hohen Arbeitslohn in dem Preise vieler Waren das Gegengewicht halten, und diese Länder instand setzen, ebenso wohlfeil zu verkaufen als ihre weniger aufblühenden Nachbarn, bei denen der Arbeitslohn niedriger ist.

      In der Tat tragen hohe Gewinne viel mehr zur Erhöhung des Warenpreises bei als hoher Arbeitslohn.

      Wenn z. B. in der Leinenmanufaktur der Lohn der verschiedenen Arbeiter, der Flachszurichter, der Spinner, der Weber usw. um 2 Pence täglich erhöht wird, so braucht der Preis eines Stückes Leinwand nur so vielmal um zwei Pence erhöht zu werden als die Zahl der damit beschäftigten Leute, multipliziert mit der Zahl der dabei zugebrachten Tage beträgt. Derjenige Teil des Warenpreises, welcher sich in Arbeitslohn auflöst, würde durch alle Stufen der Bearbeitung nur nach arithmetischem Verhältnis zu jener Lohnerhöhung steigen. Wenn dagegen die Gewinne aller Arbeitgeber um fünf Prozent steigen sollten, würde derjenige Teil des Warenpreises, der sich in Gewinn auflöst, durch alle Stufen der Bearbeitung im geometrischen Verhältnis zu jener Gewinnerhöhung steigen. Der Arbeitgeber der Flachszurichter würde beim Verkauf seines Flachses einen weiteren Gewinn von fünf Prozent auf den ganzen Wert des Materials und des den Arbeitern vorgeschossenen Lohns fordern. Der Arbeitgeber der Spinner würde sowohl auf den vorgeschossenen Preis des Flachses, wie auf den Lohn der Spinner weitere fünf Prozent, und der Arbeitgeber der Weber auf den vorgeschossenen Preis des Leinengarns und den Lohn der Weber ebenfalls fünf Prozent haben wollen. Das Steigen des Arbeitslohns wirkt auf die Erhöhung des Warenpreises ebenso, wie einfache Zinsen auf die Anhäufung einer Schuld; das Steigen des Gewinnes aber wirkt wie Zinseszins. Unsere Kaufleute und Fabrikherren klagen viel über die schlimmen Wirkungen der hohen Löhne auf die Erhöhung der Preise und die daraus folgende Verminderung des Absatzes im In- und Auslande. Sie sagen aber nichts von den schlimmen Wirkungen hohen Kapitalgewinns. Von den verderblichen Folgen der Vorteile, die ihnen zufließen, schweigen sie und klagen nur über die, die anderen zufallen.

       Zehntes Kapitel

      Lohn und Gewinn in den verschiedenen Verwendungen der Arbeit und des Kapitals

      Im Ganzen müssen die Vorteile oder Nachteile bei den verschiedenen Verwendungen der Arbeit und des Kapitals in der nämlichen Gegend entweder ganz gleich sein, oder doch beständig nach Ausgleichung streben. Wäre in der nämlichen Gegend irgendeine Verwendung offenbar mit mehr oder weniger Vorteil verknüpft als die übrigen Verwendungen, so würden in dem einen Falle sich so viele Leute dazu drängen, und in dem andern so viele sie aufgeben, dass ihre Vorteile bald auf das Niveau der übrigen kämen. Dies würde wenigstens in einer Gesellschaft der Fall sein, wo man den Dingen ihren natürlichen Lauf ließe, wo vollkommene Freiheit waltete, und wo es jedermann frei stände, sowohl seine Beschäftigung nach Belieben zu wählen, wie sie so oft zu wechseln als es ihm gut dünkt. Jeden würde sein Interesse bestimmen, vorteilhafte Geschäfte zu suchen und unvorteilhafte zu meiden.

      Geldlohn und Geldgewinn sind freilich in Europa überall je nach den verschiedenen Verwendungen von Arbeit und Kapital äußerst verschieden. Allein diese Verschiedenheit rührt teils von gewissen Umständen in den Verwendungen selbst her, die entweder wirklich oder wenigstens in der Einbildung der Einzelnen bei den einen den geringen Geldgewinn ersetzen, und bei den anderen einen großen Geldgewinn aufwiegen; teils von der Politik Europas, die nirgends den Dingen vollständige Freiheit lässt.

      Die gesonderte Betrachtung dieser Umstände und jener Politik scheidet dieses Kapitel in zwei Abteilungen.

       Erste Abteilung

      Verschiedenheiten, die aus der Natur der Verwendungen selbst entspringen

      Die folgenden fünf Umstände sind es, soweit ich beobachten konnte, hauptsächlich, die einen geringen Geldgewinn in einigen Geschäften ersetzen, und einen großen in anderen auf wiegen: erstens die Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit der Geschäfte selbst; zweitens die Leichtigkeit und Wohlfeilheit, oder die Schwierigkeit und Kostspieligkeit, sie zu erlernen; drittens die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Arbeit in ihnen; viertens das geringe oder große Vertrauen, welches man auf die Leute setzen muss, die das Geschäft ausüben, und fünftens die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit eines Erfolgs in ihnen.

      Erstens, der Arbeitslohn schwankt, je nachdem das Geschäft leicht oder schwer, reinlich oder unreinlich, ehrenvoll oder verachtet ist. So verdient an den meisten Orten ein Schneidergeselle im ganzen Jahre weniger als ein Webergeselle: weil seine Arbeit leichter ist. Ein Webergeselle verdient weniger als ein Schmiedegeselle: weil seine Arbeit zwar nicht immer leichter, aber viel reinlicher ist. Ein Schmiedegeselle, obgleich ein gelernter Handwerker, verdient in zwölf Stunden kaum so viel, wie ein Bergmann, der nur ein Tagelöhner ist, in acht: weil seine Arbeit nicht ganz so schmutzig und weniger gefährlich ist, auch bei Tageslicht und über der Erde verrichtet wird. Die Ehre macht bei allen ehrenvollen Gewerben ein gut Teil der Belohnung aus. Vom Gesichtspunkte des Geldgewinns werden sie, wie ich gleich zeigen werde, im Allgemeinen zu schlecht bezahlt. Die Anrüchigkeit hat eine entgegengesetzte Wirkung. Das Gewerbe eines Fleischers hat etwas Rohes und Abstoßendes; aber es ist an den meisten Orten gewinnbringender als die meisten anderen Geschäfte. Das abscheulichste von allen Geschäften, das des Scharfrichters, wird im Verhältnis zu der Arbeitsmenge, die es erfordert, besser bezahlt als irgendein anderes gewöhnliches Geschäft.

      Jagd und Fischfang, die wichtigsten Beschäftigungen der Menschen im rohen Zustande der Gesellschaft, werden im zivilisierten Zustande ihre angenehmsten Vergnügungen, und sie treiben dann zum Zeitvertreib, was sie früher aus Not taten. Im gesitteten Zustande der Gesellschaft sind es deshalb nur Arme, die aus dem, was anderen zum Zeitvertreib dient, ein Gewerbe machen. Die Fischer waren arm seit der Zeit Theokrits.6 Ein Wildschütz in Großbritannien ist stets ein ganz armer Mann. In allen Ländern, wo die Strenge der Gesetze keine Wildschützen duldet, befindet sich der berechtigte Jäger in keiner viel besseren Lage. Aus natürlicher Lust an diesen Beschäftigungen widmen sich ihnen mehr Menschen, als bequem davon leben können, und das Produkt ihrer Arbeit kommt im Verhältnis zu ihrer Menge immer

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S. Idylle 21.