Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма

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Der Chevalier von Maison-Rouge - Александр Дюма

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auf und ab; dann hielt an, während die zwei Prinzessinnen ihren Spaziergang fortsetzten, wandte sie sich gegen Osten und betrachtete aufmerksam ein Haus, an dessen Fenstern mehrere Personen erschienen. Die eine von ihnen hielt ein weißes Sacktuch.

      Maurice zog ein Augenglas aus seiner Tasche, und während er es richtete, machte die Königin eine große Bewegung, als wollte sie die Neugierigen des Fensters auffordern, sich zurückzuziehen, Doch Maurice hatte bereits einen Männerkopf mit blonden Haaren und bleicher Gesichtsfarbe bemerkt, dessen Gruß beinahe bis zur Demut achtungsvoll war.

      Hinter diesem jungen Mann, denn der Neugierige schien höchstens fünf und zwanzig bis sechs und zwanzig Jahren alt zu sein, stand eine Frau, halb durch ihn verborgen.

      Maurice richtete sein Fernglas nach ihr und macht als er Geneviève zu erkennen glaubte, eine Bewegung die ihn in den Blick brachte. Sogleich warf sich die Frau welche ebenfalls ein Fernglas in der Hand hielt, rückwärts und zog den jungen Mann mit sich. War es wirklich Geneviève? Hatte sie ihrerseits Maurice auch erkannt. Hatte sich das neugierige Paar nur auf die Aufforderung der Königin zurückgezogen?

      Maurice wartete einen Augenblick, um zu beobachte ob der junge Mann und die junge Frau nicht wieder erscheinen würden. Als er aber bemerkte, daß das Fenster leer blieb, empfahl er seinem Collegen Agricola die größte Wachsamkeit, stieg hastig die Treppe hinab und legte sich an der, Ecke der Rue Porte-Foin in Hinterhalt, um zu sehen, ob die Neugierigen des Hauses herausgingen. Vergeben Niemand erschien.

      Er konnte dem Verdachte nicht widerstehen, der ihm das Herz seit dem Augenblick zernagte, wo die Gefährtin der Tochter Tison, so hartnäckig verborgen und stumm geblieben war, und nahm seinen Lauf nach der Rue Vieille-Saint-Jacques, wo er, den Geist ganz verstört von dem seltsamsten Argwohne, anlangte.

      Als er eintrat, saß Geneviève in einem weißen Morgenmantel unter einer Jasminlaube, wo sie sich das Frühstück auftragen zu lassen pflegte. Sie bot Maurice wie gewöhnlich einen herzlichen guten Morgen und lud ihn ein, eine Tasse Chocolade mit ihr zu nehmen.

      Dirmer, welcher mittlerweile auch herbeikam, drückte die größte Freude darüber aus, daß er Maurice zu dieser unerwarteten Stunde des Tages sehe. Doch ehe Maurice die Tasse Chocolade getrunken, die er angenommen, forderte Dirmer, stets voll Begeisterung für sein Gewerbe, seinen Freund den Secretaire von der Section Lepelletier auf, mit ihm einen Gang in die Werkstätten zu machen. Maurice willigte ein.

      »Erfuhren Sie, mein lieber Maurice,« sprach Dirmer, indem er den jungen Mann beim Arm nahm und fortzog, »erfahren Sie eine höchst wichtige Neuigkeit.«

      »Eine politische?« fragte Maurice, beständig von seiner Idee in Anspruch genommen.

      »Ei, lieber Bürger,« erwiderte Dirmer lächelnd, »beschäftigen wir uns mit der Politik? Nein, nein, eine ganz industrielle, Gott sei Dank! Mein ehrenwerther Freund Morand, der, wie sie Sie wissen, einer der ausgezeichnetsten Chemiker ist, hat das Geheimnis eines rochen Maroquin gefunden, wie man ihn bis jetzt noch nicht gesehen, denn er ist unveränderlich. Diese Färbung will ich Ihnen zeigen. Übrigens werden Sie Morand bei der Arbeit sehen, das ist ein wahrer Künstler.«

      Maurice begriff nicht ganz, wie man ein Künstler in rothem Maroquin sein konnte, aber er nahm nichtsdestoweniger den Vorschlag an, folgte Dirmer, durchschritt mit ihm die Werkstätten und sah in einer besonderen Abtheilung den Bürger Morand beim Werke: er hatte seine grüne Brille, trug sein Arbeitskleid und schien wirklich höchsten Grade beschäftigt, das schmutzige Weiß einer Schafshaut in Purpur zu verwandeln; seine Hände und seine Arme, die man unter den zurückgeschlagenen Aermeln erblickte, waren roth bis an die Ellenbogen. Er gab sich in der That mit freudigem Herzen ganz und gar der Cochenille hin, wie Dirmer sagte.

      Völlig in seine Arbeit vertieft, grüßte er Maurice mit dem Kopf.

      »Nun, Bürger Morand,« fragte Dirmer, was sagen wir?«

      »Wir werden hundert tausend Livres jährlich durch dieses Verfahren allein gewinnen. Doch seit acht Tagen schlafe ich nicht mehr und die Säuren haben mir das Gesicht versengt.«

      Maurice ließ Dirmer bei Morand und kehrte zu Geneviève zurück, während er leise murmelte:

      »Man muß gestehen, daß das Gewerbe eines Municipals einen Helden dumm machen würde. Nach acht Tagen im Temple würde man sich für einen Aristokrat, halten und sich selbst anzeigen. Guter Dirmer! Braver Morand! Süße Geneviève? Und ich hatte sie einen Augenblick im Verdacht!«

      Geneviève erwartete Maurice mit ihrem sanften Lächeln, um ihn bis zum Schein den Verdacht vergessen zu lassen, den er in der That gefaßt hatte. Sie war, was sie immer war, sanft, freundschaftlich, reizend.

      Die Stunden, in denen Maurice Geneviève sah, waren die, in welchen er wirklich lebte. Die ganze übrige Zeit hatte er jenes Fieber, das man das Fieber von 93 nenne könnte, welches Paris in zwei Lager theilte und aus dem Dasein einen Kampf zu jeder Stunde machte.

      Gegen Mittag mußte er jedoch Geneviève verlasse und nach dem Temple zurückkehren.

      Am Ende der Rue Saint-Avoye begegnete er Lorin, der von seiner Wache abkam; er marschierte in geschlossen, Reihe, trat aber hervor und ging aus Maurice zu, dessen Gesicht immer noch das süße Glück ausdrückte, das der Anblick von Geneviève stets in sein Herz goß.

      »Ah!« sagte Lorin, seinem Freunde herzlich die Hand schüttelnd:

      »Vergebens birgst Du Dein heimliches Sehnen,

      Nicht das Wort, Dein Seufzen thut's kund.

      Das Schmachten im Busen, im Auge die Thränen,

      Dein Herz überströmt von Liebe zur Stund.«

      Maurice legte die Hand an seine Tasche, um seinen Schlüssel zu suchen. Dies war das Mittel, das er gewählt hatte, um der poetischen Begeisterung seines Freundes einen Damm zu setzen. Doch dieser sah die Bewegung und entfloh lachend.

      »Ah! höre doch,« rief Lorin, der sich nach ein paar Schritten wieder umdrehte, »Du bist noch aus drei Tage im Temple, Maurice; ich empfehle Dir den kleinen Capet.«

      XII.

      Liebe

      Maurice lebte in der That nach einiger Zeit sehr glücklich und sehr unglücklich. Es ist immer so beim Anfang großer Leidenschaften.

      Seine gewöhnliche Arbeit bei der Section Lepelletier, seine Besuche am Abend in der Rue Vieille-Saint-Jacques, sein Erscheinungen da und dort im Club der Thermophylen füllten alle seine Tage aus.

      Er verleugnete sich nicht, daß Geneviève jeden Abend in langen Zügen eine hoffnungslose Liebe trinken hieß.

      Geneviève war eine von den züchtigen, aber scheinbar leichten Frauen, welche treuherzig einem Freunde die Hand reichen, unschuldig ihre Stirne seinen Lippen mit den, Vertrauen einer Schwester oder der Unwissenheit einer Jungfrau nahem, vor denen aber Liebesworte Blasphemie, und materielle Begierden Ruchlosigkeiten zu sein scheinen.

      Gibt es in den reinsten Träumen, welche die erste Weise von Raphael auf die Leinwand befestigt hat, eine Madonna mit lächelnden Lippen, mit keuschen Augen, mit dem himmlischen Ausdrucke, so ist sie es, die man dem göttlichen Schüler von Perugnio entlehnen muß, um daraus das Portrait von Geneviève zu machen.

      Inmitten dieser Blumen, deren Frische und Wohlgeruch sie besaß, abgesondert von den Arbeiten ihres Gatten und von ihrem Gatten selbst, erschien Geneviève Maurice so oft er sie sah, wie ein lebendiges Räthsel, dessen Sinn er nicht errathen konnte, und dessen Schlüssel er nicht fordern wagte.

      Eines

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