Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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dass der Verdienst bald auf einen niedrigeren Satz zurückschnellen würde.

      Die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung kann auf den gewöhnlichen Kapitalgewinn in einem Geschäftszweige keinen Einfluss üben. Ob das Kapital beständig verwendet wird oder nicht, hängt nicht vom Geschäft, sondern vom Geschäftstreibenden ab.

      Viertens, der Arbeitslohn schwankt je nach dem größeren oder geringeren Vertrauen, das in den Arbeiter gesetzt werden muss.

      Der Lohn der Goldschmiede und Juweliere ist überall höher als der vieler anderer Arbeiter, nicht allein von gleicher, sondern von weit höherer Begabung: nämlich wegen der kostbaren Materialien, die ihnen an vertraut werden.

      Dem Arzte vertrauen wir unsere Gesundheit, dem Sachwalter und Advokaten unser Vermögen und mitunter unser Leben und unsern guten Ruf an. Ein solches Vertrauen könnte man nicht mit Sicherheit auf Leute setzen, die sich in einer sehr mittelmäßigen oder schlechten Lage befinden. Darum muss ihre Belohnung der Art sein, dass sie ihnen den gesellschaftlichen Rang verschafft, den ein so großes Vertrauen erfordert. Wird zu diesem Umstande noch die lange Zeit und die Kostspieligkeit ihrer Erziehung gerechnet, so muss dies notwendig den Preis ihrer Arbeit noch mehr erhöhen.

      Legt jemand nur sein eigenes Kapital in einem Geschäfte an, so kann von einem in ihn gesetzten Vertrauen keine Rede sein, und der Kredit, den er bei anderen Leuten findet, hängt nicht von der Natur seines Geschäfts, sondern von der Meinung ab, welche sie von seinem Glück, seiner Rechtschaffenheit und Klugheit hegen. Die verschiedenen Gewinnsätze in den verschiedenen Geschäftszweigen können also nicht aus den verschiedenen Graden des Vertrauens entspringen, das man auf die Geschäftstreibenden setzt.

      Fünftens, der Arbeitslohn in den mancherlei Beschäftigungen schwankt je nach der Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit des Erfolgs in ihnen.

      Die Wahrscheinlichkeit, dass jeder zu dem Geschäft, das er erlernt hat, sich auch befähigt zeigen werde, ist in den verschiedenen Erwerbszweigen sehr verschieden. Bei den meisten Handwerkern ist der Erfolg fast sicher; äußerst unsicher hingegen ist er in den freien Berufsarten. Gib deinen Sohn zu einem Schuhmacher in die Lehre, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass er ein Paar Schuhe machen lernen wird; lass ihn aber die Rechte studieren, und es steht zwanzig gegen eins, ob er so weit kommen wird, von seinem Beruf leben zu können. In einer ganz ehrlichen Lotterie müssten die, welche die Treffer ziehen, den ganzen Verlust derer, auf die die Nieten fallen, gewinnen. In einer Berufsart, wo zwanzig ihr Ziel verfehlen, während nur einer es erreicht, müsste dieser eine alles gewinnen, was die verunglückten Zwanzig gewonnen haben sollten. Der Anwalt, der vielleicht erst im vierzigsten Jahre anfängt, aus seinem Beruf einigen Erwerb zu ziehen, würde die Vergütung nicht allein für seine eigene so langwierige und kostspielige Erziehung, sondern auch für die der zwanzig andern erhalten müssen, die wahrscheinlich niemals durch ihren Beruf etwas erwerben werden. So übermäßig auch die Gebühren des Anwalts zuweilen erscheinen mögen, so erreicht ihre wirkliche Bezahlung doch niemals diese Höhe. Man berechne für einen bestimmten Ort, wie viel die Arbeiter in einem gewöhnlichen Geschäft, z. B. in dem Schuhmacher- oder Weberhandwerk jährlich ungefähr gewinnen, und wie viel sie jährlich ausgeben, so wird man finden, dass die erstere Summe gewöhnlich größer ist als die letztere. Man mache aber dieselbe Berechnung bei allen Anwälten und denen, die es werden wollen, und man wird finden, dass ihre jährlichen Gewinne zu ihren jährlichen Ausgaben in umgekehrtem Verhältnis stehen, auch wenn man die ersteren so hoch und die letzteren so niedrig als möglich anschlägt. Folglich ist die Lotterie der Juristerei sehr weit davon entfernt, eine ganz ehrliche Lotterie zu sein; und dieser wie viele andere freie und ehrenvolle Berufe werden vom Gesichtspunkte des Geldgewinns aus offenbar zu schlecht bezahlt.

      Diese Berufsarten halten gleichwohl den übrigen die Waage, und die besten und strebsamsten Köpfe drängen sich trotz dieser entmutigenden Umstände mit Eifer zu ihnen. Zu ihrer Empfehlung dient zweierlei: erstens das Verlangen nach dem Ansehen, welches denen zu Teil wird, die es in ihrem Beruf zu etwas Hervorragendem bringen, und zweitens das natürliche Vertrauen, das jeder mehr oder weniger auf seine Fähigkeiten und sein gutes Glück setzt.

      In einem Berufe hervorzuragen, in welchem es nur wenige zur Mittelmäßigkeit bringen, ist der entscheidendste Beweis von dem, was man Genie oder höhere Talente nennt. Die allgemeine Bewunderung, die so hervorragenden Fähigkeiten zuteilwird, macht immer, je nach dem Grade des Ansehens, einen größeren oder kleineren Teil ihrer Belohnung aus. Einen erheblichen Teil der Belohnung bildet sie in dem Berufe eines Arztes; einen noch größeren vielleicht in dem eines Anwalts; beinahe die ganze Belohnung aber macht sie bei Dichtern und Philosophen aus.

      Es gibt einige höchst angenehme und schöne Talente, die ihrem Besitzer eine gewisse Bewunderung eintragen, deren Ausübung für Geld aber, sei es mit Recht oder aus Vorurteil, für eine Art von öffentlicher Selbstentwürdigung angesehen wird. Darum muss der Geldlohn derjenigen, die von ihnen in dieser Weise Gebrauch machen, groß genug sein, um sie nicht bloß für die auf die Ausbildung ihrer Talente verwendete Zeit, Arbeit und Kosten, sondern auch für die Geringschätzung, welche mit ihrer Verwertung als Unterhaltsmittel verknüpft ist, schadlos zu halten. Die übermäßigen Gehalte der Schauspieler, Opernsänger, Operntänzer u. s. w. beruhen auf diesen beiden Gründen: auf der Seltenheit und Schönheit ihrer Talente, und auf der Geringschätzung, mit der man ihre Verwertung betrachtet. Es scheint beim ersten Anblick abgeschmackt, dass wir ihre Personen verachten und ihre Talente doch mit der verschwenderischsten Freigebigkeit belohnen. Aber gerade, weil wir das eine tun, müssen wir notwendig auch das andere tun. Sollte sich einmal die öffentliche Meinung oder das Vorurteil über diese Erwerbsarten ändern, so würde sich ihre Geldbelohnung bald verringern. Es würden sich dann mehr Leute darauf legen, und der Wettbewerb würde den Preis der Arbeit schnell herunterdrücken. Denn wenn solche Talente auch durchaus nicht gewöhnlich sind, so sind sie doch keineswegs so selten als man es denkt. Viele, die es verschmähen, davon Gebrauch zu machen, besitzen sie in großer Vollkommenheit, und viele andere würden fähig sein, sie zu erwerben, wenn sich daraus mit Ehren etwas erzielen ließe.

      Der übertriebene Begriff der meisten Menschen von ihren Fähigkeiten ist ein altes Übel, auf das von den Denkern und Sittenlehrern aller Zeiten hingewiesen wird. Ihre alberne Einbildung auf ihr gutes Glück hat man weniger beachtet, und doch ist diese womöglich noch allgemeiner. Es gibt keinen Menschen, der, so lange er leidlich gesund und wohlauf ist, nicht seinen Teil davon hätte. Die Aussicht auf Gewinn wird von jedermann mehr oder weniger überschätzt, die Chance des Verlustes aber von den meisten zu gering und kaum von irgendjemandem, so lange er leidlich gesund und wohlgemut ist, nach ihrem wahren Wert angeschlagen.

      Dass die Aussicht auf Gewinn überschätzt wird, kann man aus dem allgemeinen Erfolg der Lotterien ersehen. Eine vollkommen ehrliche Lotterie, wobei der ganze Gewinn dem ganzen Verlust gleichkommt, ist nie dagewesen und wird nie vorkommen, sonst hätte der Unternehmer keinen Vorteil davon. In den Staatslotterien sind die Lose tatsächlich den Preis nicht wert, den die Abnehmer dafür zahlen, und dennoch werden sie im Handel gewöhnlich noch mit einem Aufschlag von zwanzig, dreißig und mitunter vierzig Prozent verkauft. Die eitle Hoffnung, einen der großen Gewinne zu treffen, ist die alleinige Ursache dieser Nachfrage. Selbst die nüchternsten Leute sehen darin selten eine Torheit, eine kleine Summe für die Aussicht zu bezahlen, dass man zehn oder zwanzig tausend Pfund gewinnen kann, und doch weiß man, dass auch die kleine Summe vielleicht zwanzig bis dreißig Prozent mehr beträgt als die Gewinnwahrscheinlichkeit wert ist. In einer Lotterie, in welcher kein Gewinn mehr als zwanzig Pfund betrüge, würde, auch wenn sie in anderer Hinsicht einer vollkommen ehrlichen weit näher käme als die gewöhnlichen Staatslotterien, doch nicht eine gleiche Nachfrage nach Losen stattfinden. Um mehr Aussicht auf einen der großen Gewinne zu haben, kaufen Manche mehrere Lose und andere kleine Anteile an vielen Losen. Und doch gibt es keinen gewisseren mathematischen Satz als den, dass die Wahrscheinlichkeit zu verlieren, umso größer ist, auf je mehr Lose man setzt. Besetze alle Lose in der Lotterie, und du wirst gewiss verlieren; und je größer die Zahl deiner Lose ist, desto näher kommst du der Sicherheit des Verlustes.

      Dass

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