Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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Wohlfeilheit reichlich zu leben haben. Der hohe Preis der Lebensmittel während der letzten zehn Jahre war nur in wenigen Teilen des Königreichs von einer merklichen Steigerung des Geldpreises der Arbeit begleitet. In einigen Teilen war es allerdings der Fall, wahrscheinlich mehr infolge der wachsenden Nachfrage nach Arbeit als des teureren Preises der Lebensmittel.

      Drittens wechselt der Preis der Lebensmittel mehr als der Arbeitslohn von Jahr zu Jahr und andererseits wechselt der Arbeitslohn mehr als der Preis der Lebensmittel von Ort zu Ort. Die Brot- und Fleischpreise sind im größten Teile des vereinigten Königreichs so ziemlich die nämlichen. Diese und die meisten anderen Dinge, welche im Kleinen verkauft werden (die Art wie der arbeitende Arme alles kauft), sind gewöhnlich in großen Städten ebenso wohlfeil oder noch wohlfeiler als in abgelegenen Gegenden, aus Gründen, die ich später zu entwickeln Gelegenheit haben werde. Dagegen ist der Arbeitslohn in einer großen Stadt und ihrer Umgegend oft um ein Viertel oder ein Fünftel, zwanzig oder fünfundzwanzig Prozent höher als wenige Meilen davon. Achtzehn Pence täglich kann als gewöhnlicher Preis der Arbeit in London und seiner Umgegend angesehen werden, wenige Meilen davon fällt er auf vierzehn und fünfzehn Pence. Zehn Pence kann als ihr Preis in Edinburgh und Umgegend gerechnet werden. Wenige Meilen davon fällt er auf acht Pence, den gewöhnlichen Preis gemeiner Arbeit im größten Teile des schottischen Tieflands, wo er viel weniger wechselt als in England. Solch ein Unterschied der Preise, der anscheinend nicht immer hinreicht, um einen Menschen aus einem Kirchspiel in das andere zu überführen, würde notwendig eine so starke Versendung der massigsten Waren nicht nur von einem Kirchspiel ins andere, sondern von einem Ende des Königreichs zum anderen, ja beinahe von einem Ende der Welt zum anderen bewirken, dass die Preise bald ins Gleichgewicht kommen würden. Trotz allem, was von dem Leichtsinn und der Unbeständigkeit der menschlichen Natur gesagt worden ist, geht doch deutlich aus der Erfahrung hervor, dass keine Last so schwer von der Stelle zu bringen ist als der Mensch. Wenn also der arbeitende Arme seine Familie in den Teilen des Königreichs, in denen der Arbeitspreis am niedrigsten steht, ernähren kann, so muss er da, wo er am höchsten ist, reichlich leben können.

      Viertens entsprechen die Veränderungen im Preise der Arbeit nicht nur denen im Preise der Lebensmittel nicht, sei es im Ort oder in der Zeit, sondern sie sind oft durchaus entgegengesetzt.

      Das Korn, die Nahrung des gemeinen Volkes, ist in Schottland teurer als in England, woher Schottland fast alle Jahre sehr bedeutende Zufuhren erhält. Aber englisches Korn muss in Schottland, wohin es gebracht wird, teurer bezahlt werden als in England, woher es kommt; und im Verhältnis zu seiner Güte kann es in Schottland nicht teurer verkauft werden als das schottische Korn, welches mit ihm auf demselben Markte in Wettbewerb tritt. Die Güte des Korns hängt besonders von der Mehlmenge ab, die es auf der Mühle liefert, und in dieser Beziehung ist englisches Korn dem schottischen so überlegen, dass es, obwohl anscheinend oder im Verhältnis seines Maßes oft teurer, doch in Wirklichkeit oder im Verhältnis zu seiner Beschaffenheit, ja sogar zu seinem Gewicht gewöhnlich wohlfeiler ist. Der Preis der Arbeit ist hingegen in England teurer als in Schottland. Wenn demnach der arbeitende Arme in dem einen Teile des vereinigten Königreichs seine Familie ernähren kann, so muss er in dem anderen reichlich leben. Allerdings macht für die gemeinen Leute in Schottland Hafermehl den größten und besten Teil ihrer Nahrung aus, die überhaupt weit schlechter ist als die ihrer Nachbarn gleichen Standes in England. Doch ist dieser Unterschied in der Art ihres Lebensunterhalts nicht die Ursache, sondern die Wirkung des Unterschiedes in ihren Löhnen, obwohl ich ihn, durch ein befremdliches Missverständnis, oft als die Ursache habe angeben hören. Nicht deshalb, weil sich der eine Kutsche hält, während sein Nachbar zu Fuße geht, ist jener reich und dieser arm, sondern weil jener reich ist, darum hält er sich eine Kutsche, und weil der andere arm ist, darum geht er zu Fuße.

      Im Laufe des vorigen Jahrhunderts war, ein Jahr ins andere gerechnet, das Korn in beiden Teilen des vereinigten Königreichs teurer als in dem gegenwärtigen. Dies ist eine Tatsache, die sich vernünftiger Weise nicht bezweifeln lässt, und für die der Beweis hinsichtlich Schottlands womöglich noch entscheidender ist als hinsichtlich Englands. In Schottland wird er durch das Zeugnis der öffentlichen Fiars gefühlt, d. h. jährlicher Preislisten vereideter Sachverständiger über alle Getreidearten, welche auf die Märkte der verschiedenen schottischen Grafschaften kommen. Wenn solch ein direkter Beweis noch einer Ergänzung und Bestärkung bedürfte, so würde ich hinzufügen, dass jenes gleicherweise in Frankreich und wahrscheinlich auch in den meisten übrigen Teilen Europas der Fall gewesen ist. Bezüglich Frankreichs ist der klarste Nachweis vorhanden. So gewiss es aber ist, dass in beiden Teilen des vereinigten Königsreichs das Getreide im letzten Jahrhundert etwas teurer war als im gegenwärtigen, ebenso gewiss ist es, dass die Arbeit viel wohlfeiler war. Wenn daher die arbeitenden Armen ihre Familien damals ernähren konnten, so muss es ihnen jetzt umso leichter werden. Im vorigen Jahrhundert betrug der üblichste Tagelohn gemeiner Arbeit im größten Teile Schottlands sechs Pence im Sommer und fünf Pence im Winter. Drei Schilling die Woche, also so ziemlich dasselbe, wird noch heute in einigen Teilen der Hochlande und auf den westlichen Inseln bezahlt. Im größten Teile des Tieflandes ist der üblichste Lohn für gemeine Arbeit acht Pence täglich; zehn Pence, bisweilen einen Schilling, beträgt er um Edinburgh, in den an England grenzenden Grafschaften, wahrscheinlich wegen dieser Nachbarschaft, und an einigen wenigen Orten, wo sich jüngst eine beträchtliche Zunahme der Nachfrage nach Arbeit eingestellt hat, um Glasgow, Carron, Ayrshire usw. In England begannen die Fortschritte im Landbau, in den Gewerben und im Handel viel früher als in Schottland. Mit diesen Fortschritten musste notwendig die Nachfrage nach Arbeit und folglich ihr Preis steigen. Daher war sowohl im vorigen wie im jetzigen Jahrhundert der Arbeitslohn in England höher als in Schottland. Er ist seit jener Zeit noch beträchtlich gestiegen, obgleich wegen der größeren Schwankungen der Löhne je nach den verschiedenen Orten schwer zu bestimmen ist, wie sehr er stieg. Im Jahre 1614 war der Sold eines Fußsoldaten der nämliche, wie jetzt, nämlich acht Pence den Tag. Als er zuerst festgesetzt wurde, wurde er natürlich nach dem üblichen Lohn gemeiner Arbeiter bestimmt, d. h. desjenigen Standes, aus dem Fußsoldaten gewöhnlich genommen werden. Der Lord-Oberrichter Haies, der zur Zeit Karls II. schrieb, berechnet die notwendigen Ausgaben einer Arbeiterfamilie, die aus sechs Personen, dem Vater, der Mutter, zwei zu etwas Arbeit fähigen und zwei arbeitsunfähigen Kindern besteht, auf zehn Schilling die Woche oder sechsundzwanzig Pfund im Jahr. Wenn sie dies mit ihrer Arbeit nicht verdienen können, so müssen sie es nach seiner Meinung durch Betteln oder Stehlen aufbringen; und er scheint sehr sorgfältige Untersuchungen über diesen Gegenstand angestellt zu haben.4 Im Jahre 1688 berechnete Gregory King, dessen statistisches Geschick von Doktor Davenant so sehr gerühmt wird, das gewöhnliche Einkommen der Arbeiter und Lohndiener auf jährlich fünfzehn Pfund für eine Familie, deren Bestand er im Durchschnitt zu drei und einer halben Person annahm. Seine Berechnung ist, obwohl scheinbar von der des Dichters Haies verschieden, im Grunde doch mit dieser ziemlich übereinstimmend. Beide nehmen die wöchentliche Ausgabe solcher Familien auf etwa zwanzig Pence für den Kopf an. Seit dieser Zeit sind sowohl die Einkünfte als die Ausgaben solcher Familien im größten Teile des Königreichs ansehnlich gewachsen; an dem einen Orte mehr, an einem anderen weniger, obgleich vielleicht nirgends so sehr, wie gewisse übertriebene Berechnungen des gegenwärtigen Arbeitslohns sie neuerdings dem Publikum darstellten. Der Preis der Arbeit kann, wie bemerkt werden muss, nirgends sehr genau festgestellt werden, da oft an demselben Orte und für dieselbe Sorte von Arbeit nicht bloß je nach der verschiedenen Geschicklichkeit der Arbeiter, sondern auch nach der Willigkeit oder Kargheit der Meister verschiedene Preise gezahlt werden. Wo der Arbeitslohn nicht gesetzlich geregelt ist, können wir nicht beanspruchen, etwas anderes festzustellen als welches der üblichste ist, und die Erfahrung scheint zu beweisen, dass Gesetze ihn niemals angemessen regeln, so oft sie auch mit diesem Anspruch auftraten.

      Die Sachvergütung der Arbeit, die wirkliche Menge von Lebens- und Genussmitteln, welche sie dem Arbeiter einbringt, nahm im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts vielleicht in noch größerem Maße zu als ihr Geldpreis. Nicht nur das Getreide ist etwas wohlfeiler geworden, sondern auch viele andere Dinge, welche den fleißigen Armen eine angenehme und gesunde Abwechslung in den Nahrungsmitteln darbieten, sind um ein gut Teil billiger

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<p>4</p>

Man sehe sein Scheme for the maintenance of the poor, in Burn’s History of the Poor-laws.