Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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er nicht annimmt, stehst Du, dann will ich ihm meine dreizehn andere Millionen garantiren, ja, ich werde das thun . . . ja . . . Doch der Schmerz kommt; es befällt mich wieder eine Schwäche. Colbert, ich bin sehr krank, ich bin meinem Ende nahe.«

      Colbert bebte.

      Der Cardinal war in der That sehr krank; er schwitzte große Tropfen auf seinem Schmerzenslager, und diese furchtbare Blässe eines von Schweiß triefenden Gesichtes war ein Schauspiel, das der verhärtetste Arzt nicht ohne Mitleid ertragen hätte. Colbert war ohne Zweifel sehr bewegt, denn er verließ das Zimmer, rief Bernouin zu dem Sterbenden und ging in den Corridor.

      Mit einem Ausdruck des Nachsinnens, der seinen gemeinen Kopf beinahe edel erscheinen ließ, auf und ab gehend, die Schultern gerundet, den Hals gespannt, die Lippen leicht geöffnet, um lose Fetzen unzusammenhängender Gedanken herauszulassen, machte er sich Muth zu einem Schritt, den er versuchen wollte, während, nur durch eine Mauer von ihm getrennt, sein Herr weder mehr an die Schätze der Erde, noch an die Freuden des Paradieses, sondern einzig und allein an die Schrecknisse der Hölle denkend, mit Bangigkeiten kämpfte, die ihm klägliche Schreie entrissen.

      Indeß die glühenden Servietten, die örtlichen Heilmittel und Guénaud, den man zum Cardinal zurückberufen hatte, mit wachsender Thätigkeit arbeiteten, sann Colbert, seinen dicken Kopf in beiden Händen haltend, um das Fieber der vom Gehirn erzeugten Pläne zu überwinden, über den Inhalt der Schenkung nach, die er Mazarin in der ersten Stunde der Ruhe, welche ihm sein Leiden gönnen würde, schreiben lassen wollte. Es schien, als ob alle diese Schreie des Cardinals und alle diese Angriffe des Todes auf den Repräsentanten der Vergangenheit Reizmittel für den Geist dieses Denkers mit den dicken Augenbrauen gewesen wären, der sich schon dem Ausgang der neuen Sonne einer wiedergeborenen Gesellschaft zuwandte.

      Colbert kehrte zu Mazarin zurück, als sich die Vernunft wieder bei dem Kranken eingestellt hatte, und bewog ihn, eine folgender Maßen abgefaßte Schenkung zu dictiren:

      »Im Begriff, vor Gott, dem Herrn der Menschen, zu erscheinen, bitte ich den König, der mein Herr auf Erden war, die Güter zurückzunehmen, die mir seine Wohlwollen geschenkt hatte, und die meine Familie in so erhabene Hände übergehen zu sehen glücklich sein wird. Die Liste meiner Güter wird sich, sie ist abgefaßt, auf das erste Verlangen Seiner Majestät und beim legten Seufzer ihres ergebensten Dieners finden.

Jules, Cardinal von Mazarin.«

      Der Cardinal unterzeichnete seufzend; Colbert versiegelte das Paquet und brachte es sogleich in den Louvre, wohin der König zurückgekehrt war.

      Dann ging er wieder nach seiner Wohnung, sich die Hände mit dem Vertrauen eines Arbeiters reibend, der seinen Tag gut angewendet hat.

       VII.

      Wie Anna von Oesterreich Ludwig XIV. einen Rath gab, und wie Herr Fouquet ihm einen andern gab

      Die Nachricht von dem nahe bevorstehenden Ende des Cardinals verbreitete sich rasch und zog wenigstens ebenso viele Menschen in den Louvre, als die Kunde von der Verheirathung von Monsieur, dem Bruder des Königs, welche schon officiell veröffentlicht worden war.

      Kaum war Ludwig XIV. in seine Gemächer, noch ganz träumerisch über die Dinge, die er an diesem Abend gesehen oder gehört hatte, zurückgekehrt, als der Huissier meldete, dieselbe Menge von Höflingen, die sich am Morgen zur Aufwartung gedrängt, zeige sich abermals bei seinem Schlafengehen, eine ganz besondere Auszeichnung, welche man seit der Regierung des Cardinals, äußerst indiscret in seiner Bevorzugung, ohne sich viel darum zu bekümmern, ob es dem König mißfallen dürfte, dem Minister zugestanden hatte.

      Doch der Minister war, wie gesagt, von einem sehr schweren Gichtanfall heimgesucht worden, und die Fluth der Schmeichelei stieg gegen den Thron.

      Die Höflinge haben den wunderbaren Instinct, zum Voraus alle Ereignisse zu riechen; die Höflinge besitzen die oberste Wissenschaft: sie sind Diplomaten, um die großen Entwickelungen schwieriger Umstände aufzuklären, Feldherren, um den Ausgang der Schlachten zu errathen, Aerzte, um die Krankheiten zu heilen.

      Ludwig XIV., den seine Mutter dieses Axiom wie so viele andere gelehrt hatte, begriff, daß Seine Eminenz Monseigneur der Cardinal Mazarin sehr krank war.

      Kaum hatte Anna von Oesterreich die junge Königin in ihre Gemächer zurückgeführt und ihre Stirne von der Last des Ceremonienschmuckes erleichtert, als sie ihren Sohn in dem Cabinet aufsuchte, wo er allein, düster und das Herz geschworen, gleichsam um seinen Willen zu üben, über sich selbst eine von jenen dumpfen und furchtbaren Stimmungen des Zorns, eines Königszorns, ergehen ließ, welche Stimmungen, wenn sie zum Ausbruch kommen, Ereignisse werden und bei Ludwig XIV., in Folge seiner wunderbaren Selbstbeherrschung, so liebreiche Stürme wurden, daß sein aufbrausendster, sein einziger Zorn, der, welchen Saint-Simon mit Verwunderung bezeichnet, der bekannte Zorn war, welcher fünfzig Jahre später wegen eines Verstecks des Herrn Herzogs du Maine losbrach und zum Resultat einen Hagel von Stockstreichen auf den Rücken eines armen Lackeien hatte, der ein Zwieback gestohlen.

      Der König war also, wie wir gesehen, einer schmerzlichen Aufregung preisgegeben, und sagte zu sich selbst, indem er sich in einem Spiegel betrachtete:

      »O König! . . . König dem Namen und nicht der Sache nach! Phantom, leeres Phantom, das du bist! träge Bildfäule ohne eine andere Macht, als die, eine Begrüßung bei den Höflingen hervorzurufen, wann wirst du deinen Sammetarm erheben, deine seidene Hand schließen können? Wann wirst du, um etwas Anderes zu thun, als zu seufzen oder zu lächeln, deine zur albernen Unbeweglichkeit des Marmors einer Gallerie verdammten Lippen öffnen können?«

      Dann fuhr er mit der Hand über seine Stirne, trat Luft suchend an das Fenster und sah unten einige Kavaliere, welche unter sich plauderten, und einige schüchtern neugierige Gruppen. Diese Cavaliere waren eine Abtheilung von der Wache; diese Gruppe bestand aus den Geschäftigen vom Volk, aus den Leuten, für die ein König immer eine Curiosität ist, wie ein Rhinoceros, ein Krokodil! oder eine Schlange.

      Er schlug sich mit der fischen Hand vor die Stirne und rief:

      »König von Frankreich! welch ein Titel! Volk von Frankreich! welche Masse von Geschöpfen! Und ich kehre in meinen Louvre zurück, kaum ausgespannt, rauchen meine Pferde noch, und ich habe gerade hinreichend Interesse erregt, daß kaum zwanzig Neugierige mich vorübergehen sehen . . . Was sage ich! Nein, es gibt nicht zwanzig Neugierige für den König von Frankreich. Es gibt nicht einmal zehn Bogenschützen, um über meinem Haus zu wachen: Bogenschützen, Voll, Garden, Alles ist im Palais Royal. Mein Gott! warum? Habe ich, der König, nicht das Recht, Euch dies zu fragen?«

      »Weil,« antwortete hierauf eine Stimme, welche jenseits des Thürvorhangs vom Cabinet ertönte, »weil im Palais Royal alles Gold, das heißt, alle Macht desjenigen ist, welcher regieren will.«

      Ludwig wandte sich hastig um. Die Stimme, welche diese Worte ausgesprochen hatte, war die von Anna von Oesterreich. Der König bebte, ging seiner Mutter entgegen und sagte:

      »Ich hoffe, Eure Majestät hat keine Aufmerksamkeit den leeren Declamationen geschenkt, zu denen die bei den Königen einheimische Einsamkeit und Langweile die glücklichsten Charaktere veranlassen.«

      »Ich habe nur Eines bemerkt, mein Sohn: daß Ihr Euch beklagtet.«

      »Ich! keines Weges,« sprach Ludwig XIV., »in der That nicht; Ihr täuscht Euch, Madame.«

      »Was machtet Ihr denn, Sire?«

      »Es kam mir vor, als stände ich unter der Ruthe meines Lehrers und hätte einen rhetorischen Gegenstand zu entwickeln.«

      »Mein

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