Der Arzt auf Java. Александр Дюма

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Der Arzt auf Java - Александр Дюма

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etwas Anderes, wodurch er erweckt wird, wenn Sie nicht wollen, daß diese Betäubung in den Tod übergehe.«

      Die arme Esther war so betrübt, so unentschlossen, und besonders so ermüdet durch ihr Zögern, daß sie mit dem Entschluß nach Hause zurückkehrte, den Rath des Notar Maes zu versuchen.

      Eines Tages, als Eusebius wieder mehrere Stunden mit dem Kopf gegen die Brust seiner Frau gelehnt zugebracht hatte, und diese, auf dem Bette sitzend, und die Hände des Kranken in den ihrigen haltend, eine größere Ruhe in der Physiognomie ihres Mannes und einen lebhafteren Ausdruck als gewöhnlich in seinem Blicke bemerkte, beschloß sie, zu sprechen.

      »Freund,« sagte sie, »weißt Du, daß wir reich sind?« Eusebius schien gegen ihre Worte so gleichgültig zu sein, daß er mit den weichen Locken ihres schönen Haares spielte.

      »Die Noth, durch die wir so viel zu leide hatten,« fuhr Esther fort« »brauchen wir jetzt nicht mehr zu fürchten. Sieh, fügte sie hinzu, indem sie auf die Decke des Bettes eine Handvoll Goldstücke warf, »wir besitzen tausendmal so viel Gold, als Du hier vor Augen siehst.«

      Eusebius richtete einen Seitenblick auf das Gold, und als ob dessen Gewicht ihm lästig würde, stieß er es von seinem Schooße, so daß die Stücke auf den Teppich rollten. Als dann das liebliche Gesicht Esthers sich über ihn neigte, streiften seine Lippen leise die Stirn seiner Frau.

      »Eusebius,« sagte sie, »fühlst Du Dich denn nicht glücklich, reich zu sein? Bist Du nicht stolz, Deine Frau in reichem Schmuck zusehen?

      Eusebius sah sie mit einem Blicke der Liebe an.

      »Weißt Du wohl,« sprach Esther weiter, »daß ich mich jetzt nicht mehr in den ärmlichen Kleidern zu zeigen wagte, die ich ehedem trug? – Es scheint mir, als würdest Du mich weniger lieben, wenn Du mich so sähest.«

      Eusebius strengte sich an, und antwortete:

      »Habe ich Dich nicht so zuerst gesehen? Habe ich Dich nicht so aufrichtig geliebt? Warst Du nicht schön, und liebte ich Dich nicht, ehe Du reich wurdest?«

      Es war das erste Mal seit seiner Krankheit, daß er so auf den Gedanken seiner Frau einging, dennoch sagte diese, betrübt über den geringen Erfolg, den das durch den Notar gerathene Verfahren hatte: »Liebst Du mich denn noch immer?« – Dabei fand sie in dem Ausdrucke der Zärtlichkeit, der aus den Zügen ihres Mannes leuchtete, den Gedankens ein anderes Mittel zu versuchen.

      »Ja,« erwiederte Eusebius, »und mehr, als ich Dich jemals geliebt habe.«

      »Auf diese Liebe rechne ich,« sagte die junge Frau, »und dennoch fürchte ich zuweilen, daß sie mir entgehen möcht.«

      Eusebius zuckte die Achseln und sagte: »Unmöglich!«

      »Ich hoffe es,« entgegnete sie, »und gleichwohl scheint man darauf gefaßt sein zu müssen, daß die innigsten und aufrichtigsten Gefühle gleich allen Dingen hienieden ihr Ende erreichen.«

      »Wer sagt das? Wer sagt das?« rief Eusebius, indem er sehr blaß wurde.

      »Ein Mann, der eine tiefe Wissenschaft und eine große Menschenkenntniß besaß, ebender, welchem wir unser gegenwärtiges Glück verdanken.«

      »Du willst von dem Doctor Basilius sprechen?«.

      Von ihm selbst.«

      »Ach, der Doctor Basilius!« rief Eusebius indem er krampfhaft sich im Bette aufrecht setzte, und seine Stirn in beide Hände preßte, als wollte er das anstürmende Blut zurückdrängen.–»Der Doctor Basilius! O mein Gott, es ist also wahr! Es ist also kein Traum?«

      »Es ist wahr, daß seine Gelehrsamkeit mich gerettet hat, es ist wahr, daß seine Güte uns bereicherte,« sagte Esther, welche bei der Aufregung ihres Mannes vor Furcht bebte, zu weit gegangen zu sein. – »Das ist wahr.«

      Aber Eusebius hörte sie nicht mehr. Bei dem Namen des Doctors war er leichenblaß geworden; seine irren Augen sahen nichts mehr; seine Zunge stammelte; es schien, als ob das fürchterliche Delirium, welches den ersten Abschnitt seiner Krankheit bildete, zurückkehren wollte.

      »Der Doctor Basilius,« sagte er, »ja, ich erinnere mich! – Der malayische Dolch, der Vertrag, die drei Leichen, die Friesin, die Negerin, das gelbe Weib mit den entsetzlichen Augen, mit den Augen, die in das Herz dringen, wie die Klinge eines Messers. – Ach, es war also wahr; ich habe das Alles nicht geträumt? Ich habe ihn gesehen, ich habe ihn gesehen! Zu mir Esther, zu mir; verlaß mich nicht, nicht eine Minute, hörst Du? Bleibe stets an meine Brust geschmiegt, an mein Herz gedrückt, sonst – sonst kommt der Mensch mit dem dämonischen Lachen und trennt uns!«

      Und der Unglückliche ergriff seine Frau und zog sie so fest an seine Brust, wie in jener Nacht des Sturmes und der Todesqual, in welcher er sie zu verlieren gefürchtet hatte, und der Doctor sie ihm zurückgab.

      Alle diese Bewegungen waren von unzusammenhängenden Worten begleitet. Esther fürchtete nicht nur das Delirium, sondern den Wahnsinn.

      »Mein Freund, mein Freund,« sagte sie, indem sie ihm Gesicht und Hände mit Küssen bedeckte, »im Namen des Himmels, beruhige Dich!«

      Statt sich aber zu beruhigen, zitterte er in ihren Armen, und die junge Frau sah voll Schrecken, wie seine Haare sich auf dem Kopfe sträubten, und kalter Schweiß ihm von der Stirn perlte.

      »Nein,« sagte er, »nein, es gibt nur ein Mittel, um auszuweichen, und zwar, dies verfluchte Land zu verlassen, das ganz mit Geistern und Phantomen bevölkert ist, welche Dich mir rauben wollen, meine theure Innig geliebte! – Ach, laß uns fort, laß uns fort!«

      Und mit einer gewaltigen Anstrengung sprang er aus dem Bette, riß Esther mit sich fort, und stürzte ohnmächtig mitten im Zimmer nieder.

      Esther hielt ihn für todt, stieß lautes Geschrei aus und rief alle Aerzte herbei, welche Eusebius gepflegt hatten. Zum Glück kam keiner von ihnen, und nach Verlauf einer Viertelstunde öffnete Eusebius die Augen wieder.

      Diese furchtbare Krisis war der Beginn seiner Genesung.

      IX.

      Abfahrtsversuche

      Eusebius erwachte ein wenig ruhiger. Aber der Gedanke an die Abreise beherrschte alle übrigen. Esther war weit entfernt, gegen den Willen ihres Mannes zu kämpfen, sondern sagte, sie sei bereit, ihm an das Ende der Welt zu folgen, sobald er die Kraft hätte, die Reise zu ertragen, und diese Aussicht bewirkte bei Eusebius die wunderbare Genesung, zu deren Herbeiführung die Arzneikunst ohnmächtig gewesen war. Unter der Herrschaft des Gedankens, daß von der Herstellung seiner Gesundheit die schnellere oder minder schnelle Abreise abhängig sei, genas der Kranke in viel kürzerer Zeit, als man gehofft.hatte. Nach Verlauf von wenigen Tagen konnte Eusebius, der seit sechs Wochen zu Bett lag, gestützt auf den Arm seiner Frau, schon einen Gang außerhalb des Zimmers machen. Die Nahrungsmittel die er zu sich nahm, vermehrten dann allmälig seine Kräfte, und nach abermals einigen Tagen konnte er kurze Spazierfahrten wagen. Seitdem Tage der großen Krisis hatte er des Doctor Basilius nicht ein einziges Mal erwähnt, aber ebenso wenig auch einen Augenblick aufgehört, an ihn zu denken.

      Eines Tages überraschte ihn Esther, wie er voll Entsetzen den malayischen Crid ansah, mit dem er sich hatte erstechen wollen. Wie kam die Waffe in diese neue Wohnung? Wer hatte sie hierher gebracht? Wer aus den Tisch gelegt, auf welchem der Genesende sie zum ersten Male erblickte? – Niemand vermochte das zu sagen. Eines besonders schien Esther auffallend, daß nämlich Eusebius bei dem Luxus, der ihn umgab, so einfach lebte, wie es nur irgend

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