Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 105
»Ich danke, Herr Fouquet,« sagte der König mit höflichem Ton, »ich bin Euch erkenntlich für die Absicht, denn ich liebe in der That die guten Pferde; aber Ihr wißt, daß ich nicht reich bin; Ihr wißt es besser, als irgend Jemand, Ihr, mein Oberintendant der Finanzen. Ich kann also, selbst wenn ich wollte, ein so theures Gespann nicht kaufen.«
Fouquet schleuderte einen Blick voll Stolz der Königin Mutter zu, welche über die falsche Stellung des Ministers zu triumphiren schien und erwiederte:
»Der Luxus ist die Tugend der Könige, Sire; der Luxus macht sie Gott ähnlich; durch den Luxus sind sie mehr als die anderen Menschen. Mit dem Luxus nährt und ehrt ein König seine Unterthanen. Unter dem sanften Luxus der Könige entsteht der Luxus der Privatleute, eine Quelle der Reichthümer des Volks. Durch die Annahme des Geschenkes von sechs unvergleichlichen Pferden hätte Seine Majestät die Eitelkeit der Züchter unseres Landes, des Limousin, des Perche, der Normandie, gestachelt, und ein für Alle nützlicher Wetteifer wäre daraus entstanden . . . doch der König schweigt und ich bin folglich verurtheilt.«
Während dieser Zeit machte Ludwig XIV., um sich eine Haltung zu geben, das Papier von Mazarin, auf das er noch keinen Blick geworfen hatte, auf und zu.
Endlich verweilte sein Auge darauf, und schon bei der ersten Zeile stieß er einen leichten Schrei aus.
»Was gibt es denn, mein Sohn?« fragte Anna von Oesterreich, indem sie sich rasch dem König näherte.
»Vom Cardinal,« antwortete der König fortfahrend . . . »Ja, ja, das ist gut von ihm.«
»Geht es ihm denn schlimmer?«
»Leset,« sprach der König und gab das Papier seiner Mutter, als dächte er, Anna von Oesterreich müßte nothwendig lesen, um sich von einer so erstaunlichen Sache, wie die, welche das Papier enthielt, zu überzeugen.
Anna von Oesterreich las ebenfalls. Während sie las, funkelten ihre Augen von einer immer lebhafteren Freude, welche sie vergebens zu verbergen suchte, und die die Blicke von Fouquet anzog.
»Ja, eine förmliche Schenkung,« sagte sie.
»Eine Schenkung?« wiederholte Fouquet.
»Ja,« sagte der König, dem Oberintendanten der Finanzen besonders antwortend, »ja, auf dem Punkte, zu sterben, macht mir der Herr Cardinal eine Schenkung mit seinem ganzen Vermögen.«
»Vierzig Millionen I« rief die Königin. »Ah! mein Sohn, das ist ein schöner Zug vom Herrn Cardinal, der vielen böswilligen Gerüchten widersprechen wird; vierzig Millionen, langsam aufgehäuft, fließen so mit einem Schlag in Masse in den königlichen Schatz; . . . das ist die Handlungsweise eines treuen Untertanen und eines wahren Christen.«
Und nachdem sie noch einmal ihre Augen auf die Urkunde geheftet hatte, gab sie dieselbe Ludwig XIV. zurück, den das Aussprechen dieser ungeheuren Summe ganz zittern machte.
Fouquet war einige Schritte rückwärts gegangen und schwieg.
Der König reichte ihm das Papier ebenfalls.
Der Oberintendant verweilte nur eine Secunde mit seinem hoffärtigen Blick darauf. Dann verbeugte er sich und sprach:
»Ja, Sire, eine Schenkung, wie ich sehe,«
»Ihr müßt antworten, mein Sohn,« rief Anna von Oesterreich.
»Wie dies, Madame?«
»Durch einen Besuch beim Cardinal.«
»Aber ich habe Seine Eminenz erst vor einer Stunde verlassen.«
»Dann schreibt, Sire.«
»Schreiben!» rief der junge König mit einem Widerstreben.
»Ei! mein Sohn,« sagte Anna von Oesterreich, »mir scheint, ein Mann, der ein solches Geschenk gemacht hat, ist wohl berechtigt, zu erwarten, daß man ihm mit einiger Eile, dankt.«
Dann sich gegen den Oberintendanten umwendend:
»Ist das nicht Eure Ansicht, Herr Fouquet?«
»Das Geschenk ist wohl der Mühe werth, ja, Madame,« erwiederte her Oberintendant mit einem Adel, welcher dem König nicht entging.
»Nehmt es also an und dankt,« sprach Anna von Oesterreich.
»Was sagt Herr Fouquet?« fragte Ludwig XIV.
»Seine Majestät will meine Ansicht wissen?«
»Ja.«
»Dankt, Sire . .
»Ah!« machte Anna von Oesterreich.
»Doch nehmt nicht an,« fuhr Fouquet fort.
»Warum nicht?« fragte Anna von Oesterreich.
»Ihr habt es selbst gesagt, Madame,« erwiederte Fouquet, »weil die Könige von ihren Unterthanen Geschenke weder annehmen können, noch dürfen.«
Der König blieb stumm zwischen diesen zwei so sehr entgegengesetzten Ansichten.
»Aber vierzig Millionen!« sagte Anna von Oesterreich.
»Ich weiß es,« sprach Fouquet lachend, »vierzig Millionen sind eine schöne Summe, und eine solche Summe könnte sogar das Gewissen eines Königs in Versuchung führen.«
»Aber, mein Herr,« entgegnete Anna von Oesterreich, »statt den König von der Annahme dieses Geschenkes abwendig zu machen, bemerkt lieber Seiner Majestät, Ihr, dessen Amt es ist, daß diese vierzig Millionen ein Vermögen bilden.«
»Gerade, Madame, weil diese vierzig Millionen ein Vermögen bilden, sage ich zum König: »»Sire, es ist nicht schicklich, daß ein König von einem Unterthanen sechs Pferde von zwanzigtausend Livres annimmt, es ist entehrend, daß er sein Vermögen einem andern Unterthanen zu verdanken hat, der mehr oder minder ängstlich in der Wahl der Materialien war, welche zur Erbauung dieses Vermögens beitrugen.««
»Mein Herr, es steht Euch nicht an, dem König eine Lection zu geben,« sagte Anna von Oesterreich; »verschafft ihm eher vierzig Millionen, um die zu ersetzen, welche Ihr ihn verlieren macht.«
»Der König wird sie haben, sobald er will,« sprach der Oberintendant der Finanzen sich verbeugend.
»Ja, indem Ihr sie vom Volk herauspreßt,« sagte Anna von Oesterreich.
»Ei! Madame,« entgegnete Fouquet, »ist das Volk nicht auch gepreßt worden, als man es die durch diese Urkunde geschenkten vierzig Millionen schwitzen ließ? Uebrigens hat mich Seine Majestät um meine Ansicht gefragt und ich habe sie ausgesprochen; Seine Majestät verlange meine Mitwirkung, und ich werde bemüht sein, zu wirken.«
»Auf, auf, mein Sohn, nehmt das Geschenk an,« sprach Anna von Oesterreich, »Ihr steht über den Deutungen und Gerüchten.«
»Weigert Euch, Sire,« sagte Fouquet. »So lange ein König lebt, hat er kein anderes Niveau, als sein Gewissen, keinen anderen Richter, als seinen Wunsch: doch ist er todt, so hat er die Nachwelt, die ihm Beifall spendet, oder ihn anklagt.«
»Ich danke, meine Mutter,« sprach Ludwig XIV., sich ehrfurchtsvoll vor der Königin verbeugend;