Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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kaum geringere Zunahme als die in den englischen Kolonien. Amerika ist mithin für das Produkt seiner eigenen Silberminen ein neuer Markt, dessen Nachfrage weit schneller zunehmen muss als die der blühendsten europäischen Länder.

      Drittens: ein fernerer Markt für das Produkt der amerikanischen Silberminen ist Ostindien, und zwar ein Markt, der seit der Entdeckung jener Minen ununterbrochen eine immer größere Menge Silber aufnahm. Seit jener Zeit hat der direkte Handel zwischen Amerika und Ostindien, der auf den Acapulco-Schiffen getrieben wird, beständig zugenommen, und der indirekte Verkehr über Europa ist in noch weit höherem Maße gestiegen. Im sechszehnten Jahrhundert waren die Portugiesen die einzigen Europäer, die einen regelmäßigen Handel nach Ostindien trieben. In den letzten Jahren dieses Jahrhunderts begannen die Holländer dieses Monopol anzugreifen, und vertrieben jene innerhalb weniger Jahre aus ihren bedeutendsten Besitzungen in Indien. Während der größeren Hälfte des vorigen Jahrhunderts teilten sich diese beiden Nationen in den größten Teil des ostindischen Handels, wobei der holländische Handel in noch größerem Maße zunahm als der portugiesische sank. Die Engländer und Franzosen trieben schon im vorigen Jahrhundert einigen Handel mit Indien, aber erst im Laufe des jetzigen wurde er bedeutend. Der ostindische Handel der Schweden und Dänen begann im Laufe des jetzigen Jahrhunderts. Selbst die Moskowiter haben jetzt einen regelmäßigen Verkehr mit China mittelst einer Art von Karawanen, die über Land durch Sibirien und die Tartarei nach Peking ziehen. Der ostindische Handel aller dieser Nationen war, bis auf den der Franzosen, den der letzte Krieg fast ganz vernichtet hatte, in fast ununterbrochener Zunahme. Der steigende Verbrauch ostindischer Waren in Europa ist anscheinend groß genug, um allen diesen Nationen eine stets wachsende Beschäftigung zu gewähren. Tee z. B. war ein Artikel, der vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur wenig gebraucht wurde. Gegenwärtig beläuft sich der Wert des von der englisch-ostindischen Compagnie alle Jahre zum Gebrauch ihrer Landsleute eingeführten Tees auf mehr als anderthalb Millionen, und selbst das reicht nicht hin, da aus den Häfen Hollands, von Gothenburg in Schweden und auch von den Küsten Frankreichs, wenigstens so lange die französisch-ostindische Compagnie in Blüte war, fortwährend eine große Menge in das Land eingeschmuggelt wird. Beinahe in gleichem Verhältnis ist der Gebrauch des chinesischen Porzellans, der Gewürze von den Molukken, der bengalischen Stückgüter und unzähliger anderer Artikel gewachsen. Der Tonnengehalt aller im Ostindienhandel beschäftigten europäischen Schiffe war demgemäß im vorigen Jahrhundert wohl nie größer als allein der der Schiffe der englisch-ostindischen Compagnie vor der neuerdings erfolgten Beschränkung ihrer Schiffszahl.

      Der Wert der Metalle aber war in Ostindien, besonders in China und Hindostan als die Europäer zuerst mit diesen Ländern Handel zu treiben anfingen, weit höher als in Europa, und er ist es noch heute. In Reisländern, die gewöhnlich zwei, zuweilen drei Ernten im Jahre liefern, deren jede reichlicher ist als eine gewöhnliche Getreideernte, muss der Überschuss an Nahrungsmitteln weit größer sein als in irgendeinem Getreidelande von gleicher Ausdehnung. Solche Länder sind daher auch weit mehr bevölkert. Da hier den Reichen ein größerer Überschuss von Nahrungsmitteln über ihren eigenen Verbrauch zu Gebote steht, so können sie eine weit größere Menge Arbeit anderer Leute kaufen. Das Gefolge eines chinesischen oder hindostanischen Großen ist demgemäß, nach allen Berichten, weit zahlreicher und glänzender als das der reichsten nichtfürstlichen Personen in Europa. Derselbe Überfluss an verfügbaren Nahrungsmitteln setzt sie in den Stand, eine größere Menge von ihnen für alle jene eigenartigen und seltenen Erzeugnisse zu geben, die die Natur nur in sehr geringen Mengen liefert, wie die edlen Metalle und Edelsteine, um die unter den Reichen so viel Wettbewerb besteht. Wären daher auch die Bergwerke, die den indischen Markt versorgten, ebenso ergiebig gewesen als die, die den europäischen Markt ergänzten, so würden jene Waren doch in Indien eine größere Menge Nahrungsmittel austauschen als in Europa. Nun scheinen aber die Bergwerke, welche den indischen Markt mit edlen Metallen versorgten, viel weniger ergiebig, dagegen die, welche ihn mit Edelsteinen versahen, viel ergiebiger gewesen zu sein als die europäischen, und die edlen Metalle gelten deshalb in Indien eine etwas größere Menge von Edelsteinen und eine noch weit größere Menge von Nahrungsmitteln als in Europa. Der Geldpreis der Diamanten, dieses überflüssigsten aller Dinge, wird in dem einen Lande etwas geringer, und der der Nahrungsmittel, des ersten aller Bedürfnisse, viel geringer sein als in dem anderen. Aber der Sachpreis der Arbeit, die wirkliche Menge von Lebensbedürfnissen, die die Arbeiter erhalten, ist, wie bereits bemerkt, sowohl in China wie in Hindostan, den beiden großen Märkten des Orients, niedriger als in den meisten Teilen Europas. Der Lohn des Arbeiters wird dort eine geringere Menge von Nahrungsmitteln kaufen, und da der Geldpreis der Nahrungsmittel in Indien weit geringer ist als in Europa, so ist der Geldpreis der Arbeit dort in doppelter Hinsicht niedriger, einerseits wegen der geringen Menge von Nahrungsmitteln, die dafür zu haben ist, und andererseits wegen ihres geringen Preises. Doch wird in Ländern von gleicher gewerblicher Entwicklung der Geldpreis der meisten Fabrikate sich nach dem Geldpreise der Arbeit richten, und wenn auch China und Hindostan in dieser Beziehung nicht ganz an Europa heranreichen, so stehen sie doch nicht erheblich zurück. Der Geldpreis der meisten Industrieerzeugnisse wird daher natürlich in diesen großen Reichen viel niedriger sein als irgendwo in Europa. In den meisten Gegenden Europas vermehren auch die Kosten der Landfracht sowohl den Sach- wie den Nominalpreis der Industrieerzeugnisse beträchtlich. Es kostet hier mehr Arbeit, und darum auch mehr Geld, zuerst das Material und dann die fertige Ware auf den Markt zu bringen. In China und Hindostan wird durch die weitverzweigte Binnenschifffahrt der größte Teil dieser Arbeit und folglich dieses Geldes erspart, und sowohl der Sach- wie der Nominalwert der meisten Industrieerzeugnisse stellt sich dadurch noch niedriger. Aus allen diesen Gründen war es jederzeit äußerst vorteilhaft, die edlen Metalle von Europa nach Indien zu verführen, und ist es noch heute. Es gibt schwerlich eine Ware, die dort einen besseren Preis ergibt oder nach Verhältnis der Menge von Arbeit und Waren, die sie in Europa kostet, eine größere Menge von Arbeit und Waren in Indien zu kaufen vermag. Es ist auch vorteilhafter, Silber als Gold dahin zu führen, weil das Verhältnis zwischen Feinsilber und Feingold in China und auf den meisten anderen orientalischen Märkten nur wie zehn oder höchstens wie zwölf zu eins steht, während es in Europa wie vierzehn oder fünfzehn zu eins ist. In China und auf den meisten anderen orientalischen Märkten kauft man für zehn oder höchstens zwölf Unzen Silber eine Unze Gold; in Europa braucht man vierzehn bis fünfzehn Unzen dazu. Deshalb macht das Silber in den meisten europäischen Schiffen, die nach Indien segeln, gewöhnlich den wertvollsten Bestandteil der Ladung aus; ebenso wie bei den Acapulcoschiffen, die nach Manila segeln. So scheint das Silber des neuen Kontinents eine der hauptsächlichsten Waren zu sein, die den Handel zwischen den beiden äußersten Enden des alten Festlandes vermitteln, und großenteils durch seine Dazwischenkunft werden jene so weit voneinander entfernten Teile mit einander verknüpft.

      Um einen so weit ausgedehnten Markt zu versorgen, muss die jährlich aus den Bergwerken gewonnene Silbermenge nicht nur groß genug sein, um jenen beständigen Zugang an gemünztem Gelde und an Gerät, der in allen blühenden Ländern erforderlich ist, zu unterhalten, sondern auch die beständige Abnutzung des Silbers zu ersetzen, die überall vorkommt, wo dies Metall im Gebrauch ist.

      Der beständige Abgang der edlen Metalle durch die Abnutzung der Münzen und Geräte ist sehr bedeutend, und würde allein schon bei Waren, die so allgemein angewendet werden, eine sehr große jährliche Zufuhr erfordern. Der Abgang dieser Metalle in einigen Gewerben ist zwar vielleicht im Ganzen nicht größer als jener allmähliche Abgang; aber merklicher, weil viel schneller. In den Manufakturen von Birmingham allein soll die Menge des jährlich zum Vergolden und Plattieren verwendeten Goldes und Silbers, das niemals wieder in der Gestalt dieser Metalle erscheinen kann, sich auf mehr als fünfzig tausend Pfund belaufen. Danach kann man sich einen Begriff machen, wie groß der jährliche Verbrauch in allen Teilen der Welt sein muss, sei es für ähnliche Waren wie die von Birmingham, sei es für Tressen, Stickereien, Gold- und Silberstoffe, Vergoldungen an Büchern und Möbeln usw. Eine bedeutende Menge dieser Metalle muss jährlich auch beim See- und Landtransport verloren gehen. Die in den meisten asiatischen Ländern herrschende Sitte, Schätze zu vergraben, von denen die Kenntnis oft mit der Person, die sie vergraben hat, stirbt, muss einen noch weit größeren Verlust verursachen.

      Die Menge des nach Cádiz und Lissabon eingeführten Goldes

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