Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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ist sie notwendig mit einer Verringerung in ihrem Werte verknüpft.

      Wenn hingegen der Reichtum eines Landes wächst, und der jährliche Ertrag seiner Arbeit allmählich immer größer wird, so wird für den Umlauf einer größeren Warenmenge eine größere Menge gemünzten Geldes nötig; und da die Leute mehr Mittel besitzen und mehr Waren dafür zu geben haben, so werden sie auch immer mehr Gerät von edlem Metall kaufen. Ihre Geldmenge wird mit dem Bedürfnis wachsen, die des Geräts mit ihrer Eitelkeit und Prunksucht aus demselben Grunde, aus welchem auch die Zahl schöner Statuen, Gemälde und anderer Gegenstände des Luxus und der Liebhaberei unter ihnen wahrscheinlich zunehmen wird. Wie aber Bildhauer und Maler in Zeiten des Reichtums und Glückes schwerlich schlechter bezahlt werden als in den Zeiten der Armut und Not, so wird auch Gold und Silber wohl nicht schlechter bezahlt werden.

      Wie der Preis von Gold und Silber, wenn er nicht durch die zufällige Entdeckung ergiebigerer Bergwerke nieder gehalten wird, mit dem Reichtum jedes Landes naturgemäß steigt, so ist er, der Stand der Bergwerke sei welcher er wolle, allezeit in einem reichen Lande naturgemäß höher als in einem armen. Gold und Silber suchen, wie alle anderen Waren den Markt auf, auf dem der beste Preis für sie bezahlt wird, und der beste Preis pflegt für jede Sache in dem Lande bewilligt zu werden, das ihn am leichtesten zu geben imstande ist. Die Arbeit ist, wie man festhalten muss, der letzte Preis, der für alle Dinge bezahlt wird, und in Ländern, wo die Arbeit gleich gut bezahlt wird, richtet sich der Geldpreis der Arbeit nach dem der Lebensmittel des Arbeiters. Nun wird für Gold und Silber in einem reichen Lande natürlich eine größere Menge von Lebensmitteln zu haben sein als in einem armen, d. h. in einem Lande, das an Lebensmitteln Überfluss hat, eine größere als in einem Lande, das nur mäßig damit versorgt ist. Sind die beiden Länder weit voneinander entfernt, so kann der Unterschied sehr groß sein, weil, obschon die Metalle von selbst von dem schlechteren zu dem besseren Markte gehen, es doch .schwierig kann, sie in solchen Mengen dahin zu bringen, um ihren Preis an beiden Orten ins Gleichgewicht zu setzen. Liegen die Länder dagegen nahe bei einander, so wird der Unterschied geringer und manchmal kaum merkbar sein, weil die Versendung in diesem Falle leicht ist. China ist ein weit reicheres Land als irgendein europäisches, und der Unterschied im Preise der Lebensmittel zwischen China und Europa ist sehr groß: der Reis ist in China viel wohlfeiler als der Weizen irgendwo in Europa. England ist ein viel reicheres Land als Schottland, aber der Unterschied in dem Geldpreise des Getreides ist in diesen beiden Ländern weit geringer und kaum bemerkbar. Der Menge oder dem Maße nach scheint das schottische Getreide zwar um vieles wohlfeiler zu sein als das englische; aber der Beschaffenheit nach ist es gewiss etwas teurer. Schottland erhält fast alle Jahre starke Zufuhren aus England, und jede Ware muss in dem Lande, wohin sie gebracht wird, etwas teurer sein als in demjenigen, aus dem sie kommt. Daher muss das englische Getreide in Schottland teurer sein als in England, und kann seiner Beschaffenheit nach, oder entsprechend der Menge und Güte des Mehls, das aus ihm bereitet wird, in der Regel dort nicht teurer verkauft werden als das schottische Getreide, das mit ihm in Wettbewerb tritt.

      Der Unterschied zwischen dem Geldpreise der Arbeit in China und in Europa ist noch größer als der zwischen dem Geldpreise der Lebensmittel, weil der wirkliche Lohn der Arbeit in Europa höher ist als in China; denn der größte Teil Europas ist im Fortschreiten begriffen, während China still zu stehen scheint. In Schottland ist der Geldpreis der Arbeit niedriger als in England, weil der wirkliche Lohn der Arbeit weit niedriger ist; denn wenn Schottland auch fortschreitet, so schreitet es doch langsamer fort als England. Die Häufigkeit der Auswanderung aus Schottland und ihre Seltenheit aus England beweist deutlich, dass die Nachfrage nach Arbeit in beiden Ländern sehr verschieden ist. Das Verhältnis zwischen dem wirklichen Lohn der Arbeit in verschiedenen Ländern richtet sich, wie festzuhalten ist, nicht nach ihrer dermaligen Wohlhabenheit oder Armut, sondern darnach, ob sie fortschreiten, still stehen oder zurückgehen.

      Wie Gold und Silber unter den reichsten Nationen naturgemäß den größten Wert haben, so unter den ärmsten den geringsten. Unter den Wilden, den ärmsten der Menschen, haben sie fast gar keinen Wert.

      In großen Städten ist das Getreide stets teurer als in entfernten Teilen des Landes. Dies ist jedoch nicht die Folge der tatsächlichen Wohlfeilheit des Silbers, sondern der tatsächlichen Teuerung des Getreides. Es kostet nicht weniger Arbeit, das Silber in die große Stadt als in die entfernten Teile des Landes zu schaffen: aber es kostet viel mehr Arbeit, Getreide dahin zu schaffen.

      In einigen sehr reichen Handelsstaaten, wie in Holland und dem Gebiete von Genua, ist das Getreide aus demselben Grunde teurer als in großen Städten. Sie bringen nicht genug für den Unterhalt ihrer Bewohner hervor. Sie sind reich an Fleiß und Geschick ihrer Künstler und Handwerker, reich an jeder Art von Maschinen, die die Arbeit erleichtern und abkürzen, reich an Schiffen und allen anderen Werkzeugen und Mitteln des Transports und Handels; aber sie sind arm an Getreide, das, da es aus fernen Ländern dahin gebracht werden muss, durch einen Aufschlag auf seinen Preis die Fracht zu zahlen hat. Es kostet nicht weniger Arbeit, Silber nach Amsterdam als nach Danzig zu bringen, aber es kostet bedeutend mehr, Getreide dahin zu bringen. Die wirklichen Kosten des Silbers müssen an beiden Orten fast die nämlichen, die des Getreides aber sehr verschieden sein. Minderte sich der wirkliche Reichtum Hollands oder Genuas, während gleichzeitig die Zahl ihrer Einwohner dieselbe bliebe, minderte sich ihre Fähigkeit, sich aus fernen Ländern zu versorgen: so würde der Preis des Getreides mit dieser Verringerung in der Menge ihres Silbers, die jene Abnahme notwendig entweder als Ursache oder als Wirkung begleiten muss, nicht sinken, sondern vielmehr bis zu Hungersnotpreisen steigen. Fehlt uns das Notwendige, so müssen wir uns der überflüssigen Dinge entschlagen, deren Wert in Zeiten des Reichtums und Glücks steigt und ebenso in Zeiten der Not und Armut sinkt. Anders ist es mit den notwendigen Dingen. Ihr Sachpreis, die Arbeitsmenge, welche dafür zu haben ist, steigt in Zeiten der Armut und Not, und fällt in Zeiten des Reichtums und Gedeihens, die stets Zeiten großen Überflusses sind, da sie sonst nicht Zeiten des Reichtums und Gedeihens sein könnten. Getreide ist etwas Notwendiges, Silber etwas Überflüssiges.

      Wie groß also auch die Zunahme in der Menge der edlen Metalle gewesen sein mag, die zwischen der Mitte des II. und der des 16. Jahrhunderts aus der Zunahme des Reichtums und der Kultur hervorging, so konnte sie dennoch weder in Großbritannien noch in einem anderen Teile Europas ihren Wert verringern. Hatten daher die Schriftsteller über die Preise früherer Zeiten keinen Grund, aus Beobachtungen über die Preise des Getreides und anderer Waren die Verringerung des Silberwertes zu folgern, so hatten sie noch weniger Grund, sie aus einer vorausgesetzten Zunahme des Reichtums und der Kultur herzuleiten.

      Zweite Periode

      So verschieden die Meinungen der Gelehrten über das Fortschreiten des Silberwerts während der ersten Periode waren, so einstimmig sind sie in dieser Hinsicht während der zweiten Periode.

      Etwa von 1570 bis 1640, während eines Zeitraums von ungefähr 70 Jahren, nahm die Änderung in dem Wertverhältnis des Silbers zum Getreide eine ganz entgegengesetzte Richtung. Das Silber sank in seinem Sachwerte, d. h. es konnte nur gegen eine geringere Arbeitsmenge als früher vertauscht werden, das Getreide dagegen stieg in seinem Nominalpreise, und wurde mit der Zeit, statt für etwa zwei Unzen Silber der Quarter, oder etwa zehn Schilling unseres heutigen Geldes, für sechs bis acht Unzen Silber oder etwa dreißig bis vierzig Schilling unseres Geldes verkauft.

      Die Entdeckung der reichen amerikanischen Minen scheint die einzige Ursache der Abnahme des Verhältnisses zwischen Silber und Getreide gewesen zu sein. So wird die Sache von jedermann erklärt, und es erhob sich weder über die Tatsache selbst, noch über seine Ursache jemals ein Streit. Der größte Teil Europas schritt in diesem Zeiträume im Gewerbfleiß und in der Bodenkultur fort, und die Nachfrage nach Silber musste daher stets zunehmen; allein die Zunahme des Angebots überstieg allem Anschein nach die Nachfrage so sehr, dass der Wert jenes Metalls bedeutend fiel. Die Entdeckung der amerikanischen Minen scheint, was beachtenswert ist, auf die Preise der Dinge in England bis nach 1570 nicht merklich eingewirkt zu haben, obgleich selbst die Minen von Potosi mehr als zwanzig Jahre

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