Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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und Anrüchigkeit des Geschäfts berührt den Kapitalgewinn ebenso, wie den Arbeitslohn.

      Der Inhaber einer Schenke oder Kneipe, der nie Herr in seinem eigenen Hause und der Brutalität jedes Trunkenbolds ausgesetzt ist, treibt weder ein sehr angenehmes, noch ein sehr geachtetes Geschäft. Aber es gibt kaum ein gewöhnliches Gewerbe, bei dem ein kleines Kapital so großen Gewinn abwirft.

      Zweitens, der Arbeitslohn schwankt je nach der Leichtigkeit und Wohlfeilheit, oder der Schwierigkeit und Kostspieligkeit, das Geschäft zu erlernen.

      Wenn eine kostspielige Maschine errichtet ist, wird die durch sie gelieferte ungemein umfangreiche Arbeit das für ihre Herstellung bis zu ihrer Abnutzung ausgelegte Kapital wenigstens mit den gewöhnlichen Gewinnen wieder ersetzen müssen. Ein Mensch, der mit viel Arbeit und Zeit zu einem der Geschäfte erzogen wurde, die ungewöhnliche Fertigkeit und Geschicklichkeit erfordern, kann mit einer solchen kostspieligen Maschine verglichen werden. Die erlernte Arbeit wird, wie zu erwarten ist, ihm über den üblichen Lohn für gemeine Arbeit alle Kosten seiner Erziehung wenigstens mit dem gewöhnlichen Gewinn eines gleich wertvollen Kapitals wieder ersetzen. Auch muss dies in Anbetracht der höchst ungewissen Dauer des menschlichen Lebens, wie der gewisseren Dauer einer Maschine, in angemessener Zeit geschehen.

      Der Unterschied zwischen den Löhnen erlernter und gewöhnlicher Arbeit beruht auf diesem Grundsatze.

      Die europäische Gewerbepolitik betrachtet die Arbeit aller Künstler, Handwerker und Fabrikarbeiter als gelernte Arbeit, und die der ländlichen Arbeiter als gemeine Arbeit. Hierbei scheint vorausgesetzt zu werden, dass die Arbeit der Ersteren eigener und feiner sei als die der Letzteren, In manchen Fällen mag es so sein, in den meisten aber ist es, wie ich sogleich zeigen werde, ganz anders. Die europäischen Gesetze und Gewohnheiten legen daher, um jemanden zur Ausübung der einen Art von Arbeit zu befähigen, ihm den Zwang einer Lehrzeit auf, obwohl nicht überall mit gleicher Strenge. Die andere Art Arbeit lassen sie für jedermann frei und offen. Während der Dauer der Lehrzeit gehört die ganze Arbeit des Lehrlings dem Meister. Häufig muss er auch von seinen Eltern oder Verwandten beköstigt, und fast immer von ihnen gekleidet werden. Auch wird dem Meister gewöhnlich eine Geldsumme dafür bezahlt, dass er ihn sein Gewerbe lehrt. Wer kein Geld geben kann, gibt Zeit, d. h. er bindet sich auf mehr als die gewöhnliche Zahl von Jahren – ein Abkommen, das zwar wegen der gewöhnlichen Trägheit der Lehrlinge für den Meister nicht immer von Vorteil, für den Lehrling aber stets von Nachteil ist. In der ländlichen Arbeit erlernt dagegen der Arbeiter, während er mit den leichteren Teilen des Geschäfts zu tun hat, seine schwereren Teile und verdient auf allen Stufen seiner Beschäftigung durch eigene Arbeit seinen Unterhalt. Darum ist es auch billig, dass in Europa der Lohn der Künstler, Handwerker und Fabrikarbeiter etwas höher sei als der der gemeinen Arbeiter. Er ist es auch in der Tat, und wegen ihres größeren Gewinnes sieht man die städtischen Arbeiter vielfach als eine höhere Volksklasse an. Doch ist der Vorrang gewöhnlich sehr gering; der tägliche oder wöchentliche Verdienst eines Gesellen in den gewöhnlichen Gewerbszweigen, wie z. B. in den Fabriken der groben Leinen- und Wollenzeuge, beträgt an den meisten Orten durchschnittlich wenig mehr als der Tagelohn gemeiner Arbeiter. Freilich ist ihre Beschäftigung stetiger und gleichmäßiger, und die Summe ihres Verdienstes mag, das ganze Jahr zusammengenommen, etwas größer sein. Aber höher scheint sie sich offenbar nicht zu belaufen als dass sie gerade die höheren Kosten der Ausbildung deckt.

      In den freien Künsten und gelehrten Berufsarten ist die Erziehung noch langwieriger und kostspieliger. Die Belohnung der Maler und Bildhauer, der Juristen und Ärzte in Geld muss deshalb eine viel reichlichere sein, und ist es in der Tat.

      Der Gewinn des Kapitals scheint durch die Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Erlernung des Geschäfts, in das Kapital gesteckt wird, nur sehr wenig berührt zu werden. Die verschiedenen Arten, wie Kapital in großen Städten gewöhnlich angelegt wird, scheinen in der Tat fast gleich leicht oder gleich schwer zu erlernen. Der eine Zweig des auswärtigen oder inneren Handels kann nicht wohl ein verwickelteres Geschäft sein als der andere.

      Drittens, der Arbeitslohn in den verschiedenen Beschäftigungen schwankt je nach der Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung.

      Die Beschäftigung ist in einem Gewerbe viel beständiger als in anderen. In den meisten Gewerben kann ein Geselle fast sicher sein, alle Tage des Jahres Beschäftigung zu finden, wenn er arbeitsfähig ist. Ein Maurer dagegen kann weder bei hartem Frost, noch bei schlechtem Wetter arbeiten, und seine Beschäftigung hängt zu allen andern Zeiten von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab; er ist folglich oft der Gefahr ausgesetzt, ohne Arbeit zu sein. Sein Verdienst, so lange er beschäftigt ist, muss ihm daher nicht nur für die Zeit, in der er nichts zu tun hat, den Unterhalt verschaffen, sondern ihn auch einigermaßen für jene Augenblicke der Angst und des Kleinmuts schadlos halten, die der Gedanke an eine so prekäre Lage bisweilen in ihm erwecken muss. Während demgemäß der Gesamtverdienst der meisten industriellen Arbeiter auf den Tag berechnet nicht viel mehr als den Tagelohn gemeiner Arbeit beträgt, ist der Lohn der Maurer gewöhnlich anderthalb oder noch einmal so hoch. Wo gemeine Arbeiter vier oder fünf Schilling die Woche verdienen, verdienen Maurer oft sieben bis acht; wo die ersteren sechs, da verdienen die letzteren oft neun bis zehn, und wo die ersteren neun bis zehn verdienen, wie in London, verdienen die letzteren in der Regel fünfzehn bis achtzehn. Dennoch scheint keine Art gelernter Arbeit leichter zu erlernen als die der Maurer. In London sollen zuweilen die Sänftenträger während des Sommers als Maurer beschäftigt sein. Mithin ist der hohe Lohn dieser Arbeiter nicht sowohl eine Belohnung für ihre Geschicklichkeit als eine Entschädigung für die Unbeständigkeit ihres Erwerbs.

      Ein Zimmermann scheint noch eher ein eigneres und künstlicheres Gewerbe zu treiben als ein Maurer. Dennoch ist sein Tagelohn an den meisten Orten etwas niedriger. Seine Beschäftigung hängt zwar auch stark von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab, aber doch nicht so völlig, und ist der Gefahr nicht ausgesetzt, durch das Wetter unterbrochen zu werden.

      Wenn Gewerbe, die in der Regel unausgesetzte Beschäftigung bieten, dies an bestimmten Orten nicht tun, so steigt der Lohn der Arbeiter immer ein gut Teil über ihr gewöhnliches Verhältnis zum Lohn gemeiner Arbeit. In London können fast alle Handwerksgesellen gerade so wie Tagelöhner an anderen Orten, von ihren Meistern von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche angenommen oder entlassen werden. Die niedrigste Klasse der Handwerker, die Schneidergesellen, verdienen demgemäß dort eine halbe Krone (2 ½ Schilling) täglich, während als Tagelohn für gemeine Arbeit nur achtzehn Pence gerechnet werden. In kleinen Städten und auf dem Lande kommt der Lohn der Schneidergesellen oft kaum dem für gemeine Arbeit gleich; in London aber sind sie oft viele Wochen ohne Beschäftigung, besonders im Sommer.

      Wenn zu der Unbeständigkeit der Beschäftigung noch die Schwierigkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit der Arbeit kommt, so erhöht dies bisweilen den Lohn der gemeinsten Arbeit über den der geschicktesten Handwerker. Ein Bergmann, der im Gedinge arbeitet, soll in Newcastle gewöhnlich doppelt, und in manchen Teilen Schottlands dreimal so viel verdienen als der Tagelohn für gemeine. Arbeit beträgt. Sein hoher Lohn entspringt aus der Schwierigkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit seiner Arbeit zugleich. Die Dauer seiner Beschäftigung hängt dagegen fast ganz von ihm selbst ab. Die Kohlenträger in London treiben ein Geschäft, das an Schwierigkeit, Schmutz und Unannehmlichkeit dem der Bergleute fast gleichkommt, und ihre Beschäftigung ist wegen der unvermeidlichen Unregelmäßigkeit im Anlangen der Kohlenschiffe meist sehr unbeständig. Wenn daher die Bergleute doppelt und dreimal so viel verdienen als für gemeine Arbeit bezahlt wird, so dürfte es nicht unbillig erscheinen, dass Kohlenträger zu Zeiten vier bis fünfmal so viel verdienen. In der Untersuchung, welche man vor einigen Jahren über ihre Lage anstellte, ergab sich, dass sie nach dem Satze, nach welchem sie damals bezahlt wurden, sechs bis zehn Schilling des Tages verdienen konnten. Sechs Schilling sind etwa viermal so viel, wie der Lohn für gemeine Arbeit in London, und in jedem Geschäft kann der niedrigste gewöhnliche Verdienst stets als der der Mehrzahl angesehen werden. So übermäßig jener Verdienst auch erscheinen mag, so würde doch, wenn er mehr als hinreichend wäre, um alle die unangenehmen

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