Der Arzt auf Java. Александр Дюма

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Der Arzt auf Java - Александр Дюма

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geboren wurde, als die wallonischen Provinzen französische Departements waren.

      Die Nationalität, welche Wilhelmine (wie ihr Gatte sie beständig nannte) sich beilegte, rechtfertigte ihre Lebendigkeit, die um so auffallender war, da, wie wir erwähnten, ihre gewaltige Körperfülle nicht gut zu derselben paßte; diese Beweglichkeit stimmte auch wenig zu der phlegmatischen und gesetzten Haltung, welche Herr Maes von acht Uhr Morgens bis sechs Uhr Abends bewahrte, und Madame Maes, die auf ihre französische Lebendigkeit eine echt holländische Strenge gepfropft hatte, die Folge der Dankbarkeit gegen ihr Adaptiv-Vaterland, begriff eben so wenig den Maes, den Epikuräer und Lebemann, den sie von sechs Uhr Abends bis acht Morgens besaß, wie den strengen und gemessenen Maes, der ihr von acht Uhr Morgens bis sechs Uhr Abends entschlüpfte.

      So kam es, daß der Tempel des Janus, der unter der Herrschaft des Augustus drei Mal geschlossen wurde, in der Häuslichkeit des Platzes Weltevrede dieses Vorzuges nur selten genoß.

      Indeß schien Herr Maes über die Erscheinung seiner Frau sehr zufrieden zu sein, da sie kurz die Mittheilung abschnitt, die Madame van der Beek von ihm verlangte und die so schwer zu machen schien.

      »Ja, Du hast Recht, Wilhelmine,« sagte er, »die Stunde, zu welcher meine Arbeiten beendigt sein müssen, ist in der That erschienen, und diese Arbeiten sind unter unserem brennenden Himmel so peinlich, daß wir,« fügte er, gegen Esther gewendet, hinzu, »ebenso pünctlich darin sind, sie zu beendigen, wie sie anzutreten. Wenn Madame es mir gestatten, werden wir daher unser jetziges Gespräch auf einen andern Tag verschieben und ich werde dieselbe um die Bestimmung einer ihr passenden Stunde bitten, damit wir die Actenstücke unterzeichne.«

      »Ich wiederhole Ihnen, mein Herr,« erwiederte Esther, »daß ich nicht weiß, ob wir diese Erbschaft antreten können, so lange wir die Bedingungen dieses merkwürdigen Codicills nicht kennen.«

      »Wie!« rief Madame Maes, »Du hast der Madame van der Beek die Nichtswürdigkeit ihres alten schuftigen Onkels nicht mitgetheilt? Ei das wäre! Ich finde sie in der That sehr ruhig.für eine Frau, die wissen mußte, was vorgegangen ist.«

      »Ich muß Dir bemerken, meine theure Wilhelmine,« entgegnete Herr Maes, indem er die Brille, die er bereits auf den Tisch gelegt hatte, wieder aufsetzte, »ich muß Dir bemerken, daß dies eine Geschäftsangelegenheit ist, in welcher Deine Einmischung unpassend wäre.«

      »Und ich bemerke Ihnen, mein Herr,« entgegnete Wilhelmine mit bitterem Tone, »daß die Stunde der Geschäfte vorüber ist und daß diese junge Dame, welche mir der höchsten Theilnahme würdig erscheint, erfahre, wie weit die Schlechtigkeit gewisser Menschen gehen kann. – Uebrigens, mein Herr, mache ich Sie darauf aufmerksam, daß ich der Dame die Sache mittheilen werde, wenn Sie es nicht thun.«

      »in der That,« sagte Herr Maes, sich besinnend, »scheint mir diese Mittheilung im Grunde genommen so unwichtig zu sein, daß es besser ist, sie werde bei einem einfachen gesellschaftlichen Geplauder gemacht, als durch einen Vertreter des Gesetzes. Gleichwohl wünschte ich dieser Eröffnung einige Fragen vorauszuschicken, deren Unbescheidenheit zu verzeihen ich Madame van der Beek bitte. Diese Unbescheidenheit wird übrigens durch den Inhalt des erwähnten Codicills vollkommen erklärt werden.«

      »Sprechen Sie, mein Herr!« sagte Esther ungeduldig.

      »Zunächst, Madame, muß ich Sie fragen, – ob Ihre Ehe mit Herrn van der Beek eine Heirath aus Liebe ist?«

      »O, gewiß mein Herr!« sagte Esther. »Wir waren Beide gleich arm und wußten durchaus nicht, was aus meinem Onkel Basilius Menuis geworden war; so arm, daß die Trauringe, welche wir wechselten, ganz einfache silberne Ringe sind.«

      Und ihre Linke dem Notar reichend, zeigte sie ihm in der That an dem Mittelfinger einen Ring von diesem untergeordneten Metall.

      Herr Maes übersah mit einem Blick die Hand und den Ring; er fand die erstere sehr schön und den letzteren sehr einfach.

      »Sehen Sie wohl,« fügte Esther hinzu, »und dennoch würde ich diesen Ring nicht gegen den Diamanten des Groß-Mogol vertauschen.«

      »Und Ihr Mann hat einen ähnlichen?« fragte der Notar-.

      »Genau einen gleichen.«

      »Und er hält auf seinen Ring eben so sehr, wie Sie auf den Ihrigen?«

      »Ich würde darauf schwören.«

      »Das ist schon etwas sehr Gutes,« sagte der Notar. »Nur sagen Sie mir noch, meine gute Dame, seit wie langer Zeit Sie verheirathet sind?«

      »Seit länger als achtzehn Monaten.«

      »Und während dieser achtzehn Monate, das ist die kitzliche Frage, Madame, indeß werden Sie sogleich die Wichtigkeit derselben erkennen – seit diesen achtzehn Monaten würden Sie für die Treue Ihres Mannes haften?«

      »Mit meinem Leben!« rief ohne Zögern Esther.«

      »Glückliche Frau,« sagte Madame Maes. »Ich hafte dafür, daß während des ersten Monats unserer Ehe dieses Ungeheuer – dabei deutete sie auf Herrn Maes – »schon drei oder vier Treulosigkeiten gegen mich begangen hatte.«

      »Wilhelmine! Wilhelmine? sagte Herr Maes, »wenn Du uns jeden Augenblick unterbrichst, kommen wir nie zu Ende.« Sich zu Esther wendend, fügte er dann hinzu: »Ueber die Vergangenheit beruhigt, Madame, hegen Sie also durchaus keine Besorgniß wegen der Zukunft?«

      »Durchaus nicht.«

      »Nun wohl Madame, so erfahren Sie denn –«

      »Ja, erfahren Sie, liebe Kleine, daß Ihr Onkel ein Ungeheuer war, ein Wüstling, der öffentlich in der schmachvollsten Zügellosigkeit lebte.«

      »Wilhelmine!« ermahnte Herr Maes.

      »Laß mich in Ruhe,« sagte Wilhelmine; »Du bist nicht besser, wie er. Ach, liebe Kleine,« fuhr die Frau des Notars fort, indem sie die Hände der Madame van der Beek in die ihrigen nahm und ihre kleinen grauen Augen mit dem Ausdrucke des Schmerzes zu der rothen Decke des Zimmers erhob, »wenn Sie wüßten, in was für ein abscheuliches Land Sie gekommen sind; wenn Sie den Grad der Irreligion und der Demoralisation kennten, zu welchem die Bewohner gelangt sind und der Herr dort vor Allen!«

      »Aber werde ich denn endlich, Madame,«sagte Esther ungeduldig, »das berüchtigte Codicill kennen lernen —«

      »Mein teures Kind, Ihr Ungeheuer von einem Onkel hatte einen wahren Harem, gleich dem Großtürken; über zwanzig Weiber, sagt man.«

      »Drei; nur drei,« unterbrach sie Herr Maes, »und alle drei waren ausgezeichnet schön.«

      »Hören Sie es? Hören Sie es?«

      »Und mein Onkel,« sagte Esther, »hat einen Theil seines Vermögens diesen drei Weibern hinterlassen. Darin erblicke ich nur etwas sehr Natürliches. Mein Onkel war mir zu Nichts verpflichtet. Er machte mich zur Millionärin. Die Dankbarkeit verbietet mir, einen Tadel über seine Ausführung auszusprechen und seine Großmuth im Geringsten anzutasten.«

      »Armer Engel des guten Gottes,« rief Madame Maes, indem sie Esther umarmte, »welch’ ein Zartgefühl, welch’ ein Herz! Ist es nicht abscheulich, so gute, so reine Geschöpfe, wie wir sind, den gemeinen Leidenschaften solcher Wesen überliefert zu sehen? Aber mein liebes Kind, das wäre nichts; das sind dergleichen Betrübnisse, denen wir uns unterwerfen müssen, ohne zu murren. Nein, nein, es ist schlimmer, als Sie denken. Stellen Sie sich vor, daß dieser höllische Basilius, der, übrigens ganz das Aussehen eines Schurken hatte, durch ein Testament

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