Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith страница 18

Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

Скачать книгу

Arbeiter. Wer sich aber darum einbildet, dass sich die Meister selten koalierten, kennt ebenso wenig die Welt, wie diesen Gegenstand. Die Meister stehen stets und überall in einer Art stillschweigender, aber fortwährender und gleichförmiger Übereinkunft, den Arbeitslohn nicht über seinen dermaligen Satz steigen zu lassen. Diese Übereinkunft zu verletzen, ist überall sehr missliebig und gilt für einen Meister unter seinen Nachbarn und Gewerbsgenossen als eine Art Schande. Man hört allerdings selten von dieser Übereinkunft, weil sie der gewöhnliche und, man darf sagen, natürliche Zustand der Dinge ist, von dem niemand etwas hört. Mitunter gehen die Meister auch besondere Verbindungen ein, um den Arbeitslohn sogar unter seinen Satz herunterzudrücken. Diese werden immer in äußerster Stille und ganz geheim betrieben, bis der Augenblick der Ausführung da ist, und wenn dann die Arbeiter, wie es zuweilen geschieht, ohne Widerstand nachgeben, so hören andere Leute nichts davon, so schmerzlich es jene auch empfinden. Oft jedoch stellt sich solchen Verbindungen eine abwehrende Verbindung der Arbeiter entgegen, die manchmal auch ohne eine solche Herausforderung sich zur Erhöhung des Preises ihrer Arbeit zusammentun. Ihre gewöhnlichen Vorwände sind bald der hohe Preis der Lebensmittel, bald der große Gewinn, den die Meister aus ihrer Arbeit ziehen. Mögen diese Verbindungen aber angreifender oder verteidigender Natur sein, ruchbar werden sie immer. Um die Sache zu einer schnellen Entscheidung zu bringen, nehmen sie immer zu lautestem Geschrei ihre Zuflucht und zuweilen zu den schlimmsten Gewalttätigkeiten und Misshandlungen. Sie sind verzweifelt und handeln mit der Torheit und Maßlosigkeit verwegener Menschen, die entweder verhungern oder ihre Meister durch Schrecken zu sofortiger Einwilligung in ihr Begehren bringen müssen. Die Meister ihrerseits erheben bei solchen Gelegenheiten nicht weniger Lärm, rufen unaufhörlich nach dem Beistande der Behörden und verlangen die strikte Ausführung der Gesetze, die mit so großer Härte gegen die Verbindungen der Dienstboten, Arbeiter und Gesellen gegeben sind. Demgemäß haben die Arbeiter sehr selten einen Nutzen von dem Ungestüm dieser lärmenden Verbindungen, die teils wegen des Einschreitens der Behörden, teils wegen der überlegenen Beharrlichkeit der Meister, teils weil der größere Teil der Arbeiter gezwungen ist, sich um des täglichen Unterhalts willen zu unterwerfen, gewöhnlich mit nichts anderem als der Bestrafung oder dem Untergange der Rädelsführer enden.

      Wenn aber auch die Meister bei Streitigkeiten mit ihren Arbeitern gewöhnlich im Vorteil sind, so gibt es doch einen bestimmten Satz, unter den der gewöhnliche Lohn selbst der geringsten Art von Arbeit nicht auf längere Zeit herabgedrückt werden zu können scheint.

      Ein Mensch muss stets von seiner Arbeit leben und sein Lohn muss wenigstens hinreichend sein, um ihm den Unterhalt zu verschaffen. In den meisten Fällen muss er sogar noch etwas höher sein; sonst wäre der Arbeiter nicht imstande, eine Familie zu gründen, und das Geschlecht solcher Arbeiter würde mit der ersten Generation aussterben. Aus diesem Grunde nimmt Cantillon an, dass die geringste Art gewöhnlicher Arbeiter immer wenigstens den doppelten Unterhalt verdienen muss, damit durchschnittlich jeder zwei Kinder ernähren kann, wobei die Arbeit der Frau wegen der notwendigen Pflege der Kinder nur als hinreichend angenommen wird, um sie selbst zu erhalten. Allein die Hälfte der Kinder stirbt, wie man berechnet hat, vor dem mannbaren Alter. Demgemäß müssen die ärmsten Arbeiter durchschnittlich wenigstens vier Kinder aufzuziehen suchen, wenn zwei davon Aussicht haben sollen, jenes Alter zu erleben. Der notwendige Unterhalt für vier Kinder wird aber ungefähr dem eines Mannes gleichgeschätzt. Die Arbeit eines kräftigen Sklaven ist, wie derselbe Schriftsteller hinzufügt als doppelt so viel wert zu betrachten, wie sein Unterhalt, und diejenige des geringsten Arbeiters, meint er, könne doch nicht weniger wert sein als die eines kräftigen Sklaven. So viel scheint allerdings gewiss zu sein, dass, um eine Familie zu ernähren, die Arbeit des Mannes und der Frau zusammen, selbst in den untersten Klassen gewöhnlicher Arbeiter, etwas mehr einbringen muss als gerade für ihren eigenen Unterhalt nötig ist; in welchem Verhältnis dies aber geschehen müsse, ob in dem oben erwähnten oder in einem anderen, das getraue ich mir nicht zu bestimmen.

      Es gibt jedoch gewisse Umstände, die den Arbeitern zuweilen einen Vorteil gewähren und sie instand setzen, ihren Lohn weit über jenen Satz zu erhöhen, welcher offenbar der niedrigste ist, der sich mit der gewöhnlichsten Menschlichkeit verträgt.

      Wenn in einem Lande die Nachfrage nach denen, die vom Lohn leben – Arbeiter, Gesellen, Dienstboten aller Art – andauernd wächst; wenn jedes Jahr für eine größere Anzahl von ihnen Beschäftigung liefert als das vorhergehende: so haben die Arbeiter keinen Anlass, sich zur Erhöhung des Lohnes zu verbinden. Der Mangel an Händen ruft einen Wettbewerb unter den Meistern hervor, die, um Arbeiter zu erhalten, einander überbieten und so freiwillig die natürliche Übereinkunft der Meister, den Lohn nicht zu steigern, durchbrechen.

      Die Nachfrage nach Lohnarbeitern kann offenbar nur im Verhältnis zur Zunahme der Fonds wachsen, welche zur Lohnzahlung bestimmt sind. Diese Fonds sind von zweierlei Art; sie bestehen erstens aus dem Einkommen, welches die Kosten des notwendigen Unterhalts, und zweitens aus dem Kapital, welches die Auslagen für die Beschäftigung ihrer Meister übersteigt.

      Wenn der Gutsbesitzer, Rentner oder Geldmann ein größeres Einkommen hat als ihm zum Unterhalt seiner Familie hinreichend erscheint, so verwendet er den ganzen Überschuss oder einen Teil davon dazu, einen oder mehrere Dienstboten zu halten. Nimmt dieser Überschuss zu, so wird er natürlich die Zahl der Dienerschaft vermehren.

      Wenn ein unabhängiger Handwerker, etwa ein Weber oder ein Schuhmacher, mehr Kapital erworben hat als er zum Kauf der für seine eigene Arbeit erforderlichen Rohstoffe und zu seinem Unterhalte bis zum Verkauf der Arbeit braucht, so beschäftigt er natürlich mit dem Überschuss einen oder mehrere Gesellen, um aus ihrer Arbeit Gewinn zu ziehen. Nimmt dieser Überschuss zu, so wird er natürlich auch die Zahl seiner Gesellen vermehren.

      Die Nachfrage nach Lohnarbeitern wächst also notwendig mit der Zunahme des Einkommens und Kapitals eines Landes; und kann unmöglich auch ohne diese wachsen. Die Zunahme des Einkommens und Kapitals ist die Zunahme des Nationalwohlstandes. Folglich wächst die Nachfrage nach Lohnarbeitern naturgemäß mit der Zunahme des Nationalwohlstandes und kann unmöglich ohne sie wachsen.

      Nicht die dermalige Größe des Nationalwohlstandes, sondern seine beständige Zunahme bringt ein Steigen des Arbeitslohns hervor. Demnach steht der Arbeitslohn nicht in den reichsten Ländern am höchsten, sondern in den aufblühenden oder am schnellsten reich werdenden. England ist gegenwärtig sicher ein viel reicheres Land als irgendein Teil von Nordamerika. Der Arbeitslohn steht aber in Nordamerika weit höher als in irgendeinem Teile Englands. In der Provinz New-York verdienen gewöhnliche Arbeiter3 täglich drei Schilling sechs Pence Papier, d. h. zwei Schilling Sterl.; Schiffszimmerleute zehn Schilling sechs Pence Papier nebst einer Pinte Rum, die einen halben Schilling Sterl. wert ist also im Ganzen sechs und einen halben Schilling Sterl.; andere Zimmerleute und Maurer acht Schilling Papier, d. h. vier und einen halben Schilling Sterl.; Schneidergesellen fünf Schilling Papier, d. h. etwa zwei Schilling zehn Pence Sterl. Diese Löhne sind insgesamt höher als die Londoner, und wie es heißt, steht der Arbeitslohn in den übrigen Kolonien ebenso hoch als in New-York. Der Preis der Nahrungsmittel ist in Nordamerika durchweg weit niedriger als in England. Eine Teuerung hat man dort nie gekannt. In den schlechtesten Jahren hatten sie immer noch genug für sich, wenn auch zu wenig zur Ausfuhr. Wenn also der Geldpreis der Arbeit dort höher ist als irgendwo im Mutterlande, so muss ihr Sachpreis, nämlich dasjenige, was dem Arbeiter dafür an Lebens- und Genussmitteln wirklich zu Gebote steht, noch weit höher sein.

      Obgleich nun Nordamerika noch nicht so reich als England ist, so ist es doch viel mehr im Aufblühen begriffen und schreitet weit rascher zu weiterer Erwerbung von Reichtümern fort. Das entscheidendste Kennzeichen des Gedeihens eines Landes ist die Zunahme seiner Einwohnerzahl. In Großbritannien und den meisten übrigen Ländern Europas verdoppelt sich diese Zahl, wie man annimmt, erst in fünfhundert Jahren. In den britischen Kolonien Nordamerikas hat man gefunden, dass sie sich in zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren verdoppelt. Und gegenwärtig ist diese Zunahme nicht hauptsächlich der fortdauernden Einwanderung neuer Bewohner, sondern der großen Vermehrung der Rasse zuzuschreiben. Leute, die ein hohes Alter erreichen,

Скачать книгу


<p>3</p>

Dies wurde im .Jahre 1778 vor dem Beginn der letzten Unruhen geschrieben.