Der Arzt auf Java. Александр Дюма

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Der Arzt auf Java - Александр Дюма

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zu Herrn Maes, indem sie hoffte, daß derselbe durch einige Worte der Redseligkeit seiner Frau ein Ziel setzen würde.

      »Er hat ein Drittel Ihres Vermögens Derjenigen der drei Weiber versprochen, der es gelingen würde, die Liebe Ihres Mannes zu erringen,« erwiederte ohne Zögern der Notar.

      »Ihres Mannes! Ist das nicht entsetzlich, mein armes Kind? Man muß ein Mann sein, um so etwas Nichtswürdiges, so etwas Unanständiges, zu ersinnen.«

      »Ich finde es nur komisch,« erwiederte Herr Maes, »besonders auf diese drei Weiber angewendet.«

      »Wie so auf drei?« fragte Esther.

      »Ohne Zweifel, liebe Kleine, so, daß wenn es diesen drei Geschöpfen gelingt, die Liebe Ihres Mannes Eine nach der Andern zu gewinnen, Sie nicht nur betrogen, gedemütigt, geopfert sind, sondern auch um Ihr Vermögen gebracht.«

      »Ist das wahr, mein Herr?« fragte Esther zögernd, »ein so eigenthümliches Codicill ist kaum zu glauben.«

      »Ach Madame,« entgegnete der Notar, indem er verzweiflungsvoll mit dem Kopfe nickte, »nichts ist wahrer.«

      »Aber Sie werden klagen, meine liebe Madame van der Beek« rief Wilhelmine. »Aus Liebe zu dem heiligen Institute der Ehe müssen Sie klagen und die Gerichtshöfe werden einem so abscheulichen Verlangen Gerechtigkeit widerfahren lassen.«

      »Unsinn!« rief Herr Maes. »Klagen! Als ob dieser Teufel von Doctor nicht Alles vorausgesehen hätte! Sagt dieses Codicill nicht ganz deutlich, daß für den Fall, wenn es angetastet werden sollte, das erste Testament ungültig ist und das ganze Vermögen der Regierung zufällt? – Auf anderthalb Millionen Gulden zu verzichten – da haben Sie gut reden, Madame Maes.«

      »Ach, mein Herr,« sagte Esther, »ich gebe Ihnen die Versicherung, daß es nicht die Größe dieses Vermögens ist, die mich reizt, sondern die Furcht vor der Noth, die mich entscheidet Eusebius ist krank, sehr krank, und ich gestehe Ihnen, daß ohne die Erbschaft, welche uns auf so wunderbare Weise zufiel, unsere Hilflosigkeit so groß ist, daß ich gezwungen wäre, mich von ihm zu trennen und von der öffentlichen Barmherzigkeit die Sorgfalt für ihn zu erbitten, die ich ihm nicht gewähren könnte. Ich bin tief betrübt über das Aergerniß, welches dieses unglückselige Codicill veranlaßt, aber es erschreckt mich keineswegs. Die Liebe meines Eusebius für mich ist unwandelbar. Ich kenne sein Herz und bin überzeugt, daß nie eine Andere als ich darin Platz finden wird.«

      »Arme Frau! Welch’ ein Glaube!« rief Madame Maes und trocknete sich eine Thräne.

      Herr Maes hustete und fragte: »Sie nehmen also die Erbschaft an?«

      »Ich nehme sie an.«

      »Und Sie thun meiner Treu wohl daran; es gibt in der Welt so viel zu lieben, daß drei Ausnahmen von keinem großen Belange sind.«

      »Herr Maes,« sagte Wilhelmine, »Sie sind ein durchaus verderbter Mensch; achten Sie wenigstens das Zartgefühl dieser jungen Frau.«

      »Ei, Madame,« entgegnete der Notar, »ist es nicht sieben Uhr vorbei und folglich erlaubt, über den komischen Gedanken des Doctor Basilius zu scherzen?«

      »Komisch! Komisch!« rief Madame Maes. »Das Ungeheuer findet den Gedanken komisch?«

      »Mein Herr,« sagte Esther, »ich habe noch eine letzte Frage an Sie zu richten.«

      »Sprechen Sie,« entgegnete der Notar, indem er seine Ernsthaftigkeit wieder annahm.

      »Was ist aus diesen drei Frauenzimmern geworden?«

      »Ich weiß es nicht. Als ich am Tage nach der Beerdigung in das Haus des Doctor Basilius kam, waren sie verschwunden.«

      VIII.

      Die Berathung

      Gleich allen nervösen Krankheiten war auch die des Eusebius langwierig und schwer. Auf die Gehirnerschütterung, welche sich durch das rasende Delirium äußerte, welches Esther so sehr in Schrecken setzte, folgte ein hitziges Fieber, und auf dieses dann ein Zustand der Ermattung, nicht minder beunruhigend, als die vorhergehenden Phasen der Krankheit. Die geistige Kraft des jungen Mannes schien, wo nicht erloschen, doch wenigstens betäubt zu sein, die fürchterlichen Krisen, denen er unterworfen gewesen war, hatten ihm zugleich die Erinnerung und die Fassungskraft geraubt. Er sprach wenig und schien die meiste Zeit nicht einmal zu bemerken, was rings um ihn her vorging-. Von allen erloschenen Gefühlen erwachte zuweilen nur eines, und dieses wurde durch die Anwesenheit Esther’s an seinem Krankenbett hervorgerufen. Die Liebe zu seiner Frau war durch alles das vermehrt, was die anderen Gefühle verloren hatten. Esther schien der Schutzengel geworden zu sein, der in diesem, durch Leiden erschöpften Körper, die Seele zurückhielt, welche demselben zu entfliehen auf dem Puncte stand. Stundenlang blickte er, seine beiden Hände in den ihrigen liegend, seine Frau an, und wenn diese durch ein Zeichen, ein Wort, eine Bewegung, ihre Zärtlichkeit aussprach, belebte sich der für gewöhnlich matte, todte Blick ihres Gatten mit ungewöhnlichem Glanze, ohne daß der Mund des Kranken ein Wort aussprach, und erinnerte so durch seinen Ausdruck die junge Frau an die süßen und glühenden Schwüre der ersten Tage ihrer Leidenschaft. Wenn dagegen Esther gezwungen war, sich von dem Bette ihres Mannes zu entfernen, wurde Eusebius traurig, unruhig, unglücklich; verlängerte sich diese Abwesenheit, so fand er durch unerhörte Anstrengungen die Sprache wieder, und die Augen von Thränen erfüllt, rief er sie angstvoll. Kam sie zu ihm zurück, so betrachtete er sie mit fieberhafter Unruhe, und als wollte er dem Zeugniß seiner Augen nicht glauben, strich er ihr dann mit den Händen über das Gesicht, befühlte ihre Arme, ihre Knie, und gewann erst einige Ruhe wieder, wenn wenige Worte der Zärtlichkeit, eine Liebkosung, ein Kuß, dem unglücklichen jungen Manne hinlänglich bewiesen hatten, daß es wirklich seine Frau sei, die an seiner Seite stand.

      Von der Vergangenheit, von der furchtbaren Nacht, in welcher er den Beistand des Doctor Basilius aufsuchte, von dessen Tod, von der großen Erbschaft, die dem armen Ehepaare zufiel war nie die Rede; Eusebius hatte Alles vergessen, oder es schien wenigstens so. Er bemerkte nicht einmal die Veränderungen, welche die Erbschaft in seinem Hauswesen hervorgebracht hatte; er nahm die Sorgfalt zahlreicher Diener, die ihn seit seiner Krankheit umringten, in Anspruch, als wäre er von jeher an eine solche Dienerschaft gewöhnt. Er wunderte sich nicht, statt der schmutzigen, finstern Wände der Hütte in der Krokot-Straße, die vergoldeten Tapeten, die reichen Vorhänge des Hotels auf dem Königsplatze zu sehen, in welchem Madame van der Beek seit ihrer Zusammenkunft mit dem Notar Maes ihre Wohnung aufgeschlagen hatte.

      Es ist unnöthig, zu erwähnen, daß die Sorgfalt, welche Eusebius seiner Frau während der Krankheit derselben erwiesen hatte, jetzt von dieser reichlich vergelten wurde. Die besten Aerzte Batavia’s waren herbeigerufen worden, um dem Kranken ihre Pflege zu widmen. Als in dem Zustande ihres Mannes keine Besserung eintrat, vereinigte sie alle zu einer Consultation, und forderte sie auf, ihr Urtheil über das Hinschmachten auszusprechen, welches zu vollenden drohte, was von dem Fieber begonnen worden war.

      Die Jünger des Aeskulap hatten dadurch, daß sie von Europa nach Indien gegangen waren, nichts von den Traditionen ihres Standes verloren, und die Aerzte Batavia’s waren in ihren Urtheilen ebenso von einander abweichend, wie bei ähnlichen Gelegenheiten die von Paris, London oder Amsterdam es nur irgend sein können. Sie theilten sich in zwei Parteien, indem Zwei von ihnen erklärten, Eusebius sei rettungslos verloren, während zwei Andere Esther die schönsten Hoffnungen verliehen. Ein Fünfter schwieg. Sein Ausspruch hätte die Wagschale nach der einen oder andern Seite niederdrücken können; aber wie sehr man auch in ihn drang, begnügte er sich doch damit, zu sagen, der Kranke könnte genesen, wenn sein Zustand sich nicht verschlimmerte; wäre dies aber der Fall, so stände er für nichts.

      In

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