Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 98

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

Скачать книгу

sagten. Eure Eminenz sei von einer unheilbaren Krankheit befallen; ich habe die Consultation unterzeichnet in meiner Brieftasche bei mir. Will Eure Eminenz Kenntniß davon nehmen, so wird sie den Namen von allen den unheilbaren Uebeln sehen, die wir entdeckt haben. Es findet sich vor Allem . . . «

      »Nein! nein!« rief Mazarin, das Papier zurückstoßend. »Nein, Guénaud, ich ergebe mich! ich ergebe mich!«

      Hierauf trat ein tiefes Stillschweigen ein, der Cardinal sammelte seine Geister und Kräfte wieder und sagte dann:

      »Es gibt noch etwas Anderes; es gibt die Empyriker, die Charlatans. In meiner Heimath werfen sich diejenigen, welche die Aerzte verlassen, in die Arme der Quacksalber, von denen sie zehnmal getödtet, aber hundertmal gerettet werden.«

      »Bemerkt Eure Eminenz nicht, daß ich seit einem Monat zehnmal die Arzneimittel verändert habe?«

      »Ja . . . Nun?«

      »Nun, ich habe fünfzigtausend Livres ausgegeben, um allen diesen Burschen ihre Geheimnisse abzukaufen: die Liste ist erschöpft, meine Börse auch. Ihr seid nicht geheilt, und ohne meine Kunst wäret Ihr todt.«

      »Es ist vorbei,« murmelte der Cardinal, »es ist vorbei.«

      Er schaute mit einem düsteren Blick auf seinen Reichthümern umher.

      »Ich werde dies Alles verlassen müssen!« seufzte er. »Ich bin todt, Guénaud, ich bin todt!«

      »Oh! noch nicht, Monseigneur,« sagte der Arzt.

      Mazarin ergriff seine Hand und fragte, indem er zwei große, starre Augen auf das unempfindliche Gesicht des Arztes heftete:

      »In wie viel Zeit?«

      »Monseigneur, man sagt das nie.«

      »Es mag sein, gewöhnlichen Menschen, doch mir . . . mir, bei dem jede Minute einen Schatz werth ist; sage es mir, Guénaud, sage es mir!«

      »Nein, nein, Monseigneur.«

      »Ich will es haben, ich will es haben. Oh! gib mir einen Monat, und für jeden von diesen dreißig Tagen bezahle ich Dir hunderttausend Livres,«

      »Monseigneur.« entgegnete Guénaud mit fester Stimme, »Gott schenkt Euch die Gnadentage und nicht ich. Gott schenkt Euch nur vierzehn Tage!«

      Der Cardinal stieß einen schmerzlichen Seufzer aus, fiel auf sein Kopfkissen zurück und flüsterte:

      »Ich danke Euch, Guénaud.«

      Der Arzt wollte sich entfernen; doch der Sterbende erhob sich noch einmal und sprach mit flammenden Augen:

      »Still geschwiegen, Guénaud, still geschwiegen!«

      »Monseigneur, seit zwei Tagen weiß ich das Geheimniß; Ihr seht, daß ich es wohl bewahrt habe.«

      »Geht, Guénaud, ich werde für Euer Glück Sorge tragen. Geht und heißt Brienne mir einen Commis schicken, den man Herrn Colbert nennt.«

       IV.

      Colbert

      Colbert war nicht fern. Er hatte sich den ganzen Abend in einem Corridor aufgehalten, wo er mit Bernouin und Brienne plauderte und mit der gewöhnlichen Geschicklichkeit der Hofleute Commentare zu den Neuigkeiten machte, welche, wie Luftblasen auf dem Wasser, auf der Oberfläche jedes Ereignisses erschienen. Es ist ohne Zweifel Zeit, mit einigen Worten eines der interessantesten Portrait? dieses Jahrhunderts zu entwerfen, und es vielleicht mit so viel Wahrheit zu zeichnen, als dies nur Maler jener Zeit thun konnten. Colbert war ein Mann, auf den der Geschichtschreiber und der Moralist ein gleiches Recht haben.

      Er war dreizehn Jahre älter, als Ludwig XIV., sein künftiger Herr. Von mittlerem Wuchse, eher mager als fett, hatte er ein tiefliegendes Auge, eine gemeine Miene und dicke, schwarze, spärliche Haare, was ihn, wie die Biographen seiner Zeit sagen, frühe die Plattmütze nehmen ließ. Ein Blick voll Strenge, voll Härte sogar, eine Art von Steifheit, welche für die Untergeordneten Stolz, für die Höheren eine Affectation strenger Tugend war; ein trotziges Gesicht bei allen Dingen, selbst wenn er sich allein in seinem Spiegel betrachtete . . . dies war das Aeußere unseres Mannes.

      In moralischer Hinsicht rühmte man die Tiefe seines Talents im Rechnungswesen, seinen erfindungsreichen Geist, um selbst der Unfruchtbarkeit einen Ertrag abzunöthigen.

      Colbert hatte den Einfall gehabt, die Gouverneurs der Gränzfestungen zu zwingen, die Garnisonen ohne Sold, aus dem, was sie von den Contributionen bezogen, zu ernähren. Eine so kostbare Eigenschaft gab dem Herrn Cardinal Mazarin den Gedanken, Joubert, seinen Intendanten, der kurz zuvor gestorben war, durch Herrn Colbert zu ersetzen, der die Portionen so gut zu benagen wußte.

      Colbert schwang sich allmälig bei Hofe empor, trotz der Mittelmäßigkeit seiner Geburt, denn er war der Sohn eines Mannes, der Wein verkaufte, wie sein Vater, welcher sofort mit Tuch und dann mit Seidenstoffen gehandelt hat.

      Anfangs zum Kaufmann bestimmt, war Colbert zuerst Commis in einem Handelsgeschäft in Lyon, das er verließ, um in Paris in die Schreibstube eines Anwalts beim Chatelet, Namens Biterne, einzutreten. So lernte er die Kunst, eine Rechnung zu stellen, und die noch viel kostbarere Kunst, eine Rechnung zu verwirren.

      Die Steifheit von Colbert kam diesem vortrefflich zu Statten, so wahr ist es, daß das Glück, wenn es eine Laune hat, jenen Frauen des Alterthums gleicht, deren Phantasie nichts bei dem Physischen und Moralischen der Dinge und der Menschen zurückschreckt. Colbert, der bei Michel Letellier, Staatssecretaire im Jahr 1646, durch seinen Vetter Colbert, Grundherrn von Saint-Ponange, welcher ihn begünstigte, ein Unterkommen gefunden hatte, erhielt eines Tages vom Minister einen Auftrag an den Cardinal Mazarin.

      Seine Eminenz der Cardinal erfreute sich damals noch einer blühenden Gesundheit, und die schlimmen Jahre der Fronde hatten für ihn noch nicht dreifach und vierfach gezählt. Er war in Sedan, sehr tief in eine Hofintrigue verwickelt, wobei Anna von Oesterreich, seine Sache verlassen zu wollen schien.

      Letellier hielt alle Fäden dieser Intrigue in seinen Händen.

      Er hatte von Anna von Oesterreich einen für ihn sehr kostbaren und für Mazarin sehr gefährlichen Brief erhalten; doch da er schon die doppelte Rolle spielte, die ihn so gut unterstützte, und stets zwei Feinde nährte, um aus dem einen und aus dem andern Nutzen zu ziehen, sei es dadurch, daß er sie noch mehr entzweite, als sie es schon waren, sei es, daß er sie versöhnte, so wollte Michel Letellier Mazarin den Brief von Anna von Oesterreich schicken, damit er Kenntniß davon nähme und ihm dem zu Folge für einen so artig geleisteten Dienst Dank wüßte.

      Den Brief überschicken war leicht; ihn nach der Mittheilung wiederzubekommen, darin lag die Schwierigkeit. Letellier schaute umher, und als er den schwarzen, mageren Commis erblickte, der mit gefalteter Stirne m seiner Kanzlei kritzelte, zog er ihn dem besten Gendarme zur Ausführung seines Planes vor.

      Colbert sollte nach Sedan mit dem Befehl abreisen, den Brief Mazarin mitzutheilen und dann Letellier zurückzubringen.

      Er hörte den Befehl, den man ihm ertheilte, mit ängstlicher Aufmerksamkeit an, ließ sich den Inhalt zweimal wiederholen und erkundigte sich auf das Genauste, ob das Zurückbringen ebenso nothwendig sei, als das Mittheilen.

      »Nothwendiger,« antwortete Letellier.

      Dann brach er auf, reiste wie ein Courier, ohne Rücksicht auf

Скачать книгу