Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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man ihn der stets langsamen und allmählichen Wertveränderung des Silbers hätte zuschreiben können. Die Plötzlichkeit der Wirkung kann nur aus einer Ursache, die plötzlich wirkt, nämlich aus den zufälligen Schwankungen der Witterung, erklärt werden.

      Der Geldpreis der Arbeit ist im Laufe dieses Jahrhunderts in Großbritannien allerdings gestiegen; doch scheint dies nicht sowohl die Folge einer Entwertung des Silbers auf dem europäischen Markte als der zunehmenden Nachfrage nach Arbeit in Großbritannien gewesen zu sein, die aus der großen und fast allgemeinen Wohlfahrt des Landes hervorging. In Frankreich, das Großbritannien im Wohlstande nachsteht, ist der Geldpreis der Arbeit, wie man beobachtet hat, seit Mitte des vorigen Jahrhunderts allmählich mit dem durchschnittlichen Geldpreise des Getreides gesunken. Sowohl im vorigen wie in diesem Jahrhundert soll der Tagelohn gemeiner Arbeit fast unverändert etwa den zwanzigsten Teil des durchschnittlichen Preises eines Septier Weizen (etwas mehr als vier Winchester Bushels) betragen haben. In Großbritannien hat, wie bereits gezeigt worden, der Sachpreis der Arbeit, haben die wirklichen Mengen von Lebens- und Genussmitteln, die dem Arbeiter gegeben werden, im Laufe dieses Jahrhunderts beträchtlich zugenommen. Das Steigen des Geldpreises der Arbeit scheint nicht von einer Entwertung des Silbers auf dem allgemeinen europäischen Markte, sondern vom Steigen des Sachpreises der Arbeit auf den einzelnen Märkten Großbritanniens, das dem besonders glücklichen Zustande des Landes zu verdanken ist, herzurühren.

      Eine Zeitlang nach der Entdeckung Amerikas wurde das Silber immer noch zu seinem früheren Preise, oder nicht viel darunter, verkauft. Die Gewinne der Bergwerke waren eine Zeitlang sehr groß, und weit über ihrem natürlichen Satze. Indessen fanden diejenigen, die Silber einführten, bald, dass die ganze jährliche Einfuhr nicht zu diesem hohen Preise abgesetzt werden könne. Das Silber wurde allmählich gegen eine immer geringere Warenmenge vertauscht. Sein Preis sank tiefer und tiefer, bis er auf seinen natürlichen Satz, d. h. auf den Betrag fiel, der gerade hinreichend war, um den Arbeitslohn, den Kapitalgewinn und die Grundrente, die für Ausbringung und Markttransport gezahlt werden müssen, nach ihrem natürlichen Satze aufzubringen. In den meisten Silberbergwerken von Peru verschlingt, wie bereits bemerkt, die Abgabe an den König von Spanien, die sich auf ein Zehntel des Rohertrages beläuft, die ganze Grundrente. Diese Abgabe bestand ursprünglich in der Hälfte; bald fiel sie auf ein Fünftel, und zuletzt auf ein Zehntel, auf dem sie noch steht. Dies ist anscheinend alles, was in den meisten peruanischen Silberbergwerken nach Wiedererstattung des Unternehmerkapitals samt seinem üblichen Gewinn übrigbleibt; und dieser Gewinn, der einst sehr hoch war, ist anerkanntermaßen jetzt so niedrig, wie es sich überhaupt noch mit der Weiterführung der Werke verträgt.

      Die Abgabe an den König von Spanien wurde 150414, einundvierzig Jahre vor 1545, dem Jahre der Entdeckung der Minen von Potosi, auf den fünften Teil des produzierten Silbers herabgesetzt.

      Im Laufe von neunzig Jahren, bis 1636, hatten diese Bergwerke, die ergiebigsten in ganz Amerika, Zeit genug, ihre volle Wirkung zu üben, oder den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte so weit herabzusetzen als er eben fallen konnte, so lange jene Abgabe an den König von Spanien noch entrichtet wurde. Neunzig Jahre sind eine hinlängliche Zeit, um eine Ware, die kein Monopol hat, auf ihren natürlichen, d. h. den niedrigsten Preis herunterzubringen, zu welchem sie, so lange eine Abgabe darauf ruht, längere Zeit hindurch verkauft werden kann.

      Der Preis des Silbers hätte vielleicht auf dem europäischen Markte noch tiefer fallen und es hätte nötig werden können, entweder die Abgabe darauf nicht bloß auf ein Zehntel wie im Jahre 1736, sondern wie beim Golde auf ein Zwanzigstel herabzusetzen, oder den größten Teil der amerikanischen Minen, die gegenwärtig abgebaut werden, still zu legen. Wahrscheinlich ist die allmähliche Zunahme der Nachfrage nach Silber, oder die allmähliche Erweiterung des Marktes für das Produkt der amerikanischen Silberminen der Grund, der dies verhinderte und den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte nicht nur auf seiner Höhe erhielt, sondern vielleicht sogar noch etwas höher steigerte als er um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gestanden hatte.

      Seit der Entdeckung Amerikas hat der Markt für das Produkt seiner Silberminen allmählich immer größere Ausdehnung gewonnen.

      Erstens: der europäische Markt hat sich allmählich immer mehr ausgedehnt. Seit der Entdeckung Amerikas hat der größte Teil Europas an Kultur sehr zugenommen. England, Holland, Frankreich und Deutschland, selbst Schweden, Dänemark und Russland haben im Ackerbau und den Gewerben bedeutende Fortschritte gemacht. Italien scheint wenigstens nicht zurückgegangen zu sein. Vor der Eroberung von Peru war Italien im Verfall; seitdem scheint es sich eher etwas erholt zu haben. Spanien und Portugal werden allerdings als zurückgekommen betrachtet. Indessen ist Portugal nur ein kleiner Teil von Europa, und der Verfall Spaniens ist vielleicht nicht so groß als man gewöhnlich annimmt. Am Anfange des sechzehnten Jahrhunderts war Spanien selbst im Vergleich mit Frankreich, das seit jener Zeit so bedeutend fortgeschritten ist, ein sehr armes Land. Kaiser Karl der Fünfte, der so oft durch beide Länder gereist war, machte die bekannte Bemerkung, dass in Frankreich an allen Dingen Überfluss, in Spanien an allen Dingen Mangel sei. Das zunehmende Produkt des Ackerbaus und der Gewerbe in Europa musste notwendig einen allmählichen Zugang an Silbermünzen erfordern, um es in Umlauf zu setzen; und die wachsende Zahl reicher Leute musste eine gleiche Zunahme an silbernem Gerät und anderen Schmuckgegenständen zur Folge haben.

      Zweitens: Amerika selbst ist für das Produkt seiner Silberminen ein neuer Markt, und da es im Ackerbau, in der Industrie und an Volkszahl weit schnellere Fortschritte macht als die blühendsten europäischen Länder, so muss sein Bedarf noch weit schneller zunehmen. Die englischen Kolonien sind ein durchaus neuer Markt, der teils für Münze, teils für Geräte eine stets wachsende Silberzufuhr für einen ganzen Erdteil, in dem früher nie eine Nachfrage darnach bestanden hatte, nötig macht. Auch die meisten spanischen und portugiesischen Kolonien sind ganz neue Märkte. Neu-Granada, Yucatan, Paraguay und Brasilien waren, ehe sie von den Europäern entdeckt wurden, von wilden Völkerschaften bewohnt, die weder Künste noch Ackerbau kannten. Seitdem sind diese Länder erheblich kultiviert worden. Selbst Mexiko und Peru, wenn sie auch nicht als durchaus neue Märkte betrachtet werden können, sind doch gewiss jetzt weit bedeutendere Märkte als je zuvor. Wer nach all’ den wunderbaren Geschichten, die über den glänzenden Zustand dieser Länder in früheren Zeiten geschrieben worden sind, mit einiger Nüchternheit die Geschichte ihrer Entdeckung und Eroberung liest, wird bald erkennen, dass ihre Bewohner von Gewerben, Ackerbau und Handel weit weniger wussten als heutzutage die Tartaren der Ukraine. Selbst die Peruaner, das zivilisierteste der beiden Völker bedienten sich zwar des Goldes und Silbers zum Schmuck, kannten aber keinerlei gemünztes Geld. Ihr ganzer Handel war ein Tauschhandel, und es gab deshalb auch kaum irgendeine Arbeitsteilung unter ihnen. Wer den Boden bestellte, musste sich auch sein Haus selbst bauen, seine Möbel, Kleider, Schuhe und sein Ackergerät selbst verfertigen. Die wenigen Handwerker unter ihnen sollen von dem König, den Adeligen und Priestern gehalten worden sein und waren wahrscheinlich ihre Diener oder Sklaven. alle die früheren Gewerbe Mexikos und Perus haben niemals auch nur ein einziges Fabrikat nach Europa geliefert. Die spanischen Heere fanden, obwohl sie kaum jemals über fünfhundert Mann und oft kaum halb so stark waren, es dennoch fast überall sehr schwer, sich Lebensmittel zu verschaffen. Die Hungersnot, die sie fast überall, wohin sie kamen, selbst in Gegenden, die als sehr bevölkert und wohlangebaut geschildert werden, verursacht haben sollen, beweist hinlänglich, dass das Märchen von diesem Volksreichtum und dieser hohen Kultur meist auf Dichtung beruht. Die spanischen Kolonien stehen unter einer Regierung, die in vielen Beziehungen dem Ackerbau, der Kultur und Bevölkerungszunahme weniger günstig ist als die der englischen Kolonien. Gleichwohl scheinen sie in all’ dem weit schnellere Fortschritte zu machen als irgendein europäisches Land. Auf einem fruchtbaren Boden und unter einem glücklichen Klima scheint der große Überfluss und die Wohlfeilheit von Grund und Boden, ein Umstand, der allen neuen Kolonien gemeinsam ist, ein so großer Vorteil zu sein, dass er viele Mängel der bürgerlichen Regierung wieder gut macht. Nach Frezier, der Peru 1713 besuchte, soll Lima zwischen 25,000 und 28,000 Einwohner haben; Ulloa, der sich dort zwischen 1740 und 1746 aufhielt, gibt die Einwohnerzahl auf etwa 50,000 an. Der Unterschied in ihren Schätzungen der Einwohnerzahl verschiedener

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Solorzano, Vol. II.